Syltwind. Sibylle Narberhaus. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sibylle Narberhaus
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Триллеры
Год издания: 0
isbn: 9783839266045
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fragte Uwe, dem die Überraschung ins Gesicht geschrieben stand.

      »Im Gegenteil. Butler sind momentan im Kommen, besonders in Nobelhotels und gut situierten Privathaushalten.«

      »Echt? Ich weiß ja nicht«, erwiderte Uwe mit skeptischer Miene. »Ich mache mir meinen Kaffee lieber selbst.«

      »Ich bezweifle, dass du dir von deinen Bezügen überhaupt einen Hausangestellten leisten könntest«, bemerkte Nick amüsiert. Dann wurde er ernster. »Zuletzt war Münkel bei einem Ehepaar in Kampen beschäftigt, sie heißen Insa und Gunnar Schröder.«

      »Gunnar Schröder? Irgendwo habe ich den Namen schon einmal gehört. Ist gar nicht lange her. Das fällt mir sicherlich noch ein«, grübelte Uwe angestrengt.

      »Im Zuge der Wohnungsdurchsuchung gestern Nachmittag haben wir einige der Nachbarn gesprochen. Allerdings ist dabei nichts Verwertbares herausgekommen. Niemand konnte nähere Angaben zu Münkel machen. Offenbar war er an einem nachbarlichen Austausch nicht sonderlich interessiert und hat sehr zurückgezogen gelebt. Besuch gab es nach Aussage einer aufmerksamen Nachbarin ebenfalls nicht, weder männlichen noch weiblichen«, setzte Nick nach und erntete ein Stirnrunzeln seines Kollegen.

      »Klingt nach dem traurigen Leben eines Einsiedlerkrebses.«

      »Die Fingerspuren, die die Kollegen gefunden haben, unterstreichen diese Annahme, denn außer seinen eigenen wurde keine Fremd-DNA gefunden. Allerdings waren die Kollegen überrascht, wie penibel aufgeräumt und sauber die Wohnung war. Der Mann hatte einen ausgeprägten Sinn für Sauberkeit und Ordnung.«

      »Das ist vermutlich eine Grundvoraussetzung für seinen Job. Oder nimmst du an, jemand hat nach seinem Tod versucht, Spuren zu beseitigen, indem er Großreinemacht?«

      Nick schüttelte den Kopf. »Nein. Irgendwelche Spuren hinterlässt jeder, da kann er noch so gründlich vorgehen, sei es bloß ein einzelnes Haar oder winzige Faserspuren der Kleidung. In solch einem Fall hätte die Spurensicherung etwas finden müssen. Zudem wurde nicht eingebrochen, da nichts entwendet oder durchwühlt wurde. Jedenfalls der Laptop und ein paar kleinere Wertgegenstände waren an ihrem Platz. Den Laptop haben die Kollegen übrigens mitgenommen. Mal sehen, ob sich darauf ein Hinweis auf den Täter finden lässt.« Nicks Telefon klingelte. Er sah kurz auf das Display und nahm das Gespräch an.

      »Wer war das?«, drängelte Uwe, nachdem Nick aufgelegt hatte.

      »Ich hatte die Kollegen gebeten, Münkels Vermögensverhältnisse zu durchleuchten. Dabei haben sie ein weiteres Mal seine Wohnung aufgesucht.«

      »Und? Ist etwas Bahnbrechendes dabei herausgekommen?«, wollte Uwe wissen. »Hat unser reinliches Opfer eventuell doch ein Staubkorn übersehen?«

      »Du wirkst irgendwie so gereizt heute. Was ist los mit dir? Hast du Hunger? Dann solltest du lieber was essen, bevor es mit deiner Laune weiter bergab geht«, schlug Nick vor.

      Uwe winkte ab. »Erzähle ich dir später. Also, was haben unsere Leute herausgefunden?«

      »Tatsächlich haben die Kollegen eine interessante Entdeckung gemacht. Auf seinen Konten sieht es nicht besonders rosig aus, aber in seiner Wohnung wurde eine stattliche Summe Bargeld gefunden.«

      »Sag schon, Nick! Wie viel? Spann mich nicht länger auf die Folter!«

      »10.000 Euro!«

      Uwe stieß einen lang gezogenen Pfiff aus. »Das klingt allerdings interessant! Wir sollten seinen ehemaligen Arbeitgebern, den Schröders, einen Besuch abstatten. Hast du die Adresse?«

      »Habe ich. Let’s go!«

      »Moin, mein Name ist Anna Scarren. Ich habe einen Termin bei Herrn Kelsterbach«, begrüßte ich die Frau hinter dem Schreibtisch. Sie trug eine dünne Strickjacke über ihrem bunt gemusterten Sommerkleid. Um ihren Hals hing eine Kette mit einem schlichten Kreuz.

