Target on our backs - Im Fadenkreuz. J.M. Darhower. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: J.M. Darhower
Издательство: Bookwire
Серия: Monster Trilogie
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783864439254
Скачать книгу
Land wurde König David von einer Frau namens Batseba in den Bann geschlagen. Das Problem war, dass Batseba mit einem seiner Soldaten verheiratet war – Uria. Das quälte König David, aber nicht genug, um ihn davon abzuhalten, mit Batseba zu schlafen. Die beiden hatten eine Affäre, aber König David war so verliebt, dass er sie ganz für sich allein wollte, besonders … besonders … als sie schwanger wurde. Stellt euch den Skandal vor! Dann zogen sie in die Schlacht von Rabbah, und König David beorderte Uria zur gefährlichsten Stelle auf dem Schlachtfeld in dem Wissen, dass der Soldat das nicht überleben würde. Seine Feinde vernichteten seinen Rivalen für ihn. Problem gelöst.“

      Rowan macht eine Pause und sieht sich im Klassenzimmer um, um zu sehen, ob wir den Sinn dahinter verstanden haben.

      „Stolz, Rache, Schutz, Angst, Liebe“, fährt er fort. „Wahrscheinlich noch eine gesunde Dosis Dummheit obendrauf. Es ist alles hier in diesem Buch. König David heiratete Batseba, als alles vorbei war, und sie gebar den gemeinsamen Sohn. Doch das Kind starb später. Er dachte, dass es eine Strafe wäre. Ihr seht also, dass Krieg immer Konsequenzen hat, selbst wenn man glaubt, gewonnen zu haben.“

      Er wirft die Bibel zurück auf den Schreibtisch. Ein paar Leute stellen Fragen, die er freudig beantwortet. Er verfolgt den Grundsatz, dass man sich nicht die Mühe machen muss, die Hand zu heben, wenn man etwas sagen will – und auch den Grundsatz, dass er niemanden aufruft, der sich nicht freiwillig meldet. So kann ich mich wohl auf einen ziemlich ruhigen Kurs freuen.

      Wenn der Kurs nur nicht in diesem verfluchten Raum stattfinden würde.

      Ich harre den Rest der Stunde aus, mache mir ein paar Notizen und warte darauf, dass wir entlassen werden. Ich bin die Erste, die durch die Tür stürmt, die Erste, die draußen ist. Es ist mein drittes Jahr an der New York University, auch wenn ich technisch noch im zweiten Studienjahr bin. Ich habe durch meine Verletzung ein Semester verpasst.

      Ich schlendere nach draußen, bleibe stehen und sehe mich um. Ich weiß nicht, was ich jetzt machen soll. Mein nächster Kurs fängt erst in einer Stunde an und normalerweise gehe ich einfach in die Bibliothek. Aber zum ersten Mal seit langer Zeit muss ich in keinem Fach etwas aufholen.

      Einen Block weiter überquere ich die Straße und gehe zum Washington Square Park. Es ist ein schöner Tag, das Sommerwetter hält sich. Ich finde an einem der Gehwege eine leere Bank, setze mich und stelle die Tasche auf dem Boden neben meinen Füßen ab. Ich stecke meine pinkfarbenen Ohrhörer ein, stöpsle sie in mein Handy, drücke auf Musikspielen und sehe mich um.

      Ich genieße den Ausblick und das Gefühl von Einsamkeit. Hier ist es sehr belebt, Studenten kommen und gehen, aber niemand stört mich. Tatsächlich scheint mich niemand zu bemerken. Es ist überraschend schön, sich unsichtbar zu fühlen. Früher habe ich mich danach gesehnt, dass mich jemand ansieht, mich bemerkt. Jetzt wünsche ich mir manchmal, ich könnte wieder verschwinden.

      Ich will nicht sagen, dass mir mein Leben nicht gefällt, denn das tut es. Aber mir gefallen einige der Dinge, die passiert sind, nicht. Mir gefallen die ganzen Erinnerungen nicht, die mich hier verfolgen. Ich habe mir immer ein normales Leben gewünscht. Und nun ist nichts daran normal.

      Ich habe etwa zwanzig Minuten auf der Bank gesessen, als mir etwas ins Auge fällt. Vertraute blonde Haare wippen zwischen den Leuten auf dem Weg in meine Richtung. Melody. Lächelnd ziehe ich einen Ohrstöpsel heraus und will sie gerade rufen, als mir jemand zuvorkommt, jemand, der in meiner Nähe steht. Die Stimme ist männlich, mit einem merkwürdigen Akzent, fast als hätte sie überhaupt keinen. Seltsam.

      Ich drehe den Kopf und entdecke einen jungen Mann. Einen umwerfenden jungen Mann. Heilige Scheiße.

      Ich beobachte, wie sich Melody ihm zuwendet, ihre Miene sich aufhellt und ihre Augen wie am vierten Juli aufleuchten. Und ich weiß es sofort, erkenne es an ihrem Gesicht … dieser ergriffene, sprachlose, einmalige Ausdruck.

