Wyatt Earp Staffel 10 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740955908
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und hielt seinen Fuchs an.

      »Na, hör mal, neulich hast du aber ganz anders gesprochen.«

      »Well, das war neulich. Jetzt haben wir keine Zeit.«

      »Keine Zeit für einen Drink? Nach einer solchen Schufterei?«

      »Du kannst ja einen Whisky trinken«, wich der älteste Bruder aus, »wir andern reiten inzwischen langsam weiter.«

      »Ein schöner Unsinn ist das! Ich wette, daß Ted und Willie auch nichts gegen einen Drink einzuwenden haben.«

      »Sicher nicht, wenn du sie erst darauf aufmerksam machst«, versetzte Jonny steif und blickte angestrengt nach vorn, um sich den Gedanken zu vertreiben, wie gut ein kühler Schluck in die heiße Kehle ihm täte.

      Ganz sicher wäre auch er in den Saloon gegangen, wenn nicht ausgerechnet die Hacatts in der Stadt gewesen wären.

      Ralph Hacatt hatte vor einem Jahr mit Roger Elliot Streit bekommen, und seit diesem Tag gab es immer wieder Reibereien zwischen den Söhnen der Hacatt Ranch, die im Norden der Stadt lag, und den Elliot Boys, die im Süden Dillons lebten.

      Besonders war es Roger, der sich keine Gelegenheit entgehen ließ, die Hacatts anzugreifen. Er haßte sie einfach, die »Briten«, wie er sie nannte, die sich weiß der Teufel was auf die dürre Ranch ihres halbblinden Vaters einbildeten!

      »Neulich hast du selbst gesagt: Man sollte es diesen Schuften stecken«, krächzte Roger ärgerlich.

      »Stimmt«, gab Jonny kühl zurück, »weil Brian Hacatt das Maul wieder mal sehr voll genommen hatte. Aber das ist vergessen, und wir haben jetzt wichtigere Arbeit, als uns mit diesen Burschen herumzustreiten.«

      Roger knurrte etwas vor sich hin, ließ den Wagen vorbei und rief Ted zu: »He, ich nehme einen Drink!«

      Ted blickte Willie, seinen Zwillingsbruder an.

      Der nickte.

      »Weshalb nicht? Wir kommen mit.«

      Die beiden Twins wandten die Köpfe und sahen jetzt erst die Pferde der Hacatt Ranch.

      Ted hielt und zog die Stirn kraus.

      »Was meint denn Jonny?« wollte er wissen.

      »Der hat offenbar Angst«, hetzte Roger.

      »Angst? Das kann doch nicht wahr sein! Er will höchstens seine Cents sparen.«

      Willie stieg vom Pferd. Ted folgte ihm.

      Roger brüllte hinter dem Wagen her: »Wartet, wir nehmen hier einen Drink.«

      Da hielt auch Jonny sein Pferd an und blickte sich finster um.

      Die drei anderen gingen schon auf die Schenke zu.

      Jonny gab dem kleinen Martin einen Wink. »Halt an.«

      Nacheinander betraten sie den Saloon.

      Martin, der als letzter kam, hatte die Hacatt-Pferde erst bemerkt, als er schon an der Pendeltür war. Mit beklommenem Herzen folgte er den Brüdern.

      Er war ein sonderbarer Mensch, der sechzehnjährige Bursche. Zwar arbeitete er genauso hart wie die Brüder auf der Ranch, aber er liebte dieses Leben nicht.

      Seine Welt war Musik.

      Der Vater hatte es bereits früh mit Sorge bemerkt.

      Martin spielte schon mit sieben Jahren Gitarre so gut, daß Besucher der Ranch Mund und Augen vor Verwunderung aufsperrten. Dann, als er eines Tages das Pianoforte in der Montana-Bar entdeckte, versuchte er sich auch darauf, klimperte bald so melodiös darauf herum, daß die Gäste ihm Beifall klatschten.

      Er war ein Naturtalent – das aber hier in diesem Land fehl am Platz war. Der etwas verträumte Bursche zog sich mehr und mehr in sich zurück, stahl sich immer wieder zu seiner Gitarre, zu der Flöte, die ihm der Vater aus St. Louis mitgebracht hatte, zu der Geige und all den anderen Instrumenten, deren er hatte habhaft werden können.

