Sammelband 4 Krimis: Mordgeflüster in Venedig und drei andere Krimis. A. F. Morland. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745204407
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sind Sie es auch, der mich so sehr verwirrt.“

      „Das werte ich als Kompliment“, sagte der Sohn des Scheichs und winkte dem Wirt.

      11

      „Norbert!“, entfuhr es Sabrina Arendt ungläubig.

      Sie konnte es nicht fassen, dass ihr geschiedener Ehemann Norbert Palven in der Wohnzimmertür stand.

      „Guten Tag, Sabrina“, sagte er. Schmal war sein Gesicht geworden. Er musste etliche Pfund abgenommen haben. Anscheinend hatte auch ihm die Scheidung nicht gutgetan. Vermutlich hatte sie auch ihn ein wenig aus dem Gleichgewicht gebracht. Sein dichtes, dunkelblondes Haar glänzte seidig, der Anzug saß korrekt wie immer, und es gehörte zu seiner persönlichen Note, dass das Stecktuch weit aus seiner Brusttasche heraushing.

      Es hatte vieles an ihm gegeben, das sie geliebt hatte und heute vermisste. Manchmal ertappte sie sich dabei, dass sie die Männer, die ihr begegneten, mit Norbert Palven verglich. Bei Halef Mudji hatte sie das nicht getan. Er unterschied sich zu sehr von Norbert.

      „Freust du dich, mich zu sehen?“, fragte er.

      Ja, irgendwie freute sie sich schon. Irgendwie aber auch nicht. Sie fühlte sich innerlich gespalten. Die eine Hälfte fühlte sich von ihrem Ex-Ehemann so stark angezogen, dass sie sich ihm am liebsten an den Hals geworfen hätte. Die andere Hälfte lehnte ihn ab und riet ihr zu äußerster Vorsicht, denn es gab keinen anderen Mann, der sie jemals schmerzhafter verletzt hatte als Norbert Palven.

      Er lächelte.

      „Wie kommst du hierher?“, fragte sie völlig durcheinander. „Ich meine ... wie hast du mich gefunden?“

      Er behielt sein schönes, gewinnendes Lächeln bei. „Ich habe von dir gelernt, Sabrina.“

      „Gelernt? Was gelernt?“

      „Erinnerst du dich nicht mehr? Du hast damals einen Privatdetektiv engagiert.“

      „Willst du damit sagen ...“

      „Dass das Gleiche nun ich getan habe, um dich zu finden.“

      Ein Schwindel erfasste Sabrina Arendt. Sie lehnte sich an die Anrichte und wischte sich mit einer fahrigen Handbewegung über die Augen. Sie dachte an Mudji, an den Mordplan ... Was wusste ihr geschiedener Mann davon? Hatte er Kenntnis von dem beabsichtigten Attentat? Würde er sie der Polizei übergeben?

      Eingesperrt sein wirst du für den Rest deines Lebens!, schrie eine Stimme in ihr. Einzelhaft! Hartes Lager! Dunkelhaft!

      O Gott!

      Zorn wallte in ihr auf und blitzte in ihren Augen.

      „Was fällt dir ein, mir nachzuspionieren? Mit welchem Recht tust du das?“

      „Mit dem Recht deines Ex-Ehemannes“ antwortete er sanft.

      „Ex! Sehr richtig. Das bedeutet aus und vorbei. Wir haben uns getrennt ...“

      „Was ich in den vergangenen drei Monaten mehr als einmal bedauert habe“, gestand Norbert Palven.

      „Norbert“, sagte sie wütend. „Ich bitte dich, was soll das? Unsere Ehe ist in tausend Scherben gegangen, und es war nicht meine Schuld.“

      „Nein, Sabrina. Es war ganz allein meine Schuld. Ich habe es eingesehen.“

      „Zu spät.“

      „Es ist nie zu spät, Sabrina.“

      „Tausend Scherben lassen sich nicht mehr zusammenkleben.“

      „Doch. Wenn man will, ist es möglich. Wir beide müssten es aber wollen“, meinte der Mann.

