Das Herz des Diplomaten. J.L. Langley. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: J.L. Langley
Издательство: Bookwire
Серия: Regelence
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958238251
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darstellte. Er fühlte sich benommen und als hätte er die Kontrolle verloren, und das gefiel ihm überhaupt nicht.

      Er trat zurück, doch Ashbourne zog ihn nach vorne.

      Keuchend fing er sich an der Schulter des Earls ab und… Oh, heilige Galaxie. Feste Muskeln arbeiteten unter seinen Händen und bewiesen, dass dort kein Polster versteckt war. Er drückte einmal zu, um sicherzugehen. Nein, definitiv kein Schulterpolster.

      Ein tiefes, leises Lachen rollte erneut durch die Brust, die jetzt nicht mehr weit von seinen Fingerspitzen entfernt war.

      Blaise hob den Kopf und sein Blick fiel direkt auf volle, pinkfarbene Lippen. Lippen, die ihm so nah waren und sogar noch etwas näher kamen. Er schüttelte den Kopf und wich zurück, wobei er sich diesmal ein wenig abstieß. Dieser Mann würde nicht sein Untergang sein.

      Ashbourne ließ ihn gehen, doch seine Lippen umspielte immer noch ein Schmunzeln.

      »Lach mich nicht aus.« Ganz wunderbar, er hatte praktisch gezischt. Er hatte ganz sicher die Kontrolle verloren.

      »Würde mir nicht im Traum einfallen, Schatz.«

      Blaise schnappte nach Luft. »Das kannst du doch nicht sagen.« Was dachte sich der Mann bloß dabei? Es war unfassbar. Wenn irgendjemand ihn gehört hatte… Blaise neigte den Kopf ein klein wenig nach hinten, damit er am Türpfosten vorbeispähen konnte.

      Hobbs sah mit gehobenen Augenbrauen zu ihm auf, doch wenn er Ashbourne gehört hatte, zeigte er es nicht. »Ja, Mylord?«

      »Gibt es Tee?« Blaise gratulierte sich selbst zu diesem Geistesblitz.

      Der Sekretär nickte. »Durchaus, Mylord. Zwei Tassen?«

      »Ja, bitte.« Um Blaises Demütigung zu vervollständigen, quietschte seine Stimme erneut. Er trat von der Schwelle und in den Raum hinein, doch Ashbourne wich nicht zurück. Nur Blaises Wut half ihm dabei, sich gegen diesen unmöglichen Mann zu behaupten. »Bist du verrückt? Hobbs hätte dich hören können. Mein Name ist Redding und so wirst du mich auch ansprechen, nicht mit…« Sternschnuppendreck, er konnte es noch nicht einmal sagen, ohne rot zu werden. »Ähm… Süßer oder Schatz.«

      »Wie wäre es mit Liebling?«

      Argh. »Nein. Weder Liebling noch Süßer, Schatz oder irgendein anderer Kosename, du Schuft. Wenn du meine Wache bleiben willst, dann wirst du auf deine Manieren achten. Oder hast du überhaupt welche?« Oh, verflixt! Hastig schloss er den Mund und war entsetzt von seinem eigenen Benehmen. Was war nur in ihn gefahren? Er hatte noch nie so mit jemandem geredet, selbst wenn er es tatsächlich verdient hatte. Das war alles Ashbournes Schuld. Der Mann brachte seine schlechteste Seite zum Vorschein. »Tut mir leid, aber…«

      Ashbourne lachte. Er warf einfach den Kopf in den Nacken und lachte laut auf. Es war kein höfliches, diskretes Glucksen, sondern ein Bellen voller Freude und aus dem Bauch heraus.

      Blaise stöhnte auf, doch dann legte sich ein Schalter in ihm um und, verdammt noch mal, er wollte mit einstimmen. Er war völlig verkrampft und es war seltsam erleichternd, ausnahmsweise mal unverblümt seine Meinung zu sagen. »Vielleicht sollten wir noch einmal von vorne anfangen.« Er streckte die Hand aus. »Ich bin Redding.«

      »Dalton.« Es war ein schöner Name und er passte besser zu ihm als sein Titel, allerdings schickte es sich für Blaise überhaupt nicht, ihn damit anzusprechen, und natürlich wusste Dalton das ganz genau. Dieser Mann war zum Verzweifeln.