      Leo.

      Er ist kein Dreckskerl mit Bierbauch, sondern sieht eher aus, als käme er direkt vom Laufsteg. Er ist groß und dünn, aber nicht schlaksig. Breite Schultern, gebräunte Haut, scharf geschnittenes Gesicht, ein sehr dunkler Typ. Sein Haar ist kohlrabenschwarz, die Brauen sind vielleicht etwas zu buschig, aber er trägt sie, als wären sie der letzte Schrei. Und was zur Hölle weiß ich schon? Vielleicht ist es so.

      Seine Zähne sind so weiß, dass sie fast blenden, als er sie anlächelt. Er trägt Jeans und ein schwarzes Hemd, dessen Ärmel er bis zu den Ellbogen hochgerollt hat, was bei ihm unvorstellbar heiß aussieht.

      Ich liebe Naz. Wirklich. Ich liebe ihn mehr als alles andere auf der Welt. Als ich ihn das erste Mal sah, war ich sprachlos und im Rückblick wusste ich in diesem Moment, dass das Leben, wie ich es kannte, vorbei war. Naz ist die Art von Mann, der, wenn er in dein Leben kommt, es aus der Bahn wirft. Selbst wenn er wieder geht, wird sich die Welt danach nicht mehr wie vorher drehen.

      Ich liebe ihn, trotz allem, mit jeder Faser meines Daseins.

      Aber Leo. Whoa. Ich weiß Schönheit zu schätzen, wenn ich sie sehe. Für diese Art von Gesicht würden Frauen einen Schritt zu weit gehen, denke ich.

      Sie gehen aufeinander zu, er schlingt einen Arm um sie und zieht sie an sich. Es ist nur eine kurze Umarmung, aber ich sehe, dass sie deswegen errötet. Er lässt sie wieder los, sagt etwas zu ihr, unterhält sich eine Weile mit ihr, doch ich bin zu weit entfernt, um die Worte zu verstehen. Je mehr er spricht, desto heller leuchten ihre Augen und schließlich nickt sie begeistert. Er küsst seine Fingerspitzen und drückt sie auf ihre Lippen. Das geschieht so schnell, dass ich es gerade so mitbekomme.

      Dann geht er, wobei er einmal zu ihr zurückblickt und sie anlächelt, bevor er zwischen anderen Leuten verschwindet. Melody starrt ihm nach, bis er nicht mehr zu sehen ist. Dann stößt sie ein lautes Quietschen aus. Sie springt auf der Stelle auf und ab, als hätte sie eine Art Anfall.

      „Melody?“, rufe ich.

      Meine Stimme lässt sie innehalten. Sie dreht sich so schnell zu mir um, dass sie fast fällt. „Karissa!“

      Sie läuft zu mir herüber und schiebt mich auf der Bank wortlos ein Stück zur Seite. Ich mache ihr Platz und schiebe meine Tasche aus dem Weg, damit sie ihre abstellen kann.

      „Das muss der berüchtigte Leo gewesen sein“, sage ich und zeige in die Richtung, in die er verschwunden ist. „Ich muss sagen, Mel, dass ich dich jetzt absolut verstehe.“

      Sie lächelt und stupst mich aufgeregt an. „Habe ich es dir nicht gesagt? Ist er nicht perfekt?“

      „Ja, der hat wirklich was.“

      „Er hat sich gerade mit mir verabredet“, fährt sie fort. „Eine echte Verabredung, nicht nur ein Kaffee. Ich rede über Abendessen und Kino. Eine echte Verabredung.“

      „Das ist fantastisch! Wann denn?“

      „Heute Abend.“ Sie hat es kaum gesagt, da verdüstert sich ihre Miene. „Oh, mein Gott! Heute Abend! Wie spät ist es? Ich muss gehen! Ich muss meine Haare machen, mein Makeup und … oh Mist, was soll ich bloß anziehen?“

      „Beruhige dich. Es ist erst ein Uhr mittags.“

      „Dann habe ich nur noch sechs Stunden, um fertig zu werden!“

      Ich lache leise über ihre Panik, bis sie nach meinem Arm greift und mich hochzieht. Sie schnappt sich unsere Taschen und zerrt mich hinter sich her. „Lass uns gehen!“

      „Moment mal, ich habe gleich einen Kurs.“

      „Himmel, das kann warten, Babe! Hast du nicht gehört? Ich habe ein Date!“

      Ich bin mir nicht sicher, ob sie ihren Reim bemerkt hat. Normalerweise macht sie mich darauf aufmerksam, als wäre sie ein Rapper, der übt, aber ich glaube, dass sie im Moment zu aufgeregt ist, um das lustig zu finden. „Okay, okay, entspann dich, Dr. Seuss. Ich komme ja mit. Gib mir nur eine Sekunde.“

      Sie hört auf, an mir zu zerren, ich nehme ihr meine Tasche ab, werfe sie mir über die Schulter und zeige auf den Gehweg. „Nach dir.“

      Melody