Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740952006
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Erika Anstetter lächelte.

      »Hast’ einen Moment Zeit?« fragte sie.

      »Natürlich. Komm’ doch herein.«

      »Freust dich wohl sehr auf den Abend, was?« fragte die Bäuerin, nachdem sie sich gesetzt hatte.

      »Ja. Es ist ja schon ein bissel her, daß ich Gelegenheit zum Tanzen hatte«, nickte Vroni. »Und heut’ ist’s schon was Besond’res, wo doch der Markus dabei ist.«

      »Gerad’ deswegen wollt’ ich mit dir sprechen«, sagte Erika und rieb nervös die Hände aneinander.

      Es war, als suche sie nach den richtigen Worten.

      »Vroni, du weißt, daß der Wolfgang und ich dich liebhaben, als wärst’ du unser eig’nes Kind«, fuhr sie fort.

      Das Madel schaute sie fragend an. So recht wußte es nicht, worauf Erika Anstetter hinauswollte.

      »Ich weiß«, antwortete Vroni. »Ich werd’ euch auch immer dankbar sein, daß ihr mich so liebevoll aufgenommen und eine Heimat gegeben habt. Aber ich versteh’ net…«

      Die beiden Frauen saßen sich gegenüber. Vronis Kammer war recht geräumig. Neben Bett und Kleiderschrank standen auch zwei bequeme Sessel, mit Tisch, darin. Die Bäuerin griff nach der Hand des Madels.

      »Schau’, ich will dir gewiß net in irgend’was hineinreden, aber ich glaub’, es gibt da was, über das wir sprechen sollten«, sagte sie weiter. »Ich hab’ in den letzten Tagen das Gefühl, daß du den Markus mit and’ren Augen anschaust, als du es früher getan hast.«

      Vroni spürte die feine Röte, die ihr Gesicht überzog. Hatte sie ihre Gefühle doch nicht vor den anderen verbergen können?

      »Du brauchst net verlegen zu werden«, lächelte Erika. »Gewiß hast du’s net gewollt, daß es jemand bemerkt. Aber ich bin nun mal eine Frau, und wir haben eben ein besond’res Gespür für diese Dinge. Deine Blicke, dei-

      ne Gesten – sie drücken mehr aus, als tausend Worte es könnten.

      Aber wie gesagt, ich will mich da net einmischen, doch ich möchte dir klarmachen, was dir vielleicht im Überschwang der Gefühle net so bewußt ist – Markus wird wieder fortgeh’n. Was soll dann daraus werden, wenn sich etwas zwischen euch anbahnt?«

      Vroni schluckte. Doch, sie hatte schon daran gedacht, wenn auch nur kurz. Er würde sie eben mitnehmen.

      Ihre Ziehmutter schüttelte den Kopf.

      »Ich fürcht’, in seinem Leben, drüben in Südamerika, ist kein Platz für eine Frau. Von früh bis spät ist Markus auf der Baustelle beschäftigt. Was willst’ da anfangen? Den ganzen Tag zu Haus herumhocken und darauf warten, daß er müd’ und abgespannt heimkommt? Was soll das für ein Leben sein, das du dann führst?«

      Das Madel rang hilflos die Hände.

      »Ich weiß net. So richtig hab’ ich mir da noch keine Gedanken gemacht…«

      »Das wirst’ aber müssen. Schließlich stehst’ damit vor einer weitreichenden Entscheidung.«

      Sie sah Vroni forschend an.

      »Weiß Markus, was du für ihn empfindest?«

      Ihre Ziehtochter schüttelte den Kopf.

      »Ich hab’mich noch net getraut, es ihm zu sagen«, antwortete sie.

      »Vielleicht wär’s auch besser, wenn er es nie erfährt…«

      Erika Anstetter stand auf und strich ihr über das Haar.

      »Glaub’ mir bitte, nix liegt mir ferner, als mich zwischen euch zu stellen«, versicherte sie. »Aber ich möchte auch net, daß am End’ einer unglücklich wird. Weder Markus, noch du.«

      Vroni Behringer schluckte schwer.

      Hatte die Bäuerin recht, mit dem, was sie da sagte?

      »Ich werd’ Markus gegenüber schweigen«, versprach sie.

      Ihre Ziehmutter strich ihr noch einmal über die Wangen, dann ging sie hinaus. Vroni hörte sie die Treppe hinuntergehen und setzte sich wieder. Blaß war sie geworden, alle Farbe aus ihrem Gesicht gewichen.

      Bedeutete dieses Gespräch das Ende ihrer Träume? Würde sie jetzt Tobias’ Antrag annehmen und seine Frau werden?