      Sie sah mich kurz durch ihre runden Brillengläser an, dann wanderte ihr Blick auf ihren Terminkalender, bevor sie antwortete. »Stimmt. Guten Morgen, bitte nehmen Sie einen Moment Platz. Herr Kelsterbach befindet sich augenblicklich in einem Gespräch.« Sie deutete auf eine moderne Sitzgruppe bestehend aus einem Sofa und zwei Sesseln auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes. »Darf ich Ihnen derweil einen Kaffee oder ein Glas Wasser anbieten?«

      »Nein, haben Sie vielen Dank«, erwiderte ich freundlich und nahm in einem der Designersessel Platz.

      Man konnte ihnen auf den ersten Blick ansehen, dass sie vermutlich sehr teuer gewesen sein mochten, die Sitzqualität allerdings war alles andere als exquisit. Das erinnerte mich an ein Paar Schuhe, das ich neulich erstanden hatte. Sie sahen super aus, der Nachteil war, man konnte nicht sehr lange damit laufen. Während ich wartete, fielen mir einige große Werbeplakate von Sportveranstaltungen an den Wänden auf, dazwischen waren vereinzelt gerahmte Fotografien von Prominenten platziert, mit denen der Agenturinhaber vor der Kamera mit strahlendem Lächeln posierte. Plötzlich öffnete sich eine der Bürotüren und eine schlanke, attraktive Frau kam heraus, gefolgt von einem dunkelhaarigen, sportlichen Mann.

      »Wir hören wieder voneinander!«, verabschiedete er die Frau, brachte sie zum Ausgang und richtete sogleich sein Augenmerk auf mich.

      »Sie müssen Frau Scarren sein. Tut mir leid, dass Sie warten mussten. Kommen Sie doch bitte mit in mein Büro«, forderte er mich auf und ließ mir den Vortritt. »Hähnchen, bitte stellen Sie keine Anrufe durch«, wies er die Sekretärin an, die daraufhin pflichtbewusst nickte.

      »Hähnchen? Das ist ein ziemlich ungewöhnlicher Name«, konnte ich mir einen Kommentar nicht verkneifen, als er die Tür hinter uns geschlossen hatte.

      »Das ist lediglich ein Kosename. Richtig heißt sie Dorit Hähnel«, erklärte er und setzte ein Lächeln auf. »Aber nun zu Ihnen und Ihrem Anliegen.«

      »Zunächst danke ich Ihnen, dass Sie sich trotz Ihres vollen Terminkalenders Zeit für mich nehmen«, begann ich.

      »Einer schönen Frau kann ich nichts abschlagen!«

      Arno Kelsterbach stützte die Ellenbogen auf der Schreibtischplatte auf und unterzog mich einem musternden Blick, nachdem ich ihm gegenüber Platz genommen hatte. »Was kann ich für Sie tun? Am Telefon sprachen Sie davon, dass Ihrer Website neuer Schwung verliehen werden soll? Helfen Sie mir bitte auf die Sprünge, in meinem Kopf herrscht gerade ein wenig Chaos. Sie machen beruflich was genau?« Seine wachen Augen ruhten auf mir. Mit diesem intensiven Blick und den markanten Gesichtszügen war es ihm in der Vergangenheit sicherlich des Öfteren gelungen, einige Frauenherzen höher schlagen zu lassen. Ich musste innerlich schmunzeln, als mir Nicks Warnung diesbezüglich einfiel.

      »Ich bin Landschaftsarchitektin und betreibe auf der Insel ein eigenes Büro«, konzentrierte ich mich auf unser Gespräch. »Die Auftragslage ist ausgesprochen gut, und ich möchte expandieren beziehungsweise mein Angebot erweitern. Bei dieser Gelegenheit muss unbedingt mein Internetauftritt professioneller gestaltet werden, doch ich selbst stoße diesbezüglich an meine Grenzen, fachlich wie zeitlich.«

      »Da sind Sie bei uns genau an der richtigen Adresse. Wir gestalten Webseiten, Broschüren, Flyer und Werbematerialien jeglicher Art. Wenn Sie mögen, bekommen Sie bei uns auch einen Imagefilm«, zählte er auf.

      »Nein, ich denke, das wird nicht nötig sein. Mir genügt ein neuer Internetauftritt.«

      »Wie ich bereits am Telefon erwähnte, geht es bei uns momentan ziemlich turbulent zu. Der Kitesurf-Cup startet in Kürze, und wir haben alle Hände voll zu tun. Wann soll denn Ihr neuer Auftritt online gehen? Haben Sie in dieser Hinsicht eine Zeitangabe für mich, an der ich mich orientieren kann?« Er veränderte seine Sitzposition, und augenblicklich wehte ein feiner Hauch seines männlich dezenten Eau de Toilette zu mir herüber.

      »Ehrlich gesagt, so schnell wie möglich«, gestand ich nach anfänglichem Zögern und steckte mir eine Strähne hinters Ohr. »Ich habe ein paar Ideen und Vorschläge zusammengetragen. Vielleicht können Sie sich daran orientieren.«

      Ich reichte Arno Kelsterbach meine Unterlagen, die er neben sich legte, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Stattdessen