Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740952006
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berichtete die Lehrerin von Resl Jacobs überraschendem Besuch in der Pension Stubler, und was sie und die Magd sich ausgedacht hatten.

      »Vielleicht ist’s der richtige Weg«, sagte Sebastian. »Wenn der Herr Rendl sieht, daß er im Grunde gegen den and’ren Mann keine Chance hat, wird er sich zurückziehen.«

      »Ich hoff’, daß Sie Recht behalten«, seufzte Daniela Bonnartz.

      Sie wandte sich an die Haushälterin.

      »Die Suppe schmeckt einfach köstlich.«

      Sophie Tappert nickte. Natürlich freute sie sich über dieses Lob, auch wenn sie es nicht unbedingt zeigte. Kochen war ihre Leidenschaft, und bevor ein Gericht aufgetragen wurde, hatte sie es sorgfältig abgeschmeckt. Anders würde es gar nicht erst auf den Tisch kommen!

      Für die Schwammerlsuppe waren die geputzten Pilze kleingehackt und mit Butter, Speck- und Zwiebelwürfeln angebraten worden. Die Perle des Pfarrhaushalts hatte die Suppe mit einem Schuß Weißwein abgelöscht, dann mit Gemüsebrühe aufgefüllt, und alles gut durchkochen lassen, ehe sie einen Becher Sahne hinzufügte und mit Salz und Pfeffer abschmeckte. Zum Schluß gab sie eine Handvoll gehackte Petersilie auf die fertige Suppe.

      »Stimmt!« pflichtete Max der Lehrerin bei und bediente sich noch einmal.

      Während ihrer ersten Einladung ins Pfarrhaus, die schon ein paar Jahre zurücklag, war Daniela erstaunt gewesen, welche Mengen der Polizist verdrücken konnte, und sie hatte sie gefragt, wo das alles blieb, denn Max war schlank und rank wie eine Tanne. Kein Gramm überflüssiges Fett hatte er am Körper.

      »Ich verbrenn’ eben gut«, war sein ganzer Kommentar.

      Inzwischen war Sophie Tappert in die Küche gegangen und vollendete den Hauptgang – Lachsfilet mit Gemüsestreifen in einer leichten Weißweinsauce. Dazu gab es wahlweise körnig gekochten Reis, oder Salzkartoffeln, die mit frischgeschnittenem Dill bestreut waren.

      »Ja, wie gesagt, entweder, er sieht’s ein, oder dem Herrn Rendel kann net geholfen werden«, griff Sebastian noch einmal das Thema auf. »Aber, wie auch immer – sagen S’ ihm, daß er mich jederzeit wegen einer Tour fragen kann.

      Nur am Montag net, der ist ja schon verplant.«

      Auch während sie es sich weiterhin schmecken ließen, drehte sich die Unterhaltung um das leidige Thema. Der gute Hirte von St. Johann konnte aus seinem reichen Erfahrungsschatz so manches dazu beisteuern.

      »Die Liebe ist net nur eine schöne Sache«, meinte er. »Sie kann auch sehr problemtisch sein. Besonders für jemanden, der vergeblich auf Erfüllung wartet.«

      Sebastian Trenker wußte, daß auch ganz ›normale‹ Menschen sich in solch einer Situation, wenn sie feststellten, daß alle ihre Hoffnungen sich nicht erfüllen würden, zu extremen Handlungen hinreißen ließen. Sein besonderes Augenmerk sollte daher Claus Rendel gelten. Der Geistliche war der Ansicht, daß der Lehrer seiner Fürsorge bedurfte, mehr noch als Daniela.

      Aber auch ihr Problem mußte noch besprochen werden. Das taten sie später, bei einer Tasse Kaffee, draußen, im Pfarrgarten. Max hatte sich verabschiedet, bis zum Feierabend waren es noch ein paar Stunden.

      *

      »Wie fühlen S’ sich denn, wenn S’ an den morgigen Abend denken?« fragte Sebastian.

      Die junge Frau zuckte die Schulter.

      »Ich fürcht’ mich vor dem Wiederseh’n«, gab Daniela zu.

      Wieder fühlte sie ihr Herz rasend schnell pochen.

      »Vor dem Wiederseh’n, oder davor, daß für Andreas der Abstand zwischen Ihnen beiden so groß geworden ist, daß er es inzwischen doch ganz verwunden hat?«

      »Ja, vielleicht auch das.«

      Woher sollte sie auch wissen, daß es nicht so war? Resls Erklärung, Andreas wäre seitdem verändert – das konnte auch eine ganz andere Ursache haben.

