Target on our backs - Im Fadenkreuz. J.M. Darhower. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: J.M. Darhower
Издательство: Bookwire
Серия: Monster Trilogie
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783864439254
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für mich längst vorbei sind.“

      „Was ist denn mit den Nachbarn?“, frage ich. „Wir haben hier eine nette Nachbarschaft. Sie wirken, als wären sie die Typen für Wochenendpartys. Ich könnte mit den Stepford Ehefrauen abhängen, während du – ich weiß nicht – golfen gehst oder so.“

      „Golfen.“

      „Ja, ich wette, du hättest einen Mörder-Schwung.“

      Er schüttelt den Kopf. „So oft, wie die Polizei vor unserem Haus vorgefahren ist, Karissa, glaube ich nicht, dass das funktioniert. Wenn ich nur einen Fuß auf ihr Grundstück setze, rufen sie unter Garantie sofort die Polizei.“

      „Gut, dann gehe ich eben mit dir golfen.“

      Er hebt die Brauen und mustert mich. „Du willst golfen gehen?“

      „Nein.“

      „Ich auch nicht.“

      Gott sei Dank.

      „Wir könnten irgendwann mit Melody und ihrem neuen Freund ein Doppeldate ausmachen.“

      Naz reagiert darauf genauso wie ich es erwartet habe, seit Melody das erste Mal diesen Vorschlag machte. Er steht auf, lacht erneut, schließt die Zeitung, knüllt sie zusammen und wirft sie in den Papierkorb. „Ich kenne ihren Geschmack bei Männern und weiß daher, dass ich mich mit niemandem anfreunden kann, mit dem sie zusammen ist.“

      „Ich weiß nicht. Ihr Neuer könnte anders sein.“

      „Hast du ihn kennengelernt?“

      „Ja“, sage ich und korrigiere mich schnell. „Nicht wirklich, aber ich habe ihn gesehen.“

      „Du hast ihn gesehen.“

      „Ja.“

      „Das Äußere kann täuschen.“

      „Das weiß ich“, sage ich abwehrend. „Ich habe bei diesem Mann einfach ein gutes Gefühl.“

      „Hast du bei mir ein gutes Gefühl gehabt, als wir uns kennengelernt haben?“

      „Nein.“ Ich zögere. „Ich weiß nicht, vielleicht. Du warst irgendwie einschüchternd, aber ich hatte kein schlechtes Gefühl bei dir, wenn du das meinst.“

      Naz schlendert durchs Zimmer zu seinem Bücherregal. Seine Finger gleiten über die Rücken einiger Bücher, dann zieht er eins heraus. Mit dem Buch in der Hand wendet er sich zu mir um, und ich erhasche einen Blick auf das Cover. Krieg und Frieden. Er bleibt vor mir stehen, neigt ein wenig den Kopf und mustert mich. „Dieser neue Typ, wie alt ist er? Neunzehn, zwanzig? Wahrscheinlich nicht mal alt genug, um legal trinken zu dürfen.“

      „Wahrscheinlich.“

      „Und du denkst, dass ich Gemeinsamkeiten mit ihm habe?“

      Er meint die Frage ernst. Er denkt, dass ich mich lächerlich mache. Zur Hölle, vielleicht ist es so. Aber nicht aus den Gründen, die er unterstellt.

      „Ich bin auch erst zwanzig, weißt du“, erinnere ich ihn. „Mein Alter hat dich nicht davon abgehalten, mich kennenzulernen.“

      Ich persönlich denke, dass das ein verdammt gutes Argument ist, aber ich sehe, dass er der Ansicht ist, dass ich mich lächerlich mache.

      „Karissa, Baby, ich liebe dich. Das weißt du. Aber glaubst du wirklich, ich hätte dich ein zweites Mal angesehen, wenn ich nicht andere Gründe gehabt hätte?“

      Ich werde blass. „Autsch.“

      Ich stehe von der Stuhllehne auf und will weggehen – denn autsch – doch er greift nach meinem Arm. „Miss dem nicht so viel Bedeutung bei. Du bist schöner und klüger, als man bei deinem Alter vermuten würde. Aber ich gehe auf die vierzig zu, Süße. Es wäre mir daher nie in den Sinn gekommen, mich um dich zu bemühen. Du bist alles, was ich nicht bin. Alles, was ich wahrscheinlich nie sein werde. Und allein die Tatsache, dass du ernsthaft glaubst, dass es für mich möglich wäre, in dieser Stadt Freunde zu finden – nach allem, was ich getan habe – zeigt mir, dass ich recht habe.“

      Ich tue es fast, weil ein Teil von mir denkt, dass er es will. Ich spreche fast den Umzug an, weg von New York, wie wir es schon angedacht haben, als Melody von irgendwo im Eingangsbereich meinen Namen ruft. Mir wird klar, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für dieses Gespräch ist.

