5 Strand Krimis: Killer, Kohle und Konsorten. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745213874
Скачать книгу
am Stecken, dass er mich mehr fürchtet als den Mann, der ihn umzubringen versucht?, ging es Moeller durch den Kopf.

      "Sie haben also nichts dagegen, wenn ich mich jetzt aus dem Staub mache?", vergewisserte Feller sich. Der Gebrauchtwagenhändler wunderte sich etwas darüber, dass der Kripo-Mann plötzlich damit begonnen hatte, den Kopf rhythmisch hin und her zu bewegen.

      In Moellers Kopf entwickelte sich gerade ein Saxophon-Solo über das BLUE IN GREEN-Thema.

      "Nein, habe ich nicht", murmelte er dabei. Und dabei zermarterte er sich das Hirn darüber, was dieser biedere Gebrauchtwagenhändler wohl vor ihm verbarg, dessen Stimme Moeller in diesem Moment wie durch Watte hörte.

      "Wissen Sie, meine Frau scheint die Sache ziemlich mitgenommen zu haben..."

      "Och, ich fand, dass sie ihre Sinne recht gut beieinander hatte", meinte Moeller und zuckte dann die Schultern. "Aber Sie kennen Ihre Frau sicher besser als ich."

      "Wiedersehen", knurrte Feller und ging davon.

      Als er an Charly vorbeikam, raunte dieser: "Hey, Chef, vielleicht erklärt mir hier einer mal, worum es eigentlich geht!"

      "Später, Charly! Später!"

      23

      "Ey, Moeller, du hast Feierabend!", meinte Simitsch, während er fassungslos auf seinen Kollegen starrte.

      Moeller war kaum ansprechbar.

      Immer wieder hackte er auf den Computertasten herum und misshandelte die Maus, wenn es nicht schnell genug klickte.

      Und dann machte Moeller irgend etwas falsch. Jedenfalls stürzte das Programm ab. Der Schirm war dunkel. Moeller fluchte.

      Er stieß seinen Drehstuhl vom Tisch ab, rollte fast bis zum Heizkörper an der Wand und raufte sich das lange Haar.

      "Was suchst du denn eigentlich, Moeller?", fragte Klaus Simitsch, der seinen Regenmantel schon angezogen hatte.

      In ungewohnter Lässigkeit setzte er sich mit dem Hintern auf ein freies Stück Schreibtisch, das sich typischerweise natürlich auf seiner Seite befand. Auf Moellers Seite gab es keine freien Stellen, sondern eher so etwas wie eine geologische Ablagerung verschiedener Papierschichten, an der Akten-Paläontologen ihre Freude gehabt hätten.

      Moeller atmete tief durch.

      "Wenn ich das wüsste, Klaus, dann hätte ich es auch schon so gut wie gefunden!"

      Simitsch grinste. "Du bist ja im Moment richtig fanatisch bei der Sache... Meine Güte. Dein Gesichtsausdruck! Erinnert mich an den von Dennis Hopper in EIN BULLE SIEHT ROT."

      Moeller verzog das Gesicht zu einem dünnen Lächeln.

      "Mach besser keine Witze, Klaus. Du kannst das einfach nicht."

      "Ach, nein?"

      "Dir fehlt einfach diese spontane Leichtigkeit des Seins! Dir fehlt die Gabe der Improvisation. Du hast keinen Jazz im Blut..."

      "Und kein Stroh im Schädel. Moeller, Moeller... Du findest alles witzig, nur dich selber nicht, woll?"

      Moeller erhob sich. "Der Stress setzt dir ganz schön zu, was?"

      "Wieso?"

      "Naja... Zweimal 'woll' in zwei Tagen. Bei dir ist das ein bedenkliches Zeichen."

      "Du bist unverbesserlich."

      "Klaus, auf diesen Feller ist geschossen worden, und er will das Ganze auf sich beruhen lassen! Der tickt doch nicht richtig - oder er hat einen ganz bestimmten Grund dafür. Und ich glaube eher an das zweite, denn einer, der es schafft, Gebrauchtwagen zu verkaufen, kann nicht doof sein!"

      Simitsch lachte.

