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      „Und was passiert, wenn ich eines Tages beschließe, dass ich nicht mehr zu dir gehören will? Was dann?“

      „Hm.“ Er starrt mich an. „Darüber habe ich noch nicht nachgedacht.“

      „Nicht?“

      „Nein.“

      „Du hast ernsthaft nie darüber nachgedacht, was du machst, wenn ich beschließe, zu gehen?“

      „Überhaupt nicht“, sagt er. „Früher … da hätte ich dich einfach zurückgezerrt. Aber wenn du jetzt gehen würdest, würde ich einfach nur hoffen, dass ich dich nicht zu sehr vermisse.“

      „Du hoffst, dass du mich nicht vermisst?“

      „Ja, aber ich glaube, das würde kein Problem sein“, sagt er, stößt sich von der Arbeitsplatte ab und kommt auf mich zu. „Immerhin bin ich ein ziemlich guter Fang.“

      Ich keuche, als ich begreife, was er da sagt. Er hält mich fest, schlingt die Arme um mich und lacht. Er lacht.

      „Das ist nicht lustig, Naz“, knurre ich und versuche, mich von ihm zu lösen, aber er lässt mich nicht los. „Das ist kein bisschen lustig.“

      „Ach, komm schon“, sagt er und küsst mich auf den Scheitel, bevor er mich loslässt. „Gib’s zu, es war schon etwas lustig.“

      Ich sehe ihn böse an und bin nicht ansatzweise amüsiert, was ihn nur noch mehr zum Lachen bringt.

      „Willst du mich denn wirklich verlassen, Karissa? Dann würde ich wahrscheinlich nur zusehen, wie du gehst.“ Er zuckt die Schultern, als wäre es so einfach, als würde er mich tatenlos gehen lassen. „Willst du mir etwas sagen? Planst du deine Flucht?“

      „Nein, natürlich nicht“, sage ich und schüttle den Kopf. „Ich weiß noch nicht mal, warum ich das gefragt habe. Ich glaube, der Detective hat mich etwas aus der Bahn geworfen.“

      „Das ist doch Unsinn. Du hattest unzählige Gelegenheiten, mich zu verraten. Du hättest mich schon vor langer Zeit hinter Gitter bringen können, indem du den Mund aufmachst. Ich musste dich nicht heiraten, um dein Schweigen zu erkaufen. Das hast du mir von Anfang an gegeben. Du hast mich nicht verraten, als du dafür mehr als einen Grund gehabt hast. Also vertraue ich darauf, dass du es jetzt auch nicht tun wirst, Ring oder kein Ring. Ich habe dich geheiratet, weil ich dich liebe, Karissa. Nicht mehr und nicht weniger.“

      So oft er diese Worte auch sagt … ich liebe dich … ich bekomme immer noch Schmetterlinge im Bauch, wenn er es tut. Dann steigen die Schmetterlinge sofort auf. Er ist kein emotionaler Mensch, überhaupt nicht, also weiß ich, dass er es so meint, wenn er es sagt.

      Ich lege die Arme um seinen Hals, stelle mich auf die Zehenspitzen und küsse ihn. Seine Lippen sind weich und süß. Seine Zunge schmeckt nach Pfefferminz. „Ich liebe dich auch. Das weißt du.“

      „Ich weiß.“

      Mein Blick schweift an ihm vorbei zum Garten hin. Killer rennt aufgeregt herum, jagt Schmetterlinge, will mit ihnen spielen. Er würde niemals wagen, einen von ihnen zu verletzen. Naz lässt ihn meistens in den Garten, wenn die beiden allein miteinander sind. Meine beiden Jungs mögen sich immer noch nicht besonders.

      „Du hast heute also wirklich gar nichts gemacht“, sage ich und wende mich wieder an Naz. Ich mustere ihn und spiele dabei mit dem Haar in seinem Nacken. Er ist schick gekleidet. Er riecht himmlisch, nach Wald und Wasser und typisch er. Er hat sich heute Morgen sogar rasiert. Ein glattrasierter Naz ist ein seltener Anblick. „Ich weiß nicht, warum du dir die Mühe gemacht hast, einen Anzug anzuziehen.“

      „Das habe ich dir schon mal gesagt. Ich muss nichts vorhaben, um einen Anzug zu tragen. Ich ziehe einen an, um an die Tür zu gehen, um Essen zu bestellen, um an meinem Schreibtisch zu sitzen … zum Teufel, ich ziehe sogar einen an, wenn ich nur ficken will.“

