Wyatt Earp Staffel 1 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783863775193
Скачать книгу
steckte die Dollars ungezählt in die Tasche, ging in die Zimmerecke, hob seinen Colt auf und schob ihn ins Halfter. Dann näherte er sich sporenklirrend der Tür. Als er an dem Constabler vorbeiging, sagte er drohend: »Und wir beide sprechen uns auch noch!«

      Wyatts Linke zuckte gedankenschnell hoch, packte den Westenaufschlag des Texaners und riss den Mann daran zurück.

      Ganz nah waren die beiden Gesichter der Männer jetzt voreinander.

      Wyatt überragte den Texaner fast um einen Kopf. Er beugte sich nieder und bohrte seinen Blick in die grauen Augen des Revolverschwingers.

      »Keine hohlen Drohungen, Flanagan. Sieh zu, dass du aus der Stadt verschwindest und mir nicht mehr unter die Augen kommst.«

      Aber Hal Flanagan war ein mit allen Wassern gewaschener Bursche. Ein böses Lächeln blitzte in seinen Augenwinkeln.

      »Was wollen Sie, Earp? Ich habe nichts Gesetzwidriges getan.«

      Holyoke, der die Angst um die Aufdeckung seines Geheimnisses schon wieder vergessen hatte, brüllte: »Er hat Jim Chesterton ermordet! Er gehört an den Galgen! Sie haben es selbst gesagt, Earp!«

      Flanagan blickte nur den Constabler an. Das Geschrei des Holzhändlers rieselte von ihm ab wie Hundegekläff.

      »So, Sie haben gesagt, ich gehöre an den Galgen?«, fragte er lauernd.

      Er hatte jedoch kein Glück. Der Mann, der da vor ihm stand, war aus Eisenholz. Gelassen blickte er ihn an.

      »Ich habe es zwar nicht gesagt, Tex, aber ich bin trotzdem der Ansicht, dass Mister Holyoke ausnahmsweise einmal recht hat.«

      Flanagans Augen wurden eng wie Schießscharten. »Ach –?«

      »Yeah!«, sagte der Constabler rau. »Und nun verschwinde!«

      Flanagan ging zur Tür.

      Es bohrte und nagte in seinem Hirn, das bis heute nichts als Schießen und Morden gekannt hatte. Er war nicht klug genug, einzusehen, dass es besser für ihn war, wenn er diese Niederlage hinnahm.

      »Earp!«, schnarrte er. »Ich habe gesagt, wir sprechen noch miteinander. Und du kannst dich darauf verlassen, dass ich zu meinem Wort stehe.«

      Wyatt wandte sich ihm zu. »Verschwinde«, sagte er leise. Aber es war etwas in diesem leise gesprochenen Wort, das auch der Schießer nicht überhörte. Ganz plötzlich rann ein eisiger Schauer über seinen Rücken. Aus den Augen des Missouriers schien ein Blitzstrahl zu schießen, der irgendetwas in Flanagans Raubvogelhirn lähmte.

      Der rigorose Revolverschwinger und kaltblütige Vernichter Hal Flanagan stand zum ersten Mal in seinem Leben einem Mann gegenüber, der stärker war als er selber. Auch innen stärker. Das spürte der Texaner. Und das, was ihn da aus den Augen des Missouriers ansprang wie eine gewaltige Eisenklammer, war stärker als sein eigener Wille, es lähmte ihn. Er wusste nicht, dass er in diesem Augenblick etwas von der geheimnisvollen Kraft gespürt hatte, die das Schicksal Wyatt Earp mitgegeben hatte.

      War er ein Mann, dessen Augen hypnotische Kraft hatten, der Missourier Wyatt Earp? Noch drei Jahrzehnte später sollten sich berufenere Männer darüber den Kopf zerbrechen. Der flachgeistige Revolverschwinger Flanagan war nicht der Mann dazu, dieses Phänomen zu enträtseln.

      Er gab auf.

      Zum ersten Mal in seinem Leben räumte er als kampflos Geschlagener den Plan.

      Mit schnellen Schritten verschwand er im Korridor.

      Gleich darauf schlug die Haustür, und eine halbe Minute später hörten die beiden den Hufschlag seines Pferdes.

      Holyoke blickte gebannt auf den Constabler. Dann riss er seinen Blick los und sah auf seine blutende Hand. »Ich muss sofort zum Arzt!« Er stürzte vorwärts und rannte an Wyatt Earp vorbei hinaus.

