Die Amulettmagier. Natascha Honegger. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Natascha Honegger
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783960741930
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hinzu: „Damals herrschte ein mächtiger König im Land unter der Erde. Ein Krieg stand kurz bevor, doch der Magierrat wollte sinnloses Blutvergießen verhindern. Seine Mitglieder waren verzweifelt und kamen schließlich auf die Idee, dass nur ein Zauberspruch der Alten ihnen noch helfen konnte. Von denen gibt es nicht mehr viele, die uns bekannt sind, und die meisten sind Alltagszauber, die mündlich von Generation zu Generation überliefert wurden.

      Es stellte sich schließlich heraus, dass nur eine einzige magische Formel für den Plan des Rates geeignet war: eine schriftliche Überlieferung über die Erschaffung eines Amuletts, das seinen Trägern ungeahnte Mächte verleiht.“

      Kassandra schien in ihren Erinnerungen zu schwelgen. „Der Rat entschloss sich, jenen Zauber anzuwenden. Ich habe die Magier davor gewarnt, doch sie wollten nicht auf mich hören. Wie du siehst, haben wir nun die Bescherung.“

      Sie hielt inne. „Was weißt du sonst noch über die Amulettmagier von damals?“

      Pamina dachte nach. „Nicht viel. Sie waren eine Legende, doch eines Tages verschwanden sie spurlos und man hat sie nie wieder gesehen.“

      „Ja, das ist die offizielle Version.“

      Pamina horchte auf. „Und die inoffizielle?“

      Kassandra trat an eines der Fenster und blickte nach draußen. „Nachdem die Magischen Vier ihre Aufgabe in der Unterwelt erfüllt hatten, wandten sie sich von uns ab und beschlossen, fortan den Kontakt zum Rat und allen anderen Mitgliedern unserer Gemeinschaft zu vermeiden.“

      Paminas Augen weiteten sich. „Sie haben uns verraten? Wieso?“

      „Sie hatten ihre Gründe und ich hätte mich an ihrer Stelle nicht anders entschieden, doch ich habe jetzt keine Zeit, dir dies genau zu erklären.“

      Kassandra wirkte traurig, als sie über die einstigen Amulettmagier sprach. „Jedenfalls ist einer von ihnen irgendwann vom Pfad des Lichts abgekommen und hat den Erdmagier und die Wassermagierin getötet. Sein Name war und ist Arkamoor Salsar.“

      „Salsar war ein Amulettmagier?!“, kreischte Pamina und sprang von ihrem Stuhl auf. „Der Arkamoor Salsar?!“

      Kassandra nickte und wandte sich vom Fenster ab. „Ich bin mir fast sicher, dass das Alaista Karantan einst das Lichtamulett der Magischen Vier war. Salsar muss eine Möglichkeit gefunden haben, es zu wandeln.“

      Pamina sank auf ihren Stuhl zurück und schüttelte nur fassungslos den Kopf. „Das glaube ich einfach nicht. Dann sind wir wirklich verloren“, stöhnte sie leise. „Die Magischen Vier galten als unbesiegbar.“

      „Sie waren stark, aber unbesiegbar?“ Kassandra verzog zweifelnd das Gesicht. „Nein, das glaube ich nicht.“

      „Bist du dir da ganz sicher?“ Pamina rieb sich die Schläfen. „Wir hätten doch keine Chance gehabt, gegen sie zu gewinnen! Und wenn Salsar das Amulett nun allein beherrscht, würde das ja bedeuten …“ Ihre Augen weiteten sich. „Das würde bedeuten, dass er über alle vier Elemente gebietet!“

      „Ja.“ Kassandra nickte mechanisch. Ihrem Gesicht sah man keinerlei Regung an, doch Isa war sich sicher, dass das täuschte. „Aber dennoch … verloren, mein Kind, das hat man erst dann, wenn man die Hoffnung aufgibt. Ich kannte Arkamoor Salsar einst und auch er hat seine Schwächen. Er ist keineswegs unbesiegbar.“ Die Frau strich der Prinzessin sanft über ihre Haare.

      „Besteht denn noch Hoffnung, Kassandra?“

      „Nun, vielleicht nicht in diesem Augenblick und auch nicht in den nächsten Jahren. Doch der Tag wird kommen, an dem sich das Licht erneut erheben wird.“

      „Dann wird Attillia fallen?“

      Kassandra antwortete nicht sofort. „Prophezeiungen sind unumstößlich, mein Kind“, begann sie schließlich zögernd. „Sie ereignen sich womöglich nicht so, wie wir uns das vorstellen, doch sie lügen niemals. Die Insel wird fallen, wie auch alle anderen Orte Arias. Doch noch ist nicht alles verloren, denn die Prophezeiung spricht von besseren Zeiten, von Rebellion und Widerstand.“

      „Sie spricht von Krieg“, erinnerte Pamina sie zögernd.