      „Ich muss den Verstand verloren haben. Was ich höre, kann nicht wahr sein. Es ist ein Hirngespinst.“

      Er kam näher, als wollte er ihr Gelegenheit geben, ihn anzufassen.

      „Bleib stehen!“, schrie sie ihn an, und er ging keinen Schritt weiter. Sabrina Arendt schüttelte den Kopf. „Ich begreife es nicht. Ich begreife es einfach nicht. Es will nicht in meinen Kopf rein. Du stehst auf einmal vor mir, hast mich von einem Detektiv suchen lassen und scheinst mir das Angebot machen zu wollen, zu dir zurückzukehren. Irrwitzig ist das.“

      „Ich hatte sehr viel Zeit, über uns nachzudenken, Sabrina“, sagte Norbert Palven ernst. „Ich habe dich schrecklich vermisst. Erst als du fort warst, merkte ich, wie sehr ich dich liebe, wie sehr ich dich brauche. Ich habe meine Fehler nicht nur eingesehen. Ich bereue sie auch aus tiefstem Herzen, und ich habe daraus die Konsequenzen gezogen.“

      „Heißt das, du hast Schluss gemacht mit allen Freundinnen?“

      „Ja, Sabrina.“

      „Warum? Jetzt, da du frei bist, kannst du doch Freundinnen haben, so viele du willst.“

      „Ich wollte eine Basis schaffen, auf der wir neu anfangen können. Eine Basis, die es dir ermöglicht, zu mir zurückzukehren.“

      Sie lachte schrill. „Du spinnst. Nie mehr kehre ich zu dir zurück. Ich bin froh, dass dieser Alptraum ausgestanden ist. An einer Fortsetzung bin ich nicht interessiert.“

      „Ich liebe dich, Sabrina“, gestand Norbert.

      „Pech für dich.“

      „Und du liebst mich. Ich weiß es.“

      „Dann weißt du mehr als ich. Liebe hat es zwischen uns beiden nie gegeben, Norbert.“

      „Jetzt sagst du nicht die Wahrheit.“

      „Es war eine körperliche Angelegenheit, nicht mehr.“

      „Das sagst du, um mir wehzutun. Ich kann dich verstehen, Sabrina. Du willst es mir zurückzahlen. Ich hab’s verdient.“

      „Du gefällst dir in der Rolle des Märtyrers, nicht wahr?“, sagte Sabrina spöttisch. „Der Detektiv hat dich sicher viel Geld gekostet. Schade darum. Du hast es zum Fenster hinausgeworfen. Ich bin mit dir fertig, bin über die Scheidung hinweg und will von dir nichts mehr wissen.“ Stimmt ja gar nicht, sagte die Stimme in ihr. Warum lügst du? Um dich zu schützen? Wenn du so weiterredest, geht er vielleicht wirklich. Willst du das?

      Ja, dachte Sabrina Arendt nervös. Er muss gehen. Ich habe etwas in die Wege geleitet, bei dem ich ihn nicht gebrauchen kann. Er darf davon nichts wissen.

      Oder weiß er es? Jesus, wieviel hat dieser Privatdetektiv in Erfahrung gebracht?

      „Ich habe mir vorgenommen, mich zu ändern“, sagte Norbert Palven. „Und ich habe damit auch schon begonnen. Ich bin nicht mehr der Mann, der dir wehgetan hat, Sabrina. Nie wieder würde ich dir so etwas antun. Ist es dir nicht möglich, zu verzeihen?“

      Er muss gehen!, dachte Sabrina Arendt. Von Minute zu Minute wurde sie unruhiger, denn irgendwann würde Halef Mudji zurückkommen, und wenn Norbert dann noch da war, gab es vermutlich eine Katastrophe. Mudji war ein vorsichtiger und gefährlicher Mann. Es war möglich, dass er Norbert tötete, wenn er seinen Auftrag gefährdet sah.

      „Geh!“, sagte die junge Frau scharf. „Du hast kein Recht, hier zu sein, also verlasse das Haus, sonst rufe ich die Polizei.“

      „Warum