Das Herz des Diplomaten. J.L. Langley. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: J.L. Langley
Издательство: Bookwire
Серия: Regelence
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958238251
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sich.

      »Sorgt dafür, dass sonst niemand etwas gegen Euch in der Hand hat. Ich habe mich nach der Besprechung mit Sir Percy unterhalten und er erwähnte, Euch beim Herrenausstatter gesehen zu haben und… Wie gut kennt Ihr meinen Sohn?«, fragte Ravensburg plötzlich etwas lauter.

      Verdammt noch mal! Warnte sein eigener Vater Blaise etwa vor ihm? Dalton ballte die Hände zu Fäusten und ihm wurde schlagartig heiß.

      »Gar nicht. Ich…« Blaises Stimme bebte und verriet seine Lüge.

      Wieder herrschte kurz Stille. »Redding, ich möchte Euch einen Rat geben: Haltet Euch von ihm fern. Es schmerzt mich, das zu sagen, aber mit ihm in Verbindung gebracht zu werden, könnte Euren Ruf ruinieren.«

      Dalton kochte vor Wut. Er bemerkte gar nicht, dass er Anstalten machte, unter dem Schreibtisch hervorzukriechen, bis Blaises Stiefel auf seiner Wade landete und Druck ausübte. Viel Druck.

      »Ich versichere Euch, dass mein Ruf für mich jederzeit an erster Stelle steht.«

      »Schön, schön. Es wäre doch nicht auszuhalten, wenn ein gewisser Gehilfe Zweifel an unserem zukünftigen Ratsherrn sät.«

      Dalton zog sein Bein wieder unter den Tisch und wunderte sich über den weichen, ermutigenden Klang in der Stimme seines Vaters. Hatte er diesen ganz bestimmten Tonfall je zu hören bekommen? Sein Vater respektierte Blaise offenbar. Dann kam ihm etwas anderes in den Sinn. Percy Edmonstone hatte sie beim Herrenausstatter gesehen und, verdammt noch mal, das war schon das zweite Mal, dass er mit seinem Vater übereinstimmte. Er konnte nicht zulassen, dass jemand seinen Ruf gegen Blaise verwendete, denn – die Galaxie stehe ihnen bei – wenn Percy die freie Stelle im Ratsausschuss bekam und nicht Blaise… Percy würde wahrscheinlich den gesamten Planeten an die IN verkaufen und das konnte Dalton auf keinen Fall zulassen.

      »Ich habe eine Überraschung für dich.«

      Das klingt verhängnisvoll. Blaise schob sich vom Schreibtisch zurück und rieb sich über die Augen. Eineinhalb Stunden lang hatte er über Verträgen gebrütet und er war sich nicht sicher, ob ihm der Sinn nach noch mehr Überraschungen stand. Besonders Überraschungen der Ashbourne-Art. Der Earl war unerträglich, verwirrend und viel zu charmant für Blaises Seelenfrieden. Es war mal wieder typisch, dass die erste heftige körperliche Anziehung, die er je verspürt hatte, von einem Mann ausging, der völlig ungeeignet war. »Es gehört sich überhaupt nicht, dass du mir Geschenke bringst.«

      Ashbourne, der vorhin gegangen war, um etwas zu erledigen – mit der strikten Anweisung, dass Blaise das Büro nicht verlassen durfte –, lehnte jetzt mit einem so strahlenden Lächeln im Türrahmen, dass es verboten sein sollte. Es war nicht schwer zu verstehen, wie er zu seinem Ruf gekommen war, und Blaise war nach dem Gespräch mit Ravensburg noch viel misstrauischer, was diesen Ruf betraf. Bei der Galaxie, der Gedanke, dass Ashbourne sich unter seinem Schreibtisch versteckt hatte und sein Gesicht so nah an Blaises… ähm, unaussprechlichem Körperteil gewesen war, brachte ihn immer noch zum Erröten. Und wer versteckte sich bitte vor seinen eigenen Eltern? Blaise hätte es Ravensburg verraten sollen und war sich nicht sicher, warum er es nicht getan hatte. Er redete sich gern ein, dass es verdächtig ausgesehen hätte, an einem Tisch zu sitzen, unter dem sich ein Mann verborgen hielt, doch das war nicht der einzige Grund.

      Ashbourne ignorierte Blaises Rüge und hielt eine Speicherkarte von der Größe eines Daumennagels in die Höhe.

      »Was ist das?«

      Das Lächeln wurde noch etwas breiter, als er sich vom Türrahmen abstieß und die Tür hinter sich schloss.

      Sie schwang so schnell wieder auf, dass Ashbourne zur Seite springen musste, damit sie nicht sein Hinterteil traf.

      Hobbs streckte den Kopf ins Zimmer und schaute finster drein. Sein Blick landete auf Blaise und er fragte: »Ist alles in Ordnung, Mylord?«

      Blaise versuchte, sich ein Grinsen zu verkneifen, scheiterte jedoch. Wie auch seine Pflichten als Sekretär nahm Hobbs seine Aufgabe als Anstandsperson recht ernst. »Alles bestens.«

      Der alte Mann nickte, doch statt sich gleich wieder zurückzuziehen, beäugte er Ashbourne noch eine Weile länger.

