Die Amulettmagier. Natascha Honegger. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Natascha Honegger
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783960741930
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Vega hatte etwas in der Art erwähnt.“

      „Du heißt also Valeria, richtig?“

      „Ja.“

      „Und wie alt bist du?“ Isa hoffte, dass sie endlich einen längeren Satz von sich gab. Doch sie wurde enttäuscht.

      „Dreizehn.“

      Langsam ging Isa diese Einsilbigkeit etwas auf die Nerven. „Sag mal, kannst du eigentlich nicht mehr als ein einziges Wort auf einmal sagen?“

      Das Mädchen blieb verdutzt stehen und schaute sie ungläubig an. Dann wurde es rot und starrte zu Boden.

      „Na ja, ich spreche fast nie mit anderen Kindern. Nur mit meinem Bruder und den kann ich nicht leiden …“ Valeria blickte weiterhin beschämt zu Boden. „Weißt du, die meisten Menschen haben Angst vor mir und ich dachte, das würde bei dir kaum anders sein.“

      Isa schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe keine Angst vor dir. Du hast rote Augen, was natürlich ungewöhnlich ist, aber das hat doch gar nichts mit deiner Persönlichkeit zu tun.“

      Das Mädchen lächelte scheu. „Danke.“ Dann zögerte es und in seinen Augen konnte Isa ganz plötzlich eine Regung erkennen: Trauer. „Leider bist du die Einzige, die so denkt“, fuhr sie leise fort und schloss die Augen.

      „Ach was! Hast du denn nicht irgendwelche Freundinnen?“

      Schweigen folgte und Isa bemerkte erschrocken, dass sie genau den wunden Punkt getroffen hatte.

      „Oh, Valeria, es tut leid!“, murmelte Isa.

      „Es muss dir nicht leidtun. Du konntest ja nicht wissen, dass ich das einzige Mädchen in Aria bin, das noch niemals eine Freundin hatte“, murmelte sie betrübt.

      „Noch nie?“

      „Noch nie.“ Sie lächelte traurig.

      Isa legte eine Hand auf ihre Schulter und schwieg mitfühlend. Dann wechselte sie das Thema.

      „Du hast das Zimmer deines Bruders in Brand gesteckt?“, fragte sie daher.

      „Ja … allerdings nicht wirklich mit Absicht.“ Valerias Augen loderten plötzlich wie Feuer.

      „Natürlich nicht. Aber das Feuer ist schließlich auch das wildeste der vier Elemente.“

      „Ja, leider. Weißt du, ich versuche, meine Gefühle zu kontrollieren. Ich kann das auch immer besser, aber wenn Alessandro mir wieder irgendeinen dummen Streich spielt … dann explodiere ich ganz einfach … wortwörtlich.“

      Isa lächelte. „Ich werde genauso wütend, wenn mich jemand angreift. Bei deinem Bruder ist das ja auch mehr als verständlich. Er scheint mir nicht einer der nettesten Menschen zu sein. Ist er wirklich einer von uns?“

      „Ein Amulettmagier? Ich weiß nicht so genau.“ Valeria zögerte. „Lange dachte ich, dass er einer von uns ist. Nur … er scheint keinen Zauber hinzukriegen. Mutter sagt, das sei, weil er nicht an Magie glaube. Sie sagt, er müsse sein wahres Wesen selbst erkennen.“

      „Du glaubst also nicht, dass er ein Amulettmagier ist?“

      Valeria schüttelte nachdenklich den Kopf. „Ich hoffe es für uns. Das Einzige, was er zustande bringt, ist, andere Leute zu ärgern. Verantwortung zu übernehmen ist ihm fremd.“

      Isa nickte nachdenklich.

      Ganz plötzlich lächelte Valeria. „Mutter hat lange nach euch gesucht, nach dir und diesem Jungen.“

      „Jerino?“

      „Ja, genau. Wo kommt ihr eigentlich her?“

      „Ich lebte in einem Waisenhaus in Merlina. Jerino war … er war ein …“ Sie zögerte. „… Straßenkind in Karpensas.“

      „Ein Dieb?“, fragte Valeria, der Isas Zögern nicht entgangen war. Ihre Augen weiteten sich. „Ist er gefährlich?“

      Isa lachte. „Nein, er ist vollkommen in Ordnung. Du wirst ihn bestimmt mögen, wenn du ihn erst einmal kennenlernst.“

      Valeria runzelte unsicher ihre Stirn. „Hoffentlich hast du recht!“, argwöhnte sie, ehe sich ihre besorgten Gesichtszüge glätteten. „Wie sehen eure Amulettstücke aus?“

      „Jerinos Amulett ist geschmückt mit dunkelblauen Steinen. Bei mir sind sie hellblau.“

      Valeria lachte. „Meine sind natürlich rot!“ Sie zeigte das Amulettstück, das sie an einem ledernen Band um den Hals trug, und nahm es dann vorsichtig ab. Rubine zierten das filigran gearbeitete Gold und die Flammen in ihrem Innern loderten heller als jedes Feuer.

