Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740952006
Скачать книгу
der Lehrer sich erst einmal geduscht und zwei Stunden geschlafen hatte, war er ins Dorf gefahren, um sich auf die Suche nach Daniela zu machen.

      »Ich hätt’ net gedacht, daß ich dich so schnell find’«, sagte er und umarmte sie.

      Daniela zog den Kopf zur Seite, so daß seine Lippen nur ihre Wange streichelte. Claus blickte auf ihren Korb.

      »Der ist doch viel zu schwer für dich«, behauptete er und nahm ihn ihr ab. »Hast’ für deine Zimmerwirtin eingekauft?«

      Die Lehrerin nickte nur. Sie war immer noch unfähig, ein klares Wort auszusprechen.

      Drüben, wo die Magd vom Waldnerhof stand, hatte inzwischen ein Wagen angehalten. Zu gerne hätte Daniela gewußt, ob es Andreas war. Aber Claus hatte sie eingehakt und zog sie mit sich.

      »Wo ist denn die Pension?« wollte er wissen – ohne zu verraten, daß er es längst wußte.

      Die Straße herauszufinden, war das Erste, was er nach seiner Ankunft getan hatte.

      »Was machst du eigentlich hier?« wollte sie wissen, nachdem sie endlich die Überraschung abgeschüttelt, und ihre Sprache wiedergefunden hatte.

      »Urlaub natürlich«, antwortete er grinsend. »Genau wie du.«

      »Ja, aber, du hast mir ja gar net erzählt, daß du auch herfahren wolltest.«

      »Dann wär’s ja auch keine Überraschung mehr gewesen.«

      Er blieb stehen und stellte den Korb ab. Dann nahm er ihre Hände und hielt sie fest. Dabei schaute er ihr tief in die Augen.

      »Kannst’ dir net denken, warum ich da bin?« fragte er. »Nur deinetwegen, Dani, ich liebe dich, das weißt du.«

      Himmel, wie sie diese Abkürzung ihres Namens haßte. Schon etliche Male hatte sie ihn darauf hingewiesen, daß sie nicht so genannt werden wollte.

      Fehlte bloß noch, daß er ›Dani-Schatzl‹ zu ihr sagte, wie es immer in einer Fernsehserie hieß. Aber das hatte er bisher nicht gewagt.

      »Ich kann’s wirklich net ändern«, fuhr Claus Rendel fort. »Seit dem Kollegiumsausflug bin ich dir verfallen. Ein Gefangener der Liebe.«

      Er sah sie treuherzig an.

      »Freust’ dich gar net ein bisserl, mich zu seh’n?«

      »Doch«, nickte sie, aber eher widerwillig.

      »Weißt’, ich hab’ mir gedacht, wir könnten doch die Ferienwochen dazu nutzen, uns noch ein bissel näher zu kommen. Und vielleicht – ja, vielleicht ist alles anders, zwischen uns, wenn der Urlaub zu Ende ist.«

      Der Wagen, in den Resl Jacobs eingestiegen war, fuhr an ihnen vorbei. Daniela konnte aber nicht sehen, wer der Fahrer war. Die Sonne stand inzwischen so tief, daß sie auf der Frontscheibe blendete.

      »Claus, natürlich freu’ ich mich, dich zu seh’n«, sagte sie schließlich. »Aber, ehrlich gesagt, so hab’ ich mir meinen Urlaub net vorgestellt.«

      Sie übersah sein enttäuschtes Gesicht.

      »Und ich hab’ gedacht, wir könnten viel gemeinsam unternehmen«, wandte er ein. »Du kennst dich hier doch schon aus und hättest mir ein bissel was davon zeigen können.«

      »Das will ich auch tun«, lenkte Daniela ein. »Aber morgen, zum Beispiel, geht’s net. Da hab’ ich schon eine Verabredung zu einer Bergtour.«

      Claus Rendel sah sie forschend an.

      »Mit einem Mann…?«

      Die Lehrerin schmunzelte.

      »Ja, allerdings mit einem Mann.«

      »Hm«, meinte er nur, »da werd’ ich mich eben in Geduld üben müssen, auch wenn’s mir gar net recht ist, daß du mit einem and’ren Mann unterwegs bist. Aber – vielleicht dann übermorgen?«

      Er hatte den Korb wieder aufgenommen, und sie waren weitergegangen. Gerade erreichten sie die Straße, in der die Pension Stubler lag.