      Grinsend verdrehte Ashbourne die Augen und hob die Hände. »Entschuldige, Hobbs. Ich vergaß.«

      Als Hobbs schließlich ging, ließ er die Tür weit offen stehen. Ashbourne durchquerte den Raum bis zur anderen Seite von Blaises Schreibtisch und warf einen Blick über die Schulter.

      Irgendetwas sagte Blaise, dass ihm das nicht gefallen würde. Was auch immer das war.

      Ashbourne legte das kleine schwarze Quadrat auf die offenen Seiten des Hefters, in dem sich die IN-Verträge mit Planeten im Calluna-System befanden. Dann stützte er seine Hände Blaise gegenüber auf dem Tisch ab und flüsterte: »Das ist eine Möglichkeit, einen gewissen Mr. Edmonstone in seine Schranken zu weisen.«

      Dreck. »Was genau befindet sich auf der Speicherkarte?«

      Ashbournes Grinsen wurde wahrhaft teuflisch. »Erpressungsmaterial. Sir Percy in flagranti. Oder genauer gesagt: Sir Percy, der seine Lippen um…«

      »Halt!« Hitze schoss Blaise so rasch in die Wangen, dass ihm schwindelig wurde. Er schob sich etwas weiter vom Tisch und von der Speicherkarte weg. Bei der Galaxie, was dachte sich Ashbourne bloß dabei? Percy war minderjährig und wäre ruiniert. Was, wenn man genauer darüber nachdachte… Nein! Damit wollte er nichts zu tun haben. Er gestikulierte mit einer Hand in Richtung Tisch. »Nimm sie wieder mit.«

      Eine wundervolle blonde Augenbraue hob sich. »Indem er meinem Vater gesagt hat, dass er uns beide beim Herrenausstatter gesehen hat, hat dir Edmonstone eine verschleierte Drohung zukommen lassen.«

      Hatte er, nicht wahr? Blaise seufzte. Vielleicht konnte er sie behalten und Prissy wissen lassen, dass er sie hatte? Er musste sie ja niemandem geben. Dreck, er konnte nicht fassen, dass er das überhaupt in Erwägung zog. Wenn er aus irgendeinem Grund damit erwischt wurde, wäre er genauso ruiniert wie Prissy. Seine Karriere wäre passé und jegliche Hoffnung auf eine zukünftige Hochzeit könnte er vergessen. Der Skandal wäre so groß, dass er sogar Bannons Zukunft zerstören konnte.

      Blaise lehnte sich in seinem Sessel zurück, presste sich eine Hand an die Stirn und drehte den Stuhl nach hinten, um sich zu sammeln. Ihm fiel Ashbournes Spiegelung auf dem Glas der Vitrine hinter seinem Schreibtisch ins Auge, was nicht gerade dazu beitrug, dass er sich sammeln konnte. »Wie bist du überhaupt da rangekommen?«

      »Ich habe sie von einem Freund, der es heimlich aufgenommen hat. Der Mann hat eine ganze Sammlung solcher Videos.« Ashbourne starrte auf Blaises Hinterkopf und hob die Schultern, dann begegnete er Blaises Blick auf der spiegelnden Glasscheibe. »Falls er jemals ein Druckmittel braucht.«

      Verärgert, dass er beim Starren ertappt worden war, drehte sich Blaise wieder zu ihm herum. »Von einem Freund?«

      »Nicht, was du jetzt denkst, obwohl der Bursche es durchaus angeboten hat. Aber ich weiß über seine kleine Versicherungsstrategie Bescheid und verspüre nicht den Wunsch, meinen Namen seiner Liste hinzuzufügen.«

      Merkwürdigerweise war Blaise froh. Was überhaupt keinen Sinn ergab, denn ihn verband rein gar nichts mit Ashbourne. Na ja, abgesehen von der Tatsache, dass er seine Wache war und noch dazu nicht besonders gut in dem, was er tat. Er hatte Blaise ganze zwei Stunden lang allein gelassen. Aber er hat dich allein gelassen, um das hier zu holen… um dir zu helfen. Selbst, wenn es falsch ist, ist es doch irgendwie süß. Himmel! Hör dir mal selbst zu…

      Blaise schüttelte den Kopf, um seine Gedanken zu klären. Er konnte nicht fassen, dass er dieses Gespräch überhaupt führte. Niemals würde er in Betracht ziehen, mit irgendeinem seiner Freunde eine solche Unterhaltung zu führen.

      Allerdings war auch keiner seiner Freunde wie Ashbourne.

      »Sagen wir einfach, ich habe ihm mal ausgeholfen und er hat mir einen Gefallen geschuldet. Sie ist gratis und sauber, ohne irgendwelche Verpflichtungen.« Ashbourne lehnte seine Hüfte an Blaises Tisch. Es war eine schöne Hüfte und, du meine Güte,