Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740952006
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eine wahre Kennerin der Geschichte uns’res Dorfes und der Kirche.«

      »Stimmt«, lachte Claus erleichtert auf. »Und eine gute Fremdenführerin.«

      Sie führten eine an sich belanglose Unterhaltung. Sebastian wollte sich erst einmal ein Bild von dem Lehrer machen, um dann besser, in einem günstigen Augenblick das Gespräch mit ihm zu suchen.

      Solch ein Augenblick konnte eine gemeinsame Bergtour sein. Schon so manches Mal hatte der Geistliche diese Gelegenheit genutzt, um ein Problem aus der Welt zu schaffen.

      »Haben S’ net Lust, auch einmal mit hinaufzukommen?« lud er Danielas Verehrer ein, als sie später wieder draußen waren.

      Claus Rendel zuckte eher lustlos die Schulter.

      »Vielleicht«, antwortete er ausweichend. »Wenn’s net zu anstrengend ist…«

      »Mein lieber Kollege ist net so sportlich wie Sie, Hochwürden«, warf Daniela, mit leichtem Spott in der Stimme, ein.

      »Warum eigentlich net«, ließ Claus sich zu ihrem Erstaunen hören. »Für dich würd’ ich sogar auf den Montblanc steigen!«

      Die junge Frau ärgerte sich über diese erneute Liebesbekundung, noch dazu in der Gegenwart eines Dritten – auch wenn dieser über alles Bescheid wußte.

      »Ich denk’ für’s erste wird eine ausgiebige Wanderung reichen«, rettete Sebastian die Situation. »Schließlich soll man’s net übertreiben, wenn man so gar keine Erfahrung hat. Es gibt ein paar hübsche Routen, die zu bewältigen überhaupt net anstrengend ist.«

      »Prima, dann können wir ja vielleicht wirklich mal was verabreden«, nickte Claus.

      »Ich möcht’ net, daß du so mit mir sprichst, wenn jemand anderer dabei ist«, sagte Daniela, als sie im Wirtshaus saßen.

      Den ganzen Weg dorthin hatte sie geschwiegen. Jetzt, nachdem sie das Essen bestellt hatten, konnte sie ihren Ärger nicht mehr länger zurückhalten. Es war ohnehin schon schwer genug für sie gewesen, hierher zu gehen, wo sie und Andreas so manches Mal gesessen hatten.

      »Sei net bös«, bat Claus und machte ein Gesicht, wie ein Schulbub, den man bei einem Streich erwischt hatte. »Es ist nun mal so. Ich hab’s dir in der Kirche schon gesagt – ich liebe dich und kann an nix and’res mehr denken.«

      Er schwieg einen Moment, als die Bedienung kam und die Getränke brachte. Dann prostete er ihr zu.

      »Du, ich hab’ gehört, hier findet Samstag abend ein Tanzvergnügen statt«, sagte er dann, in aufgeräumter Stimmung, weil er annahm, Daniela habe ihm wieder verziehen. »Hast’ net Lust, mal mit mir dorthin zu gehen? Das soll immer eine Gaudi sein, haben’s mir auf dem Hof erzählt.«

      Er trank einen weiteren Schluck.

      »Ach, das weißt’ ja bestimmt selbst«, fuhr er dann fort, ohne auf eine Antwort zu warten. »Du warst doch sicher schon mal dabei, oder?«

      Daniela nickte stumm.

      Ob sie schon mal dabeigewesen wäre, fragte er sie!

      Am liebsten hätte sie ihm gesagt, daß sie hier die schönsten Stunden ihres Lebens verbracht hatte. Die Stunden, in denen sie ihre große Liebe fand, und daß er endlich heimfahren und sie in Ruhe lassen solle.

      Aber dann schwieg sie doch. Sie aß mit wenig Appetit und hatte Mühe, ihre Tränen zurückzuhalten. Claus hingegen ließ es sich schmecken und war ganz und gar unbekümmert.

      »Was fangen wir denn nun mit dem schönen Nachmittag an?« fragte er unternehmungslustig, als sie wieder auf der Straße standen.

      Es war ein strahlendblauer Himmel, der über dem Wachnertal stand, und die Menschen, Einheimische und Touristen, strahlten nicht weniger. Der Tag schien wie geschaffen für Unternehmungen. Wandern, Radfahren oder Schwimmen, alles war möglich. Aber Daniela stand nicht der Sinn nach alledem. Sie wollte allein sein und über alles nachdenken. Vor allem darüber, wie es mit Claus weitergehen sollte. Am liebsten hätte sie ihren kaum begonnenen Urlaub abgebrochen und wäre wieder nach Hause gefahren.

