EQUALIZER. Michael Sloan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Sloan
Издательство: Bookwire
Серия: Equalizer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958354616
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Kapitel 37

       Kapitel 38

       Kapitel 39

       Kapitel 40

       Kapitel 41

       Kapitel 42

       Kapitel 43

       Kapitel 44

       Kapitel 45

       Kapitel 46

       Kapitel 47

       Kapitel 48

       Kapitel 49

       Kapitel 50

       Kapitel 51

       Kapitel 52

       Kapitel 53

       Kapitel 54

       Über den Autor

      Kapitel 1

      Robert McCall blieb am Eingang einer engen Gasse stehen. Sie verlief hinter einer Reihe von Geschäften in der Broome Street am Rande von Greenwich Village. Er war schon Tausende Male daran vorbeigekommen und hatte sich bisher nicht einmal die Mühe gemacht, hineinzusehen. Er wusste, was darin war: überquellende Müllcontainer, ein dünner Teppich aus Müll, zerdrückte Dosen und Wasserflaschen, gebrauchte Kondome, Zigarettenkippen, weggeworfene Zeitungen, zerknüllte Flyer, verteiltes Konfetti, als hätte jemand versucht, das trostlose Grau mit ein wenig Farbe zu versehen. Die Türen auf der linken Seite führten in die Hinterzimmer der Geschäfte, ein Copyshop, ein Blumenladen, ein chinesisches Restaurant, ein Tante-Emma-Laden. Es gab zwei eiserne Türen auf der rechten Seite, die verbogen an rostigen Angeln hingen. Am anderen Ende der Gasse war eine Landschaft aus großen, zusammengestellten Pappkartons: die Behausungen von Menschen.

      Der schwarze Zuhälter war schwarz gekleidet, damit war er nur ein Schatten unter Schatten, und er bewegte sich unvorhersehbar, während seine Faust wieder nach unten in das Gesicht des Mädchens sauste. Es sah aus, als würde er ihr den Wangenknochen brechen. Ihre Augen waren beide blau geschlagen. Blut rann ihr aus der Nase. Der vorherige Schlag hatte sie fast gebrochen. McCall sah die Furchen um die Nasenlöcher, die das Koks hinterlassen hatte. Der Zuhälter war schlank, glatzköpfig, ungefähr Mitte zwanzig. Das T-Shirt mit den abgeschnittenen Ärmeln enthüllte die Tattoos auf den Armen: Schlangen und Meerjungfrauen. Er war groß, wohl über 1,90 Meter. Er schüttelte seine weiße Prostituierte, als würde sie nicht auf die Tirade in seinem Kopf hören. Seine Hände mit den Ringen waren die einzigen hellen Punkte im Zwielicht. Die vielen Ringe und Kettchen fingen das fahle Morgenlicht ein, das die Gasse spärlich erhellte. Das Mädchen war vielleicht 17 oder 18, schätzte McCall. Sie sah dünn und ausgezehrt aus, trug eine ramponierte Jeans und ein Trägertop, das der Zuhälter ihr fast vom Leib gerissen hatte. Eine Sicherheitsnadel baumelte von ihrem Nabel. Die Jeans waren an einigen Stellen zerfetzt und man sah Einstichstellen an ihren Beinen. Sie trug Sandalen. Ihre Zehennägel waren glitzernd pink lackiert. Das Haar wirkte wie dreckiges, blondes Seegras, das über ihr Gesicht hing, aber McCall sah ihre Augen blitzen, aufgerissen und ängstlich, bevor sie sie fest zukniff in Erwartung des nächsten Schlages. Sie war schon früher verprügelt worden. Er hatte sie in der Gegend gesehen, das Make-up fachmännisch aufgetragen, um die blauen Flecken zu verdecken.

