Mit Killern muss man teilen: Thriller Sammelband 11 Krimis. A. F. Morland. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745213447
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fünf Minuten“, informierte er uns.

      „Mir ist der Appetit vergangen!“, sagte das Mädchen. Zwischen ihren Augen stellte sich eine tiefe Falte. „Bringen Sie mir die Rechnung, bitte.“

      Der Ober sah konsterniert aus. „Aber...“

      „Selbstverständlich bezahle ich das Essen!“, sagte sie ungeduldig.

      „Und Sie?“, fragte mich der Kellner.

      „Ich zahle auch.“ Er eilte davon. Ich nahm einen Schluck aus dem Glas.

      „Ich bin keine Mörderin!“

      „Sondern?“

      „Das unschuldige Opfer absurder Vorwürfe und Anklagen! Sie werden sich bei mir entschuldigen müssen, Miss Hill, aber ich bin noch sehr im Zweifel, ob ich diese Entschuldigung annehmen werde. Sie haben mich zu tief verletzt!“

      Der Ober kam zurück. Er legte die Rechnungen vor uns hin. Der abrupte Aufbruch schien ihn davon überzeugt zu haben, dass es am sinnvollsten sei, die Rechnungen getrennt auszufertigen. Wir zahlten. Er bedankte sich und ging davon.

      Miss Ronda blickte mich an. Ihr schien zu dämmern, dass der Augenblick der Entscheidung immer näher rückte.

      „Ich weigere mich, Sie zu begleiten!“, sagte sie. „Sie können mich nicht zwingen, mit Ihnen zu kommen!“

      „O doch“, sagte ich lächelnd. „Natürlich kann ich Sie nicht mit Gewalt hier wegholen. Aber ich kann dafür sorgen, dass das ein paar Beamte erledigen.“

      „Was versprechen Sie sich davon?“

      „Die Klärung eines Mordfalles, der schon nicht mehr so verworren ist, wie er sich einmal darstellte.“

      „Ich habe nichts damit zu tun! Ich kannte Tom. Ich wusste nicht, dass er ein Mörder ist. Ich war nicht einmal über den Inhalt des Paketes informiert!“

      Ich stand auf. „Gehen wir?“

      Sie zögerte, dann erhob sie sich. Als wir hinausgingen, merkte ich, wie der Ober sich kichernd mit dem Wirt unterhielt.

      „Also gut, ich komme mit“, sagte Miss Ronda überraschend, als wir den Parkplatz erreicht hatten. „Es wird am besten sein, die verrückten Anschuldigungen in Ihrem Büro aus dem Wege zu räumen.“

      „Wollen wir nicht erst einen Blick in den Kofferraum werfen?“, fragte ich.

      „Nein“, sagte sie. „Ich bin nicht bereit, jede Überspanntheit von Ihnen zu akzeptieren.“

      „Also gut“, sagte ich, „steigen wir ein.“

      Ich bemerkte, dass sie die Handtasche auf dem Schoß liegen ließ, griffbereit. Sie startete und kuppelte. Ich fuhr das Fenster herunter. Es war eine milde, angenehme Nacht, angenehm, was das Wetter betraf.

      „Wissen Sie wo das FBI-Headquarters liegt?“, fragte ich.

      „Ich bin in New York zu Hause“, sagte sie kurz.

      Wir fuhren einige Minuten schweigend. „Das ist der falsche Weg“, meinte ich.

      „Für mich ist es der richtige“, sagte sie. Wir waren in eine schmale, ziemlich dunkle Straße eingebogen. Die Bürgersteige waren fast menschenleer, denn auf beiden Seiten der Straße befanden sich nahezu ausschließlich Bürogebäude.

      Es kam, was ich erwartet hatte. Das Mädchen bremste so jäh, dass ich nach vorn geschleudert wurde, und trotz Gurt mit dem Kopf fast gegen die Windschutzscheibe knallte.

      Miss Ronda hatte es leichter, den Ruck abzufangen. Sie konnte sich mit den Händen am Lenkrad festhalten. Allerdings benutzte sie dazu nur eine Hand. Mit der Rechten riss sie blitzschnell die Handtasche auf und griff hinein.

      Sie war wirklich sehr rasch, aber nicht rasch genug. Ich fing die Hand ab, noch ehe es ihr gelungen war, die Pistole aus der Handtasche zu reißen. Es war kein Problem, ihr die Waffe abzunehmen. Sie sackte in sich zusammen, schluchzend. Den Kopf und die Arme legte sie auf das Lenkrad. Sie war am Ende.