      "Nee, nur die Kunden", meinte er.

      "Es sind halt nicht alle so privilegiert wie du und können sich einen Neuwagen leisten, Klaus!"

      "Wir verdienen dasselbe, Moeller. Du bräuchtest keineswegs in einem Stück Schrott herumzufahren!"

      Moeller machte eine wegwerfende Handbewegung. Er hatte keine Lust, sich jetzt mit Simitsch herumzustreiten.

      Moeller ballte die Faust. Er hatte das Gefühl, ganz nahe dran zu sein.

      "Scheiß Computer", brummte er.

      Simitsch meinte sachlich: "Am besten, du wartest das ballistische Gutachten ab. Dann wissen wir genau, ob der Kerl, der auf Feller geschossen hat mit Norbert Wolfs Mörder identisch ist!"

      "Er ist es!", war Moeller sich sicher.

      "Woher willst du das wissen?"

      "Instinkt!"

      "So etwas gibt es beim Menschen nicht!"

      "Hast du eine Ahnung!"

      24

      Als Moeller in seinen rostigen Omega steigen wollte, bemerkte er die Frau, die sich vor dem Polizeigebäude herumdrückte.

      Es war Barbara Wolf.

      Sie wirkte unentschlossen und schien noch mit sich zu ringen, ob sie diese heiligen Hallen der Marshals von Lüdenscheid nun betreten sollte oder nicht.

      Als sie Moeller sah, erstarrte sie. Moeller schlug die Fahrertür seines Omegas wieder zu und ging direkt auf sie zu.

      "Wollten Sie zufällig zu mir?"

      "Ich?"

      "Klar, wollten Sie! Kommen Sie!" Moeller winkte sie herüber. Wie unter Hypnose kam sie zu ihm.

      "Sie haben schon Feierabend, woll?"

      "Ein deutscher Beamter ist rund um die Uhr im Dienst", erwiderte Moeller. Es sollte witzig klingen. Barbara Wolf schien keinen Sinn dafür zu haben. Moeller konnte das irgendwie auch verstehen.

      "Tja, wir könnten jetzt ins Büro gehen... Aber um ehrlich zu sein, ich habe einen Mordshunger! Kennen Sie das Fisch-Restaurant im Stern-Center?"

      Sie sah ihn an, als hätte er gerade vorgeschlagen, nach McDonalds zu gehen.

      "Sie sind mir doch nicht böse, wenn ich nichts mitesse, oder?"

      "Nein, kein Gedanke", murmelte Moeller. Hauptsache, du packst endlich aus!, fügte er noch stumm hinzu. "Wollen Sie bei mir einsteigen?"

      "Ich habe meinen Wagen um die Ecke geparkt."

      "Dann fahren Sie hinter mir her."

      "Okay."

      25

      Das Stern-Center war ein riesiger Komplex mit mehreren überdachten Einkaufspassagen, die wie eine Schichttorte übereinandergelegt zu sein schienen.

      Der Atrium-Stil, in dem der Komplex gestaltet war, vermittelte den Eindruck von räumlicher Weite. Buchläden, Restaurants, Kneipen, Eisdielen, Blumenläden und Boutiquen existierten hier friedlich nebeneinander und kämpften um Kundschaft.

      Moeller nagte an seinem Fischspieß herum und schob sich ab und zu mit der Linken eine Pommes frites herein.

      "Ihnen hat noch nie jemand gesagt, dass Sie schreckliche Tischmanieren haben, woll?", meinte Barbara Wolf leicht angewidert.

      "Nö", erwiderte Moeller. Er kaute und dann hatte er eine Gräte zwischen den Zähnen, obwohl in den Filetstücken am Spieß eigentlich gar keine Gräte hätte sein dürfen. Etwas umständlich fingerte Moeller in seinem Mund herum und dabei wünschte er sich, die Gräten möchten doch so sein wie Klaus Simitsch und sich immer an die Vorschriften halten. Und die Vorschrift hieß in diesem Fall schlicht und ergreifend: Keine Gräte hatte etwas im Filet zu suchen - auch wenn es nur tiefgekühlt war.

      Barbara Wolf wandte den Blick ab.

      "Nun erzählen