      Der Hilfs-Marshal folgte ihm langsam.

      Wie ein großer Hund, den ein stärkerer Hund vertrieben hatte, war der Texaner davongegangen.

      Aber wie ein Hund machte er auch kehrt. Schon nach wenigen Minuten. Als der Bann von ihm gefallen war.

      Drüben im Eastern-Saloon war noch Musik und Lärm.

      Flanagan brachte seinen Gaul vor den Zügelholm, rutschte aus dem Sattel, schlang die Lederriemen um das Querholz und betrat den Vorbau. Er spähte über die Pendeltür in den dicht besetzten Raum.

      Dann stieß er die Türen auseinander und trat ein.

      An einem Ecktisch, an dem nur zwei Männer saßen, fand er noch einen Platz.

      Er setzte sich und winkte dem Salooner. »Einen roten Kentucky«, sagte er rau. »Eine Flasche?«

      »Ein Glas!«

      Der Salooner sah ihn mürrisch an. »Ein Glas? All right!« Dann hob er die Hand und winkte einer schmierigen Frau, die hinter der Theke stand. »Ann, einen Fingerhut Kentucky rot für diesen Gentleman!« Er rief es so laut, dass selbst der Lärm des wenig melodiös jaulenden Orchestrions übertönt wurde.

      Flanagan nahm den Salooner bei der Schenkschürze und zerrte ihn zu sich heran.

      »He, altes Schnapsfass …! Was sollte das?«

      Man Drobny, der Wirt, blickte in das Gesicht des Texaners – und erschrak. »Nichts, Mister«, stammelte er.

      Flanagan riss ihn noch näher zu sich heran und ließ ihn dann los. Der Salooner fiel rücklings auf die Dielen, mitten zwischen die Beine einiger Cowboys.

      Stille. Nur das Jaulen der Musik.

      Und dann bellendes Gelächter.

      Einer der Cowboys, ein ellenlanger Bursche mit gelbem Gesicht und schräg stehenden Augen, schob sich heran und blickte den Texaner scharf an.

      »He, Stranger, wisch meine Stiefel ab, sie stinken jetzt nach Fusel!«

      Flanagan stand auf. Er holte mit der Linken aus, warf dann aber blitzschnell die geballte Rechte nach vorn. Sie traf den ungeschützten Mann genau auf den Kinnwinkel. Der lange Cowboy kippte über die Absatzspitzen zurück und blieb liegen.

      Sofort stürmte ein breitschultriger, vierschrötiger Bursche heran, der bei dem Cowboy an der Theke gestanden hatte.

      Flanagan schickte ihm eine Doublette entgegen, die den Cowboy zurückwarf. Er war so hart an Ohr und Kinn getroffen, dass er völlig groggy war und neben dem Langen einknickte.

      Der Texaner sandte einen eisigen Blick in die Runde.

      »Noch jemand?«

      Ein hagerer Mann mit weit vorstehenden Backenknochen schob seinen Hut aus der Stirn.

      »Sie scheinen kurz angebunden zu sein, Mister.«

      »Ganz sicher«, gab Flanagan zurück.

      »Wir sind hier neun Leute von der Weide.«

      Der Texaner blieb ruhig stehen.

      »Ich zähle die Jungs nicht, die Sehnsucht nach Schlägen haben.«

      »Vielleicht habe ich keine Sehnsucht nach Schlägen«, sagte der Hagere grinsend.

      »Dein Glück.«

      »Vielleicht hast du dafür Sehnsucht nach einer Unze heißen Bleis!« Das Grinsen war jäh aus dem Gesicht des Cowboys gefallen.

      »Diesen Wunsch wollten mir schon einige Boys vor dir einreden, Dünner!«

      Der Hagere stand plötzlich breitbeinig da. Mit steif angewinkelten Armen.

      Die anderen Männer rückten von ihm ab.

      Auch neben und hinter Flanagan stand niemand mehr im Schussfeld. Mit einem kläglichen Schrei brach das Orchestrion seine Katzenmusik ab.

      Fünf eisige Sekunden krochen durch den dunstigen Raum.

      Da flog vorn die Pendeltür auseinander. Wyatt Earps hohe Gestalt stand in ihrem Rahmen.

      »Flanagan!«,