Der Verkehrspolizist. Dieter Schäfer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dieter Schäfer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Философия
Год издания: 0
isbn: 9783864766664
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       Hompage aktionplus5.de

      Die Aktion wird untermauert und getragen durch eine gemeinsame Homepage36.

      Diese soll dem Betrachter ermöglichen, sich rund um die Unfallrisiken als Radfahrer zu informieren. Die Informationen sind aufgeteilt nach „aktiver“ und „passiver“ Sicherheit. Neben dem „plus5“-Gedanken zur Verhaltensänderung kann so auch der „sichtbare Schutz“-Gedanke zur Verbesserung der Erkennbarkeit im Straßenverkehr bedient werden. Denn auch hier ergeben sich Reduktionspotenziale.

      Im Herbst 2014 und Frühjahr/Sommer 2015 sind bereits weitere öffentlichkeitswirksame Aktionen geplant.

      Die Kampagne ist dynamisch ausgerichtet und soll sich bedarfs- und zielgruppenorientiert weiterentwickeln. Die Assoziation weiterer tangierter Partner war bereits von Anfang an beabsichtigt.

       Das AG plus5 Netzwerk

      Die Initiative ist sehr schnell gewachsen. Sie umfasst mittlerweile ein Informationsnetzwerk aller größeren Arbeitgeber und Interessengruppen in der Stadt. Dennoch war allenthalben eine Skepsis bemerkbar. Insbesondere in den Kommentarspalten der RNZ digital bildete sich eine Kritiker-Gemeinschaft, die kein gutes Haar an der überwiegend präventiv und aufklärend ausgerichteten Aktion ließ.

      In der jetzt regelmäßig tagenden AG plus5 verfassten wir die Grundsätze:

      •Fahren Sie zu Stoßverkehrszeiten besonders aufmerksam und rücksichtsvoll.

      •Verzichten Sie auf den stark befahrenen Routen auch mal auf Ihren Vorrang. Gesundheit geht vor.

      •Rechnen Sie auch mit dem Fehlverhalten der Anderen.

      •Verbessern Sie Ihre Erkennbarkeit

      Wir ließen diese Grundsätze zur Verteilung auf rotlackierte Denkzettel drucken. Diese sollten eigentlich klar ausdrücken, dass alle Verkehrsteilnehmer angesprochen sind.

      Aber immer, wenn meine Verkehrspolizisten begleitende Aktionen im Stadtgebiet durchführten, wurde Kritik laut, es sei eine Aktion gegen die Radfahrer. Jedes Wort auf der Aktionshomepage oder in Presseverlautbarungen wurde auf die Goldwaage gelegt und sofort in eine fahrradfahrerfeindliche Richtung umgedeutet.

      Also mussten wir nochmals klarstellen:

       aktionplus5.de ist ein Appell an die Vernunft

      Es handelt sich nicht um einen staatlichen Eingriff in Freiheitsrechte, wie viele sofort vermuten. Es geht auch nicht um einseitige Schuldzuweisungen an Radfahrer. Natürlich setzen auch Kraftfahrer und Fußgänger Unfallursachen bei Radunfällen. Aber, was nützt es recht zu haben, wenn man wochenlang mit gebrochenen Gliedmaßen außer Gefecht gesetzt ist.

      Der aktionplus5-Ansatz ist,

      •auf Strecken mit erhöhtem Risiko

      •durch bewusste Entscheidung zu defensiver und korrekter Fahrweise

      •bei gleichzeitiger Verbesserung der eigenen Erkennbarkeit als Radfahrer,

      Unfälle zu vermeiden und damit die Verletztenzahlen zu reduzieren.

      aktionplus5.de versteht sich als radfahrerfreundliche Aktion. Wenn es gelingt, allein für die wenigen hoch frequentierten Routen das Bewusstsein der Radfahrer zu schärfen, dass einerseits zu den unfallerhöhenden Risiken das eigene Fehlverhalten zählt, andererseits auch eine defensive Fahrweise und im Konfliktfall der Verzicht auf den eigenen Vorrang Unfälle vermeiden hilft, ließe sich die Zahl der jährlich verletzten Radfahrer deutlich reduzieren.

