SF Abenteuer-Paket 1006 - Raumkapitän am Schwarzen Loch: Science Fiction Sammelband 1006. Margret Schwekendiek. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Margret Schwekendiek
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783745212518
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mit den Schultern. Ein mattes Lächeln erschien auf seinem Gesicht.

       "Aus dieser Entfernung sind solche Unterschiede unerheblich."

       Israt N'Gaba hob die Augenbrauen.

       Er hatte nicht erwartet, in LeCarré einen umgänglichen Gesprächspartner zu finden, da er ja sozusagen vorgewarnt gewesen war. Aber dieser LeCarré war mehr als nur eine „harte Nuß“. Israt zweifelte nicht mehr daran, daß Kransom recht hatte: LeCarré hatte noch nie das Terraforming für seinen Planeten befürwortet. Er hatte sich nur deshalb zunächst begeistert davon gezeigt, um letztlich zu verhindern, daß ÜBERHAUPT IRGENDEIN PLANET der äußeren Welten Terraforming erfuhr.

       Dann wird es halt eben auch keins geben! schlußfolgerte Israt – und das hatte etwas Endgültiges. Beinahe hätte er diesen Gedanken sogar von einem Schulterzucken begleiten lassen, was er im letzten Augenblick erfolgreich unterdrückte. Er ließ sich in keiner Weise anmerken, was wirklich in ihm vorging. Als nächstes hätte er nämlich am liebsten gelächelt, aber LeCarré hätte das sicher nicht verstanden. Wie auch?

       Und es war gut, daß Lester Benjo, sein Auftraggeber von SYG, noch nicht einmal ahnte, was wirklich hinter seiner Stirn vorging – schon vorgegangen war, als er von ihm diesen Auftrag erhalten hatte...

       Der erste Repräsentant von Tasner und Mitglied des Föderalen Rates der Randwelten war von kleiner und untersetzter Statur, hatte kaum noch Haare auf dem Kopf und wirkte dennoch keineswegs greisenhaft.

       Seine grau-blauen Augen funkelten ein wenig und verrieten etwas von der Intelligenz, die hinter der hohen Stirn steckte.

       Die wird dir aber auch nichts nutzen! dachte Israt mit einer Spur von Überheblichkeit. Und du meinst sogar, mir würde es immer noch um dieses Terraforming gehen. Dabei habe ich das innerlich längst abgehakt. Aber bleibe nur bei dieser Erwartung. Vorerst...

       "Immerhin...", meinte LeCarré, "Sie haben Rand-Lingua ziemlich gut gelernt."

       "Hypnokurs. Damit geht das sehr schnell."

       "In dieser Beziehung sind wir vielleicht doch noch... Barbaren." LeCarré lächelte. "Soll heißen: So etwas haben wir hier noch nicht."

       "Der technologische Rückstand ist schwer zu leugnen."

       "Aber wir hatten es auch nicht leicht. Die lange Zeit der Isolation hat dem Rand schwer zugesetzt: Die Föderation war völlig auf sich allein gestellt."

       "Ich denke, daß das nun anders werden wird", gab Israt seiner scheinbaren Überzeugung Ausdruck. "Der Rand wird seinen Rückstand schneller aufholen, als viele jetzt noch glauben..."

       Damit hatte er seinem Gegenüber einen Brocken hingeworfen, den dieser erst einmal verdauen mußte.

       Vielleicht verrätst du mir nun endlich, wieso du so sehr dagegen bist? Denn ein echtes Motiv, dafür sogar zu morden, kann ich immer noch nicht sehen. Aber es würde mich interessieren. Ganz brennend. Obwohl ich überhaupt nicht mehr die geringste Lust verspüre, irgend jemanden noch von Terraforming überzeugen zu wollen. Wozu auch? Nur, weil mich Lester Benjo deshalb auf den Weg geschickt hat? Nein, ihr Lieben: Israt N’Gaba hat seine eigenen Pläne. Jetzt erst recht. Ich hätte denen das Terraforming durchaus „so nebenbei auch noch“ verkauft, wenn es gegangen wäre. Aber nun...

       LeCarré atmete tief durch und nickte. Sein Blick wirkte nachdenklich.

       "Ja, da mögen Sie recht haben", murmelte er – zur absoluten Überraschung von Israt.

       Israt sah ihn aufmerksam an.

       Er scheint sich nicht darüber zu freuen, daß sich sehr bald alles verändern wird. Aber was befürchtet er? Ja, was? Und wieso, wenn er doch so offensichtlich am Hebel sitzt, um die Veränderung zunächst nachhaltig zu verhindern?

       Israt N'Gaba war in Ibadan, Nigeria, auf der Erde, geboren, wovon seine schwarze Hautfarbe ein deutliches Zeugnis ablegte.