      Der Earl nahm seine Hand in seine viel rauere, doch statt sie zu schütteln, beugte er sich vor und drückte seine Lippen auf seinen Handrücken. »Bitte schick mich nicht weg. Solltest du das tun, wäre ich gezwungen, mir eine neue Stelle zu suchen. Stell dir nur mal vor, wie schrecklich es wäre, mich auf eine arme, nichts ahnende Seele loszulassen. Vielleicht setzen sie mich sogar auf deinen Bruder an. Kannst du dir ausmalen, wie viel Ärger Lord Bannon und ich zusammen machen könnten?«

      Ein Prickeln, das nichts mit der Vorstellung von einer unheilbringenden Allianz zwischen Ashbourne und seinem Bruder zu tun hatte, jagte durch Blaise hindurch, schoss seinen Arm hinauf, wanderte seinen Körper hinunter und nistete sich in seinem Unterleib ein. Rasch zog er seine Hand zurück. »Gnade uns die Galaxie.« Irgendetwas sagte ihm, dass er den Tag bitter bereuen würde, an dem er dieser Sache zugestimmt hatte, aber… »Du kannst bleiben, aber du musst dich benehmen.«

      »Natürlich.«

      Blaise glaubte ihm nicht eine Sekunde lang.

      Kapitel 4

      Heute findet der fünfte alljährliche Ball der Vorsaison des Earls of Stratford statt. Man fragt sich, welche Eskapaden ein gewisser aufsässiger, junger Marquis und sein Künstlerfreund, der zufällig der Sohn eines Dukes ist, an diesem Abend für uns bereithalten. Für gewöhnlich sind sie unterhaltsamer als der Tanz.

      – Aus dem The Classige Examiner

      »Würdest du bitte aufhören herumzuzappeln?«

      »Mein Arsch ist eingeschlafen.« Dalton stand auf und rieb sich über das Hinterteil, um den Blutkreislauf anzuregen. Eine Stunde lang hatte er auf einem der harten, dick gepolsterten Sofas mit rot-goldenem Brokatüberwurf vor Blaises Schreibtisch gesessen und versucht, brav zu sein. Die Galaxie stehe ihm bei, es war nicht einfach. Dalton hatte schon immer gerne mit dem Feuer gespielt und Blaise war da keine Ausnahme. Er mochte zwar kein Rotschopf sein wie sein Bruder, doch er besaß das feurige Temperament und die Leidenschaft, die man Rothaarigen zuschrieb, im Überfluss.

      »Du solltest dieses Wort nicht sagen«, tadelte Blaise, ohne von seinem Hefter aufzusehen. Er saß schon so lange hinter seinem Schreibtisch, wie Dalton auf dem Sofa gesessen hatte.

      Tat Blaise nicht der Arsch weh? Dalton wäre nur allzu gerne bereit, ihn zu massieren. Er setzte dazu an, ihm genau das anzubieten, doch dann begann Blaise, Seiten vor- und zurückzublättern. Er tippte sich mit seinem Stift an die Lippen und summte, bevor er das obere Ende in seinen Mund schob.

      Dalton konnte sich gerade noch davon abhalten, zu stöhnen und einen anzüglichen Vorschlag zu machen, denn er wollte Blaise keinen weiteren Anlass für einen Versuch geben, ihn loszuwerden… jedenfalls noch nicht. Für einen späteren Zeitpunkt konnte er nichts garantieren. Den Mann zu reizen, hatte etwas beinahe Berauschendes an sich.

      Um nicht den Verstand zu verlieren und sein Hinterteil aufzuwecken, ging Dalton zu der Rollleiter hinüber, mithilfe derer man die Bücher in den oberen Regalfächern erreichen konnte. Er stellte einen Fuß auf die unterste Sprosse, hielt sich an beiden Seiten fest und stieß sich mit dem anderen Fuß ab. Das Zimmer hatte einen achteckigen Grundriss und eine hohe Decke, doch die Schiene der Leiter führte einmal im Kreis um den Raum herum, sodass der Schwung ihn bis zum nächsten Regalabschnitt rutschen ließ.

      »Das ist kein Spielzeug.«

      »Vielleicht nicht, aber du hast das doch auch schon mal gemacht, oder?« Dalton lehnte den Kopf zurück und stieß sich noch einmal vom Teppichboden ab. Er rechnete mit einem festen Nein, doch er erhielt stattdessen ein leises Lachen.

      Das Geräusch war so herrlich und unerwartet, dass er eine Hand ausstreckte und die Bewegung der Leiter stoppte. Er hatte sich schon langsam gefragt, ob Blaise zu Heiterkeit fähig war; er war viel zu ernst. Dalton drehte sich um, lehnte sich zurück an die schrägen Sprossen und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Hast du.« Aus irgendeinem Grund konnte er sich nicht vorstellen, wie Blaise mit der Leiter oder mit überhaupt irgendetwas spielte, doch er wollte gern. Er wollte sehen, wie dieser Mann voller Freude lebendig wurde. Er wollte sie mit ihm teilen.

      Blaise zuckte mit den Schultern. »Vielleicht.«

      »Wann?«

      »Als ich noch klein war.« Diese grünen Augen schauten unter ein paar Strähnen brauner Haare hervor, er legte den Kopf schief und runzelte die Stirn, als sollte die Antwort darauf offensichtlich sein.

      Es war das erste Mal seit ihrem Tee, dass Blaise den Blickkontakt mit ihm suchte, und Daltons Körper schien die Aufmerksamkeit zu gefallen, denn sein Schwanz zuckte,