      Ich erschaudere, ein Kribbeln läuft mein Rückgrat hinauf. „Das klingt gut.“

      „Welcher Teil?“

      „Das Ficken.“

      „Hm.“ Er beugt sich herunter, seine Nase berührt meine. Er drückt seine Wange an meine und flüstert mir ins Ohr: „Ist es das, was du willst? Soll ich dich nach oben bringen und um den Verstand ficken, Knastvogel?“

      Es geht mir immer noch an die Nieren, wenn er mich so nennt. Knastvogel. Ich spüre, wie ich erröte und mein ganzer Körper vor Vorfreude warm wird. „Hm-hm.“

      Ich bekomme die Antwort kaum heraus. Meine Stimme klingt atemlos und gierig. Er lacht leise über meine offensichtliche Reaktion, seine Lippen gleiten über meine Haut, er knabbert an meinem Ohrläppchen. Ich schließe die Augen, spüre, wie er die Hände unter mein Oberteil schiebt, mein Kreuz streichelt, bevor seine rauen Fingerspitzen meinen Rücken hochwandern.

      Ich verliere mich keuchend in dem Moment und bin kurz davor, ihn wie einen verdammten Berg zu besteigen, als ein lautes Geräusch in der Küche widerhallt und mich erschreckt. Ich reiße die Augen auf und ziehe mich sofort zurück. Als es weiterplärrt, erkenne ich, dass es ein Lied ist. Hotline Bling. Was zum Teufel?

      Naz stöhnt wegen der Unterbrechung, greift in seine Tasche und zieht sein Telefon hervor. Der Lärm, das Lied, dringt daraus hervor. Ernsthaft, was soll das?

      Er wirft mir einen Blick zu, als er einen Knopf am Telefon drückt und der Lärm aufhört. Ich denke, dass er den Anrufer weggedrückt hat, weil er einfach nur dasteht. Doch dann hält er das Telefon ans Ohr und sagt: „Hallo.“

      Ich kann nicht hören, wer am anderen Ende ist, doch Naz hört aufmerksam und mit wachsamer Miene zu. „Gib mir zwanzig Minuten, dann mache ich mich auf den Weg.“

      Er legt auf, schiebt das Telefon zurück in die Tasche und kommt auf mich zu. Doch ich hebe die Hand, um ihn aufzuhalten. „Was zur Hölle war das?“

      Er zögert. „Was?“

      „Dieses Lied, der Klingelton.“

      „Gefällt es dir nicht?“

      „Ich, äh …“ Was soll ich dazu sagen? „Ich weiß nicht. Magst du es?“

      Er zuckt mit den Schultern. „Es gibt schlimmere.“

      Er beugt sich herunter und versucht, mich zu küssen, aber ich drehe den Kopf weg. „Nein, ernsthaft, Naz. Woher zum Teufel kommt das?“

      Er gibt auf, zumindest vorläufig, tritt einen Schritt zurück und hebt die Brauen. „Ich habe es heute heruntergeladen. Ich dachte, ich könnte einen neuen Klingelton brauchen.“

      „Aber das?“

      „Was ist falsch daran?“

      „Nichts, aber …“

      „Aber was?“

      „Das bist nicht du.“

      „Nicht ich?“

      „Außerdem magst du Musik nicht mal.

      „Stimmt.“

      „Was soll das dann? Ist das so eine Art Midlife-Crisis?“

      „Autsch“, sagt er und lacht. „So alt bin ich noch nicht.“

      „Okay, bist du nicht. Aber ernsthaft, was soll das?“

      Anders. So verdammt anders.

      Er starrt mich eine Weile an, lange genug, dass mir sein Blick unbehaglich wird. Schließlich macht er einen Schritt auf mich zu, legt eine Hand um meinen Nacken, übt Druck aus und zieht mich so in seine Richtung.

      „Ich habe nur noch fünfzehn Minuten, bis ich wegmuss“, sagt er mit kaltem Ernst. „Willst du weiter über Drake reden, oder willst du nach oben gehen und ficken?“

      Wenn er mich vor diese Wahl stellt …

      „Fünfzehn Minuten“, sage ich. „Ist das lange genug?“

      Seine