Secrets of Amarak (1). T. Spexx. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: T. Spexx
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия: Secrets of Amarak
Жанр произведения: Учебная литература
Год издания: 0
isbn: 9783401806709
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Ganz früher haben hier die Angestellten gewohnt. Vom Haus am Ende der Straße.«

      »Das, wo Dracula wohnt?«, fragte Rebecca.

      Mom lachte. »Es sieht wirklich ein bisschen gespenstisch aus«, gab sie zu. »Aber nur, weil es dort so unordentlich ist. Sobald man einen Garten nicht mehr regelmäßig pflegt, verwildert er. Und schon sieht es aus wie in einem Gruselfilm.«

      »Und wieso haben die Angestellten hier gewohnt und nicht drüben?«, fragte Rebecca.

      Das Lächeln auf dem Gesicht ihrer Mutter verschwand. »Weiß ich nicht«, sagte sie knapp. »Wir finden alles heraus. Alles zu seiner Zeit. Jetzt müssen wir uns erst einmal einrichten. Montag geht für euch die Schule los und ich fange meine neue Stelle an. Bis dahin sollten wir das Nötigste geschafft haben. Jedenfalls gibt es hier nichts, vor dem ihr euch fürchten …«

      Ein grässliches Geheul ließ sie bis ins Mark erschauern. Mit großen Augen starrten Rebecca, Joe und ihre Mutter zum Fernseher, auf dessen Mattscheibe ein gewaltiger Werwolf sein Maul aufriss und in die Kamera brüllte. Jack Bookman schob sich unter dem Fernsehtisch hervor und setzte sich auf. Mit einem breiten Grinsen verkündete er: »Na bitte, geht doch!«

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      In dieser Nacht träumte Joe von einem Werwolf. Er hockte auf einem Hügel zwischen den Gräbern und heulte zum Mond. Zuerst bekam Joe es mit der Angst zu tun. Dann fiel ihm auf, dass die Bestie ziemlich große Ähnlichkeit mit dem Werwolf aus dem Fernsehen vom Abend zuvor hatte. Also musste es ein Traum sein, und als Joe das bewusst wurde, machte sich der Wolfsmensch aus dem Staub.

      WUUUUUUAAAAHHHH …

      Joe fuhr hoch und saß senkrecht im Bett. Das war kein Traum mehr, das war echt! Hektisch sah er sich in seinem Zimmer um. Fahles Mondlicht flutete den Raum, die Kartonberge warfen lange Schatten. Wo steckte die Bestie nur? Hatte sie sich versteckt? Lauerte sie unterm Bett?

      WUUUUUUAAAAHHHH …

      Joes Atem ging schneller, sein Herz schlug wild. Aber eins konnte er nun mit Sicherheit sagen: Das Brüllen kam von draußen. Joe stand auf und schlich zum Fenster, das wegen der warmen Temperaturen offen stand. Howard’s End lag wie ausgestorben da. Das Mondlicht zwängte sich durch das Blätterdach der alten Eichen und verwandelte die Straße in einen Flickenteppich aus Licht und Schatten. Ein seichter Wind brachte die schweren Äste zum Schwingen.

      Joe starrte zum Friedhof auf der gegenüberliegenden Seite. Doch er konnte nichts Ungewöhnliches entdecken. Dafür hörte er umso mehr: ein Hecheln und Schnüffeln, als würde ein Tier etwas suchen. »Zeig dich schon«, murmelte Joe und spürte ein Kribbeln in seiner Nase. Ich weiß doch, dass du da bist. Ich weiß nur nicht, was du bist. Also zeig dich, damit ich wieder schlafen …

      HATSCHI!

      Joe drehte sich zur Seite und presste sich mit dem Rücken an die Wand neben dem Fenster. Sein Herz raste. Wieso musste er auch ausgerechnet jetzt niesen? Joe lauschte, doch es war ganz still. Wahrscheinlich war es bloß ein streunender Hund gewesen, der sich genauso erschrocken hatte wie Joe selber. Kein Grund zur Panik, versuchte er, sich zu beruhigen, drehte sich wieder zum Fenster und sah hinüber zur Friedhofsmauer. Zwei funkelnde Augen starrten ihn an. Wie rot glühende Kohlen durchdrangen sie das Dunkel. Joe war wie gelähmt. Starr vor Schreck stand er da und beobachtete, wie die Augen langsam näher kamen. Begleitet von einem grimmigen Brummen schälte sich eine Silhouette aus dem Dunkel, ein schwerer, massiger Körper, der nur entfernt an einen Hund erinnerte. Joe ließ sich fallen und biss sich auf die Faust, damit er nicht laut aufschrie. Das war niemals ein Hund! Das war ein Wolf. Ein Werwolf! Und er hatte Joe gesehen!

