SF Abenteuer-Paket 1006 - Raumkapitän am Schwarzen Loch: Science Fiction Sammelband 1006. Margret Schwekendiek. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Margret Schwekendiek
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783745212518
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Werbemaßnahmen erreichen. Die Verschwendung, Werbekampagnen nach der Gießkannenmethode zu betreiben, gehörte der Vergangenheit an.

       Das traf nicht nur auf das immer noch offiziell angebotene Terraforming zu, sondern auch für andere Dinge...

       Israt unterdrückte ein Grinsen.

       Aber es war sowieso noch viel zu früh, wirklich so etwas wie Zuversichtlichkeit zu empfinden. Vor allem, nachdem Carré ihm auf eine etwas umständliche, weil langatmige, Art klar gemacht hatte, wie schwierig es trotz allem noch werden würde – und immer noch dabei war:

       "Das Verbot der Weitergabe solcher Daten zu kommerziellen Zwecken ist nur eine der vielen Einschränkungen, die uns das Gesetz in diesem Bereich auferlegt. Sie sehen also, Alana wird eine lohnende Investition für Sie sein - selbst wenn sie sehr unverschämt sein sollte."

       Es gab keine Alternative zu dem, was der Erste Repräsentant gesagt hatte. Israt sah das ein.

       "Sagen Sie, LeCarré", meinte Israt ein wenig später, "Sie helfen mir doch sicherlich auch nicht nur aus selbstlosen Motiven?"

       Der Erste Repräsentant zuckte mit den Schultern und setzte einen gleichgültigen Gesichtsausdruck auf. "Ich glaube", sagte er, "daß das egoistische Motiv das einzig reale ist."

       *

       Die Standardeinheiten vergingen, und Israt N'Gaba begann, sich an verschiedene Besonderheiten Tasners zu gewöhnen. Im übrigen gewann er zunehmend den Eindruck, daß Xa LeCarre, dessen persönlicher Gast er war, seine Ziele tatsächlich unterstützte. Auch wenn er doch überhaupt nicht wissen konnte, was seine eigentlichen Ziele überhaupt waren.

       Oder ahnte er etwas?

       Von Terraforming jedenfalls war schon lange keine Rede mehr.

       Wie dem auch war: Falls LeCarré kein falsches Spiel trieb, wozu ganz offensichtlich jegliches Motiv fehlte, zumindest nach Einschätzung von Israt: Es war gut, einen derart wichtigen Mann auf der eigenen Seite zu wissen, auch wenn Israt dessen Gründe noch nicht durchschaute.

       Bis jetzt hatte der Erste Repräsentant noch keine Forderungen gestellt, aber vielleicht kam das auch erst später. Möglicherweise war er an materiellen Reichtümern auch nur sekundär interessiert, da er sie im Überfluß besaß – nach Maßstäben der Äußeren Welten -, und es ging ihm in Wirklichkeit um etwas ganz anderes...

       Es dauerte nicht sehr lange, bis er die Zeit nicht mehr nach Standardeinheiten, sondern nach den natürlichen Tagen Tasners maß, dem Wechsel zwischen Licht und Dunkelheit (aufgrund der niedrigen Sternendichte und der Mondlosigkeit des Planeten fiel dieser wesentlich drastischer aus als im Inneren der Galaxis).

       Tasner hatte ursprünglich keine atembare Atmosphäre gehabt. Die war erst nach einem künstlich eingeleiteten Terraforming-Prozeß entstanden - ebenso wie das Wasser, das außerdem nur recht spärlich vorhanden war: Über neunzig Prozent der Planetenoberfläche bestand aus Land. Es gab nur zwei größere Binnenseen, beide auf der Osthalbkugel gelegen. Um diese herum gruppierten sich die wenigen Städte des Planeten mit ihren zusammen nicht mehr als 1,2 Millionen Einwohnern.

       Israt befand sich in Val-Duun, der Hauptstadt, dort, wo der Knotenpunkt der Macht auf Tasner lag.

       Das Treiben auf den Straßen und am See-Ufer konnte man beim besten Willen nicht als hektisch beschreiben, alles schien mit einer eigentümlichen Ruhe und Gelassenheit erledigt zu werden.

       Mit der Magnetbahn fuhr Israt einmal zum See, wo ihn ein breiter, künstlich angelegter weißer Sandstrand erwartete. Das Baden war allerdings (wie zahlreiche Hinweisschilder bekanntgaben) wegen der gefährlichen Raubfische, die nicht selten bis in die flachen Ufer-Regionen vordrangen, verboten.

