5 Strand Krimis: Killer, Kohle und Konsorten. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745213874
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Schulter. Er ließ zu, dass sie ihm das Bild aus der Hand nahm.

      "Das war alles?", fragte sie.

      "Ja. Ich wollte es nicht aufmachen, solange der Junge dabei war." Er zuckte die Achseln.

      Carola verengte ein wenig die Augen, als sie das Foto betrachtete.

      Dann sagte sie: "Der Mann auf dem Foto sieht aus, als ob..." Sie brach ab.

      Feller nickte.

      "Als ob er tot ist. Ja. Du kannst dich drauf verlassen: Er IST tot."

      "Wer ist es?"

      "Es ist der Mann, den ich damals in Ottos Wohnung getroffen habe."

      "Bist du sicher?"

      "Hundertprozentig. Er ist zwar ein paar Jahre älter geworden, aber das Gesicht habe ich nicht vergessen. All die Jahre nicht! Nein, ich bin mir absolut sicher. Da gibt es keinen Zweifel."

      "Er sieht schlimm aus..."

      Feller lächelte matt.

      "Nicht so schlimm, wie manches, was man im Fernsehen sieht!", meinte er schnoddrig.

      Carola verzog das Gesicht.

      "Dumme Sprüche kannst du dir jetzt wirklich sparen, Martin! Jetzt geht es um dein Leben! Hast du das immer noch nicht begriffen?"

      "Reg dich ab!"

      "Reg dich ab! Reg dich ab!", äffte Carola ihn nach und fuhr sich mit Linken durch die Haare. "Ich will mich aber nicht abregen!" Sie atmete tief durch und forderte dann nach kurzer Pause: "Nun sag doch schon was! Kannst du dir irgendwie zusammenreimen, was das zu bedeuten hat?

      Feller sah kreidebleich aus. "Schatz! Ich habe keine Ahnung! Dieser Mann... Ich weiß ja nicht einmal seinen Namen! Jemand hat ihn umgebracht und zwar auf ziemlich bestialische Weise. Aber warum? Keine Ahnung!"

      "Und warum schickt man dir das Foto?"

      "Wenn ich's wüsste, würde ich es dir sagen!"

      Carola hob die Augenbrauen.

      "Nein, würdest du nicht."

      30

      Irgendwer war auf die Idee gekommen, es wäre doch mal ganz lustig, im Knast ein Bier zu trinken. Vor allem für Polizisten. Und so waren sie schließlich nach Dienstschluss losgezogen. Moeller war dabei, nachdem man längere Zeit auf ihn eingeredet hatte.

      Und so fuhren sie zum Biergarten am Buckesfeld.

      Simitsch entschuldigte sich und später meinte einer der anderen: "Der muss sicher früh ins Bett, damit er morgen auch wieder hundertfünfzig Prozent Dienstbereitschaft zeigen kann."

      Der Biergarten lag in einem ehemaligen belgischen Militärgefängnis, das nach Ende des kalten Krieges einer zivilen Nutzung zugeführt worden war. Lüdenscheids erste gastronomische Vollzugsanstalt. Die Betreiber hatten sich große Mühe gegeben, den groben Charme dieser Lokalität zu erhalten. Durch den Putz konnte man hier und da auf das kahle Mauerwerk sehen. Laufgänge und Zellentüren vermittelten einem ein pittoreskes Knast-Ambiente.

      Da war nur ein unwesentlicher Unterschied.

      Hier wurde niemand eingeschlossen.

      Moeller langweilte sich. Es waren immer dieselben Witze, die bei solchen Gelegenheiten gemacht wurden. Und als Hauptkommissar Brinkhoff vom Einbruch dann auch noch lang und breit über den Überfall auf den Supermarkt an der Knapper Straße schwadronierte, der sich am heutigen Tag ereignet hatte, schaltete Moeller vollends ab. Er hörte Jazz-Melodien und begann im Rhythmus mit dem Kopf zu nicken.

      "Ey, Moeller, hast du Zuckungen oder was?", fragte einer.

      "Oder schlägt dir die Atmosphäre hier aufs Gemüt?"

