Das Herz des Diplomaten. J.L. Langley. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: J.L. Langley
Издательство: Bookwire
Серия: Regelence
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958238251
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Dalton konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken – und er versuchte es auch nicht –, aber er würde verdammt gerne den Schmerz loswerden, der an seiner Magengrube nagte. Irgendwie bezweifelte er, dass seine Eltern stolz auf ihn wären, selbst wenn er es ihnen erzählte. Ein Teil von ihm wollte es ihnen sagen, um zu beweisen, dass er recht hatte, doch der andere Teil wollte es genau aus diesem Grund für sich behalten. Nein, es war das Beste, wenn er ihnen für den Moment aus dem Weg ging, denn er war schon gereizt, wenn er nur an sie dachte.

      Um die Aufmerksamkeit von sich abzulenken, schüttelte er die Wasserbombe in seiner Hand und sagte: »Habe ich euch bei irgendetwas gestört?«

      »Ja, hast du. Wir haben gefeiert.« Steven warf ihm einen finsteren Blick zu.

      »Das haben wir tatsächlich.« Raleigh strahlte von einem Ohr zum anderen, streckte die Hand aus und wackelte mit den Fingern.

      Dalton reichte ihm den lilafarbenen Ballon. »Was habt ihr denn gefeiert?«

      »Die Tatsache, dass ich endlich die Verschlüsselung der Festplatte dechiffrieren konnte, die Robert Jenkins mir gebracht hat. Payton, Jeremy, Jeffers und ich haben alle daran gearbeitet.« Robert Jenkins war der Sohn des ehemaligen IN-Admirals, der verschwunden war, kurz nachdem er seinen Posten an Nate, Aidens Ehemann, abgetreten hatte. Vor sechs Monaten, während Dalton auf Heimaturlaub gewesen war, hatte Robert sich unerlaubt von seiner IN-Einheit entfernt, um sich auf die Suche nach seinen Eltern zu begeben. Doch stattdessen hatte er die Festplatte gefunden und sie Daltons Onkeln gebracht. Das Letzte, was Dalton gehört hatte, war, dass alle vom Tod des Admirals ausgingen.

      »Versteckt sich Robert immer noch hier im Schloss?«

      »Tut er. Er gehört jetzt zur königlichen Wache. Doch er kann das Schloss nicht verlassen, weil er von der IN als Deserteur gesucht wird.« Raleigh schritt an Dalton vorbei und ging zur Tür des Arbeitszimmers. »Und wo wir gerade von Wachen sprechen… wartet kurz.« Er spähte hinaus. »Jeremy, wenn du mich damit abwirfst, dann setzt es was.« Mit diesen Worten warf er den Ballon hinaus.

      Irgendjemand schrie. Es klang nach Aiden.

      Als sich Raleigh wieder Dalton und Steven zuwandte, lächelte er zutiefst schelmisch.

      Dalton biss sich auf die Lippe, doch Steven versuchte nicht einmal, sich ein leises Lachen zu verkneifen.

      Raleigh streckte noch einmal den Kopf aus der Tür und ordnete mit sehr ruhiger Stimme an: »Beseitigt das Chaos, Jungs, und keine Wasserschlachten mehr im Schloss.« Als er die Tür schloss, erklang ein vielstimmiges, niedergeschlagenes »Jawohl, Cony.«

      »Wenn ich meinen Kopf durch die Tür gestreckt hätte, hätten sie mich bombardiert«, grummelte Steven.

      »Hätten sie fast. Trouble hatte mich schon im Visier.« Raleigh klatschte in die Hände und rieb sie aneinander, dann lehnte er sich wieder neben Steven an die Schreibtischkante. »Wo waren wir?«

      »Auf einem Weg, den wir nicht weiter verfolgen können, wenn Dalton noch anwesend ist.«

      »Du sagtest etwas über Wachen…?«, half Dalton nach.

      »Ah, ja.« Raleigh deutete auf den Stuhl. »Jetzt, da du wieder zu Hause bist, erwarte ich, dass du Wentworth über deine Ausflüge informierst und eine Wache mitnimmst.«

      »Das kann nicht dein Ernst sein.« Auf keinen Fall würde er sich eine Wache aufhalsen lassen. Wie demütigend wäre das? »Dir ist schon klar, dass ich jetzt dieselbe Ausbildung absolviert habe wie Wentworth und seine Elite-Wachmänner, oder?«

      »Du klingst wie Nate«, beklagte sich Raleigh.

      »Ich habe eine viel spezialisiertere Ausbildung als Nate.« Rasch sah Dalton nach, ob Nate nicht doch irgendwo stand, denn Ausbildung hin oder her, sein angeheirateter Cousin war etwa zwölf Zentimeter größer und zehn Kilo schwerer als er und mit ihm war wirklich nicht zu spaßen. »Und es ist ja nicht so, als hätte ich eine Leibwache dabei, wenn ich in zwei Wochen abreise.«

      »Da ist was dran«, sagte Steven.

