Nach Dem Fall (Gefallener Engel #2). L. G. Castillo. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: L. G. Castillo
Издательство: Tektime S.r.l.s.
Серия:
Жанр произведения: Современная зарубежная литература
Год издания: 0
isbn: 9788893988568
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gegenüber Gabrielle.

      Im Himmel herrschte kein Mangel an umwerfend gutaussehenden Engeln. Obwohl Lashs dunkler, schweigsamer Typ mehr ihr Fall war, musste sie zugeben, dass Uri attraktiv war. Sein dunkelblondes Haar trug er kurz mit einem langen Pony, der ihm in die Stirn fiel und spöttische blaue Augen hervorhob. Das Bestaussehende an ihm waren seine vollen Lippen, die ständig leicht vorgeschoben zu sein schienen. Viele der weiblichen Engel begannen jedes Mal zu sabbern, wenn Uri ihnen zum Gruß die Hand küsste oder schmolzen dahin, wenn er sie anlächelte. Und wenn Uri sie wirklich in den Wahnsinn treiben wollte, legte er für gewöhnlich seinen schweren russischen Akzent auf.

      Trotz all der Aufmerksamkeit, die er auf sich zog, war es offensichtlich, dass sein Herz Rachel gehörte. Jedes Mal, wenn sie den Raum betrat, leuchtete sein Gesicht auf und wurde noch atemberaubender. Es war, als käme all die Energie, die er verströmte, von ihr.

      Rachel blinzelte ein paarmal und schüttelte den Kopf, als ob sie mühsam wieder in die Gegenwart zurückfinden müsste. »Oh, sorry. Ich habe mich kurz in Erinnerungen verloren. Was hast du gesagt?«

      »Ah, mein Schatz, lass mich Naomi meine wundersame Auferstehung erklären«, wandte sich Uri an Rachel.

      Er lehnte sich über den Tisch und ergriff Naomis Hand. Er hielt kurz inne und warf dann Lash einen Blick zu. »Darf ich?«

      Lash nickte und lehnte sich auf seinem Sitz zurück. »So lange du nicht ganz so viel von deinem Charme spielen lässt.«

      Naomi verdrehte die Augen. »Er hält einfach nur meine Hand. Wieso hältst du meine Hand, Uri?«

      »Sag mir, meine liebreizende Naomi - was fühlst du?« Uri zwinkerte Rachel zu.

      Naomi blinzelte verwirrt. »Ich...na ja… ich fühle deine Hand.«

      »Ja, du fühlst Uris Hand«, bestätigte er und rollte das »R«, als er sprach. »Aber wer ist Uri?«

      »Was?« Sie sah kurz zu Lash hinüber und wusste nicht, was sie davon halten sollte. Er zuckte mit den Schultern.

      »Ist das hier Uri, in Fleisch und Blut?« Er strich mit ihrer Hand seinen muskulösen Arm hinauf. »Oder ist das hier Uri?« Damit legte er ihre Hand auf seine wie gemeißelte Brust.

      Lash fuhr von seinem Platz hoch. »Hey, jetzt pass bloß auf.«

      »Schhhh.« Naomi winkte ab. »Ich glaube, ich fange an zu begreifen.«

      »Sieht für mich aus, als ob du Uri befummelst«, murmelte er.

      Rachel kicherte und nahm die Karten von der Mitte des Tischs. »Naomi hat recht. Du bist niedlich, wenn du eifersüchtig bist.«

      »Ich bin nicht… ach, jetzt gib die Karten schon her.« Er schnappte sich das Kartenspiel von ihr.

      Naomi konnte fühlen, wie Lash schmollte, während er die Karten mischte. Sie wollte seine Bedenken zerstreuen, aber andererseits stand sie kurz davor, herauszubekommen, was Uri ihr zu erklären versuchte. Es wollte sich ihr ins Bewusstsein drängen.

      »Willst du damit sagen, dass sich nur dein Körper verändert hat?«

      Uri grinste. »Sehr gut. Das hier – «, er schlug ihre Hand sanft gegen seine Brust, »ist ein neuer und verbesserter Uri. Gefällt’s dir?« Er zwinkerte ihr zu.

      »Ja.«

      Er strahlte und sie hörte ein ersticktes Kichern von Rachel.

      Naomi fühlte, wie ihr Gesicht zu glühen begann, als sie ihre Hand von seinem Oberkörper wegzog. »Ich meine… du bist ein… ein guter Freund«, stammelte sie.

      Sie holte tief Luft und versuchte, das Gespräch wieder aufs Thema zu lenken. »Also, was du sagen willst, ist, dass dein wahres Ich, deine Seele, nicht gestorben ist. Es hat immer noch gelebt.«

      »Sie ist schnell von Begriff, was?«, sagte Uri zu Lash.

      Der grunzte.

