Sammelband 4 Krimis: Mordgeflüster in Venedig und drei andere Krimis. A. F. Morland. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. F. Morland
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783745204407
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war breit genug für zwei. Er rückte ein Stück zur Seite und erwiderte: „Komm her!“

      Er sah ihren Körper durch den Stoff schimmern und dachte: Was immer es für Fehler sein mögen, sie sind wunderbar verpackt.

      Sabrina kroch zu ihm unter die Decke. Als seine Hände sie berührten und streichelten, war sie wie elektrisiert. Er war der erste Mann nach Ibn Achbar. Ein Damm brach in ihr, und sie wurde von unbeschreiblichen Gefühlen erfasst und fortgerissen.

      Die Liebe mit ihm war ein einmaliges, noch nie erfahrenes Erlebnis für Sabrina, doch obwohl sie sich in den Armen dieses Mannes völlig verlor, wusste sie, dass das alles nur körperlich war. Ihre Herzen fanden dabei nicht zueinander.

      Sabrina Arendt war nicht einmal sicher, ob Halef Mudji ein Herz hatte.

      6

      Die Oberin beschäftigte sich sehr viel mit der neuen Krankenschwester. Zufrieden stellte sie fest, dass Schwester Lydia sehr leicht lernte, alles behielt und sich bei allem, was ihr aufgetragen wurde, äußerst geschickt anstellte. Lydia Fersten war eine echte Bereicherung des Pflegepersonals. Ihr umfassendes Fachwissen machte es möglich, sie in allen Abteilungen einzusetzen. Gynäkologie, Chirurgie, Innere, Kinderstation ... Überall war Schwester Lydia zu gebrauchen, und das war sehr viel wert.

      Der Tag von Rashid Achbars Ankunft rückte heran, und eine merkliche Unruhe begann sich in der Wiesen-Klinik breitzumachen. Alles wurde - obwohl ohnedies sauber - auf Hochglanz gebracht, und auf den Gängen begegnete man einer unterschwelligen Hektik, von der sich nur einer nicht anstecken ließ: der Chefarzt. Ihn schien so gut wie nichts aus der Ruhe bringen zu können. Natürlich stimmte das nicht. Es gab gewisse Dinge, über die sich auch Dr. Berends gehörig aufregen konnte, aber der Besuch eines Scheichs gehörte nicht dazu.

      Rashid Achbar war für den Chefarzt in erster Linie Patient. Der Staatsmann, der vom Westen und vom Osten wegen der reichen Erdölvorkommen in seinem Land heftig umworben wurde, kam erst an zweiter Stelle.

      Dr. Richard Berends wusste, dass Lydia in der Röntgenabteilung aushalf. Er suchte sie dort auf.

      Sie nahm an einer dreißigjährigen Patientin eine Mammographie vor. Es handelt sich hierbei um die röntgenologische Darstellung der weiblichen Brustdrüse mittels Weichstrahltechnik unter Benutzung einer Spezialröhre und eines Belichtungsautomaten. Die Aufnahmen in zwei Ebenen von oben und von der Seite lassen auf dem Spezialfilm Zellverdichtungen erkennen.

      Der Tumor muss allerdings eine Mindestgröße von etwa fünf Millimetern im Durchmesser besitzen, um auf dem Röntgenbild einen sichtbaren Schatten geben zu können. Viele Fälle von Krebs der Brustdrüse wurden schon durch die Mammographie entdeckt, die bei Betrachtung und Betastung unerkannt geblieben wären.

