5 Strand Krimis: Killer, Kohle und Konsorten. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745213874
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Er sprach dabei etwas abgehackt, weil er zwischendurch immer wieder in den Zähnen herumbohrte.

      Barbara Wolf wartete erst einmal, bis Moeller mit dieser Prozedur fertig war.

      "Ich weiß nicht, vielleicht... Haben Sie schon was herausgefunden?"

      Moeller sah sie mit großen Augen an. Das durfte doch nicht wahr sein? Deswegen stahl sie ihm den Feierabend? Um ihn das zu fragen! Womit habe ich das verdient, dachte Moeller.

      Vielleicht damit, dass ich meine Heimat verrate und weder wo' noch woll sage?

      "Wie lange kennen Sie Martin Feller schon?"

      "Ja, ich weiß nicht, ich..."

      Wenn ich das schon höre, ging es Moeller bei diesem Gestotter ärgerlich durch den Kopf. 'Ich weiß nicht...' Mein Gott, was weiß sie denn überhaupt?

      Innerlich kochte Moeller. Er hasste Menschen, die ihm die Zeit stahlen, selbst wenn es bedauernswerte Witwen von Mordopfern waren. Aber äußerlich zwang er sich zur Gelassenheit.

      "Hat Feller Sie vielleicht schon angerufen?"

      "Weshalb?"

      "Weil heute auf ihn geschossen wurde. Und zwar vermutlich von demselben Schützen, der Ihren Mann auf dem Gewissen hat."

      Sie wurde blass.

      Gut so, dachte Moeller. Er hatte seine Injektion gesetzt und sah nun zufrieden zu, wie zu wirken begann und ihr die Zunge lockerte.

      Rede!, dachte er. Quatsch dich endlich aus! Stumme Fische gibt's genug in der Listertalsperre und dein Mann war einer von ihnen! Also, worauf wartest du?

      "Also das mit Feller ist so: Ich kenne ihn gar nicht so gut. Wir haben zwar einen Urlaub mit den Fellers verbracht, aber das war's auch. Gut, wir haben uns hin und wieder gegenseitig eingeladen und Carola ist ja auch ganz nett... Norbert kannte Martin schon sehr lange. Woher genau, weiß ich nicht. Norbert hat auch nie viel darüber gesagt..."

      "Wieso haben Sie Feller angerufen, als Ihr Mann verschwunden war?"

      "Seit einiger Zeit bekamen wir seltsame Anrufe. Am anderen Ende der Leitung meldete sich niemand. Und dann die Briefe..."

      "Briefe?", echote Moeller.

      Barbara Wolf nickte.

      "Ja. Zusammengeklebte Todesdrohungen, wie man das aus dem Fernsehen kennt."

      "Können Sie mir einen dieser Briefe zeigen?"

      "Mein Mann hat sie alle vernichtet. Er wandte sich an Martin Feller, aber die beiden haben immer dafür gesorgt, dass ich nicht mithören konnte."

      "Wussten die beiden, wer hinter den Anrufen steckte?"

      "Ich weiß es nicht. Mir haben sie gesagt, das sei ein Witzbold. Ich solle das alles nicht so ernst nehmen. Aber jetzt habe ich fast den Eindruck, dass die beiden zumindest ahnten, wer es auf sie abgesehen hatte."

      "Warum haben Sie mir das alles nicht schon früher gesagt?"

      "Martin meinte, dass das nicht günstig sei."

      "Was?" Moeller glaubte, sich verhört zu haben. Die Leute vom Nachbartisch schauten schon herüber. Ein Kind sagte: "Guck mal, Mama, eine Frau mit Stoppelbart!" und zeigte dabei auf Moeller mit seinem Zopf. "Das kommt doch von einer Krankheit, woll?"

      Moeller lehnte sich zurück.

      Sein Blick fixierte Barbara Wolf.

      "Das müssen Sie mir erklären!"

      "Meine Güte, ich habe mir nichts dabei gedacht. Er meinte, dass Norbert vielleicht irgendwie in den Dörner-Betrug verwickelt sei. Und bevor wir das nicht genau wüssten, sollte ich mich zurückhalten."

      "Wann hat er Ihnen das gesagt?"

