...denn ihrer ist das Himmelreich. Jost Müller-Bohn. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jost Müller-Bohn
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Учебная литература
Год издания: 0
isbn: 9783869548739
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hatte, wurde er selber sehr traurig. Immer wieder musste er denken: „Gott liebt mich nicht mehr! Bald werde ich wohl als König abgesetzt werden und dann wird sich Gott einen neuen König erwählen.“

      Die Diener des Königs litten auch unter den bösen Launen ihres Herrn. Plötzlich sagte einer der Diener: „Es gibt nur ein Mittel, den König in bessere Stimmung zu bringen, nämlich die Musik. Die Musik wird die zornigen Wutanfälle des Königs lindern und sein Gemüt besänftigen.“

      Ein Diener erklärte dann: „Ich kenne einen jungen Hirten, der kann wunderbar auf der Harfe spielen. Er hat eine gute Stimme und singt immer wieder neue Lieder, die er selbst dichtet. Es ist David, der in Bethlehem wohnt.“

      Nun, Kinder, wer wurde denn später in Bethlehem geboren? Wisst ihr es noch? Natürlich, der Herr Jesus!

      David kam nun zu König Saul und immer, wenn David spielte und sang, wurde es besser mit Saul. Aber weil Saul nicht selber mitsang, wurde er nie wieder richtig fröhlich. So ist es, selber singen ist die beste Medizin für eine traurige Seele. Seht einmal, wie sie auf unserem Bild alle fröhlich mitsingen. Die beiden Kinder, die vor dem Ofen stehen, die Mutti und die älteste Tochter neben dem Vater. Selbst das Baby auf dem Arm der Mutter quietscht vergnügt mit heller Stimme. Unter dem Klavier sitzt einer, der nicht mitsingt, aber er spielt schon Geige. Wollt ihr in der Kirche oder in der Sonntagsschule mitspielen und Menschen erfreuen? Jetzt wollen wir alle miteinander singen:

      „Kommt, stimmet alle jubelnd ein: Gott hat uns lieb!

      Freut euch in seinem Gnadenschein: Gott hat uns lieb!

      Die ihr in Sünden schlaft, erwacht!

      Suchet, was euch nun selig macht!

      Hin ist die bange Todesnacht! Gott hat uns lieb!“

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      Die Oma, die schon etwas kränklich ist, singt nicht mehr mit, aber sie freut sich an dem jubelnden Gesang der Familie und denkt an ihre Jugendzeit.

      Nun wollen wir beten: Großer Gott, wir wollen dir immer wieder Lob- und Dankeslieder singen. Du hast uns eine schöne Stimme dazu gegeben. Wir danken dir, dass wir dich auch im Gesang anbeten dürfen. Amen.

      10.

       Februar

      „Du siehst es doch, denn du schaust das Elend und den Jammer; es steht in deinen Händen. Du bist der Waisen Helfer.“

      Psalm 10,14

      Es war ein fürchterlicher, kalter Winter. Man konnte in den Ofen so viel Holz hineinwerfen, bis die Ofentür glühend war, trotzdem fror in der Stube das Wasser im Eimer zu Eis. Die Vögel, die sonst im Winter bei uns bleiben, die Sperlinge, die Krähen und Raben, fielen erfroren aus der Luft herunter. Die Fische in den Flüssen und Teichen fanden im Eis ihren Tod und die Hasen, die Rehe, ja sogar die großen Hirsche lagen tot unter eisiger Schneekruste. Bei dieser eisigen Kälte zersprangen sogar große Bäume mit furchtbarem Krachen.

      Aber wie ging es den Menschen, liebe Kinder? Die Geschichte von dem armen Waisenkind Valentin will ich euch erzählen.

      Valentin hatte keine Eltern mehr und andere Verwandte kannte er nicht. Er war ein fleißiger Junge, der den Leuten viele Botengänge abnahm und ihnen oftmals auch die Stiefel putzte. So verdiente sich Valentin sein tägliches Brot. Bekam er ein Stück Brot, so dankte er Gott für jeden Bissen. Nur nachts war es für den Kleinen schlecht. Er schlief in Pferdeställen oder in Scheunen, manchmal legte er sich sogar in eine leer stehende Hundehütte. Einmal kroch er unter die Hobelspäne in der Werkstatt eines Zimmermanns. Dort fand er noch einen alten Fußteppich, mit dem er sich zudecken konnte. - Nun kam aber dieser schreckliche Winter, in dem selbst die Tiere in den Ställen jämmerlich erfroren. Da fand er in einem Rittergut einen kleinen Schafstall, der etwas abseits vom Herrenhaus lag. Vor dem Stall war ein großes Schild angebracht: „Vorsicht! Sehr bissiger Hund!“ Es war schon dunkel, als Valentin an das Tor des Stalles kam. Lesen konnte der arme Junge sowieso nicht.

