Wyatt Earp Staffel 1 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783863775193
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rechneten dabei fest auf Flanagans schnelle Hand und auf seine Kälte. Er war ja im Augenblick, da die Leute das Wohnhaus verließen, gezwungen zu schießen.

      Und wenn ein Revolvermann schoss, schoss er genau.

      Das war die Rechnung Steve Hopkins’. Und die Rechnung Bing Longs.

      Aber Hal Flanagan hatte auch eine Rechnung. Die sah allerdings ganz anders aus.

      Der Schießer dachte gar nicht daran, mit den beiden Banditen zusammen die Farm zu verlassen. Wenn es feststand, dass Hopkins das Geld gefunden hatte, würde er die beiden töten. Das Geld war dann sein. Er hätte die beiden ohnehin nicht leben lassen, da war es seiner Meinung nach völlig einerlei, ob sie nun hier oder ein paar hundert Meilen weiter westlich ins Gras bissen.

      Flanagan hatte dabei noch eine Idee: Wenn man am nächsten Tag die Leichen der beiden bei der Farm fand, musste man zu der Überzeugung kommen, dass sie von den Schüssen der Leute auf der Farm getroffen worden waren. Dann hatte man gleichzeitig die Räuber, ohne dass diese noch etwas über den Überfall aussagen konnten.

      Das war Hal Flanagans Plan. Es war entschieden der schwärzeste Plan.

      *

      Aber noch ein Mann hatte in dieser schwülen Nacht einen Plan.

      Ed Holyoke.

      Als er mit der verbundenen Hand aus dem Doktorhaus kam, stand er zähneknirschend auf der Mainstreet. Er blickte zu dem Windlicht hinüber und sah plötzlich die Konturen eines Mannes auf dem Vorbau.

      Holyoke wusste, dass es Wyatt Earp war. Er ging auf ihn zu.

      »He, Earp! Ich wollte Sie noch was fragen. Was hatten Sie vorhin in meinem Haus zu suchen? Wie kamen Sie überhaupt hinein? Ich habe Sie nicht gerufen. Und ich möchte Ihnen ein für alle Mal erklären: Wenn ich Sie noch einmal in meinem Haus antreffe, werde ich mich beim Major und bei Richter Gordon über Sie beschweren!«

      Es blieb einen Augenblick still. Das schaukelnde Windlicht warf einen weichen Schimmer auf die Gestalt des Constablers.

      »Gehen Sie heim, Mister Holyoke. Es ist besser. Ich habe es Ihnen heute schon einmal gesagt!«

      Mit einem zerquetschten Fluch wandte sich der Holzhändler ab, und hielt auf den »Little Joe Saloon« zu. Wyatt sah ihn durch die Pendeltür verschwinden. –

      Als Holyoke herauskam, war es fast Mitternacht.

      Er hatte wieder eine halbe Flasche geleert. Mit schweren Schritten überquerte er die Straße und verschwand im Hof des Bürgermeisterhauses.

      Die Hoftür war unverschlossen.

      Holyoke kannte ja den Weg.

      Er wusste ja, in welchem Zimmer Jenny vor ihrer Heirat mit ihm gewohnt hatte.

      Er wankte durch den Flur und stieß die kleine Tür mit dem Fuß auf.

      Die junge Frau fuhr zu Tode erschrocken im Bett auf.

      Keuchend stand der Mann in der Tür. »Komm rüber«, sagte er gepresst. »Nein!«, schrie die Frau gellend.

      »Well …«, gab er ächzend zurück. »Es ist gut. So ist denn alles aus … Alles!«

      Im Flur waren hastige Schritte zu hören. Der alte Major kam heran. Er hatte ein Talglicht in der Hand und sah entgeistert auf die massige Gestalt des Händlers.

      »Holyoke! Ich habe Ihnen doch ausdrücklich verboten …«

      Der Händler warf sich herum und stieß dem alten Mann die Linke vor die Brust. Der Stoß warf den Major um.