      Ich drehte die Pistole vorsichtig hin und her. Wie erwartet war es eine 45er. Ich roch daran und wusste Bescheid. Ich schob die Pistole in die Handtasche zurück, sehr behutsam, um keine Fingerabdrücke zu zerstören. Dann nahm ich die Handtasche an mich.

      Das Mädchen schluchzte noch immer. Es war nicht das Weinen eines Menschen, der Scham und Reue empfindet. Es war ein Schluchzen, das sich auf einer Gefühlsmischung aus Zorn, Enttäuschung und Angst aufbaute.

      Ich wartete. Nach drei Minuten beruhigte sie sich. Sie hob den Kopf. Von ihrem Make-up war nicht viel übrig geblieben. Sie starrte geradeaus.

      „Ja, ich habe es getan“, sagte sie. „So viel Geld wird einem nur einmal im Leben geboten. Von Tom hätte ich nur einen Bruchteil der Millionen bekommen. Ich wollte nach Mexiko, ich wollte ein anderes Leben beginnen, ich wollte den Spülwassergeruch aus dem Schnellrestaurant vergessen, das ist alles.“

      „Wie viel haben Sie im Kofferraum?“

      „Ich weiß es nicht, ich hab’ mir nicht die Mühe gemacht, es zu zählen. Ich nehme an, es sind die vierzehn Millionen. Tom hatte den Auftrag, das Geld aufzubewahren. Er dachte, in meiner Wohnung sei dafür der sicherste Platz. Das ist alles.“

      „Eines verstehe ich nicht. Wie kommt es, dass das eine Paket in der Küche zurückblieb?“, fragte ich.

      „Ein Zufall, nichts weiter“, meinte sie. „Die anderen Pakete hatte ich bereits im Wagen verstaut. Mehr brachte ich im Kofferraum nicht unter. Deshalb blieb das eine Paket in der Küche zurück.“

      „War Tom an dem Bankraub beteiligt?“

      „Ja, ich glaube.“

      „Wer noch?“

      „Ein Mann, den sie Babyfeet nennen, sowie Torres und Tiggers.“

      „Wo ist Tiggers jetzt?“

      „Ich habe keine Ahnung.“ Sie straffte sich. Sie hatte in einem Anfall von Verzweiflung gesprochen, in einem Augenblick physischer Schwäche. Diesen Punkt hatte sie jetzt überwunden. Sie blickte mich an. „Ich werde alles in Abrede stellen, hören Sie?“, zischte sie. „Jedes Wort!“

      „Ich kann Sie nicht daran hindern“, sagte ich. „Steigen Sie aus, bitte!“

      „Warum?“

      „Es ist besser, wenn ich mich ans Steuer setze.“

      Schweigend tauschten wir die Plätze. Ich hatte befürchtet, dass sie den Versuch machen würde wegzulaufen, aber ihr war wohl bewusst, dass sie im Moment einfach nicht die Kraft hatte, die für eine solche Aktion notwendige Energie aufzubringen.

      Wir fuhren los. Die Handtasche klemmte links von mir zwischen Tür und Sitz. Ich fuhr vorsichtig, denn ich wollte vermeiden, dass bei irgendwelchen Mätzchen, die das Mädchen versuchen konnte, ein Unfall passierte.

      „Das Bild ist ziemlich klar“, sagte ich. „Dozer war die treibende Kraft. Er organisierte den Bankraub. Vier bewährte Leute führten ihn aus. Das Geld sollte zunächst auf Eis gelegt werden. Tom Greenland war der Mann, der damit betraut wurde. Mit dem Geld im Rücken fühlte er sich stärker denn je. Er entschloss sich, die Leitung des Teams durch einen Coup an sich zu reißen. Er erschoss Dozer. Es kam zu einem allgemeinen Tumult, Greenland rettete sich zu Ihnen, aber das war sein Verhängnis. Sie hatten inzwischen beschlossen, das Geld für sich zu behalten und damit zu türmen. Sie töteten Greenland und brachten den Toten in die verlassene Fabrik. Sie waren überzeugt davon, dass niemand Sie verdächtigen würde. Aber es kam anders. Torres und Carter wussten nämlich genau, wo das Geld war. Nach Dozers Tod hatten sie begreiflicherweise den Wunsch, ihren Anteil zu retten.“

      „Hören Sie auf damit!“, sagte das Mädchen. „Was hat es für einen Sinn, darüber zu sprechen? Es ist passiert, wie solche Dinge nun mal passieren...“

      „Im