ZOMBIE RULES. David Achord. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: David Achord
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958353732
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das Ausmaß einer landesweiten Epidemie erreicht hat. Krankenhäuser und Kliniken geben an, von Patienten überrollt zu werden. Wir sind mit dem CNN-Auslandskorrespondenten, Jim Denzing nun live in Kairo. Jim?«

      Das Bild wechselte zu einem attraktivem, aber mitgenommen aussehenden Mann, der in einer chaotischen Notaufnahme zu stehen schien. Sein Hemd war mit Schweiß getränkt und seine Krawatte gelockert. Er hatte sich offenbar schon seit einigen Tagen nicht mehr rasiert, aber der Look stand ihm irgendwie. Man hörte nun Sirenen und im Hintergrund konnte man Männer in Uniformen sehen. Sie trugen Sturmgewehre und rannten in alle möglichen Richtungen. Es sah absolut chaotisch aus.

      Es gab eine vorübergehende Pause, während der Satellit Jim die Anweisung übertrug zu reden. »Lacy, der beste Ausdruck, um zu beschreiben, was hier gerade vor sich geht, ist ein wildes Durcheinander. Unaufhörlich strömen den ganzen Abend Patienten hierher und es ist kein Ende in Sicht. Wir haben unbestätigte Berichte, dass manche der Patienten sehr gewalttätig sind, und die Soldaten mussten wohl auch schon schießen. Es ist nur wenig über den Ausbruch bekannt oder warum alles so schnell eskaliert ist.« Jim hielt einen Moment inne und griff dann an seinen Ohrhörer.

      »Okay, ich werde gerade gefragt, ob dieses Grippevirus schon Todesopfer gefordert hat. Wir haben das medizinische Personal vor Ort befragt und sie haben uns an das Militär verwiesen, was wiederum die Auskunft verweigert hat. Die Antwort bleibt deshalb unklar, aber es wird angenommen, dass die Todeszahlen bereits recht hoch sind.« Plötzlich war das Geräusch von Geschützfeuer außerhalb des Bildes zu hören und Jim duckte sich instinktiv.

      »Es tut mir fürchterlich leid, Lacy. Was Sie und unsere Zuschauer gerade nicht sehen können, scheint eine gewalttätige Auseinandersetzung zwischen Soldaten und ein paar Zivilisten zu sein. Wir werden die Kamera herumschwenken, um das Ganze ins Bild zu bekommen. Ich muss die Zuschauer allerdings warnen, dass dies eine Liveübertragung ist und es deshalb zu verstörenden Bildern kommen kann.« Die Kamera drehte sich nun um annähernd hundertachtzig Grad. Die Soldaten wurden tatsächlich angegriffen und das in absolut brillanten Farben. Sie schossen zurück, und obwohl die angreifenden Leute unbewaffnet waren, schienen die Soldaten den Kampf zu verlieren. Die Übertragung dauerte noch etwa fünf Sekunden an, bevor das Bild schließlich ausfiel. Die letzte Einstellung zeigte mehrere Barrikaden, die von einem Schwarm von Leuten überrannt zu werden schienen.

      »Das ist echt kranker Scheiß, Mann«, sagte Felix erschrocken und wechselte den Sender. Wir verbrachten den Rest des Abends damit, Ironman-Filme zu sehen und mit der Xbox zu spielen.

      Meine Großmutter wurde am Montag nach Thanksgiving beigesetzt. Ihr Pfarrer hielt den Gottesdienst ab. Die Gemeinde der Kirche, zu der sie nur unregelmäßig gegangen war, hatte für eine einfache Beerdigung und eine anschließende Einäscherung gesammelt. Es waren nur wenige Leute anwesend. Felix und seine Eltern waren natürlich da und manche der alten Knacker, die meine Großmutter seit einigen Jahren gekannt hatten. Ich kannte nicht alle von ihnen persönlich, dennoch begrüßte ich sie und dankte ihnen für ihr Kommen. Ich versuchte, höflich zu sein, aber ich schwöre, jeder Einzelne von ihnen hustete und keuchte. Nichts ist ekelerregender als ein alter Mensch mit schleimigem Husten. Ich hielt wohlweislich Abstand von ihnen. Ich kämpfte mich halbwegs gut durch, glaube ich. Ich hatte gehofft, Macie würde auftauchen. Dann hätte sie gesehen, wie sehr ich litt, und hätte mich trösten und mich um Vergebung anflehen können. Doch sie kam nicht.

      Als ich es nicht mehr aushielt, schlich ich in ein leeres Büro, verriegelte die Tür und weinte für eine Stunde im stillen Kämmerlein.

      Exodus

      Rick wartete bereits auf mich, als ich in meinem kleinen Zuhause ankam. Er parkte mit seinem glänzenden Dodge Ram am Straßenrand in zweiter Reihe. Sein Pick-up war ein direkter Gegensatz zu seiner persönlichen Hygiene. Der Geländewagen war nämlich immer sauber und unaufhörlich frisch gewachst. Heute Abend hatte er einen Anhänger mitgebracht. Als er ausstieg, sah er sich zuerst um, als würde ihm nachspioniert werden, dann humpelte er schnell auf mich zu. Sein Hinken war einer alten Kriegsverletzung geschuldet, mit freundlichen Grüßen aus Vietnam.

