Mit Killern muss man teilen: Thriller Sammelband 11 Krimis. A. F. Morland. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745213447
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       Alfred Bekker

      © Roman by Author / Titelbild: Nach Motiven von Pixabay mit Steve Mayer, 2020

      © dieser Ausgabe 2020 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

      Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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      1

      Der Fahrer des blauen Toyota stoppte seinen Wagen kurz nach Mitternacht vor dem hohen Gebäude, dessen Eingang schwach beleuchtet war. Wachsam blickte er in den Eingangsbereich. Dann nickte er den beiden anderen Männern hinter sich zu. Einer schnappte sich eine Ledertasche, der andere lockerte den Sitz seiner Pistole in dem Schulterhalfter. Während der Fahrer im Wagen blieb, stiegen sie aus. Die Tür war verschlossen, bildete für die Männer jedoch kein Hindernis. Sie besaßen einen Schlüssel.

      Blitzschnell verschwanden sie im Inneren des Gebäudes. Die Tür ließen sie angelehnt. Der Nachtwächter, ein grauhaariger, alter Mann, blickte erstaunt hinter seiner Zeitung auf, als er die beiden Fremden vor seiner gläsernen Loge auftauchen sah. Automatisch bewegte er seine Hand zum Telefon. Sie blieb jedoch in der Luft hängen, als er in die Mündung einer Waffe blickte.

      „Flossen hoch und ‘rauskommen!“, befahl der Mann mit der Pistole. Er war Ende dreißig, hochgewachsen, hatte blaue Augen und blonde Haare. Den Hut hatte er tief in die Stirn gedrückt. Der Nachtwächter zögerte einen Moment, doch dann sah er ein, dass Widerstand sinnlos war. Mit erhobenen Händen kam er aus seiner Loge.

      „Ich verstehe nicht“, sagte er krächzend. „Was soll das?“

      Er bekam keine Antwort. Stattdessen schlug ihn der Mann mit der Tasche nieder. Ohne sich weiter um den Bewusstlosen zu kümmern, stürmten die beiden Männer einen Gang entlang, liefen die Treppe zum ersten Stock empor und machten vor einer massiven Stahltür halt.

      RAUCHEN UND OFFENES FEUER STRENGSTENS VERBOTEN, stand dort in großen roten Buchstaben.

      Die beiden Männer betraten den Raum. Der größere betätigte den Lichtschalter neben der Tür. Neonröhren flammten auf und warfen ihr grelles Licht auf lange Reihen von deckenhohen Regalen, die mit zahllosen runden Aluminiumdosen angefüllt waren. Jede trug eine kleine Aufschrift, die auf ihren Inhalt hinwies. Suchend gingen die Männer an den Regalen entlang, bis der Blonde plötzlich stehenblieb und auf einen Stapel flacher Behälter zeigte. Sein Begleiter nickte. Er nahm drei Filmdosen und stopfte sie in seine Tasche.

      Dann machte sie sich auf den Rückweg. Sie schalteten das Licht aus und zogen die Tür hinter sich zu. Der Nachtwächter rührte sich nicht, als sie an ihm vorbei ins Freie und auf den Wagen zuliefen. Mit quietschenden Reifen schoss der Toyota Sekunden später davon und verschwand Richtung Innenstadt.

      2

      Eine Viertelstunde später kam der Nachtwächter wieder zu sich. Verwirrt öffnete er die Augen und starrte an die Decke. Er brauchte eine Weile, bis er sich die Ereignisse ins Gedächtnis zurückgerufen hatte. Mühsam kam er auf die Füße, suchte an der Wand nach einem Halt und schleppte sich keuchend in die Loge. Sein Kopf schmerzte. Er setzte sich auf den Stuhl. Seine zitternde Hand griff zum Telefon. Er nahm den Hörer ab und wählte die Nummer der Polizei.

      „Hilfe – Überfall!“, stammelte er, als sich am anderen Ende jemand meldete. Stockend gab er die Adresse durch. Als Nächstes informierte er seinen Chef

      Die Polizei kam zehn Minuten später mit der üblichen Begleitmusik. Zuerst traf ein Streifenwagen ein. Kurz darauf erschienen zwei Männer des Einbruchdezernats. Sie sahen nicht aus wie Kriminalbeamte. Sie trugen keine Trenchcoats oder Hüte mit tief in die Stirn gezogenen Krempen. Sie stellten sich selbst vor. Kriminaloberkommissar Ludwig Trepte hatte dunkles, schon etwas gelichtetes Haar und ein freundliches, rundes Gesicht. Sein Anzug war durchschnittliche Kaufhausqualität.

      Der zweite Beamte war jünger, höchstens Ende zwanzig. Kriminalhauptmeister Werner Meiost, ein smarter Typ, blond, schlank, in eleganten Jeans, weißem Hemd und einer hellbraunen Lederjacke. Sie hörten sich die Geschichte des Nachtwächters an. Die Beschreibung, die er von den beiden Einbrechern geben konnte, war sehr vage.

      Eine halbe Stunde später tauchte auch der Chef des Kopierwerkes auf. Kurt Brankov, ein Mann von knapp vierzig Jahren, hatte sich in aller Hast angekleidet. Der Saum eines blauen Pyjamas schaute unter den Hosenbeinen hervor. Anstelle einer Krawatte hatte er sich einen schwarzen Schal um den Hals gewickelt.

      „Hat man den Safe geknackt?“, war seine erste Frage.

      „Das sollten Sie selbst feststellen“, meinte Kommissar Meiost. „Bringen Sie uns in Ihr Büro.“

      Brankov nickte und ging mit schnellen Schritten den Gang entlang. Vor einer Tür blieb er stehen und wollte die Klinke herunterdrücken.

      „Stopp!“, sagte Meiost. Er winkte einen seiner Leute von der Spurensicherung heran, der die Klinke nach Fingerabdrücken untersuchte und sie mit einer Plastikfolie sicherte. Dann gab er den Weg frei. Brankov öffnete die Tür, schaltete das Licht an und sah sich in seinem Büro um. Als er keine Veränderung feststellen konnte, atmete er erleichtert auf. Der Geldschrank stand unversehrt in seiner Ecke.

      „Scheint alles in Ordnung zu sein“, meinte er.

      Meiost zuckte mit den Schultern. „Man kann einen Safe auch ohne Schweißbrenner öffnen“, sagte er.

      „Wie meinen Sie das?“