      »Es ist aus, Jenny! Alles ist aus!«, keuchte Holyoke schwer. »Ich habe Jim Chesterton vernichtet, weil er Geld von mir zu bekommen hatte. Ich habe ihm Hal Flanagan geschickt, der hat ihn umgebracht. Deinetwegen habe ich es getan! Nur deinetwegen! Weil ich das Geld behalten wollte; weil du so viel verbrauchst! Du hast mich ruiniert. Und dann ist Flanagan hergekommen, er hat mir wieder Geld abgefordert. Und ich weiß, dass er immer wieder kommen wird, wenn er Geld braucht, weil er mich erpressen kann. Wyatt Earp ahnt sowieso schon, wie die Dinge stehen … Es ist aus! Ich reite jetzt hinter Flanagan her. Mit einem Gewehr. Vielleicht sehe ich ihn erst im Morgengrauen. Dann werde ich ihn erschießen. Dann ist er weg. Und dann komme ich zurück. Bist du dann noch nicht drüben in meinem Haus, dann werde ich auch dich erschießen …«

      Mit schweren Schritten stampfte der Mann hinaus. Obgleich er wieder eine halbe Flasche getrunken hatte, war er jetzt längst nicht so taumelig wie am Vormittag.

      Er ging hinüber in sein Haus, holte die Winchester aus dem Gewehrständer, lud sie durch und ging dann in den Hof.

      Er zündete die Stalllaterne an und sattelte seinen Braunen. Diese Arbeit machte ihm viel Mühe, da er ja nur die linke Hand dazu benutzen konnte.

      Als er schließlich aus dem Hof ritt, war es weit nach Mitternacht.

      *

      Als Holyoke das Haus des Majors verlassen hatte, sprang Jenny aus dem Bett und sah nach dem Vater. Er lag keuchend auf den Dielen.

      »Dieser Verbrecher«, stöhnte er und versuchte, sich an der Tochter aufzurichten. »Dieser elende Bandit! Ich habe ja gleich gesagt, du sollst die Finger von ihm lassen und Morgan Earp nehmen. Er war ein anständiger Bursche und hatte dich wirklich lieb. Dieser feiste Holzwurm aber hat erst seine eigene Frau unter die Erde geärgert und dann seine schmutzigen Finger nach dir ausgestreckt. Und was hast du nun? Du bist es selber schuld, weil du habgierig und berechnend bist.« Keuchend richtete sich der Alte auf. »Du hast meinen guten Namen in der Stadt beschmutzt. Holyoke ist ein Verbrecher, er hat Jim Chesterton betrogen und ihm obendrein noch einen Revolvermann geschickt. Und jetzt reitet er mit dem Gewehr hinter dem Coltman her, den er gerufen hat! Er ist ein Verbrecher, und du bist seine Frau!«

      Mit schreckensbleichem Gesicht starrte Jenny den Vater an.

      Der alte Mann lehnte keuchend an der Flurwand. Das Talglicht warf einen zuckenden Schein auf seine gebeugte Gestalt.

      Da hob der Major jäh die Hand.

      »Hinaus! Hinaus auch du. Verlass mein Haus! Und komm nie wieder!«

      Das Gesicht der Frau wurde hart. Sie wandte sich um, packte in ihrem Zimmer einige Sachen zusammen und ging hinaus.

      In der Mainstreet lag eine drückende Schwüle.

      Drüben wurde irgendwo knarrend ein Hoftor aufgestoßen.

      Ein Reiter trabte heraus.

      Es war Ed Holyoke.

      Die Frau erkannte ihn trotz der Dunkelheit. Und dann rannte sie los.

      Auf das Windlicht zu, das vor dem Marshal-Office hing.

      Als sie die Tür aufgestoßen hatte, blickte sie verstört in das faltige Gesicht des alten Marshals.

      »Ist Wyatt Earp nicht mehr hier?«

      »Nein«, sagte der Marshal. »Soll er einen Gruß an seinen Bruder Morgan bestellen?«, fragte der Marshal.

      Jenny überhörte diese Anzüglichkeit und ging hinaus.

      Zwei Yards vor ihr stand ein Mann.

      Groß und breit zeichnete sich seine tiefschwarze Silhouette gegen den Nachthimmel ab.

      Jenny erkannte ihn sofort.

      »Wyatt Earp!«

      »Madam?«

      »Sie müssen mir helfen!«

      »Ich –?«

      »Mein Mann – er ist betrunken. Er ist im Begriff, etwas Fürchterliches zu tun. Er will Hal Flanagan erschießen!«

      Der Constabler lachte leise.

      »Das dürfte ziemlich schwer sein. Außerdem hat er es schon ein paarmal versucht. Der Tex hat ihm dabei die rechte Hand zerschossen.«

      »Er ist weg, ich habe ihn gesehen! Er hat gesagt, dass er das Gewehr mitnimmt!«,