FREMDE HEIMAT. Petra E. Jörns. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Petra E. Jörns
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783957658920
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selben Moment tauchte Mabuto in der sich öffnenden Tür auf. Er stierte an Alan vorbei ins Nichts und trat aus dem Raum, ohne von ihm Notiz zu nehmen.

      Der Commander wurde nun in der offenen Tür sichtbar. »Ah, Mister McBride. Kommen Sie herein.«

      Alan gehorchte, schloss das Schott hinter sich, strich die Haare aus seiner Stirn und nahm Haltung an. »Sir.«

      »Setzen Sie sich, Mister McBride.« Der Commander zeigte auf einen Stuhl vor dem Tisch, hinter dem er saß und auf dem mittig platziert Alans Notepad lag.

      Darum ging es also.

      Alan gehorchte.

      In der Ecke zischelte der Kaffeeautomat. Er war der einzige Gegenstand im Raum, der ihm eine persönliche Note verlieh. Alan glaubte, Kaffeeduft zu riechen.

      »Ich habe mir die Daten angesehen, die Sie zusammengestellt haben. Gute Arbeit. Wie sind Sie darauf gekommen?«

      »Ich habe einen Versorgungsstützpunkt gesucht, den die Irhog vielleicht nicht kennen …« Kein guter Anfang. Das klang, als wollte er White eine reinwürgen. »… und da stieß ich auf den Namen der Krail-on. Dann habe ich die Bordbibliothek durchsucht und bin auf Doktor Boldens Bericht gestoßen. Der Rest war einfach.«

      »Ich habe selber schon mit der Idee gespielt.« Delacroix tippte mit dem Zeigefinger an seinen Mund und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Was macht Sie so sicher, dass eine Kontaktaufnahme positiv verläuft?«

      »Nichts, Sir«, gestand Alan. »Aber wir sollten es versuchen. Wenn uns die Kontaktaufnahme gelingt, dann eröffnen sich uns vielleicht ungeahnte Möglichkeiten. Vielleicht mehr als Proviant und Energiereserven. Vielleicht sogar Verbündete gegen die Irhog … oder ein Platz, wo wir leben können.«

      Der Commander musterte ihn. Minuten schienen zu verstreichen, bis er sich endlich vorbeugte und die Hände auf die Tischplatte legte. »Halten Sie sich vor Misses White zurück. Mag sein, dass Sie glauben, dass es nicht mehr von Interesse ist, weil Sie ohnehin keine Zukunft mehr haben. Aber Sie sollten Ihre Möglichkeiten auf diesem Schiff nicht unterschätzen.«

      Wovon redete er da? Welche Möglichkeiten?

      Mabuto. Der Commander hatte von Konsequenzen gesprochen. Wollte er etwa Mabuto als Zweiten Offizier absetzen? Und er, Alan, sollte der Ersatz …

      Gott im Himmel, als ob er sich in dieser Lage für seine Karriere interessieren würde! Das meinte er nicht im Ernst.

      »Haben Sie mich verstanden, Mister McBride?«

      »Aye, Sir.«

      »Gut.« Delacroix nickte ihm zu. »Sie können gehen.«

      Alan stand auf. »Heißt das, Sie nehmen meinen Vorschlag an?«

      »Ich dachte, ich hätte mich klar genug ausgedrückt.« Delacroix' Miene war undeutbar. »Vergessen Sie Ihr Notepad nicht, Lieutenant.«

      »Aye, Sir.« Alan wurde flau, als er nach dem Pad griff.

      Also die Krail-on.

      Hoffentlich irrte er sich nicht.

      Ohrenbetäubender Lärm schlug Alan entgegen, als er mit Dean die Kantine betrat.

      »Hipp, hipp, hurray! Hipp, hipp, hurray! Hipp, hipp, hurray!«

      Jemand johlte. »Wooooooow!« Lachen ging in Applaus und Tellergeklapper unter.

      Seit die Offiziersmesse einem Treffer der Irhog zum Opfer gefallen war, mussten die Offiziere mit der Mannschaft essen, in einem eigens abgetrennten Bereich, aber bei der Essensausgabe gab es nur eine Schlange.

      Angesichts des Jubels prallte Alan zurück, als wäre er gegen eine Glasscheibe gelaufen.