       Israt stand eine ganze Weile an diesem Strand, hörte dem Geflüster der leichten Wellen zu und schaute zu den schroffen Felsmassiven hinauf, die vor der Küste Val-Duuns aus dem Wasser ragten.

       Es ist der Mensch gewesen, der diese Welt zu dem gemacht hat, was sie ist, dachte er.

       Es war nicht Allah.

       Manchmal schien es ihm so unerheblich zu sein, ob Allah existierte oder nicht. Doch ab und zu überkamen ihn auch Stimmungen ganz anderer Art.

       Schuldgefühle waren das dann zumeist oder auch eine irrationale Angst vor dem Zorn seines Gottes.

       Seltsamerweise vermochte es sein ansonsten aufgeklärtes Weltverständnis nicht, solche Dinge einfach wegzuwischen.

       Erziehung, versuchte er sich dann zumeist zu sagen. Erziehung ist alles. Mein Vater und seine drei Frauen waren gläubige Moslems, sie haben mich erzogen und mein Inneres geformt. Und wie könnte es auch anders sein, als daß sie mir neben vielen anderen Dingen auch ihre Ängste als Erbschaft hinterlassen haben.

       Aber wie immer auch seine Augenblicksstimmung war, er blieb doch stets in der Mitte zwischen Glauben und Unglauben. Das machte sein Leben natürlich nicht gerade einfacher, im Gegenteil.

       Wenn ich mich nur für eine Seite entscheiden könnte, dachte er in diesem Moment (und zwar nicht das erste Mal). Egal für welche Seite, es hätte ihm vermutlich ein vermehrtes Gefühl innerer Einheit und Stabilität gegeben.

       Aber das war nicht in Sicht. Es schien so, als sollte er sein Leben lang in diesem Zwiespalt leben müssen.

       Der Strand war ziemlich menschenleer.

       Wind kam auf.

       Vielleicht würde es einen Wetterumschwung geben. Etwa dreihundert Meter von Israts gegenwärtiger Position entfernt lagen einige Boote an Land, an denen sich ein Mann zu schaffen machte.

       Boote?

       Vielleicht wurden sie vermietet, und es bestand eine Möglichkeit, hinauszufahren?

       Israt blickte zu dem hochaufragenden, zackigen Felsmassiv vor der Stadt und verspürte plötzlich Lust dazu, eine Fahrt mit einem Boot zu machen.

       Als er sich dem Mann und seinen Booten näherte, bemerkte er, daß es sich um primitive Segelboote aus Holz handelte, deren Rümpfe mit kunstvoller Ornamentierung versehen waren.

       "Hallo", rief Israt. Aber der Mann kümmerte sich zunächst nicht um ihn.

       "Sind das Ihre Boote?"

       Wieder keinerlei Reaktion.

       Erst jetzt blickte er von seiner Arbeit auf, verzog mißtrauisch das Gesicht und wandte sich dann vollends zu Israt um. "Was wollen Sie von mir?"

       "Kann man so ein Boot mieten? Möglichst mit Bedienungsmannschaft..."

       "Sie spinnen wohl, Mann!"

       "Ich... Ich meine..."

       Der Mann schüttelte den Kopf.

       "Sie sind nicht von hier, oder? Entweder Sie sind nicht von hier oder Sie sind verrückt. Diese Boote hier haben rituelle Bedeutung. Die Raubfischjagd im Zrachismus. Noch nie davon gehört?"

       "Nein."

       "Die ersten Siedler von Tasner gehörten dem Zrach-Kult an. Das ist auch der Grund dafür, daß verschiedene Raubfischarten importiert und in den künstlich angelegten Seen ausgesetzt wurden. Zu bestimmten Festtagen veranstalteten die Zrachisten rituelle Jagden, die nur mit diesen besonderen Booten durchgeführt werden dürfen." Er zuckte mit den Schultern. "Wie das alles genau zusammenhängt und welche metaphysische Bedeutung die einzelnen Dinge haben, danach dürfen Sie mich nicht fragen. Ich bin Hindu. Mein Job ist lediglich, diese Nußschalen hier in Ordnung zu halten."

       Hindu?

       Zrach-Kult?

       Und wieso hatte er bisher noch nie was davon gehört – wenn es sich um einen Kult handelte, der doch offensichtlich eine gewisse Bedeutung auf diesem Planeten hatte?

       *

       LeCarré war ein großzügiger Gastgeber, Israt N'Gaba konnte sich keineswegs beklagen.

       Zunächst hatte Israt geglaubt, diese Generosität beruhe einfach auf gemeinsamen ökonomischen Interessen: