FREMDE HEIMAT. Petra E. Jörns. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Petra E. Jörns
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783957658920
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weiß, was gespielt wird, kann ich nicht auf ihn verzichten. Und …«

      »Warum haben Sie ihn dann nicht gleich mit ihr reden lassen? Jetzt ist es vielleicht zu spät.«

      »Ich hatte meine Gründe. Und außerdem brauche ich ihn, damit die Mannschaft ihren Helden hat. Sie haben doch selbst gesagt, dass die Stimmung der Crew sich seit seinem Sieg gegen den Krail-on wesentlich gebessert hat.«

      »Und wenn er stirbt, bevor ich eine Behandlungsmöglichkeit gefunden habe? Wenn er vor den Augen der Crew zusammenbricht? Was dann?«

      »Er wird nicht zusammenbrechen, dafür ist er zu stur. Und wie groß ist denn die Wahrscheinlichkeit, dass Sie ihn retten können? Helfen Sie mit dieser Hoffnung nicht eher sich selbst als Mister McBride?«

      »Oh nein, Mister Mabuto. Darauf falle ich nicht herein. Tatsache ist, dass Sie ihn opfern wollen. Zum Wohl der Crew meinetwegen, aber Sie wollen ihn opfern.«

      »Das hat er selbst schon so vor dem Kampf entschieden. Machen Sie das, was er erreicht hat, nicht kaputt, indem Sie Ihr eigenes Wohl in den Vordergrund stellen.«

      »Mein Wohl? Haben Sie sich schon gefragt, ob es Ihnen nicht vielleicht zu leicht fällt, ihn zu opfern? Ob es Ihnen vielleicht ganz gelegen kommt, wenn er stirbt?«

      »Doktor Hayes, Sie vergessen sich!«

      »Oh nein! Ich tue nur meine Pflicht. Er hat ein hübsches Gesicht, er ist jung und er hat Mumm. Die Crew verehrt ihn. Was können Sie dagegenhalten?«

      »Doktor Hayes«, knurrte Mabuto. »Unterschätzen Sie mich nicht. Auch ich tue nur meine Pflicht – auch wenn es mir schwerfällt.«

      »Ist das Ihr letztes Wort?«

      »Das ist es.«

      »Und was soll ich tun, damit Ihr Held nicht vorzeitig zusammenbricht?«

      »Lassen Sie sich etwas einfallen! Führen Sie die Behandlung ambulant durch. Sie sind der Arzt.«

      »Sie machen es sich verdammt einfach! Und wenn er sich widersetzt?«

      »Seien Sie kompromissbereit. Dann wird er es auch sein.«

      »Herzlichen Dank!«

      »Und rufen Sie mich bitte, bevor Sie ihn die Krankenstation verlassen lassen.«

      »Misstrauisch? Auf wen?«

      »Ich bin nur vorsichtig, Doktor Hayes. Guten Tag!«

      Kurz herrschte Schweigen. Dann näherten sich Schritte dem Schott.

      »Einen Moment noch«, ertönte Hayes' Stimme. »Bevor ich es vergesse. Ich glaube, dass sich jemand bei den Antidepressiva bedient. Die Zahlen können einfach nicht stimmen.«

      Die Schritte hielten inne. »Haben Sie einen Verdacht?«

      »Nein. Mit Ihrer Erlaubnis wollte ich den Code zu den Medikamentenvorräten ändern.«

      »In Ordnung. Tun Sie es und geben Sie mir den veränderten Code.«

      »Wie Sie wünschen, Sir.«

      Alan befeuchtete seine Lippen. Mabuto benutzte ihn wie … wie man ein Streichholz zum Anzünden benutzte und anschließend wegwarf. Aber er half ihm damit hier heraus. Hatte er Mabuto nicht ebenso benutzt?

      In diesem Augenblick kam Hayes zu ihm zurück. Die Hände in den Taschen ihres Kittels sah sie ihn an.