      „Ich bin hier“, rufe ich zurück, und Naz lässt meinen Arm los. Gleich darauf erscheint Melody im Türrahmen. Sie hat sich das Haar hochgesteckt.

      „Wie sehe ich aus?“, fragt sie und dreht sich, um mir ihre Aufmachung zu präsentieren.

      „Du trägst das Moreau“, sagt Naz.

      Melody hält inne und sieht an sich herunter. „Das was?“

      „Moreau“, sagt er. „Das ist der Designer des Kleids.“

      Sie sieht ihn überrascht an. Und ich auch.

      „Woher weißt du das?“, frage ich ihn.

      Er zuckt mit den Schultern. „Ich kenne den Mann. Er hat mir was geschuldet.“

      „Er hat dir etwas geschuldet.“

      Okay, jetzt wiederhole ich, was er sagt, und er bemerkt es und sieht mich mit zusammengekniffenen Augen an. „Ja, er hat mir etwas geschuldet und das war seine Rückzahlung.“

      Er zeigt auf das Kleid.

      „Oh, Mist“, sagt Melody und streicht den Rock des Kleides glatt. „Soll ich es ausziehen?“

      „Nein“, sagen Naz und ich gleichzeitig. Ich sehe ihn an, er zuckt mit den Schultern und fährt fort. „Karissa wird es nie tragen, also kannst du es ebenso gut anziehen. Ich habe nur dafür gesorgt, dass er zahlt. Nur das war mir wichtig.“

      Melody wirft ihm einen verwunderten Blick zu, fragt aber nicht, was es heißt, dass er sich um die Bezahlung gekümmert hat. Wir sprechen das Thema, was Naz für seinen Lebensunterhalt tut, niemals an. Wenn man bedenkt, was letztes Jahr alles passiert ist, bin ich ziemlich sicher, dass Melody inzwischen Bescheid weiß. Sein Name tauchte in allen Zeitungen auf, nachdem er Ray getötet hatte. Auch wenn es Notwehr gewesen war, hatte das die Reporter nicht vom Spekulieren abgehalten um jedes kleinste Detail ausgegraben, und zu zeigen, dass er bei diesem Zwischenfall keinesfalls der Held gewesen war.

      Sie hat die Artikel gelesen. Das weiß ich. Das Mädchen hat wahrscheinlich noch nie in ihrem Leben eine Zeitung gekauft, aber sie weiß ganz bestimmt, wie man mit Google umgeht. Sie hat mit Sicherheit nach diesen Informationen gesucht.

      „Danke“, sagt Melody und lächelt. „Ich hoffe, dass es Leo gefällt.“

      Bevor ich sagen kann, dass ich überzeugt bin, dass er es lieben wird, mischt sich Naz ein. „Leo?“

      „Da denkt man sofort an DiCaprio, oder?“, frage ich.

      Er schüttelt den Kopf. „Ich habe an den Löwen gedacht.“

      Das weckt Melodys Interesse. „Glaubst du an Astrologie?“

      „Nein.“

      Ihr Lächeln verblasst. Melody ist die Art von Mädchen, die sich täglich ihr Horoskop schicken lassen und aufpassen, wenn Merkur rückläufig ist, was immer das heißen mag. Sie munterte sich nach Pauls Verschwinden damit auf, dass ihre Sternzeichen sowieso nicht zusammengepasst hatten, es also nie funktioniert hätte.

      Und Naz und ich? Wir sind die absoluten Seelenverwandten, sagt sie. Ich hielt das alles für blöden Hokuspokus, bis sie das sagte.

      „Ich habe einiges in der Stadt zu erledigen“, sagt Naz, klemmt sich das Buch unter den Arm und sieht mich kurz an, bevor er sich Melody zuwendet. „Soll ich dich nach Hause fahren?“

      Melody zuckt mit den Schultern. „Klar.“

      „Soll ich … äh, soll ich mitfahren?“, frage ich neugierig.

      „Unsinn“,