       LeCarré hatte ihn zunächst voller Verwunderung und Erstaunen (und im übrigen auch völlig ungeniert) angestarrt.

       Später sollte Israt noch merken, daß der Erste Repräsentant alle Menschen, die ihm begegneten, mit dieser übergroßen Neugier betrachtete und daß das keineswegs etwas mit seiner hier ziemlich ungewöhnlichen Hautfarbe zu tun hatte.

       Andererseits war es nur zu verständlich, daß Israt zunächst zu diesem Schluß gekommen war, denn Rassismus war auch im Zeitalter der GalaxyNet-Community leider noch immer nicht ausgestorben. Und lange Zeit hatte Israt N'Gaba geargwöhnt, daß sein schleppendes Vorankommen auf der Karriereleiter des SYG-Konzerns nicht zuletzt eben genau mit der Tatsache zusammenhing, daß seine Haut tiefschwarz war...

       "Ja, jetzt kommen sie wieder", brummte LeCarré nun. "Leute aus der Sirius-Union, Leute aus Alpha Centauri, von Cartax und Neuwelt. Sie kommen, um uns wieder ihr Zeug zu verkaufen." Dann blickte er plötzlich auf. "Man hat mir Daten über Sie gegeben, N'Gaba. Sie sind Moslem..."

       "Das ist richtig."

       LeCarrés Mund verzog sich ein wenig, und sein Gesicht nahm einen schwer zu deutenden Ausdruck an, der irgendwo zwischen Verachtung und Interesse lag.

       "Glauben Sie an Allah? Glauben Sie an die Suren des Koran?"

       Warum will er das wissen? fragte sich Israt.

       Er blickte auf, verengte ein wenig die Augen. Du hast diese Frage gefürchtet wie der Teufel das Weihwasser - so hätte es ein Anhänger der Irdisch-reformiert-katholischen Kirche ausgedrückt. Bilder erschienen vor seinem inneren Auge. Der Kuppelbau einer Moschee, die als Emblem in der Sichtanzeige des CyberSensors eines jeden Gläubigen aufleuchtete, während die Pseudostimme einem den Ruf des Muezzin direkt in die Hörnerven flötete.

       Sein Vater hatte ihm damals nicht erlaubt, das System so zu konfigurieren, daß diese Anzeige nicht fünfmal am Tag erschien und ihn unmißverständlich zum Gebet aufforderte. Allerdings: Er war zehn, als er lernte, den internen Rechner seines CyberSensors auszutricksen.

       Die Glaubensdiktatur in seinem Kopf hatte damit ein Ende gehabt.

       Ein Ruck ging durch Israts Körper.

       LeCarré erwartet eine Antwort! Und er wird kein Ausweichen akzeptieren.

       "Ich weiß nicht...", gab Israt unsicher zurück.

       Zeit gewinnen, dachte Israt. Und er fragte sich, weshalb diese Sache für den Ersten Repräsentanten von Tasner wohl so wichtig sein mochte.

       LeCarrés Blick wirkte stählern.

       "Ja oder nein?"

       Israt N'Gaba zuckte die Achseln.

       "Ich bin irgendwo auf halbem Wege zwischen Glauben und Unglauben stehengeblieben, das ist die Wahrheit. Ich weiß es wirklich nicht. Ich meine auch nicht, daß das irgendeine Relevanz hat."

       "Ich glaube, Sie täuschen sich."

       "Nun, vielleicht hat es eine, vielleicht auch nicht. Wer kann das schon genau sagen?"

       LeCarré entblößte die Zähne. Es war die Karrikatur eines Lächelns.

       "Ich schätze Menschen mit klaren Standpunkten, N'Gaba."

       "Dann gehöre ich wohl kaum zu den Menschen, die Sie schätzen! Jedenfalls nicht, was mein religiöses Weltbild angeht..."

       LeCarré lachte auf. "Warten wir es ab, N'Gaba. Warten wir ab, ob Sie sich nicht verändern..."

       "Die Wahrscheinlichkeit dafür ist ziemlich gering."

       "Sagen Sie das nicht. Sie wären nicht der erste, der Tasner als ein anderer verläßt..."

       Israt blickte etwas verwirrt drein. LeCarré ging auf ihn zu, trat sehr dicht an ihn heran, starrte dann auf die kleine Öffnung in Israts Nacken, in der der CyberSensor steckte.

       "Ich habe von diesen Dingern gehört", sagte er. "Sie verbinden einen mit der gesamten Galaxis."

       "Sofern man sich im GalaxyNet-Bereich befindet, ja. Hier im Rand-Gebiet ist der Empfang unmöglich.