      Sie mochte es nicht glauben, und während ihre Gedanken noch durcheinander wirbelten, faßte sie einen Entschluß: Sie wollte sich Markus gegenüber nicht offenbaren, sondern abwarten, ob er ihr seine Liebe gestand. Sollte er es tun, dann wollte sie mit ihm gehen, egal wohin, und ihre Liebe würde Bestand haben, allen dunklen Vorahnungen der Bäuerin zum Trotz.

      *

      Auf dem Saal des Löwens herrschte Hochbetrieb. Das Tanzvergnügen war der Höhepunkt einer Woche voller Arbeit, und außerdem immer ein spektakuläres Ereignis für Touristen und Gäste des kleinen Dorfes.

      Die Einheimischen nahmen mit Erstaunen zur Kenntnis, daß ihr Pfarrer an diesem Abend ebenfalls den Weg hierher gefunden hatte. In Begleitung seines Bruders und dessen Freundin, betrat Sebastian Trenker den Saal. An dem Tisch, der für die Honoratioren reserviert war, nahmen sie Platz. Dr. Wiesinger war mit seiner attraktiven Frau gekommen. Die Tierärztin, Dr. Elena Wiesinger, begrüßte Claudia Bachinger erfreut. Die beiden Frauen hatten sich auf Anhieb gut verstanden, als sie sich das erste Mal sahen, und waren bald in eine angeregte Unterhaltung vertieft. Bäckermeister Terzing diskutierte mit dem Kaufmann Ignaz Herrnbacher darüber, ob die Geschäftsleute von St. Johann sich nicht zusammenschließen, und eine Werbegemeinschaft gründen sollten. Dieses Vorhaben war schon lange im Gespräch, und man versprach sich davon einen positiven Effekt, hinsichtlich der, nach Meinung vieler Gewerbe- und Handeltreibender, viel zu geringen Übernachtungszahlen.

      Damit stießen sie bei Markus Bruckner auf offene Ohren. Der umtriebige Bürgermeister von St. Johann ließ nichts unversucht, den Touristenstrom anzukurbeln. Leider schoß er dabei manchmal, sehr zum Leidwesen Pfarrer Trenkers, über das Ziel hinaus. Mehr als einmal hatte Sebastian ihn, in seinem ungestümen Drang, aus St. Johann einen Fremdenverkehrsort ersten Ranges zu machen, bremsen müssen.

      Der erste Mann des Ortes belegte den Bergpfarrer auch gleich mit Beschlag, kaum daß er sich gesetzt hatte.

      »Sie müssen zugeben, Hochwürden, die Auslastung der Betten in den Hotels und Pensionen ist im Jahresdurchschnitt zu gering«, meinte Markus Bruckner und sah seinen Gesprächspartner beifallheischend an. »Die Gründung einer Werbegemeinschaft würd’ die beteiligten Unternehmen noch mehr zusammenschweißen, und was unter’m Strich dabei herauskommt, wär’ für alle ein Gewinn.«

      »Das bestreit’ ich ja gar net«, erwiderte der Geistliche. »Und ich hab’ auch gar nix dagegen, daß sich die Geschäftsleut’ zusammentun wollen. Aber das muß mit Bedacht gescheh’n. Dabei darf nix über’s Knie gebrochen werden. Und schon gar net darf es auf Kosten der Natur und Umwelt gehn’n. Doch ich fürcht’ gerad’ das. Die meisten Unternehmer sind auch Mitglieder im Gemeinderat. Wenn es dann gilt, irgendwelche Interessen durchzusetzen, kann man mal schnell seine guten Grundsätze aufgeben und einer Sache zustimmen, die net immer den Interessen des Umweltschutzes dient. Besonders, wenn dabei viel Geld im Spiel ist.«

      Der Bürgermeister schaute ihn sauertöpfisch an. Mit seiner Argumentation hatte Sebastian einen wunden Punkt bei ihm getroffen, berührte er doch damit das Lieblingsprojekt des Bruckner-Markus – den Bau eines Sessellifts zum Gletscher hinauf.

      Mehrmals schon hatte er versucht, dieses Projekt ins Rollen zu bringen, allerdings immer schön am Gemeinderat vorbei, der letztendlich vor vollendete Tatsachen gestanden wäre, hätte es Sebastian nicht geschafft, die Pläne des Bürgermeisters im letzten Augenblick doch noch zum Scheitern zu bringen.

      Der Geistliche erwiderte den Blick seines Gegenübers.

      »Da kannst machen was du willst, Bruckner«, sagte Sebastian Trenker mit fester Stimme. »Ich werd’ immer ein Aug’ auf die Angelegenheit haben. Mir ist schon