      Aber diesmal war es anders. Sie wusste es und McCall wusste es. Ihr Zuhälter war aus irgendeinem Grund rasend vor Wut. Vielleicht hatte sie ihn hingehalten. Vielleicht hatte sie das Geld eines Freiers eingesteckt und sich ein Glas Wein und ein Sandwich in einem Bistro in der Innenstadt gegönnt, nur um eine Stunde so zu tun, als wäre ihr Leben nicht ein einziger Albtraum. McCall sah sie, völlig irrational, als ein Kind, das lachend auf einem Spielplatz herumrennt, ihren zehnten Geburtstag feiert, ein Teenager, der mit seinen Freunden über Facebook chattet, die Bilder strömten alle in einem Sekundenbruchteil auf ihn ein. Klischees, das war ihm klar, aber das war es, was ihm durch den Kopf ging. Dann Bilder von ihr, wie sie älter war, jemand, der ein paar Lines Koks auslegte, ihr einen zusammengerollten Dollarschein gab, mach ruhig, das ist ein geiler Kick, das ganze Gerede von Sucht ist doch Bullshit, du entscheidest selbst, was du tust. Sie mochte es. Sie hatte es noch mal genommen. Dann hatte sie angefangen zu fixen. Heroin war wieder in Mode. Sie hatte begonnen anzuschaffen, keine große Sache, sie mochte Sex. Aber dann wurde ihr klar, dass es nicht um Sex ging, es ging um Sucht und Schmerz und darum, kontrolliert zu werden.

      All das zählte nicht mehr. McCall war es egal. Das ging ihn nichts an. Er war schon seit neun Monaten vom Radar verschwunden. Hatte sich unauffällig verhalten. Sie war nicht die erste Nutte, die auf der Straße vor seinen Augen verprügelt wurde. Und er wollte nicht zu spät kommen. Er war unterwegs, um seinen Sohn Scott zu sehen. Er würde die Linie eins in der U-Bahnstation an der 23rd Street erwischen und damit zum Columbus Circle fahren. Von dort war es nur ein kleiner Fußmarsch zur West 62nd Street. Vielleicht stieg er sogar schon an der 42nd Street aus und legte den Rest der Strecke zu Fuß zurück. In New York ging er gerne zu Fuß. Aber diesmal schien der Zuhälter es ernst zu meinen. Ein letzter Schlag, dann wäre es aus. Er zerrte das Mädchen mit einer Hand an ihrem Trägertop hoch, das bloß noch um ihren Hals geschlungen war und ihre großen, schwingenden Brüste freilegte. Er wollte sie von unten treffen. Ein brutaler Uppercut. Der würde ihr das Nasenbein ins Gehirn treiben und sie töten.

      McCall betrat die Gasse. Er hatte das Gefühl, als würden ihn Augen aus den großen Kartons beobachten, aber es rührte sich nichts. Nur eine leichte Brise, die durch die Wohnzimmer und Schlafzimmer aus Pappe strich.

      Der Zuhälter hatte die Faust geballt.

      Schwang sie nach hinten.

      McCall packte sein Handgelenk und zerrte ihn von dem Mädchen weg. Sie fiel auf die Knie und versuchte, den Blutstrom aus ihrer Nase mit dem Handrücken zu stoppen. Der Zuhälter war so in Fahrt, dass er McCall ansah, als wäre er verrückt. Das war ein schwerer Fehler. Wenn man in einer Gasse in seinem eigenen Revier gepackt wird, während man gerade einer seiner Nutten eine Lektion erteilt, dann lässt man sich nicht aufhalten. Bestimmt nicht von einem weißen alten Knacker mit Anzug und Krawatte und dunklem Mantel. Er sah aus, als wäre er gerade von der Wall Street hier reinmarschiert. McCall nutze die Schrecksekunde, um dem Zuhälter die Beine wegzutreten. Er ging auf die Knie. McCall packte seine Hände und drehte sie um, hielt ihn mit eisernem Griff. Das Mädchen krabbelte weg, kam aber noch nicht wieder auf die Beine. Sie hatte nicht genug Sauerstoff in der Lunge.

      Der Zuhälter sah zu McCall hoch und erblickte Mr. Durchschnittlich, Mr. Nobody, vielleicht um die 45, mittlere Größe, etwa 80 Kilo, gut aussehend, ausdrucksstarke Augen, grau melierte Haare. McCall hielt ihn fest, als würde er ihn daran hindern, umzufallen.

      »Was