      »Ich gehe niemals zu Beerdigungen. Ich hasse die. Die Leute verhalten sich dann immer so dumm und sagen lauter dummes Zeug. Also, hier ist mein Pflichttext: Mein herzliches Beileid und all der andere Scheiß. Jetzt lass uns reingehen und reden. Es wird langsam kalt hier draußen.«

      Ich machte uns Kaffee und wir setzten uns in der Küche an einen Esstisch aus Walnuss-Imitat. Er war sauber, hatte aber so seine Macken und Kratzer. Als ich das Licht anmachte, sah Rick mich mit gerunzelter Stirn an. »Was zum Teufel ist denn mit dir passiert? Dein Gesicht sieht ja aus wie ein Football. Warst du in eine Schlägerei verwickelt oder so was?«

      Ich weihte ihn daraufhin ein und zeigte ihm sogar das Video. Er schüttelte nur den Kopf. »Das ist echt übel, Mann. Die Welt ist ein schrecklicher Ort geworden und es wird mit jeder Minute schlimmer.« Er nahm einen großen Schluck Kaffee und starrte mich dann aufmerksam an. »Willst du es ihnen irgendwann zurückzahlen?«

      Ich zuckte mit den Schultern. »Ich wüsste nicht wie, aber eines Tages vielleicht.«

      Rick nickte. »Wenn du bereit dazu bist, lasse es mich wissen. Ich stehe dann hinter dir. Ich mag zwar ein alter Säufer mit einem Hinkebein sein, aber ich bin dennoch ein hinterlistiger Bastard und kann immer noch gut schießen.«

      Ich nickte ernst, wusste aber nicht wirklich, was ich dazu sagen sollte. Klar wollte ich mich an ihnen allen rächen, einschließlich des Mädchens, das das Ganze gefilmt hatte. Aber ich hatte nie in Erwägung gezogen, Schusswaffen mit einzubeziehen. Teufel, ich hatte an so etwas wie Reifenaufschlitzen gedacht oder daran, ihre Häuser mit Eiern zu bewerfen. Heimtückisches Zeug ohne jegliche Konfrontation eben.

      Er füllte seine Tasse auf, zog eine kleine Flasche mit billigem Whiskey aus seiner Jackentasche und versetzte seinen Kaffee einen kräftigen Schuss. Ich schüttelte den Kopf. Er zuckte mit den Schultern und starrte mich wieder mit ernstem Blick an.

      »Okay, Zeit, über ein paar ernste Sachen zu reden.« Daher also der ernste Blick. »Ich werde dir erst einmal alles erklären und dann musst du ein paar wichtige Entscheidungen treffen. Da du gerade erst sechzehn geworden bist, wird schon bald ein hässliches, altes Weib vom Jugendamt hier aufkreuzen. Egal, was du dann sagst oder tust, man wird dich in ein Pflegeheim stecken, bis du achtzehn bist.« Er hielt inne und nahm einen Schluck, vermutlich, um das erst einmal sacken zu lassen.

      »So, wie ich das sehe, kannst du mit den Eltern von deinem Freund sprechen und ich glaube, sie würden dich bestimmt aufnehmen. Du bist ein verdammt guter Junge und der beste Freund von dem komischen Kauz, und es wäre ein gutes Zuhause für dich. Aber ich denke, ich habe eine noch bessere Idee.« Er zeigte mit seiner Tasse auf mich. Teile des Inhalts schwappten dabei über den Rand. »Wir packen deinen Krempel einfach gleich ein und du ziehst bei mir ein. Ich habe das schon mit den Parsons geklärt.«

      Ich wollte antworten, aber er hob eine Hand. »Ich weiß nicht, ob du in den letzten Tagen die Nachrichten verfolgt hast, aber da passiert etwas echt Eigenartiges da draußen. Was wirklich Schlimmes. Leute auf der ganzen Welt liegen im Sterben, aber da ist noch mehr. Viele von denen rasten total aus, so Zombie-mäßig, weißt du, was ich meine?«

      Ich schüttelte den Kopf. Ich hätte vielleicht sogar gelacht, wenn mir nicht so elend zumute gewesen wäre. »Wovon redest du da? Willst du mir etwa sagen, dass das Ende der Welt naht oder so etwas?« Rick nickte düster. Ich brachte nur ein halbherziges Grunzen zustande. »Du musst dich endlich von dem Fusel fernhalten.«

      Rick hob eine buschige Augenbraue. »Kann sein, dass ich total meschugge bin, ich wette, eine Menge Leute würden dir da recht geben. Ich gebe auch zu, dass bei mir ein paar Schrauben locker sind, aber was, wenn ich recht habe? Hmm? Was, wenn der verrückte alte Mann richtig liegt? Was dann?« Er hob wieder eine Hand. »Sag jetzt noch gar nichts, denn ich will dir erzählen, was passiert, wenn ich recht habe … kompletter Zusammenbruch der Gesellschaft. Ich sehe, wie du mich jetzt anschaust. Aber nur, weil ich verrückt bin, heißt das nicht, dass ich den Verstand verloren habe.« Er betonte jedes Wort, nahm wieder einen Schluck und beugte sich nach vorn. »Es hat bereits