Nach Dem Fall (Gefallener Engel #2). L. G. Castillo. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: L. G. Castillo
Издательство: Tektime S.r.l.s.
Серия:
Жанр произведения: Современная зарубежная литература
Год издания: 0
isbn: 9788893988568
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hob eine Augenbraue. »Ich sage es nur, wie es ist. Hat sein Verhalten in der Vergangenheit das nicht bewiesen?«

      Jeremy schüttelte den Kopf. Er konnte ihre Feindschaft Lash gegenüber nicht nachvollziehen. Er hatte angenommen, dass sie ihm gegenüber verständnisvoller sein würde, sobald er seine Treue endlich unter Beweis gestellt hätte. Er war zurückgekehrt, nur um festzustellen, dass sie noch genau dieselbe war wie zu dem Zeitpunkt, an dem er fortgegangen war.

      »Wenn du dir wegen Lash Sorgen machst, kann ich dir versichern, dass es keine Einmischung seinerseits geben wird. Dafür werde ich sorgen.«

      »Mir Sorgen machen? Das kann man wohl sagen. Wenn er herausfindet, dass ich derjenige bin, der mit der Liebe seines Lebens zusammen ihren ersten Auftrag ausführen soll, verdammt – «

      Bei seiner Wortwahl wurde ihr Blick stechend.

      »Äh, was ich meine, ist...« Er räusperte sich. »Du weißt doch, er ist nicht gerade der Vernünftigste aller Engel. Und seit unserem Streit steht da so einiges zwischen uns.«

      »Ich hatte vorgeschlagen, dass du dir eine Auszeit nimmst, damit du, und hoffentlich auch Lash, Gelegenheit findet, über alles Geschehene nachzudenken.« Gabrielle sah zum Berg hinauf und dann wieder zurück zu Jeremy. »Und um etwaige Gefühle aufzulösen, die vielleicht noch… vorhanden sind.«

      Jeremy schluckte bei ihrer Andeutung nervös. »Ich verstehe nicht ganz, was du meinst.«

      Ihre Stimme war leise und sanft, als sie fortfuhr. »Du bist dir bewusst, dass du in dem Ruf stehst, ein ausgezeichneter Pokerspieler zu sein. Deine Fähigkeiten wären in dieser Situation nützlich, meinst du nicht?«

      Er runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht.«

      Gabrielle seufzte. »Obwohl ich das Spiel verabscheue, bin ich ziemlich gut darin, das zu bewahren, was man ein Pokerface nennt. Ich würde sagen, ich bin bisher recht erfolgreich damit gewesen.«

      Ihr Gesicht veränderte sich, als ob eine Maske von ihr abgenommen würde, und das strenge Auftreten, für das sie bekannt war, wurde durch das einer sanften und verletzlichen Frau ersetzt. »Du hast Gefühle für das Mädchen. Das war offensichtlich, als du an ihrem Bett gesessen und darauf gewartet hast, dass sie aufwacht. Tatsächlich stand es dir deutlich ins Gesicht geschrieben, als du sie das erste Mal gesehen hast, damals, als du deinen Auftrag mit Deborah und Nathan ausgeführt hast.«

      »Das hast du gesehen?«

      »Ja.« Ihre Stimme war leise.

      »Wieso? Wieso hast du über mich gewacht?«

      »Weil ich wusste, was du vor langer Zeit für sie empfunden hast, als sie deine Frau werden sollte. Und ich weiß, dass solche Gefühle nicht verschwinden – selbst, wenn Erinnerungen unterdrückt werden.«

      Er trat einen Schritt nach vorn und packte sie am Arm. »Was weißt du noch? Sag es mir.« Er musste mehr erfahren. Vielleicht, wenn er wusste, was in seiner Vergangenheit geschehen war – vielleicht konnte er seine wachsenden Gefühle dann loswerden.

      Sie schrak zurück und sah auf seine Hand hinunter.

      »Entschuldige.« Er ließ seine Hand sinken. Er ging zu weit. Er musste sich besser kontrollieren.

      » Es ist nicht an mir, die Geschichte zu erzählen.« Sie rieb sich die Stelle ihres Arms, an der er sie gepackt hatte. »Das ist etwas, das Raphael mit dir, Lash und Naomi teilen will. Er jetzt gerade bei Michael und bittet um die Erlaubnis, einiges von eurer Vergangenheit enthüllen zu dürfen.«

      »Werden wir unsere Erinnerungen zurückerhalten?«

      »Das ist unwahrscheinlich. Ich bin mir sicher, dass Raphael dir erzählt hat, dass die Unterdrückung eurer Erinnerungen Teil seiner Bestrafung ist.«

      Jeremy nickte. Als er an Naomis Seite darauf gewartet hatte, dass sie aufwachte, hatte Raphael ihm erklärt, weshalb er und Lash sich nicht an ihre Vergangenheit erinnern konnten. »Das scheint eine lange Zeit zu sein, um bestraft zu werden.«

      »Es ist nicht deine Sache, zu entscheiden, wie lange eine Bestrafung dauern soll«, maßregelte sie ihn. »Aber ich muss dir zustimmen. Ich glaube, es ist immer weitergegangen, weil es mit dem zusammenhängt, was gerade passiert – einschließlich deines aktuellen Auftrags. Was Raphael getan hat, hatte einen Dominoeffekt nicht nur auf dich, Lash und Naomi, sondern letztlich auch auf...« Sie hielt inne und Jeremy starrte sie mit angehaltenem Atem an.