      Immer lag nach Feierabend der Hauch irgendwelcher weicher Musiktöne über der Ranch. Aber eine Erfüllung, eine Zukunft gab es nicht für ihn.

      An der Theke standen sechs Männer:

      Hal, Ralph, Owen, Kid, Brian und Charlie Hacatt.

      An einem der grünbezogenen Spieltische hockte der semmelblonde Mervil, ein leidenschaftlicher Pokerspieler. Ähnlich wie Martin Elliot war auch er ein Sonderling, der wenig mit seinen rauhen Brüdern gemein hatte.

      Roger Elliot schob sich dicht neben Hal Hacatt an die Theke.

      »Fünfmal goldbraun!« rief er dem mürrisch dreinblickenden Wirt zu, dessen Gesicht von scharfen Falten zerfurcht war und eine grünliche Färbung aufwies.

      Er schenkte fünf Gläser zu einem Drittel voll und warf einen forschenden Blick zu den Hacatts hinüber.

      Hal Hacatt blickte nicht zur Seite, als er sagte: »Hast du keine Milch da, Ferry?«

      Der Salooner bekam plötzlich einen puterroten Schädel.

      »Laß doch den Unsinn, Hal«, versetzte er brummig.

      Hal Hacatt warf den Kopf hoch.

      »Was heißt hier Unsinn, he? Ich werde dich verdammten Giftmischer doch noch fragen können, ob du Milch hast.«

      Es war Roger Elliot, der glaubte, die Sache abkürzen zu müssen.

      »Wenn du nämlich Milch hättest, Ferry, könntest du diesen Boys je ein Glas einschenken.«

      Da fuhr Hal Hacatt herum.

      »Was hast du gesagt, Dreckskerl?«

      Roger schlug sofort zu. Er war stark und schnell.

      Hal Hacatt lag von einem krachenden Rechtshänder schwer getroffen am Boden.

      Sofort warf sich Owen Hacatt dem zweiten der Elliots entgegen, um diesen Schlag zu rächen.

      Da stand plötzlich der Rancher Barring in der Tür; eine riesige, bärenstarke Gestalt.

      »Aufhören!« brüllte er mit Donnerstimme.

      Weil niemand auf ihn hörte, stürzte er sich in das Getümmel, bekam Charlie Hacatt zu packen, schleuderte ihn krachend gegen die Theke, faßte Ted Elliot, stieß ihn neben Charlie, wirbelte Willie zur Seite und brachte Mervil Hacatt, dessen Bruder Ralph, Kid und Jonny Elliot auseinander.

      Da gab es Ruhe.

      Keuchend standen und knieten die feindlichen Gruppen da. Barring verharrte wie ein Fels im Meer zwischen ihnen.

      »Schämt ihr euch nicht, ihr Strolche!« knurrte er.

      »Cowboys wollt ihr sein? Wißt ihr, was ihr seid? Feldmäuse! Unreife Kerle. Nichts weiter. Blamiert nur die Stadt und das County!«

      »Lassen Sie uns zufrieden!« fauchte Roger von der Stirnkante der Theke her.

      »Halt den Rand, Rog!« mahnte ihn sein Bruder Jonny. »Mister Barring hat recht. Stimmt’s, Hal?«

      Der älteste Elliot hatte sich an den ältesten Hacatt gewandt.

      Und der nickte dumpf.

      »Natürlich hat der Rancher recht. Wir sind Idioten!«

      Hal schlenderte zur Theke.

      »Glotz mich nicht so dämlich an, Ferry. Schenk ein!«

      Barring rief dem Wirt dröhnend zu: »Zwölf Gläser, alte Schlafmütze. Für fünf Elliots, sechs Hacatts und einen alten Mann!«

      Es sah ganz nach Frieden aus.

      Und das war der Erfolg des klugen, vernünftigen Mannes aus dem fernen Schottland.

      Sie nahmen zwar mit verbissenen Mienen den Drink hoch, aber sie kippten ihn dennoch. Die Gefahr schien vorüber zu sein.

      Aber sie hatte erst begonnen.

      Barring,