5 Strand Krimis: Killer, Kohle und Konsorten. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745213874
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sozusagen.

      Du bist verrückt, Feller!, sagte er zu sich selbst.

      Aber die Gedanken ließen sich nicht verscheuchen.

      Gedanken, die mit der Vergangenheit zu tun hatten.

      Vor seinem inneren Augen erschien das Gesicht eines leichenblassen, hageren Mannes. Das Alter war unbestimmt, hatte aber sicher über vierzig gelegen.

      Fellers Lippen murmelten einen Namen.

      "Otto."

      Wie oft hatten sie sich hier, in der Anonymität dieses Parks getroffen? Er und Norbert Wolf und Otto, der Mann der nur einen Vornamen zu haben schien.

      Ein Roller-Skater jagte mit atemberaubender Geschwindigkeit an ihm vorbei, geriet aus dem Gleichgewicht und hielt sich für den Bruchteil einer Sekunde an Fellers Schultern fest, so dass der beinahe in eines der Blumenbeete geschleudert wurde.

      "Heh, paß doch auf!", knurrte Feller.

      "Keep cool, woll?". rief der Roller-Scater kaugummikauend und jagte weiter.

      Immerhin hatte er Feller wieder ins Hier und Jetzt geholt.

      Was sage ich Carola?, dachte er.

      21

      Auf dem Weg nach Hause fuhr Martin Feller noch an einem Supermarkt vorbei, um sich einen Kasten Bier zu kaufen. Als er den dann durch die Haustür wuchtete, kam ihm Carola schon entgegen.

      "Martin! Die Polizei..."

      Sie schien ziemlich aufgeregt zu sein, und Martin Feller stellte den Bierkasten erst einmal ab.

      "Ich hab dir doch gesagt, dass..."

      Carola legte ihm eine Hand auf den Mund und flüsterte: "Ein Mann von der Kripo sitzt im Wohnzimmer!"

      Er blickte ungläubig drein.

      "Was sagst du da?"

      "Ich habe nichts damit zu tun."

      "Ach, wirklich?"

      "Es waren die Nachbarn. Kirchbaums, die beiden Alten von gegenüber, die den ganzen Tag nur am Fenster sitzen und nichts Besseres zu tun haben, als die Straße zu beobachten! Sie haben alles gesehen..."

      Feller atmete tief durch. Die Kirchbaums waren ein Kapitel für sich. Seit hier eine verkehrsberuhigte Zone mit Tempo dreißig war, schrieben sie mit Vorliebe Autofahrer auf, die mit sechzig haarscharf an den Blumenkübeln vorbeijagten, die durch ihre Anordnung das Einhalten der Vorschriften erzwingen sollten.

      Feller gehörte auch zu dieser Gruppe, da er eigentlich immer in Eile war.

      "Verdammt...", knurrte Feller.

      "Warum ist das denn so schlimm?"

      "Nicht jetzt!"

      Aber Carola ließ nicht locker: "Du bist doch das Opfer! Aber du benimmst dich, als wärst DU der Täter, hättest jemanden überfallen und nun ein schlechtes Gewissen!"

      Feller ließ sie stehen und ging den Flur entlang ins Wohnzimmer. Carola folgte ihm.

      In einem der Sessel saß Kommissar Markus Moeller mit übereinandergeschlagenen Beinen. Er hatte sich bereits an den Erdnüssen vergriffen, die Carola immer auf den Wohnzimmertisch stellte. Viel war davon nicht mehr da.

      "Guten Tag", sagte Martin Feller indessen. "Hätte ich mir ja denken können, dass ich wieder an Sie gerate..." Er wandte sich an seine Frau. "Kommissar Moeller bearbeitet Nobbis Fall."

      Carola schwieg. Sie setzte sich auf das Sofa. Martin Feller blieb hingegen stehen.

      "Man hat auf Sie geschossen?", fragte Moeller.

      Feller antwortete erst nach kurzer Pause und einem Blick, den er mit Carola wechselte. "Ja", sagte er.

      "Haben Sie vom Täter irgend etwas erkennen können? Ich habe gehört, er fuhr auf einem Motorrad."