      "Kurz bevor Sie kamen. Ich hatte keine Zeit, ihn noch irgendwas zu fragen."

      "Ich verstehe", sagte Moeller und kaute dabei auf einer letzten, schon kalten Pommes frites herum. "Und hinterher?"

      "Er musste gleich weg."

      "Wusste Feller bereits, dass Ihr Mann tot war, bevor ich es Ihnen sagte?"

      "Nein, das glaube ich nicht. Obwohl, wenn Sie das jetzt so sagen." Sie nahm ihre Handtasche und kramte darin etwas hervor. Eine Mappe mit Kontoauszügen. "Das hier habe ich heute gefunden", sagte sie dann. "Norbert hat mich an diese Dinge nie herangelassen. Ich wusste niemals, wie es finanziell um uns stand. Ich meine, die anderen, die bei Dörner gearbeitet haben, hatten in letzter Zeit Schwierigkeiten, aber wir..."

      "Sie nicht?"

      "Nein. Und ich kann mir wohl ausrechnen, was ein Abteilungsleiter in einem Baumarkt verdient. Mir kam das immer schon seltsam vor, wie viel wir uns leisten konnten... Jetzt weiß ich, was dahintersteckte!"

      Sie zeigte es Moeller.

      Moeller blies die Luft aus seinem Mund heraus. Es gab einen schnarrenden Ton. Nicht ganz Coltrane, sondern eben Moeller. Auf den Auszügen war eindeutig zu sehen, dass Feller Norbert Wolf regelmäßig finanziell unterstützt hatte.

      Mannomann, das muss ja eine Männerfreundschaft gewesen sein!, ging es Moeller durch den Kopf.

      Oder das Ergebnis einer Erpressung!

      26

      Als Feller nach Hause kam, begrüßte Carola ihn genau so, wie er es befürchtet hatte.

      "Wir müssen jetzt reden, Martin!", sagte sie mit allem Nachdruck, zu dem sie fähig war. Und das war eine ganze Menge.

      "Hör mal, Schatz", begann er, aber sie schnitt ihm einfach das Wort ab.

      "Ich will jetzt wissen, was hier gespielt wird!", forderte sie.

      "Ja, sicher..."

      "Du druckst nur herum und versucht mich mit irgendwelchen billigen Geschichten abzuspeisen, die so dämlich sind, dass du sie nicht einmal mir zumuten solltest!"

      Er nahm sich eine von den Bierflaschen, ging in die Küche, um sie zu öffnen und ließ sich dann im Wohnzimmer in einen der Sessel fallen.

      "Was willst du denn hören?", fragte er nach dem ersten Schluck.

      Sie stand inzwischen an der Tür, die Arme vor der Brust verschränkt.

      "Wie wär's mit der Wahrheit?"

      "Welche Wahrheit?"

      "Du kennst den Kerl, der auf dich geschossen hat. Sonst wäre dein Verhalten nicht erklärbar!"

      "Nein, ich kenne ihn nicht!"

      "Martin!"

      "Nicht persönlich jedenfalls." Er nahm einen Schluck aus der Flasche. "Aber ich kann mir vorstellen, aus welcher Ecke das kommt!"

      Carola schien wie vor den Kopf geschlagen. Sie schüttelte stumm den Kopf und brauchte eine ganze Weile, bis sie etwas sagen konnte. Unruhig lief sie zweimal auf und ab.

      Dann fragte sie: "Und warum hast du dem Kripo-Mann davon nichts gesagt? Ich meine..."

      "Das ging nicht!", rief Feller, viel heftiger, als er es beabsichtigt hatte.

      Carola blieb stehen und musterte ihn kühl.

      "Du hast irgendwie selber Dreck am Stecken?"

      Es war keine Frage, eher eine Feststellung.

      Feller nickte kurz.

      "Ja, so ähnlich."

      Als er das sagte, sah er Carola nicht an.

      "Was hast du gemacht?", flüsterte sie und schüttelte dabei verständnislos den Kopf.

      "Halb so wild", sagte Feller. "Das ist auch schon lange her. Lange bevor wir uns kennenlernten... Norbert und ich haben damals einige Aufträge ausgeführt für einen Mann, der sich