SF Abenteuer-Paket 1006 - Raumkapitän am Schwarzen Loch: Science Fiction Sammelband 1006. Margret Schwekendiek. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Margret Schwekendiek
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783745212518
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Israt im Auftrag ihrer Firmen in den Rand unterwegs waren. Noch war der Rand kein Markt. Aber man mußte an die Zukunft denken. Und der Zukunftsmarkt des galaktischen Randes wurde jetzt verteilt. Jeder Konzern, der ein Galactic Player bleiben wollte, mußte seinen Fuß in die Tür stellen. Das galt für SYG genauso wie für andere.

       *

       Juan Conqueiro, seines Zeichens Präsident der Rand-Föderation, war ein rundlicher Mann von beachtlicher Statur, so daß seine Kleidung notwendigerweise aus Sonderanfertigungen bestand.

       Sein aufgeschwemmtes, von einem dünnen Bart umrahmtes Gesicht wirkte fast kindlich und ließ kaum etwas von dem unbarmherzigen Zorn erkennen, zu dem dieser Mann mitunter fähig war.

       Gedankenverloren saß er in seinem pompös ausgestatteten Arbeitszimmer im Regierungs-Tower von Centropoli auf Centrum. Er spielte mit den Orden an seiner Uniformjacke herum.

       Seine Stirn war feucht.

       Er schwitzte.

       Conqueiro litt an einer Krankheit, die kein gewöhnlicher Arzt zu heilen vermochte: an chronischer Unentschlossenheit. Für einen Mann in seiner Position ein mitunter tödliches Leiden.

       Was tun?

       Wie sich entscheiden?

       Es war alles so ungeheuer kompliziert und verworren. Und zu alledem hatte er nach außen hin Entschlußkraft und Festigkeit zu demonstrieren.

       In seinem Inneren fand sich davon jedoch so gut wie nichts.

       Er wurde innerlich stets hin- und hergerissen zwischen sich gegenseitig widersprechenden Argumenten und Interessen, wobei es ihm unmöglich erschien, Prioritäten zu setzen.

       Seine Unentschlossenheit, die ihre Wurzel - ebenso wie sein von Zeit zu Zeit aufflammender Jähzorn - in einem tief empfundenen Gefühl von Unsicherheit, Schwäche und Unterlegenheit wurzelte, machte ihn zu einem willfährigen Opfer von Beeinflussungen aller Art.

       Da Conqueiro dieser Zusammenhang zur Hälfte bewußt war, fühlte er sich elend; da er ihm aber zur anderen Hälfte nicht bewußt war, tat er nichts dagegen.

       "Darf ich Sie höflich darauf hinweisen, daß Sie sich jetzt zu Ihrer Verabredung mit Lakefield begeben müssen?" flüsterte ihm der kleine, elektronische Terminkalender ins Ohr.

       Ein hochtechnologisches Produkt der Rand-Föderation, aber gemessen am Standard der Inneren Planeten ein Stück fürs Museum, ging es Conqueiro mit einer deutlichen Spur Sarkasmus durch den Kopf.

       Die Hand, die gerade noch mit den Orden gespielt hatte, bedeckte jetzt kurz sein Gesicht. Eine fahrige Geste. Conqueiro erhob sich dann schwerfällig. Es machte ihm sichtlich Mühe, seinen Körper zu bewegen, obwohl er am Rücken ein Antigravaggregat trug, das ihm das Gehen erleichtern sollte.

       Gedanken rasten durch sein Bewußtsein.

       Alles wird sich ändern - jetzt, da die Zeit der kalten Konfrontation zwischen den Inneren Planeten und dem Rand vorbei ist. Nichts wird bleiben, wie es ist.

       War das ein Grund, sich zu fürchten?

       Für die Terroristen der Vereinigten Anti-Vernetzungsfront ist es sogar ein Grund zu töten!

       Schwerfällig humpelte er in Richtung Tür.

       Noch bevor er sie erreicht hatte, teilte sie sich selbsttätig. Drei Männer traten ihm entgegen. Zwei von ihnen waren bewaffnet, der dritte nicht.

       "Kransom!" entfuhr es Conqueiro. "Wie kommen Sie hier herein?"

       Dem Präsidenten war die Angst deutlich ins Gesicht geschrieben.

       Wie sind Kransom und seine Leute mit den Strahlern im Anschlag durch die Sicherheitsbarrieren gekommen?