      Feller vergrub die Hände in den Hosentaschen.

      "Ich habe kaum etwas gesehen", behauptete Martin Feller.

      Moeller hob die Schultern.

      "Schade", meinte er. Ein Fall, in den nur Blinde verwickelt sind!, ging es ihm dabei ärgerlich durch den Kopf. Erst Norbert Wolf - jetzt Feller. Moeller prokelte sich ein verirrtes Stück Erdnuss aus einem Zahnzwischenraum heraus. Als er es dann am Finger hatte, wusste er nicht so recht, was er damit anfangen sollte und ließ es unter Fellers gestrengem Blick in den Aschenbecher fallen.

      Feller sagte indessen: "Nach dem ersten Schuss habe ich mich gleich geduckt. Die Scheibe ging zu Bruch, und ich dachte nur daran, dass ich diese Splitter nicht in die Augen kriegen wollte."

      "Ich verstehe." Moeller kaute dabei an der nächsten Nuss.

      Es knackte. Jetzt mischte sich Carola ein.

      "Ich habe aber alles gesehen. Der Motorradfahrer war maskiert. Er trug einen Helm und von seinem Gesicht konnte man nichts sehen."

      Moeller kniff die Augen etwas zusammen und erkundigte sich: "Sind Sie sicher, dass es der Motorradfahrer war, der geschossen hat?"

      Carola rieb nervös die Hände aneinander und blickte hilfesuchend zu ihrem Mann.

      "Also..."

      "Sie vermuten es?", meinte Moeller.

      Carola zuckte die Achseln. "Erst kamen die Schüsse, dann brauste das Motorrad davon..."

      "...und da hat sie natürlich gleich einen Zusammenhang gesehen!", vollendete Martin Feller, noch immer mit den Händen in den Taschen.

      "Ja, ja...", machte Moeller.

      "Ist ja auch verständlich, oder?", rief Martin Feller und lief ein paar Schritte hin und her.

      Moeller hob die Augenbrauen und fixierte Martin Feller mit seinen aufmerksamen, dunklen Augen. "Sie glauben nicht an diesen Zusammenhang?"

      "Ich?", schluckte Feller und blieb stehen.

      Moeller nickte heftig.

      "Ja, Sie!"

      Feller stand einen Augenblick lang unschlüssig da.

      "Ich... Ich sagte doch schon, ich habe im Grunde am wenigsten von allen mitbekommen. Was ist denn mit den Kirchbaums von Gegenüber? Können die dazu nichts sagen?"

      "Leider nein", sagte Moeller.

      "Dann haben Sie sie schon befragt!"

      Moeller grinste. "Vielleicht sollten Sie meinen Job machen und den Fall hier klären. Sie machen das genau richtig: permanent Fragen stellen."

      Feller verzog das Gesicht. Seine Haut wurde dunkelrot. "Tut mir leid, aber im Moment habe ich einfach keinen Sinn für Ihre Art des Humors, Herr Moeller! Sehen Sie lieber, dass Sie handfeste Indizien in die Finger kriegen!"

      Moeller holte etwas aus seiner Jackentasche heraus. Eine Patronenhülse. Sie war sorgfältig in Plastik eingepackt. "Die habe ich auf der Straße gefunden", erklärte er. "Natürlich muss sich erst noch das Labor damit beschäftigen, aber es könnte gut dasselbe Kaliber sein, mit dem Ihr Freund Norbert Wolf erschossen wurde!"

      "Martin!", stieß Carola in diesem Moment hervor.

      Martin Feller war zu einer Salzsäule erstarrt.

      Moeller fragte: "Überlegen Sie jetzt gut! Haben Sie irgendwelche Feinde? Eventuell Feinde, die sowohl Wolf als auch Sie auf dem Kieker haben könnten?"

      "Nein, nein..." Feller wischte sich mit einer fahrigen Geste durch das Haar.

      "Wo ist eigentlich der Wagen?", fragte Moeller.

      "Welcher Wagen, ich meine...." Eine Pause. Dann murmelte Martin Feller: "In der Werkstatt."

      Moeller sprang auf. "Das ist nicht Ihr Ernst!", rief er.