      Dr. Berends wartete, bis Schwester Lydia die Aufnahmen gemacht hatte. Nachdem sich die Patientin angezogen und den Raum verlassen hatte, sagte der Chefarzt: „Sie werken hier schon, als befänden Sie sich bereits seit mehreren Jahren bei uns. Das gefällt mir.“

      Lydia Fersten lächelte. „Ich darf meinem Vater schließlich keine Schande machen.“

      „Beim Erstellen des Operationsplans erfuhr ich, dass eine der Schwestern wegen Krankheit ausfällt.“ Dr. Berends schmunzelte. „Leider werden auch Krankenschwestern und Ärzte hin und wieder krank. Trauen Sie sich zu, in der Chirurgie auszuhelfen?“

      „Natürlich, aber ich dachte, ich soll hier Schwester Ilse entlasten.“

      „Hierfür wird mir schon eine Lösung einfallen“, sagte der Chefarzt. „Machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Ich rede später mit Schwester Ilse, wollte aber zunächst einmal wissen, ob ich mit Ihnen rechnen kann.“

      „Jederzeit“, sagte Lydia.

      Dr. Berends verließ die Röntgenstation, um in jener Etage, in der der Scheich untergebracht werden sollte, nach dem Rechten zu sehen. Drei Zimmer sollten Rashid Achbar für die Dauer seines Klinikaufenthalts zur Verfügung stehen, und der Scheich hatte den Wunsch geäußert, dass man für eine Telefonleitung sorgte, über die er jederzeit erreicht werden könnte.

      In scharfem Befehlston schwang die Oberin das Zepter, und keiner wagte es, sich ihren Anweisungen zu widersetzen, denn es war allgemein bekannt, dass sie in einem solchen Fall äußerst unleidlich werden konnte.

      „Dieser Scheich tut uns etwas an!“, beklagte sich die Oberin, als sie Dr. Berends erblickte. „Wir haben ohnedies nicht genügend Krankenzimmer, und er belegt gleich drei davon.“

      „Ist ja nur für ein paar Tage“, sagte der Chefarzt lächelnd.

      „Können Sie mir sagen, für wie viele Tage?“

      „Ich denke, wir behalten den Scheich eine halbe Woche bei uns, damit er zwischen Klinik und Hotel nicht hin und her pendeln muss. Alles Weitere richtet sich nach den Untersuchungsergebnissen.“

      „Der Himmel gebe, dass der Scheich gesund ist!“

      „Das wünsche ich ihm auch“, sagte der Mediziner.

      „Dann kann ich nämlich nach drei, vier Tagen wieder über die Zimmer verfügen“, sagte Schwester Hanna.

      Dr. Berends musste unwillkürlich lächeln, als er daran dachte, dass die Oberin nicht davor zurückschrecken würde, auch den Scheich herumzukommandieren. Er wusste nicht, wie Schwester Hanna sein Lächeln deutete. Sie fragte jedenfalls sehr ernst: „Ist irgendwas, Dr. Berends?“

      Er schüttelte rasch den Kopf. „O nein, nein, es ist alles in Ordnung.“

      7

      Die Medien waren nicht informiert. Rashid Achbar wollte nicht, dass alle Welt von seiner Reise und deren Ziel erfuhr. Seine Privatmaschine landete in Basel, wo auf ihn und seine Begleitung ein Hubschrauber wartete. Sie flogen nach Bergesfelden weiter.

      Der Scheich trug einen weiten weißen Burnus, und ein Tuch bedeckte seinen Kopf. Er war ein rundlicher, graubärtiger Mann mit Augen, die trotz seiner sechzig Jahre immer noch die Schärfe eines Adlers hatten. Er konnte sich mit der westlichen Kleidung, wie sein Sohn und seine beiden Leibwächter sie trugen, nicht anfreunden, fühlte sich nicht wohl darin. Er war ein konservativer Mensch, ohne aus seiner persönlichen Einstellung ein Diktat zu machen.

      Seine vier Frauen und die beiden Töchter, die bei ihm waren, gingen nicht auf seinen Wunsch hin verschleiert, sondern weil sie es selbst wollten. Allem Modernen und dem vernünftigen Fortschritt stand Scheich Rashid Achbar sehr aufgeschlossen gegenüber. Revolutionäre Ideen und Neuerungen, die man an ihn herantrug, lehnte er niemals von vornherein ab, sondern er prüfte und selektierte gewissenhaft und