      Die Lehrerin richtete sich auf.

      »Nein«, sagte sie entschieden, »das glaub ich net. Ich weiß, daß er mich immer noch liebhat!«

      »Recht so«, nickte der Bergpfarrer. »Immer positiv denken. Daß Sie jetzt nervös sind, ist ganz normal. Es ist die Aufregung, und es wär’ schad’, wenn S’ dieses Gefühl net verspürten. Es gehört genauso zur Liebe, wie alles and’re auch.«

      Er beugte sich ein wenig vor und sah sie forschend an.

      »Aber – haben S’ sich auch Gedanken gemacht, wie’s weitergeh’n soll? Ich mein, wenn sich Ihr Traum endlich erfüllt – was fangen S’ dann an?

      In ein paar Wochen sind die Ferien vorüber. Wenn S’ dann wieder nach Haus’ fahr’n, dann steh’n S’ wieder da, wo S’ jetzt auch sind.«

      Darüber hatte Daniela sich bereits Gedanken gemacht, und ihr Entschluß stand fest.

      »Wenn er mich wirklich will«, sagte sie, »dann fahr’ ich nur noch einmal zurück. Um meine Stelle zu kündigen, die Wohnung aufzulösen und den Umzug hierher zu organisieren.«

      Sebastian lächelte.

      »Eine and’re Anwort hab’ ich net erwartet«, nickte er. »Ich freu’ mich auf den Tag, an dem Sie und der Andreas in meiner Kirche vor dem Altar steh’n, und ich die Trauung vollzieh’.«

      Es war eine wunderschöne Vorstellung. Daniela dachte immer noch daran, als sie sich am Nachmittag mit Claus Rendel traf.

      Er erwartete sie vor dem Rathaus.

      »Laß uns doch einen kleinen Bummel machen«, bat er. »Ich würd’ gern ein paar Andenken kaufen, für die Sophie und den Lars.«

      Die beiden waren die Kinder seiner Schwester. Daniela stimmte zu. Sie schlenderten durch das Dorf. Die Lehrerin kannte ein kleines Geschäft, in dem man Souvenirs kaufen konnte, die auch Kinder begeisterten. Sophie bekam eine Trachtenpuppe, in einem schönen Dirndl, für Lars wählte der Lehrer ein Pferdegespann samt Kutscher aus. Der Leiterwagen war mit kleinen Holzstücken beladen.

      »Du, ich freu’ mich schon auf morgen abend«, sagte Claus, als sie das Geschäft verließen. »Ich hab’ schon lang’ net mehr getanzt.«

      Daniela seufzte innerlich. Sie überlegte, daß es eigentlich unfair war, den Mann an ihrer Seite morgen praktisch ›in das offene Messer rennen zu lassen‹. Vielleicht sollte sie ihn schon darauf vorbereiten, daß er mit der Wirklichkeit konfrontiert wurde.

      »Ich möcht’ mich gern’ dort drüben hinsetzen«, sagte sie und deutete auf eine Bank vor dem Rathaus.

      Sie hatten praktisch eine Runde gemacht und waren zu ihrem Ausgangspunkt zurückgekehrt.

      »Natürlich«, nickte er. »Ich kann versteh’n, daß’ dich ausruhen mußt. War ja auch ein bissel dumm von mir, dich überall herumzuschleppen.«

      »Nein, nein, das ist’s net«, schüttelte Daniela den Kopf. »Ich muß was mit dir bereden.«

      Sie ließen sich auf der Bank nieder. Touristen gingen an ihnen vorbei, Fotoapparate klickten unablässig. Claus Rendel hatte ebenfalls eine Kamera dabei und schon viele Fotos gemacht, wobei sein liebstes Motiv Daniela gewesen war.

      »Was gibt’s denn, was du mit mir bereden willst?« fragte er erwartungsvoll.

      Die junge Frau atmete tief durch. Die ganze Zeit hatte sie überlegt, mit welchen Worten sie ihm klarmachen wollte, was ihn morgen abend möglicherweise erwartete.

      »Du weißt ja, daß ich seit vielen Jahren hier Urlaub mach«, begann sie. »Im letzten Jahr ist’s passiert, daß ich mich in einen Mann verliebt hab’.«

      Claus sah sie an und schwieg, aber deutlich konnte sie sehen, daß es hinter seiner Stirn arbeitete. Sie schluckte, bevor sie weitersprach.

      »Andreas, so heißt der Mann, und ich hatten eine wunderschöne Zeit. Und nachdem ich wieder zuhaus’ war, haben wir