      »Ich werte das mal als ein ›Ja‹.« Naomi wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Spiel zu, das sie spielten. Sie wischte die Pintobohnen von der Bingokarte und suchte nach einer anderen. Ihre momentane musste verhext sein. Sie hatte den gesamten Abend über nicht eine einzige Runde gewonnen.

      Vor einigen Wochen hatte sie Uri und Rachel mexikanisches Bingo beigebracht in der Hoffnung, sich in ihrer Freizeit vom Training ein bisschen zu amüsieren. Es gefiel Rachel so gut – wahrscheinlich, weil sie fast immer gewann – dass sie und Uri jeden Abend zum Spielen vorbeikamen.

      »Ich lerne jeden Tag was Neues dazu«, sagte Naomi. »Ich wusste nicht, dass Engel sterben können – oder zumindest ihre Körper. Es muss eine Erleichterung gewesen sein zu wissen, dass Uri zurückkommen würde.«

      Es wurde still im Raum.

      »Nicht jeder kommt zurück«, sagte Rachel leise. Ihr gewohntes Lächeln verschwand.

      »Oh, aber ich bin zurückgekommen.« Uri erhob sich vom Tisch, hob Rachel von ihrem Stuhl und setzte sie auf seinen Schoß. »Es hat viele Jahre gedauert, aber ich bin zu dir zurückgekehrt, mein Schatz.«

      »Dreitausenddreihundertsechsundachtzig Jahre, fünf Monate, zwei Tage, zwölf Stunden, achtundvierzig Minuten und dreiundzwanzig Sekunden«, flüsterte Rachel.

      Naomi hatte es die Sprache verschlagen. So lange war er weg gewesen? Alles verkrampfte sich in ihrem Innern, als Uri sanft eine Träne von Rachels Wange strich. Wenn Engel sterben konnten, dann konnte Lash es auch, und es gab keine Garantie dafür, dass er auferstehen würde. Die ganze Zeit über hatte sie geglaubt, es gäbe nichts, was sie auseinanderreißen konnte. Sie hatte geglaubt, sie hätte die Ewigkeit mit ihm.

      »Wann bist du gestorben?«, fragte sie.

      »1400 vor Christus. Meine Rückkehr war erst… hmm, lass mich mal nachdenken, 1967 oder so, als ich in einen menschlichen Körper geboren wurde. Gar nicht so anders als damals, als du in deinen menschlichen Körper geboren wurdest.«

      »Nur, dass er in Tschernobyl war und nicht in Texas.« Rachel stieß Uri einen Finger in die Rippen. »Ich habe ihn endlich wiedergesehen, als er neunzehn wurde.«

      »Tschernobyl in den 80ern«, seufzte Lash. »Daran kann ich mich erinnern.«

      »Yeah, ich mich auch«, erklärte Rachel. »Ich bin in meinem ganzen Leben nie so glücklich und so frustriert gewesen. Glaub mir, Lash, ich verstehe, was du durchgemacht hast, als du Naomi zugeteilt wurdest.«

      »Uri kam als Mensch wieder?« Naomi drehte sich zu ihm um. »Du wusstest gar nicht, dass du vorher ein Engel warst?«

      »Nope. Rachel musste ziemlich viel Überzeugungsarbeit leisten. Im Gegensatz zu dir bin ich nicht… äh, wie soll ich sagen… der Moralischtste aller Menschen gewesen.« Uri zwinkerte ihr zu. »Natürlich hat Rachel für mich alles verändert und wir waren endlich wieder zusammen.«

      »Aber dreitausend Jahre. Ich könnte nie...« Sie sah zu Lash hinüber und atmete tief ein, um sich zu beruhigen. »Ich kann mir das nicht einmal vorstellen.«

      »Hey.« Lash lehnte sich herüber und küsste sie auf die Wange. »Es ist alles in Ordnung. Ich bin hier.«, sagte er, als könnte er ihre Gedanken und ihre Angst vor einem Leben ohne ihn spüren. Wie hatte Rachel das geschafft? All jene Jahre ohne Uri, mit ansehen müssen, wie er auf diese Weise starb, ohne zu wissen, ob er jemals wiederkehren würde.

      »Wieso hast du mir das nie erzählt?«

      »Es hat sich nicht ergeben.« Er nahm ihr die Bingokarten aus der Hand und umfasste ihre Hände. »Du musst dir um nichts Sorgen machen. Uris Fall ist ausgesprochen ungewöhnlich. Nimm’s mir nicht übel, Uri.«

      »Natürlich nicht, mein Freund«, entgegnete Uri. »Naomi, Lash ist nicht der aufsässigste Engel hier, auch wenn er gern so tut, als wäre er es.« Er grinste und seine Grübchen kamen zum Vorschein. »Es gibt viel schlimmere Dinge, die man tun kann, als Wutanfälle zu bekommen und Aufträge zu vermasseln.«

      Lash warf ihm einen bösen Blick