      »Ich habe es gehört«, kam Alan ihr zuvor. »Können Sie es mir erklären?«

      Sie zögerte kurz, ehe sie ihm antwortete. »Sie haben eine immunogene Nephritis. Die Ergebnisse meiner Simulationen haben sich bestätigt. Ihr Körper reagiert mit Antikörpern auf den Gift-Gegengift-Komplex und verhindert so, dass er abgebaut und ausgeschieden werden kann. Dadurch werden Ihre Nieren geschädigt. Wenn wir nichts dagegen unternehmen, kann es zum Nierenversagen kommen.«

      »Muss ich hierbleiben?«

      »Interessiert es Sie nicht, zu erfahren, ob ich etwas dagegen tun kann?«

      »Am Ergebnis wird sich letztendlich nichts ändern. Das haben Sie selbst gesagt.«

      Hayes’ Gesicht verhärtete sich. »Na schön! Hier ist mein Angebot: Sie werden Ihren Sender wieder tragen und alle drei Tage hierherkommen, damit wir eine Dialyse durchführen können. Die Erste führen wir jetzt sofort durch. Und falls mir irgendetwas an den Werten nicht gefällt, die mir Ihr Sender übermittelt, werde ich Sie rufen lassen und von oben bis unten durchchecken. Das Gleiche gilt, wenn Sie merken, dass es Ihnen schlechter geht. Sind wir uns einig?«

      Alan nickte. »Aye, Ma’m.«

      »Ich verstehe Sie nicht, Mister McBride. Weshalb lassen Sie nicht zu, dass ich Ihnen helfe?«

      Alan biss sich auf die Unterlippe und ignorierte ihren Blick. »Bringen wir es hinter uns.«

      »Dann legen Sie sich bitte wieder hin. Wir werden die Dialyse hier durchführen.«

      Er gehorchte und wartete mit stoischer Miene auf das, was kommen würde.

      Nach drei Stunden entließ sie ihn endlich mit drei verschiedenen Pillen in den Hosentaschen und einer Handvoll guter Ratschläge.

      »Trinken Sie viel«, sagte sie zum Abschied. »Das heißt mindestens zwei Liter Flüssigkeit täglich, besser jedoch drei Liter. Und wenn es Ihnen nicht gar zuwider ist, am besten in Form von Wasser.«

      »Kein Problem.«

      »Und achten Sie bitte darauf, dass das, was Sie trinken, auch wieder ausgeschieden wird. Sollte sich ein Missverhältnis einstellen, melden Sie sich bei mir.«

      »Soll ich es abmessen oder genügt eine grobe Schätzung?«

      Ein Lächeln huschte über Hayes’ Gesicht. »Eine Schätzung genügt völlig. Aber zur Sicherheit können wir den Urin auch über einen Blasenkatheter sammeln.«

      »Nur über meine Leiche!«, knurrte Alan.

      Hayes’ Lachen klang unecht.

      »Denken Sie noch einmal über mein Angebot nach«, setzte sie leise hinzu.

      »Wozu?«

      Sie schwieg, zog einen Rolltisch heran und deutete auf Alans Bauch. Seufzend schob Alan sein Shirt nach oben. Mit sanften Fingern führte sie den Schlauch für den Sender wieder in seine Bauchdecke ein.

      »Wenn Sie so weiter machen, sieht mein Bauch bald aus wie ein Schweizer Käse«, murrte Alan.

      »Ich bin sicher, dass ich immer eine Stelle finden werde, an dem ich den Sender platzieren kann.«

      »Geben Sie’s zu: Sie quälen mich gern.«

      »Sie sollten daran denken, bevor Sie mich wieder ärgern.«

      »Ich werd’s nicht vergessen.«

      Hayes schüttelte mit einem Lächeln den Kopf. Endlich ließ sie ihn gehen.

      Er war frei.

      Ich protestiere hiermit auf das Schärfste gegen das Verbot des Basislagers, den Spuren der Einheimischen zu folgen, auf die wir vor wenigen Tagen bei der Erschließung gestoßen sind. Nach wie vor stehe ich zu meiner Entscheidung, die Spuren von den Teammitgliedern Schönlau und Tonokatsu untersuchen zu lassen, und hoffe, dass Sie im Nachhinein meine Meinung unterstützen. Ein überschrittener Zeitplan aufgrund von Wartungsdefiziten im Gerätepark kann nicht als Grund herangezogen werden, um die Erhebung überlebenswichtiger Daten zu verhindern.

      Protestnote des ExCo-Teamleiters auf Epsilon 5, Dr. Goran Vaclav, an das Zentralbüro der ExCo Inc. in Paris

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