Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740952006
Скачать книгу
schaute begeistert auf die Berge und Almwiesen.

      »Ist es eigentlich noch weit bis zum Hof?«

      »Eine Viertelstunde vielleicht noch«, antwortete Sebastian. »Ich müßt’ Ihnen da aber noch etwas sagen.«

      »Nämlich?«

      »Also, es gibt da zwei Leut’, die auf dem Hochberghof wohnen. Eine Magd und einen Knecht.«

      »Ach ja. Ich habe mich ohnehin schon gefragt, wer sich da im Moment um alles kümmert.«

      Sebastian überlegte einen Moment.

      »Was ich damit sagen will – von Ihrer Entscheidung hängt natürlich auch ab, was aus Maria Hochleitner und Florian Burgthaler wird.«

      *

      Als sein Gast sich auf das Zimmer zurückzog, hatte Sebastian auf dem Hochberghof angerufen und Maria und Florian von der Ankunft des Erben in Kenntnis gesetzt.

      »Und wann können wir den Herrn Thorwald erwarten?« fragte die Magd aufgeregt.

      Seit Wochen wartete sie auf diese Nachricht, doch als sie jetzt hörte, daß der Besuch schon heute stattfinden sollte, da klopfte Marias Herz vor Aufregung schneller. Unruhig lief sie durch das Haus und schaute, ob alles seine Ordnung hatte. Schnell noch die Diele gewischt und im Wohnzimmer abgestaubt.

      Seit der Bauer verstorben war, hatte sie den Raum nicht mehr betreten. Früher hatten sie hier zusammen mit Franz Bachmann die Sonntage verbracht. Kaffee getrunken, sich unterhalten, über die Arbeiten der nächsten Woche gesprochen.

      Als Maria jetzt in der Stube stand, fühlte sie Tränen in sich aufsteigen. Sie hatte den alten, knorrigen Bauern gemocht. Gewiß – manchmal konnte er auch unausstehlich sein, wenn nicht alles so geschah, wie er es wollte. Aber eigentlich war er ein guter Arbeitgeber gewesen, und Florian und sie waren immer gut mit ihm ausgekommen.

      Maria setzte sich in den Sessel, in dem Franz Bachmann immer gesessen hatte. Ein wahres Ungetüm von einem Ohrensessel, aber gemütlich.

      Pfarrer Trenker hatte nichts darüber gesagt, ob der neue Herr auf dem Hochberghof hier alles so lassen wollte wie es war.

      Würden sie ihre Arbeit behalten können, oder spielte der Erbe in Gedanken schon mit dem Verkauf des Hofes?

      Die junge, hübsche Magd ließ ihren Blick schweifen. Ja, es würde schon weh tun, wenn sie gehen müßte. Sie arbeitete gerne hier und hoffte inständig, daß sich daran nichts änderte.

      Nach einer Weile raffte sie sich auf. Hochwürdens Anruf war am frühen Nachmittag gekommen. Jetzt konnte es nicht mehr lange dauern, bis der neue Besitzer auftauchte. Die Magd lief hinaus, als sie den Traktor auf den Hof fahren hörte. Florian Burgthaler kam vom Feld.

      »Schnell«, rief Maria, »beeil dich! Der neue Bauer kann jeden Moment hier sein.«

      Der Knecht nahm die Nachricht gelassen auf.

      »Wenn schon«, entgegnete er. »Deswegen werd’ ich auch net schneller fertig.«

      Die Magd sah ihn an. Natürlich trug Florian seine Arbeitskleidung.

      »Willst’ dich net wenigstens umzieh’n?« fragte sie.

      »Warum? Ich mach doch keinen Kirchgang«, gab er verwundert zurück.

      »Was soll denn der Herr Thorwald von dir denken, wenn du so ’rumläufst?«

      Der Knecht machte sich daran, den Pflug vom Traktor abzubauen.

      »Na, hoffentlich, daß ich meine Arbeit mach’«, erwiderte er und ließ sich überhaupt nicht weiter stören.

      Maria rang hilflos die Hände.

      »Geh, Florian, es ist doch wirklich wichtig, daß wir einen guten Eindruck machen«, sagte sie bittend. »Schau dich doch mal um. Wenn schon net der Hof herausgeputzt ist, dann sollten wir den Herrn Thorwald wenigstens gleich mit uns’rem Anblick erschrecken.«

      Der Knecht hatte die Maschine abgebaut und schob sie unter das Dach der Scheune.