      Raleigh knurrte seinen Ehemann an. »Das ist nicht hilfreich.«

      Steven zuckte mit den Schultern, als wollte er Ich hab's versucht sagen.

      Dalton konnte sich den Sargnagel in seinem Sozialleben bildlich vorstellen. Er sprang auf die Füße und war bereit, für seine Freiheit zu kämpfen, wenn es nötig war. »Habt ihr etwas auf der Festplatte gefunden, das euch glauben lässt, ich wäre in Gefahr?«

      »Nein. Aber ich bin mir jetzt noch sicherer, dass Admiral Jenkins ermordet worden ist. Setz dich.« Raleigh gestikulierte in Richtung Stuhl. »Du hast recht. Dein Training war nicht anders als das von Wentworth und seinem Team, aber…«, er hielt einen Finger in die Höhe und richtete den Blick des strengen Vaters auf Dalton, »… du besitzt nicht ihre Erfahrung.«

      »Aber…«

      Raleigh wischte seinen Einwand erneut zur Seite. »Du kannst dich ohne eine Wache bewegen. Die Galaxie weiß, dass ich sowieso nicht genügend Männer habe, aber wenn ich auch nur den leisesten Verdacht hege, dass jemand dich beobachtet oder dich beschattet…«

      »Dann nehme ich eine Wache mit.«

      »Exakt.«

      Puh. Dalton wusste schon selbst, wann der richtige Zeitpunkt war, um abzuhauen. Er erhob sich, um sich aus dem Staub zu machen.

      »Wo willst du hin?« Raleigh bedachte ihn mit dem Blick. Dem berüchtigten, den sein Onkel so gut beherrschte, komplett mit gehobener Augenbraue. Sein Cousin Rexley war ziemlich gut darin und Dalton konnte ihn auch nicht schlecht, wenn er das so behaupten durfte, doch Raleigh war der ungeschlagene Meister.

      Der Blick zeigte Wirkung, so wie er es immer tat, und Dalton ertappte sich dabei, wie er sich innerlich wand, obwohl er das Herumzappeln über die Jahre zu unterdrücken gelernt hatte. »Ähm…« Er deutete mit seinem Daumen über die Schulter. »Deinen besten Brandy trinken und meine Cousins beim Billard schlagen?«

      Der Blick blieb unbeirrt bestehen.

      »Dabei helfen, das Chaos der Wasserschlacht aufzuräumen, das ich nicht verursacht habe?«

      »Lauf, Dalton! Verschwinde, solange du noch kannst.« Steven lachte leise. »Und kein Brandy so früh am Morgen.«

      Raleigh schlug Steven gegen die Schulter, dann scheuchte er Dalton hinaus. »Kein Brandy, Punkt.«

      »In Ordnung, bis dann.« Dalton eilte zur Tür.

      »Tja, ich schätze, damit ist ein Problem gelöst«, sagte Raleigh kaum hörbar. »Jetzt muss ich mir nur noch überlegen, wo ich Wachleute für Eversleigh und seine Familie herbekomme.«

      Dalton erstarrte mit der Hand auf dem Türknauf. Ist nicht wahr… So viel Glück kann ich gar nicht haben. Langsam drehte er sich um und entdeckte, dass Raleigh auf Stevens Schoß saß und sie nur Sekunden von einem Kuss trennten. »Der Duke of Eversleigh?«

      Seine beiden Onkel wandten sich mit ähnlich verwirrten Mienen zu ihm um, dann nickte Raleigh. »Ja. Wieso?«

      Dalton lehnte sich gegen die Tür. »Du meinst Redding und Lord Bannon?«

      Wieder nickte Raleigh.

      Oh Mann, oh Mann, oh Mann. Wenn er seine Karten richtig ausspielte… »Vielleicht kann ich helfen.«

      »Inwiefern?« Raleigh runzelte die Stirn.

      »Möglicherweise kann ich…«

      Raleigh schüttelte bereits den Kopf. »Mir ist ja schon nicht ganz wohl dabei, dich ohne Wache losziehen zu lassen, Dalton. Warum sollte ich dir den Schutz eines anderen anvertrauen?«

      »Weil du selbst gesagt hast, dass dir Wachleute fehlen.«

      Steven sah zu Dalton, dann hoch zu Raleigh und fragte: »Warum nicht?«

      »Machst du Witze?« Raleigh stand auf, stemmte die Hände in die Hüften und blickte finster auf Steven herab. »Satansbraten und Bannon zusammen? Warum lassen wir nicht gleich…«

      »Ich