      Aber das wollte sie Ria, Pfarrer Trenker und vor allem sich selbst nicht antun. Außerdem wußte sie, daß sie nicht in Ruhe zu Hause sitzen konnte, ohne sich noch einmal mit Andreas ausgesprochen zu haben. Ihr ganzes Denken drehte sich eigentlich nur um ihn, und einige Male hatte sie sich bereits ertappt, daß sie Claus beinahe mit dem Namen des anderen hatte anreden wollen. Im letzten Moment war es ihr aufgefallen.

      Daniela wußte, daß ein Besuch auf dem Waldnerhof mehr als überflüssig war. Aber sie fürchtete sich davor. Sie hatte keine Vorstellung, wie Andreas darauf reagieren würde.

      Und überhaupt – vielleicht gab es ja längst eine andere Frau in seinem Leben? Schließlich hatten sie länger als ein halbes Jahr nichts mehr voneinander gehört. In dieser Zeit konnte alles Mögliche geschehen.

      »Sei mir net bös«, bat sie Claus. »Aber ich möcht’ jetzt auf mein Zimmer und mich ein bissel ausruh’n. Ich glaub’, ich hab’ mich noch net so ganz eingewöhnt. Und die Tour gestern war doch ganz schön anstrengend.«

      Claus Rendel machte ein bedauerndes Gesicht, fügte sich aber ihrem Wunsch. Daniela war froh, als sie sich wenig später vor der Pension Stubler verabschiedeten.

      Froh vor allem, daß er nicht wieder versucht hatte, sie zu küssen. Aber irgendwie wußte sie auch, daß Claus in seinem Werben um sie nicht so schnell nachlassen würde!

      *

      »Na, wie war’s?« erkundigte sich Ria Stubler.

      Daniela hatte sich mit einem Stöhnlaut auf einen Küchenstuhl fallen lassen. Sie machte ein verzweifeltes Gesicht.

      »Er gibt einfach nicht auf«, antwortete sie. »Es ist ja net so, daß er mir zuwider wär’. Dann wär’s einfach für mich, ihm zu sagen, daß er endlich seine Träume von einer gemeinsamen Zukunft begraben soll. Ich mag den Claus, aber eben so, wie man einen Kollegen schätzt, mit dem man tagtäglich zu tun hat. Und ich möchte’ net, daß er sich irgendwie verletzt fühlt.«

      Die Pensionswirtin ging an die Kaffeemaschine.

      »Magst’ auch einen?«

      Die Lehrerin nickte.

      »Ich fürcht’ aber, daß es net ohne Verletzung abgeh’n wird«, äußerte Ria ihre Meinung. »Wenn der Mann dich so hartnäckig liebt, dann wird er sein Lebtag net versteh’n können, warum diese Liebe net erwidert wird, und er wird sich in seiner Eitelkeit als Mann gekränkt fühlen.«

      Mit zwei vollen Kaffeetassen kam sie an den Tisch zurück. Beinahe liebevoll sah sie Daniela an, wie eine Mutter ihre Tochter. Es war ja auch so, daß Ria sie als eine solche betrachtete.

      »Du denkst immer noch an Andreas, gell?«

      Daniela nickte.

      »Ich weiß net, ob’s richtig ist, zum Hof zu fahren«, sagte sie. »Er weiß ja auch, daß ich jedes Jahr herkomm’. Zumindest hätt’ er sich ja mal erkundigen können, ob ich wieder da bin, wenn er noch irgendein Interesse an mir hat.«

      Sie trank ihren Kaffee in kleinen Schlucken.

      Was hatte Claus gesagt? Er sei ein Gefangener der Liebe. Inzwischen konnte sie diese Äußerung genau verstehen, denn sie fühlte genauso. Nur, daß ihre Liebe nicht ihm, sondern Andreas Waldner galt.

      Es klingelte an der Haustür. Ria stand auf und ging in den Flur. Daniela hörte sie draußen mit jemandem sprechen. Wenig später kehrte die Wirtin zurück.

      »Besuch für dich«, sagte sie mit einem geheimnisvollen Lächeln.

      Hinter ihr schob sich eine Gestalt durch die Tür. Die Lehrerin machte große Augen, als sie die Frau erkannte.

      »Resl!« rief sie erfreut und sprang auf.

      »Grüß dich, Daniela«, lächelte die Magd vom Waldnerhof.

      Sie fielen sich in die Arme. Daniela sah Resl prüfend