      »Ich bin auf der Suche«, sagte in diesem Moment eine Stimme und Joe wäre erneut vor Schreck fast gestorben. Doch diesmal war es bloß Rebecca, die in ihrem Nachthemd in seiner Tür stand und ihn mit leerem Blick betrachtete.

      »Runter!«, zischte Joe und machte ihr ein Zeichen, dass sie sich ducken sollte. »Da draußen ist ein Werwolf!«

      Doch Rebecca dachte gar nicht daran. Bedächtig schritt sie zum Fenster und blickte hinaus. »Auf der Suche nach dem, der ewig ist.«

      »Was redest du denn da«, flüsterte Joe. »Geh weg vom Fenster, sonst sieht er dich.«

      »Auf dem Friedhof schlafen nur die Toten«, erwiderte Rebecca mit einem seltsamen Singsang in der Stimme. Joe rappelte sich auf und lugte vorsichtig über das Fensterbrett. Die Augen waren verschwunden. Er atmete auf.

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      »Und ich halte Wacht«, murmelte Rebecca. »Denn der ewig war, kommt nun zurück, hat nur geschlafen und ist jetzt wach.«

      Joe lief ein kalter Schauer über den Rücken. Rebeccas Stimme klang richtig gruselig.

      »Wovon redest du?«, fragte er. »Wer kommt zurück? Wer hat nur geschlafen?«

      Plötzlich riss Rebecca die Augen weit auf und ihr Blick wurde klar. »Wo bin ich?«, fragte sie verwirrt und Joe begriff, dass sie geschlafwandelt hatte.

      »Alles in Ordnung«, sagte er beruhigend. »Ich bringe dich wieder in dein Bett.« Er führte seine Schwester zurück in ihr Zimmer und legte sie ins Bett, wo sie sofort in tiefen Schlaf fiel.

      Zurück bei sich warf Joe noch einen Blick zum Friedhof hinüber. Verlassen lag er da, nichts rührte sich, kein Geräusch war zu hören. Joe legte sich ins Bett.

      Bestimmt war es bloß ein streunender Hund, dachte er und schloss die Augen. Bloß ein streunender Hund.

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      Am Montagmorgen war die Metro Richtung Londoner Innenstadt rappelvoll. Schüler, Geschäftsleute und Touristen drängten sich in den Waggons wie Sardinen in der Dose. Joe dachte sehnsüchtig an Bristol zurück, wo er und Rebecca immer gemütlich mit dem Fahrrad zur Schule geradelt waren. Hier in der Bahn war es warm und stickig. Zum Glück war die Fahrt zur neuen Schule nicht allzu lang.

      Nachdem sie die Tower Bridge passiert hatten, erreichten die Geschwister ein paar Minuten später die Station St. Paul’s, wo sich ihre Wege trennten: Joe ging Richtung Süden zur City of London School for Boys, die direkt an der Themse lag, Rebeccas Weg führte in die entgegengesetzte Richtung zur City of London School for Girls in der Nähe des Barbican Center.

      Joe hatte sich vorgenommen, den ersten Tag ganz relaxed zu sehen und erst mal in Ruhe die Lage zu checken. Doch gleich in der ersten großen Pause kam eine Clique von drei Jungs auf ihn zugeschlendert. Sie gingen in Joes Klasse und saßen in der letzten Reihe. Der große hieß Kevin und die anderen beiden Mike und Robin, wenn Joe sich richtig erinnerte.

      »Ihr wohnt in Howard’s End?«, eröffnete Robin das Gespräch und betrachtete Joe ungläubig. »Ist das nicht beim alten Friedhof?«

      »Ey logo«, sagte Kevin. »Howard’s End ist da, wo dieser Alex wohnt, dem die Eltern … na, ihr wisst schon.« Mike und Robin nickten stumm.

      »Alex?«, fragte Joe interessiert. »Wer ist das? Und was ist mit seinen Eltern?«

      »Das weißt du nicht?« Kevin verdrehte die Augen. »Alter, das weiß doch hier jeder. Dieser Alex ist früher auch auf diese Schule gegangen. Und seine Eltern sind …« Er zog den Finger über seinen Hals.

      Joe stockte der Atem. »Tot?«

      »Nicht nur tot, sondern umgebracht«, bestätigte Mike. »Als Alex gerade im Kino war. Mit diesem Einstein.«

      »Ich hab gehört, dass er in seinem Zimmer Filme geglotzt hat«, sagte Kevin. »Während unten die Typen eingebrochen sind und kurzen Prozess mit seinen Alten gemacht haben.«