      „In der Tat. Krieg wird es geben“, flüsterte Kassandra und in ihrer Stimme schwang Sorge mit. „Einen schrecklichen Krieg …“

      Pamina schluckte schwer und strich eine Haarsträhne aus ihrem besorgten Gesicht. „Wer wird gewinnen?“

      „Das weiß ich nicht. Die Prophezeiung spricht weder von Sieg noch von Niederlage.“

      Kassandra seufzte und wollte das Buch schließen, das noch offen auf dem Tisch lag. Doch Pamina ging dazwischen und hielt sie zurück.

      „Nein! Ich kann nicht einfach hier herumsitzen, nichts machen und auf eine Prophezeiung hoffen, die sich womöglich als erste nicht bewahrheiten wird. Wenn ein Lichtamulett die einzige Möglichkeit ist, das Alaista Karantan zu zerstören …“, sie blickte der Frau tief in die Augen, „… so müssen wir es erschaffen!“

      „Das geht nicht“, murmelte Kassandra und musste den Blick von den starken Augen des jungen Mädchens abwenden.

      „Wieso nicht?“

      „Es gibt so viele Unsicherheiten bei der Erschaffung eines Lichtamuletts. Bedenke zum Beispiel, dass du die Amulettmagier nicht dazu zwingen kannst, uns zu helfen. Sie sind ihre eigenen Herren, und wenn sie sich entscheiden, mit Salsar gemeinsame Sache zu machen … Niemand kann wissen, wie sie sich entwickeln!“

      „Risiken hin oder her! In der Prophezeiung werden Amulettmagier erwähnt! Was ist, wenn es an uns liegt, dieses neue Lichtamulett zu erschaffen? Was ist, wenn das unser Schicksal ist?“

      Kassandra nickte langsam und in ihre Augen trat ein kämpferischer Ausdruck. „Du hast recht. Aber wir bräuchten einen sehr starken Magier, der die Gefahr nicht scheut und in den wir vollstes Vertrauen haben. Ich würde es ja selbst tun, aber meine Magie ist sehr geschwächt, weil ich seit Monaten täglich den magischen Schutzwall stärke, um die Insel so lange zu schützen, wie es nur geht“, erklärte sie entschuldigend.

      Pamina war voller Tatendrang aufgesprungen und ging nun im Zimmer auf und ab. „Was ist mit mir? Kann ich es denn nicht versuchen?“ Sie blickte Kassandra flehend an. „Bitte.“

      „Pamina! Du könntest bei dem Versuch sterben, und selbst wenn nicht … Dieser Zauber braucht so viel Energie, dass du tagelang bewusstlos wärst. Er würde nicht nur sämtliche Magie aus dir heraussaugen, sondern auch jedes bisschen Kraft in deinem Körper. Du bist noch so jung und deine magische Gabe ist noch nicht vollständig ausgebildet! Bedenke das Risiko! Und der Feind könnte jeden Tag angreifen!“

      „Ich bin mir der Gefahr wohl bewusst. Doch wenn wir jetzt nicht handeln, ist Aria womöglich für immer verloren! Ohne ein Amulett auf der Seite des Lichts gibt es keine Hoffnung mehr.“ Das Mädchen legte sanft eine Hand auf die Kassandras und tätschelte sie vorsichtig. „Ich habe genügend Magie, um ein Lichtamulett zu erschaffen, nicht wahr?“

      „Ja“, murmelte Kassandra etwas unwillig. „Deine Kräfte sind größer als die von manch erwachsenem Zauberer. Aber ein Lichtamulett …“ Sie zögerte.

      „Bitte, Kassandra! Sag mir, wie ich es erschaffen kann. Tu es für Aria! Tu es für mich und für all die anderen unschuldigen Menschen!“

      Schweigen legte sich über das kleine Haus.

      Dann plötzlich nickte Kassandra und erhob sich. „Wie du willst. Ich werde dich anleiten.“

      In diesem Augenblick spürte Isa, dass sie aus ihrem Traum aufzutauchen begann. Der Raum verschwamm vor ihren Augen.

      Doch gerade, bevor sie erwachte, erleuchtete ganz plötzlich das Lichtamulett selbst in seiner vollendeten Gestalt ihre Gedanken, ehe es auseinanderbrach und bei vier Neugeborenen wieder auftauchte, die alle von einer seltsamen Aura aus Licht umgeben waren: grün wie die Pflanzen, rot wie das Feuer, dunkelblau wie das Wasser und hellblau