      Das allgemeine Gelächter ließ Moeller kalt.

      31

      Carola trommelte nervös mit den Fingern auf dem Tisch, während im Hintergrund die Kaffeemaschine brodelte und dabei fast den Nachrichtensprecher im Radio übertönte.

      Feller brauchte heute anscheinend länger als sonst, um sich fertig zu machen.

      Als er dann endlich kam, hatte er etwas Schweres in der Hand, das er dann neben seinem Teller auf den Tisch legte.

      Es war eine Pistole.

      "Meine Güte, woher hast du denn die?", fragte Carola erstaunt.

      "Die alte Sportpistole von deinem Vater", murmelte Feller und zuckte dabei die Achseln. "War gar nicht so einfach, das Ding wiederzufinden."

      Carola zählte schnell zwei und zwei zusammen. Und ganz gleich, wie man die Sache auch betrachtete: Es gefiel ihr nicht.

      "Meinst du...", begann sie, aber sie wurde von ihm unterbrochen.

      "Na, jedenfalls will ich mich nicht einfach so abknallen lassen, wenn der Kerl hier auftaucht", meinte er und versuchte ein Lächeln, das sie nicht erwiderte. "Ich habe sogar etwas Munition gefunden. Hoffentlich funktioniert das alte Ding auch noch und fliegt mir nicht beim ersten Schuss um die Ohren!"

      "Kannst du denn damit umgehen?", fragte Carola dann ganz pragmatisch.

      "Ich denke schon. Schließlich war ich ja auch mal bei der Bundeswehr."

      "Ich hoffe, du machst nicht nur noch alles schlimmer - mit dem Ding da!"

      "Was soll denn schlimmer werden?"

      "Ja, willst du ihn vielleicht einfach über den Haufen knallen, den Kerl?"

      Feller schüttelte den Kopf.

      "Nicht einfach so. In Notwehr. Verstehst du? Darauf hat jeder ein Recht, ich auch."

      Feller nahm sich ein Brötchen und griff nach dem Marmeladenglas.

      "Haben wir eigentlich keine Himbeerkonfitüre mehr?"

      "Nein. Nur noch Ananas. Morgen gehe ich einkaufen."

      Carola nahm einen Schluck von ihrem Kaffee. Dann sagte sie plötzlich: "Ich habe noch einmal über alles nachgedacht."

      "Es ist schon spät", gab Feller mit vollem Mund zurück. "Ich muss in die Firma."

      Carola musterte ihn. "Wenn das wirklich ehemalige Stasi-Leute sind, die dich da jetzt auf dem Kieker haben, dann frage ich mich, weshalb die dich verfehlt haben!"

      Feller runzelte die Stirn und hörte einen Moment zu kauen auf.

      "Na, weil ich mich schnell genug geduckt habe, deswegen", meinte er dann und lachte dabei verlegen. "Du hättest es wohl lieber, wenn es anders gekommen wäre, was?

      "Quatsch!"

      "Naja..."

      "Über so etwas macht man keine Scherze, Martin!" Sie verschränkte die Arme vor der Brust und beugte sich dann nach vorn über den Tisch. "Überleg doch mal! Wenn das Profis waren, wieso dann eine solche Stümperei? Vielleicht vermutest du den Killer in einer ganz falschen Ecke und es hat am Ende gar nichts mit diesem Stasi-Zeug zu tun! Kann doch auch sein, oder?"

      "Aus welcher Ecke soll's denn sonst kommen, Carola?"

      "Keine Ahnung!"

      "Na siehst du, dir fällt sonst auch keine Adresse ein, von der das kommen kann."

      Feller steckte den Rest des Brötchens in den Mund und stand auf.

      "Das haben wir doch alles schon hundertmal durchgekaut", murmelte er.

      "Und was soll dieses Foto?", fragte Carola. "Darüber habe ich mir auch den Kopf zerbrochen!"

      "Mein Gott, ich weiß es nicht!"

      "Und wenn das eine Art Warnung ist? So nach der Art: Der hier ist schon tot und du bist der nächste?"

      Schulterzucken.