      Die Nachricht von der Antarctica hatte sich offensichtlich schnell herumgesprochen. Wie dumm waren die Leute eigentlich?

      Ein Rempler von Dean trieb Alan in den Raum hinein. »Na, wie fühlt man sich als Liebling des Commanders?«, grinste er. Dean hatte wie immer alles als Erster erfahren.

      »Lass das!«

      »White wird kotzen.«

      »Pass auf, was du sagst, verdammt!«

      »Was gibt’s denn Leckeres?« Dean studierte den Aushang und seufzte. »Weshalb hab ich auch angenommen, es könnte heute etwas anderes sein?« Trotzdem griff er nach einem Tablett und einem Teller und reihte sich in die Schlange der Wartenden ein.

      »Du weißt, dass wir mit dem Proviant sparsam umgehen müssen.« Seinerseits mit Teller und Tablett ausgerüstet gesellte sich Alan zu Dean.

      »Ich weiß. Aber träumen wird man ja wohl noch dürfen.«

      »Ich möchte wissen, von was du träumst.«

      »Von einem Steak. Schön medium. Mit einem Berg von Bratkartoffeln.« Dean schloss schwärmerisch die Augen.

      »Idiot.«

      »Nein, wirklich.« Dean sah Alan an. »Ein riesiges Steak. Ich würde wer weiß was dafür geben, so etwas noch einmal essen zu können.«

      »Schokoladeneis«, flüsterte eine Stimme hinter ihnen.

      Als sich Alan umdrehte, entdeckte er Yael, die ihn durch einen Vorhang aus braunen Locken musterte. Ihre Augen schimmerten.

      Alan fröstelte plötzlich. »Die Krail-on werden uns bestimmt Proviant überlassen. Da bin ich sicher.«

      »Ja, nachdem sie uns massakriert haben«, tuschelte jemand. »Was denkt sich der Alte dabei? Dass die nur darauf warten, sich mit uns zu verbrüdern? Unfug sage ich.«

      Alan erstarrte. Das war offene Insubordination.

      »Halt den Mund!« Eine ängstlichere Stimme. Chinesischer Akzent.

      »Ist doch wahr!« Laut genug, damit es alle in der Schlange hörten. »Da kriegen wir ne Nachricht von der Antarctica und der Alte setzt alles aufs Spiel, indem er vorher mit diesen Krallon verhandeln will. Was, wenn die mit den Irhog unter einer Decke stecken? Wird Zeit, dass wir die da oben zur Vernunft bringen!«

      Langsam drehte sich Alan um, um den Redner ausfindig zu machen. Er entdeckte zwei Crewmen, die ihre leeren Teller zum Geschirrwagen trugen.

      »Nimm mal«, sagte Alan zu Dean und schob ihm das Tablett zu.

      »Alan.« Beschwichtigend legte Dean die Hand auf Alans Arm.

      Doch der streifte sie ab, trat auf die beiden Crewmen zu und verstellte ihnen den Weg.

      »Wie ist Ihr Name?«

      »Crewman Koh, Sir.«

      Der Chinese wollte an ihm vorbeischlüpfen, aber Alan hielt ihn fest.

      »Entschuldigen Sie bitte, Sir.« Koh zitterte spürbar. »Es soll nicht wieder vorkommen.«

      »Das will ich hoffen. Und wie ist Ihr Name?« Alan ließ Koh los.

      Der andere stellte erst sein Tablett ab, bevor er sich zu Alan umdrehte. Breitbeinig baute er sich vor ihm auf und blickte auf ihn herab. »Crewman Hancock … Sir.«

      »Ich empfehle Ihnen, künftig zuerst nachzudenken, bevor Sie Ihre Meinung verbreiten, Mister Hancock. Was wäre wohl passiert, wenn an meiner Stelle der Commander oder der Erste Offizier Sie gehört hätten?«

      »Was glauben Sie, Sir?« Hancock grinste.

      »Ich glaube, dass Sie Glück gehabt haben. Aber wenn ich noch einmal solche Reden höre, gleichgültig von wem, dann weiß ich, an wen ich mich halten muss. Haben Sie mich verstanden?«

      »Aye, Sir.«

      »Gut. Dann denken Sie das nächste Mal daran, wenn Sie essen gehen, dass wir bald nichts mehr zu essen haben werden, wenn uns die Krail-on nichts geben, Mister Hancock.«

      »Ja,