      „Sie sind faszinierend …“, flüsterte die Wettermagierin und berührte das Amulett des anderen Mädchens. Es fühlte sich ebenso warm an wie ihr eigenes, wenn nicht noch wärmer.

      Vorsichtig nahm Isa ihr blaues Stück ab und wollte es danebenlegen. Doch weit kam sie nicht. Kaum näherten sich die beiden Teile, begannen sie plötzlich, lebendig zu werden. Sie entglitten den Händen ihrer Besitzerinnen und begannen immer heller und heller zu leuchten. Rasend schnell schwebten sie aufeinander zu und begannen, sich in einem stillen Tanz zu drehen. Dann, in einer gleißenden Explosion von Licht und Funken, trafen sie zusammen!

      Isa und Valeria schrien gleichzeitig auf und taumelten mehrere Schritte zurück. Eine Woge aus Magie brandete durch ihre Körper.

      Was war gerade geschehen? Woher kam diese Kraft? Isa konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Starr beobachtete sie das Geschehen. Das Amulett drehte sich noch einige Male um sich selbst, dann sank es nach unten.

      „Ich glaube, ich träume“, stieß Valeria ungläubig hervor und trat langsam näher. Die beiden Stücke waren nahtlos miteinander verschmolzen.

      „Und was jetzt?“, fragte Isa das Feuermädchen in ihren Gedanken.

      Es kostete sie viel Kraft diesen Kommunikationsweg zu benutzen, jetzt, wo sie nicht in Gefahr war. Zudem kannte sie Valeria noch kaum und fühlte sich ihren Gedanken nicht so sehr verbunden wie Jerinos. Die junge Adlige wäre vor Schreck beinahe gestürzt. „Hast du eben mit mir in Gedanken gesprochen? Oder werde ich langsam verrückt?“, erwiderte sie mit einem angestrengten Gesichtsausdruck.

      „Du wirst verrückt“, kommentierte Isa grinsend und beobachtete die Verwirrung, die sich in den Augen des Mädchens abzeichnete. Dann wurde sie wieder ernst.

      „Jerino und ich haben herausgefunden, dass zwischen unseren Gedanken eine Art Verbindung besteht. Wir wissen noch nicht, über wie große Distanzen wir so miteinander sprechen können, aber das werden wir bestimmt noch herausfinden. Wahrscheinlich könntest du auch mit deinem Bruder auf diesem Wege kommunizieren. Sofern er ein Amulettmagier ist, natürlich.“

      „Er ist nur mein Adoptivbruder“, knurrte Valeria und verdrehte die Augen. „Und ich habe wahrlich schon genug von ihm, wenn ich ihn nur ansehen muss. Ich brauche seine nervtötende Stimme nicht auch noch in meinen Gedanken. Dieser ekelhafte …“ Sie unterbrach sich mitten im Satz und zeigte plötzlich auf das Amulettstück, das noch immer zwischen ihnen auf dem Boden lag. „Was tun wir jetzt eigentlich damit?“

      Isa hob eine Augenbraue. Dieser Themenwechsel traf sie unvorbereitet und sie brauchte einen kurzen Augenblick, ehe sie die Frage verstand. „Nimm du es“, befand sie, doch Valeria schüttelte entsetzt den Kopf.

      „Nein, bestimmt nicht“, entrüstete sich das Mädchen. „Du hast wohl vergessen, wie es um meine Beherrschung steht. Ich habe meine Magie einfach noch zu wenig unter Kontrolle.“

      „Ich kann mein Element auch noch nicht beherrschen“, entgegnete Isa sofort, doch Valeria ließ das nicht gelten.

      Sie hob das Amulett auf und drückte es der Wettermagierin in die Hand. „Bitte, Isa!“, beschwor das Mädchen sie. „Nimm es!“

      „Wenn es unbedingt sein muss“, grummelte