      »Also schön«, willigte sie ein. »Hol’ mich am Vormittag ab. Dann zeig’ ich dir das Dorf und seine Sehenswürdigkeiten.«

      Er reichte ihr den Einkauf.

      »Schad’, daß wir net unter einem Dach wohnen«, meinte er, mit einem Blick auf das Haus. »Ich könnt’ mir die Abende richtig romantisch vorstell’n.«

      »Ich muß hinein«, entschuldigte Daniela sich. »Die Frau Stubler wartet gewiß schon auf die Sachen.«

      Sie wußte, daß es nicht stimmte, war aber dankbar, diese Ausrede zu haben, um ihn erst einmal loszuwerden.

      Noch einmal griff er nach ihr und wollte sie küssen. Daniela entwand sich seinen Händen, doch an der Schulter hielt er sie fest.

      »Ich liebe dich«, sagte er eindringlich. »Vergiß das net, Dani, ich bin dein Gefangener!«

      *

      Andreas bog in die Straße ein. Er hatte Resl bereits an der Ecke stehen sehen. Er wandte den Kopf, um auf den Gegenverkehr zu achten und sah Daniela.

      Unter Tausenden hätte er sie sofort erkannt!

      Aber er sah auch, daß sie nicht alleine war. Bei ihr stand ein Mann, der sie umarmte…

      Er fuhr weiter und hielt neben der Magd an. In seinem Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander. Sie war also wieder da. Wer mochte der andere sein? Ihr Verlobter?

      So vertraut, wie sie miteinander umgegangen waren, konnte er keinen anderen Schluß ziehen, und plötzlich fühlte er Eifersucht in sich aufsteigen, und das Herz tat ihm weh.

      Er stieg schnell aus und lud die Taschen ein. Dabei hoffte er, daß sie ihn nicht sehen und erkennen würde. Resl hatte sich bereits in das Auto gesetzt. Andreas schlug die Heckklappe zu und sah dann noch einmal hinüber. Der Mann hielt Daniela immer noch umarmt.

      Beinahe trotzig zuckte der junge Bauer die Schulter und stieg ein. Um nach Hause zu fahren, mußte er wenden und die Straße zurückfahren. Die Lehrerin und der Mann waren inzwischen weitergegangen, näherten sich ihnen. Andreas klappte die Sonnenblende herunter. Er wollte auf keinen Fall hinschauen, wenn er an ihnen vorbeifuhr, aber dann tat er es doch.

      Sie standen auf dem Bürgersteig und hielten sich an den Händen.

      Resl hatte zufällig auch den Kopf gewendet.

      »Du«, stieß sie ihn an, »das war doch eben die Daniela«, entfuhr es ihr überrascht.

      Andreas machte ein grimmiges Gesicht.

      »Na und? Wenn schon.«

      »Ja, willst’ denn net anhalten?«

      »Hast’ net gesehen, daß sie net allein’ ist?«

      »Wer mag der Mann wohl sein?« überlegte die Magd.

      »Was weiß ich? Wahrscheinlich ihr Freund oder Verlobter. Vielleicht ist sie ja inzwischen auch schon verheiratet.«

      »Meinst wirklich?«

      Der Bauer antwortete nicht. Er wollte so schnell wie möglich nach Hause kommen. Die Frau, die er immer noch liebte, wiederzusehen, hätte ihn vielleicht nicht so sehr mitgenommen, wenn Daniela alleine gewesen wäre.

      Aber so…!

      »Du hättest trotzdem halten soll’n«, meinte Resl. »Dann hättest’ es gewußt.«

      »Ich denk’ überhaupt net daran«, gab er zurück. »Und überhaupt – es interessiert mich net, damit du’s weißt!«

      Resl schwieg den Rest der Fahrt, genauso wie Andreas. Aber sie machte sich ihre Gedanken. So, wie der Bauer reagiert hatte, mochte sie ihm nicht glauben, daß es ihn nicht interessierte, ob seine einstige große Liebe anderweitig gebunden war. Allerdings schienen die Anzeichen wirklich dafür zu sprechen…

      Gleich nach der Ankunft auf dem Hof, ging Andreas