       "Fragen Sie nicht soviel, Conqueiro", knurrte Kransom düster. "Kommen Sie lieber mit!"

       "Was wird hier gespielt, verdammt noch mal?"

       Der Präsident faßte sich krampfhaft an die Brust.

       Diesmal nicht der Orden wegen, sondern auf Grund der Schmerzen in der Herzgegend, die ihn plötzlich befallen hatten.

       "Eine Bombe befindet sich irgendwo im Regierungs-Tower", berichtete Kransom. "Unsere Leute tun alles, um sie rechtzeitig zu finden."

       "Wahrscheinlich nur ein Spinner, der sich wichtig machen wollte."

       "Nein, wir nehmen das diesmal sehr ernst."

       "Wieso?"

       "Wir haben entsprechende Erkenntnisse durch unsere V-Leute, die wir bei der Anti-Vernetzungsfront eingeschleust haben. Auf Centrum soll eine entsprechende Menge XCB-Sprengstoff eingeschmuggelt worden sein."

       "XCB?" Der Präsident zuckte die Achseln. "Nie davon gehört."

       "Kommt von den Inneren Planeten. Er hat den Nachteil, daß er durch unsere Sensoren nicht aufgefunden werden kann."

       "Schöner Mist."

       Ein Muskel zuckte in Conqueiros Gesicht.

       Ein sarkastischer Gedanke kam ihm.

       Die Anti-Vernetzungsfront scheint die Vorteile der Kontakte zu den Inneren Planeten bereits eifrig zu nutzen. Würde mich nicht wundern, wenn sich die Terroristen das Zeug über das GalaxyNet besorgt haben... Durch genau jenes Netz, das sie doch so vehement ablehnen!

       Aber so etwas wie ideologische Zielkonflikte scheinen sie nicht zu kennen...

       Conqueiros Hände zitterten leicht.

       Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Eine Mischung aus Furcht und Ratlosigkeit breitete sich in dem mächtigsten Mann der Rand-Föderation aus.

       Panik läßt sich nicht auf Dauer mittels Sarkasmus bekämpfen! meldete sich ein zynischer Kommentator in seinem Hinterkopf. Aber wodurch dann? Er wünschte sich einen Rundumschlag, mit der er alle Probleme mit einem Schlag zu lösen vermochte. Aber die Gegner, mit denen er es zu tun hatte, boten keinerlei Ziele.

       Sie verfolgten die Taktik der tausend Nadelstiche, zogen sich sofort wieder zurück, wenn sie zugeschlagen hatten und waren einfach nicht zu fassen. Es war wie verhext. Und der Sicherheitsapparat von mehreren untereinander konkurrierenden Geheimdiensten war einfach nicht in der Lage, das Problem der Anti-Vernetzungsfront zu lösen.

       Er musterte Kransom, seinen Sicherheitsminister, der unter anderem auch für die Geheimdienste zuständig war.

       Ein ehrgeiziger Mann, skrupellos und ziemlich jung für die Position, die er erreicht hatte.

       Du solltest niemandem trauen! dachte Conqueiro. Männern wie Kransom schon gar nicht.

       "Nun kommen Sie schon!" forderte Kransom Conqueiro auf.

       *

       Später saßen sie sich an einem sicheren Ort gegenüber, irgendwo in den geheimen unterirdischen Anlagen des Geheimdienstes der Rand-Föderation.

       Nur ein paar Minuten, nachdem Conqueiro den Regierungs-Tower verlassen hatte, war dort tatsächlich eine Bombe hochgegangen und hatte eine ganze Etage ausbrennen lassen.

       Wenn Kransom nur ein wenig später aufgetaucht wäre! überlegte Conqueiro schaudernd.

       Kein Zweifel, der Geheimdienstchef hatte ihm das Leben gerettet.

       "Das war der fünfte Anschlag auf mein Leben innerhalb eines Monats!" stellte Conqueiro fest.

       Kransom nickte gelassen.

       Conqueiro schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.

       "Verdammt noch mal, wie kann so etwas geschehen?"

       "Wir tun alles, was wir können."

       "Dann ist es nicht genug!"

       "Der politische Kurs der Öffnung gegenüber den Inneren Planeten ist höchst umstritten. Ganzen Wirtschaftszweigen in der Föderation droht der Ruin. Von den kulturellen Verwerfungen mal ganz abgesehen. 500 Jahre Isolation sind keine Kleinigkeit."