Feuerjäger: Sammelband. Susanne Pavlovic. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Susanne Pavlovic
Издательство: Bookwire
Серия: Feuerjäger
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958691506
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erklärte Lomir. »Er sagte, der Markstein würde die Person finden, die sich im Besitz der Schädel befindet. Unsere Feuerdame hat zwei. Fünf sind es insgesamt. Also hat sich der Markstein, nachdem er ja nicht bei zwei Personen gleichzeitig sein kann, die Person mit der größeren Anzahl an Schädeln ausgesucht, nämlich den Zwerg.«

      »Interessante Theorie«, sagte Nardon. »Wenngleich hoch spekulativ.«

      »Wir müssen uns diesen Zwerg ohnehin vorknöpfen«, sagte Pintel. »Allein schon wegen des Marksteins.«

      »Es sollte nicht schwer sein, diese Person ausfindig zu machen«, überlegte Nardon. »Selbst in einer Großstadt wie Dalen gibt es nur eine begrenzte Anzahl an Schmieden.«

      »Ich würde lieber die Frau ausfindig machen«, sagte Pintel sehnsüchtig.

      »Eine Menschenfrau?«, fragte Lomir interessiert.

      »Ja.«

      »Schade ... Na ja, macht nichts. Niemand ist perfekt.«

      »Diese schon«, sagte Pintel. »Ihr hättet sie sehen sollen. Dieses Gesicht! Diese Augen, und ich schwöre, sie hatte die hübscheste Nase, die ich je gesehen habe!«

      »Und sonst?«, fragte Lomir. »So vom Hals abwärts?«

      Ein seliges Lächeln breitete sich über Pintels Gesicht aus.

      »Sie hat also wie der Zwerg einen hohen Wiedererkennungswert«, fasste Nardon trocken zusammen und ertrug stoisch die vernichtenden Blicke seiner beiden Gefährten. »Nun, ich nehme an, den Zwerg zu finden, heißt sie zu finden, oder umgekehrt. Als Nächstes müssen wir die Frage nach dem Wann klären. Welche Jahreszeit war zu erkennen?«

      »Äh«, sagte Pintel verwirrt. »Hab ich jetzt nicht so drauf geachtet.«

      »Welche Kleidung trugen die Personen?«

      »Ganz normal. Hemd und Hosen.«

      »Das ist nicht sehr aussagekräftig. Versuchen wir’s anders. Du sprachst anfangs von einem Fluss. Wie viel Wasser führte er?«

      »Viel«, sagte Pintel. »Jetzt fällt es mir wieder ein! Sie hatten Marktstände auf den Brücken, und flüchtig habe ich Kübel voller kleiner gelber Blumen gesehen … Butterblumen vielleicht …«

      »Also Frühling«, stellte Nardon fest. »Die wirklich interessante Frage lautet nun: War dies ein Blick in die Zukunft oder in die Vergangenheit?«

      »Keine Ahnung«, sagte Pintel ratlos.

      »Wenn es ein Blick in die Vergangenheit ist, könnte es wertlos sein«, sagte Lomir. »Das Bild wäre dann mindestens ein halbes Jahr alt. Wer weiß dann, ob der Zwerg den Markstein noch hat. Er könnte ihn in dieser Zeit verkauft haben.«

      »Aufschluss über den Weg des Marksteins«, zitierte Nardon. »Gehen wir also davon aus, dass dieser Weissager uns bei richtiger Anwendung eine Information liefert, die für uns von Nutzen ist. Das bedeutet, entweder war es ein Blick in die Zukunft, und die Szene spielt sich im kommenden Frühling ab. Oder es war ein Blick in die Vergangenheit, dann sollte der Markstein sich noch immer an diesem Ort befinden, denn sonst wäre die Information ja nutzlos.«

      »Dann ist Dalen die nächste Station auf unserer vergnügten kleinen Rundreise«, sagte Lomir. »Leute, es wird Winter! Wir sollten das Herumreisen langsam einstellen. Ich möchte wirklich nicht irgendwo im Nirgendwo im Schnee stecken bleiben.«

      »Lasst uns die weitere Vorgehensweise besprechen, wenn die Gruppe wieder komplett ist«, schlug Nardon vor. »Falls sie es jemals wieder wird, meine ich.«

      »Könnte einer von euch mal nach Krona sehen?«, bat Pintel. »Ich wüsste wirklich gerne, ob es ihr gut geht.«

      »Warum machst du’s nicht selbst?«, fragte Lomir, und Pintel winkte eilig ab.

      »Als ich sie zuletzt sah, drückte sie mich an die Wand, und meine Füße waren in der Luft. Ich habe wirklich keine Lust, das zu wiederholen.«

      »Das ist ein Argument«, sagte Lomir grinsend. »Wartet hier, ich geh mal nach ihr sehen.«

      Kurz darauf kam er zurück, das Gesicht ungewöhnlich ernst.

      »Und?«, fragte Pintel ungeduldig. »Was hat sie gesagt?«

      »Sie hat gesagt, wir können sie alle mal, äh ... in Ruhe lassen«, berichtete Lomir. »Und sie war ganz verheult.«

      »Was?!«

      »Ja«, sagte Lomir. »Das gibt mir auch zu denken. Sie ist nicht so der Typ, der in Tränen ausbricht, nur weil sie sich einen Fingernagel abgebrochen hat.«

      »Wir tun, was sie sagt, und lassen sie in Ruhe«, sagte Nardon. »Schließlich haben wir noch einen weiteren Patienten, um den wir uns kümmern müssen.«

      »Das wird nicht nötig sein«, kam Fenrirs Stimme so unvermutet aus den Schatten unter der Treppe, dass sie alle vor Schreck zuckten und nach ihren Waffen griffen.

      »Götter, Fenrir«, sagte Lomir und ließ den Griff seiner Axt los. »Wie oft willst du uns heute noch erschrecken?«

      »Ich entschuldige mich in aller Form«, sagte Fenrir und kam aus den Schatten. Er trug seine übliche Kleidung und Ausrüstung und wirkte völlig unverändert. »Es war nicht geplant, euch jemals mit diesem Teil meiner Persönlichkeit in Kontakt zu bringen.«

      »Und du hattest nicht das Gefühl, es könnte uns interessieren?!«, polterte Lomir, und seine Stimme erzeugte eine Vielzahl von Echos in der Halle. »Götter! Du bist ein … ein …«

      »Wandler«, half Pintel aus.

      »Ein Wandler!«, fuhr Lomir fort. »Vielleicht hättest du uns das mal mitteilen können?«

      »Welchen Unterschied hätte es gemacht?«, fragte Fenrir. Auf seiner Stirn stand eine steile Falte, und seine gelben Augen gingen unruhig hin und her.

      »Ich hätte nicht dich gebeten bei dieser Beschwörungssache«, sagte Pintel. »Und wir hätten Krona einiges erspart.«

      »Ich wusste nicht, dass es von Bedeutung ist«, sagte Fenrir.

      »Siehst du«, sagte Pintel. »Hättest du mal gefragt.«

      »Ich pflege nicht vor jedem mein Leben auszubreiten«, sagte Fenrir.

      »Vor jedem nicht«, sagte Lomir böse, »aber vielleicht vor den Leuten, mit denen du zusammenarbeitest, und die sich deine Freunde nennen?«

      »Dein Umgang mit dem Begriff der Freundschaft ist ein großzügiger, Lomir.«

      »Ach, komm!«, schrie Lomir. »Das ist doch dummes Geschwätz! Wir müssen offen sein zueinander, oder wir können das ganze Unternehmen gleich vergessen! Wir müssen uns vertrauen, und dazu gehört, dass wir einander sagen, in was wir uns möglicherweise verwandeln können!«

      »Du solltest meine Vertrauenswürdigkeit an meinen Taten messen, nicht an der vollständigen Darlegung all meiner Fähigkeiten.«

      »Und wie soll ich wissen, mit welchen Überraschungen du noch aufwartest?«

      »Du hast keine weiteren Überraschungen mehr zu erwarten«, sagte Fenrir steif.

      »Na, da bin ich mal gespannt«, knurrte Lomir.

      »Das hier bringt uns nicht weiter«, schaltete Nardon sich ein. »Fenrir hat es für sich behalten, und Krona muss es ausbaden. Nichtsdestotrotz sitzen wir hier auf diesem unwirtlichen Felsklotz und sollten nicht unser Schiff verpassen, das in geschätzten drei Stunden hier eintrifft.«

      »Wach auf, Träumer«, sagte Fenrir. »Du erwartest doch nicht ernsthaft, dass wir dieses Schiff jemals wieder sehen.«

      »Nicht?«, fragte Nardon mit etwas wie Hoffnung in der Stimme.

      »Was nicht heißt, dass wir ewig hier bleiben werden«, ergänzte Lomir. »Ein anderes Schiff wird uns mitnehmen.«

      »Oh«, sagte Nardon.

      »Welches?«,