      »Nun, ich muss los. Ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass dein Auftrag auf dich zukommt, und ich wollte dir Zeit geben, dich vorzubereiten.«

      Jeremy stieß enttäuscht den Atem aus. Sie verriet nichts. Trotzdem musste er einen Weg finden, seinen Auftrag loszuwerden, wenn er die Dinge mit Lash je wieder richtig hinbiegen wollte.

      »Gibt es für mich irgendeine Möglichkeit, meinen Auftrag anzufechten? Vielleicht, wenn ich mit Michael rede?«

      »Das könntest du, aber es würde ihn nur noch ungehaltener machen. Ich habe schon deinetwegen mit ihm gesprochen. Was meinst du, warum du die Erlaubnis erhalten hast, fortzugehen und für dich allein zu sein?«

      »Das hast du getan?«

      »Allerdings. Weshalb siehst du so überrascht aus? Es ist doch bekannt, dass ich von Zeit zu Zeit ein oder zwei nette Dinge zustande bringe.« Bei diesen Worten funkelte es in ihren grünen Augen.

      Er blinzelte schockiert. Sie sah tatsächlich aus, als ob sie sich über ihn lustig machte.

      »Michael wollte, dass ihr Unterricht deiner Verantwortung obliegt und dass du sie auf ihrem ersten Auftrag begleitest. Ich habe ihn überzeugt, mir zu gestatten, das Training zu leiten.«

      »Gabrielle, ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll.« Wenn sie nur so nachsichtig mit Lash sein könnte, wäre das Leben seines Bruders ganz anders. Obwohl Lash es niemals zugeben würde, war das Einzige, was er je von ihr gewollt hatte, Respekt.

      »Da bist du ja!«, rief Raphael von den Gärten her. »Ich habe nach dir gesucht, Jeremiel.« Ein älteres Abbild seiner selbst kam mit einem breiten Lächeln im Gesicht auf sie zu. »Willkommen zurück, mein Sohn.«

      Jeremy schluckte bei diesen Worten schwer. Raphael hatte sich für ihn immer wie ein Vater angefühlt. Obwohl er immer Lash mit seiner Aufmerksamkeit zu überhäufen schien, hatte Raphael es geschafft, ein wenig seiner Zeit mit ihm zu verbringen.

      »Wenn ich mir das Lächeln auf deinem Gesicht so ansehe, gehe ich mal davon aus, dass dein Treffen mit Michael gut gelaufen ist«, sagte Gabrielle.

      »Ja. Ja, das ist es. Er hat zugestimmt, dass es für uns alle gut wäre, einige Informationen aus unserer Vergangenheit zu teilen in der Hoffnung, dass es unsere Verbindungen zu stärken und die Heilung vorantreiben möge.« Raphael wandte sich zu Jeremy um und schlug ihm auf die Schulter. »Komm, Jeremiel. Wir haben viel mit deinem Bruder zu besprechen.«

      Gerade, als Jeremy sich umdrehte, nahm er wahr, wie Gabrielle Raphael mit einer derartigen Sehnsucht ansah, dass er ein ein zweites Mal hinsehen musste. Ihre grünen Augen verengten sich und ihr Gesicht verschloss sich wieder zu der alten Gabrielle und er fragte sich, ob er sich Dinge einbildete. Sie warf einen Blick hinauf zum Berg und wieder zu ihm zurück. Dabei warf sie ihm ein verstohlenes Lächeln zu. »Denk an das, was ich gesagt habe, Jeremy. Betrachte es als ein Pokerspiel.«

      3

      Naomi stellte das Geschirr ins Waschbecken und begann, fieberhaft die Küche zu putzen in dem Versuch, die Vorstellung von einem sterbenden Uri aus ihren Gedanken zu vertreiben. Sie wollte nicht an die Möglichkeit denken, Lash auf eine solche Weise zu verlieren.

      »Was machst du da?« Lash stand hinter ihr und strich ihr mit einem Finger über den Hals.

      »Ich bin beim Putzen.« Sie fegte die Bohnen in einen Behälter und steckte die Bingokarten in eine kleine Schachtel.

      »Ich habe das ernst gemeint.« Er nahm ihr die Schachtel aus den Händen und legte sie