      »Na schön«, meinte er schließlich. »Wenn du wirklich solch großen Wert darauf legst, will ich dir den Gefallen mal tun.«

      Maria lächelte.

      »Danke, Florian«, freute sie sich. »Du bekommst nachher auch ein großes Stück Schinken zum Abendbrot.«

      Sie warf einen Blick auf die Uhr.

      Du lieber Himmel, jetzt konnte es aber wirklich jeden Augenblick soweit sein. Rasch lief sie ins Gesindehaus und zog sich um. Sie hatte gerade noch einen prüfenden Blick in den Spiegel geworfen und ihre Haare zurechtgezupft, als ein dunkles Auto auf den Hof fuhr.

      Florian kam aus seiner Kammer, als sie ihre Tür hinter sich schloß.

      »Er ist da«, sagte sie aufgeregt.

      »Na, dann mal los. Er wird uns schon net fressen.«

      *

      Sebastian und Felix waren ausgestiegen. Der junge Mann schaute sich neugierig um.

      »Ja, ich glaube, ich erkenne ein bißchen was wieder«, meinte er nach einer Weile. »Ich war ja noch sehr klein damals, als meine Eltern und ich den Hof besucht haben. Allerdings…«

      Er sah zum Stall, zur Scheune, erkannte die fehlenden Schindeln auf den Dächern, die abgeblätterten Farben.

      »Es hat sich einiges verändert«, fuhr er fort. »Aber nicht zum Vorteil.«

      »Dreiundzwanzig Jahre sind eine lange Zeit«, sagte der Geistliche. »Natürlich verändert sich da viel. Und wenn’s Geld fehlt, dann läßt man’s eben so, wie’s ist.

      Ihr Onkel hat immer darauf geachtet, daß genügend Futter für die Tiere da ist. Die waren ihm am wichtigsten.«

      Felix nickte verstehend.

      »Dabei hab’ ich immer gedacht, so ein Bauernhof produziert das Futter für seine Tiere selbst.«

      »Das wär’ der Idealfall. Aber meistens muß immer noch was dazugekauft werden. Net jedes Jahr fällt die Ernte gleich gut aus. Außerdem brauchen Milchkühe net nur Gras. Im Winter muß man immer dazufüttern.«

      Sebastian sah zum Gesindehaus hinüber, dessen Tür sich öffnete.

      »Ah, da sind ja die beiden«, sagte er und deutete auf die Magd und den Knecht, die eben herauskamen.

      Fast ein wenig schüchtern traten die beiden näher. Der gute Hirte von St. Johann übernahm es, sie miteinander bekannt zu machen.

      »Das ist also Felix Thorwald, der Neffe von Franz Bachmann. Und das hier ist Maria Hochleitner, die Magd, und Florian Burg-thaler, der Hofknecht.«

      Sie reichten sich die Hände, und Maria fühlte, wie ihre Knie weich wurden.

      Schon vor der Tür hatte sie den Atem angehalten, als sie den neuen Besitzer des Hofes sah. Einfach zu sagen, Felix Thorwald sei ein fesches Mannsbild, wäre untertrieben. Hochgewachsen, mit einem Lächeln in dem markanten Gesicht, stand er vor ihr. Eine Reihe schneeweißer Zähne blitzte, als er ihr die Hand gab. Das Herz der Magd trommelte einen wilden Rhythmus, als sie sich in die Augen sahen.

      »Hallo, wie geht es Ihnen?« erkundigte sich Felix.

      »Na ja, es gibt halt viel zu tun. Wird Zeit, daß wieder ein Bauer auf dem Hof ist«, antwortete Florian, noch bevor Maria den Mund aufmachen konnte.

      Ärgerlich gab sie ihm einen Stoß gegen die Schulter.

      »Red doch net so daher«, sagte sie kopfschüttelnd.

      »Oh, ich denke, daß Herr Burgthaler nicht so unrecht hat mit dem, was er sagt«, meinte Felix zu ihrer Überraschung. »Ich kann mir schon vorstellen, daß es noch mehr Arbeit ist, wenn zwei Hände fehlen. Aber warum haben Sie nicht noch jemanden eingestellt?«

      Maria machte große Augen.

      Einen weiteren