      „Lieber Gott im Himmel“, betete er, „beschütze mich auch in dieser Nacht. Lass deinen Schutzengel bei mir sein.“ Dann legte er sich bei den Schafen in einen Heuhaufen in die Ecke. Mit ein paar Säcken deckte er sich zu und schlief todmüde ein. Mitten in der Nacht schlich sich der bissige Schäferhund in den Stall. Diesen Hund hatten viele Kinder geärgert, darum biss er immer, wenn Kinder in seine Nähe kamen. Ja, Tiere erinnern sich oft, wenn sie misshandelt worden sind. Jetzt geschah ein Wunder. Als der grimmige Schäferhund den Valentin so friedlich schlafen sah, legte er sich über ihn, ja er schmiegte sich ganz fest an den Knaben, so dass dieser meinte, einen dicken Pelz anzuhaben. Es wurde ihm so warm, als hätte er eine große Wärmflasche über sich. Am Morgen erwachte Valentin neu gestärkt wie an einem warmen Ofen. Der Hund beschnupperte ihn und verschwand schnell.

      Am Tage bettelte Valentin an den Haustüren und brachte seinem Schlafkameraden einen schönen Knochen mit, worüber sich der Hund natürlich mächtig freute. Eine ganze Woche verging, Abend für Abend schliefen die beiden wie Geschwister dicht beieinander. Als eines Morgens der Rittergutsbesitzer in den Stall kam und den Knaben neben dem Hund fand, war er sehr erschrocken. Er meinte, der Hund habe den Jungen totgebissen. Aber da schlug Valentin seine Augen auf und lächelte dem Mann ins Gesicht „Großer Gott!“ rief der Herr, „die Engel Gottes haben diese kleine Menschenseele behütet. Das ist ein Wunder Gottes!“ Von jener Stunde an wurde Valentin der zweite Hirte über die Tiere des Gutsherren. Mit seinem Beschützer, dem großen Schäferhund, verband ihn immer eine innige Freundschaft. Ja, Gott kann auch die Tiere lenken und leiten, dass sie Freunde der Menschen werden.

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      Nun wollen wir beten: Wir danken dir, Vater, dass du uns in allen Lebenslagen hilfst und dass du ganz besonders ein Gott der Waisen und Witwen bist, dass du auch diese Kinder, die keine Eltern haben, behütest und beschützest. Amen.

      11.

       Februar

      „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“

      l. Mose 8,22

      Ludwig Richter, der Maler all der schönen Bilder, die in diesem Buch abgebildet sind, las gern die Geschichten von Matthias Claudius. Er hat ihn nie gesehen und doch liebte er diesen Dichter, weil ihm seine Geschichten, die vom Heiland und von der Bibel handelten, so sehr gefielen. Wir haben den Herrn Jesus auch noch nicht gesehen, aber wir kennen ihn so gut durch die Bibel und deshalb lieben wir ihn auch. Matthias Claudius hat eine Geschichte über die Winterszeit geschrieben:

      „Was doch für eine Menge Schnee in der Welt ist. Hier so viel Schnee! und in Russland! und in Amerika! und auf unseren Bergen! Und dabei müssen die armen Leute Holz holen gehen, den Tag über in Frost und Schnee herumlaufen, nach wenigen dürren Ästen suchen, nur damit sie sich und ihren Kindern die Stube wärmen und die Kartoffeln kochen können.

      Am Nordpol, hinter Petersburg, da liegt sogar im Sommer und im Winter hoher Schnee und in den Sommertagen treiben da in der See Eisschollen herum, die so groß sind wie der größte Bauernhof. Und doch hat der liebe Gott auch dorthin allerlei Tiere gesetzt, weiße Bären, die auf den Eisschollen herumgehen und guter Dinge sind, und große Walfische, die im Wasser fröhlich spielen und scherzen. Auf der anderen Seite der Erde, über Italien hinaus, in Afrika, brennt die Sonne das ganze Jahr hindurch, dass man sich die Fußsohlen verbrennt, und dort ist niemals Winter. Und hier bei uns ist es bald Sommer und bald Winter. Nicht wahr, Kinder, das ist doch recht wunderbar! Der Mensch muss es sich heiß und kalt um die Ohren wehen lassen und kann nichts davon oder dazu tun, er sei Fürst oder Knecht, Edelmann oder Bauer. Wenn du aber einmal groß bist und ein Stück Holz übrig hast im Winter, so gib es hin und denke, dass die armen Leute keine weißen Bären noch Walfische sind.“

      Die weißen Bären und Walfische frieren nämlich nicht. Hast du schon einmal einen weißen Bären im Zoologischen Garten gesehen? Die gehen bei größter Kälte ins eiskalte Wasser und freuen sich.