»Sie tun es doch nicht etwa schon, oder?«, fragte Clarisse.
»Äh, ich denke nicht, aber ich möchte, dass Marcy geschützt ist, wenn die Zeit kommt«, sagte Tala.
»Also, dass sich Menschen während einer Krise zu Paaren zusammenfinden, entspricht völlig ihrer Natur. Mann und Frau kommen zusammen und paaren sich aus dem Bedürfnis heraus, sich fortzupflanzen. Der Begriff lautet biologischer Imperativ. Aber ich mache mir Sorgen, wie sich das Virus auf einen Fötus auswirkt. Ich bin mir nicht sicher, wie eine Schwangerschaft ausgehen würde. Ist das Baby immun oder hat es eine halbe Chance auf Immunität? Oder wird es ohne jegliche Immunität geboren? Es gibt viele unbeantwortete Fragen. Also lautet die erste Frage, ob wir ihr vorsorglich ein Verhütungsmittel geben.«
Tala war einen Moment still, und Clarisse dachte, dass sie vielleicht die Verbindung verloren hatten. Aber dann sagte Tala mit einiger Sorge in der Stimme: »Sie ist erst fünfzehn.«
»Genauso ist es. Und das trifft auf beide Mädchen zu. Sie sind in einem jungen, aber fortpflanzungsfähigen Alter, was bedeutet, dass die Konsequenzen für sie schrecklich wären, wenn sie zufällig an den falschen Burschen geraten. Meine Empfehlung wäre, dass du die Verhütungspillen aus dem Medizinvorrat nimmst, den wir euch gegeben haben. Ich habe einige Packungen hineingetan, genug für dich und die Mädchen für mindestens drei Jahre. Auch einige Schwangerschaftstests sind dabei. Hoffentlich haben wir dafür in den nächsten Monaten und Jahren noch keinen Bedarf. Viel Glück dabei, Macy dazu zu bringen, die Pille zu nehmen. Sie wirkt recht eigensinnig auf mich.« Clarisse kicherte.
Unbeabsichtigt hatte Clarisse schon eine von Talas dringlichsten Fragen beantwortet. Sie war erleichtert, dass sie sich keine vorgebliche Frage ausdenken musste.
»Schon, aber ich denke, wenn ich ihr die Konsequenzen erkläre, wird sie bereit sein, sie zu nehmen. Sie gehört schon zu den Vernünftigen«, sagte Tala.
»Auf jeden Fall hast du alle Hände voll zu tun, soviel ist sicher. Vorhin ist ein süßes, siebenjähriges Mädchen zu mir gekommen und hat sich auf meinen Schoß gesetzt, und ich liebe jede Minute, die sie bei mir ist. Sie gibt meinem Leben einen neuen Sinn.«
»Die Zwillinge sind manchmal eine ganz schöne Herausforderung, aber mehr als alles andere nervt uns das Gezänk zwischen ihnen«, sagte Tala.
»Ich verstehe. Aber so ist das, sie lösen sich voneinander und werden zu Individuen. Das ist normal in ihrem Alter. Mit der Zeit gibt sich das. Passt nur auf, dass sie sich nicht an den Haaren ziehen und sich blaue Flecken verpassen.« Clarisse kicherte erneut.
»Es gibt Tage, da möchte man …«, setzte Tala an und lachte ebenfalls. Sie war kurz davor, ihrer Freundin ihre größte Sorge anzuvertrauen, aber letztlich brachte sie es nicht über sich, ihren Verdacht laut zu äußern. Stattdessen beendete sie das Gespräch und sagte: »Nun gut, ich muss jetzt weitermachen. Viel Glück mit Addy.«
»Oh, danke. Lass mich wissen, wie die Mädchen auf die Pille reagieren. Ich funke euch nächste Woche an, damit ich weiß, wie ihr Körper damit umgeht. Für heute mach's gut. Clarisse out.«
»Tala out.«
Tala saß noch eine Weile da und fühlte sich wie betäubt. Sie wusste, was sie zu tun hatte, und sie hatte Angst vor der Auseinandersetzung mit Graham. Die möglichen Risiken für ein ungeborenes Kind kreiselten durch ihren Kopf. Sie starrte aus dem Fenster des Schlafraums und beobachtete, wie der Schnee umherwirbelte. Die Bäume schwankten stärker als zuvor und sie wusste, das Ennis' Warnung korrekt war: Es zog ein Sturm auf.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.