       „Vertreter eines deutschen Repressivorgans“

      Ein besonderes Erlebnis hatte ich im Oktober 2014 bei der Studienauftaktmesse in der Neuen Mensa, Im Neuenheimer Feld. Jedes Jahr werden dort rund 5.000 neue Studierende begrüßt – eine gute Gelegenheit, bei dieser Zielgruppe für die aktionplus5 zu werben und an die jungen Studierenden „Denkzettel“ zu verteilen.

      Bereits im Spätsommer hatte ich den Studierendenrat angefragt, ob dieser nicht einen Vertreter in die AG plus5 entsenden wolle. Der Beschluss wurde mir mündlich übermittelt: Der Studierendenrat setzt sich nicht an einen Tisch mit Vertretern eines deutschen Repressivorgans. Zu Beginn der Veranstaltung kam ein junger Mann mit Bart und Rasta-Locken, eine gehäkelte Jamaika-Mütze auf dem Kopf, auf mich zu und meinte:

      „Wir wollen keine Uniformen auf dem Campus!

      „Meint wer?“, erwiderte ich.

      „Sie sind Vertreter deutscher Repressivorgane und verantwortlich für die vielen Toten im Mittelmeer!

      „Wollen Sie mich für das gesamte Elend dieser Welt verantwortlich machen? Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Vor uns türmt sich ein Berg von 245 verletzten Radfahrern auf. Diesen erklimmen wir jetzt von unseren unterschiedlichen Seiten. Wenn wir oben sind, werden wir feststellen, dass darunter auch einige Ihrer Kommilitonen sind und uns dieses gemeinsame Problem eint. Wir sollten also etwas daran ändern.“ Ich hörte ihn noch sagen:

      „Sie sind ja nicht unsympathisch, aber wir wollen keine Uniformen auf dem Campus.

      Dann zog er von dannen. Ich verteilte weiter meine TIPPS zur Radfahrsicherheit und wünschte jeder und jedem ein unfallfreies und unbeschwertes Studium im schönen Heidelberg.

       Lichtkontrollwochen im Herbst 2014

      Die Kritiker überschlugen sich. Am 15.11.2014 titelte die RNZ:

       Aktion „Plus5“: Polizei lässt Radlern die Luft ab

      Über mich brach ein Shitstorm mit einem regelrechten Schäfer-Bashing herein. Meine mittlerweile gewachsene Troll-Gemeinschaft ließ kein gutes Haar an unserer Aktion. Die Anfeindungen gingen in Teilen auch ins Persönliche. Meine Kompetenz wurde angezweifelt. Mir wurde unterstellt, ich wolle nur ins Fernsehen kommen. Einige forderten gar meinen Rücktritt. Meine Bashing-Base besteht überwiegend aus Personen, die unter Pseudonym aus der Anonymität alles und jeden kritisieren – nicht nur mich. Diese Oberlehrer treten aber mitnichten den Nachweis an, was sie persönlich aktiv für die Gemeinschaft beigetragen haben. Sie stellen deshalb auch nur eine Mindermeinung dar und sind für mich zuvernachlässigen. Mittlerweile amüsiert mich meine „Fan-Base“ sogar.

       Verspielen wir den guten Ruf der Verkehrspolizei?

      Ein sachlicher Kritiker, ein emeritierter Richter, warf mir allerdings vor, ich verspiele den guten Ruf der Polizei. Das konnte ich nicht unwidersprochen lassen.

      Klar, dass ich mit einer Gegendarstellung reagieren musste:

      Ausweislich einzelner Leser-Kommentare lässt die gewählte Aussage den Schluss zu, die Polizei habe aktiv und eigenverantwortlich den Aggregatszustand der Fahrradreifen verändert und damit widerrechtlich gehandelt.

      Zunächst war die Lichtkontrolle sowohl nach genauer Örtlichkeit, als auch nach exaktem Zeitpunkt im Presseportal für die Presse und für jedermann zugänglich vorher angekündigt.

      Es war deshalb enttäuschend, dass in nur 1,5 Stunden insgesamt 52 Radfahrer an dieser Stelle ohne Licht unterwegs waren. Der Verstoß stellt eine geringfügige Ordnungswidrigkeit dar und ist mit 20 Euro Verwarnungsgeld bewehrt. Im Rahmen ihres pflichtgemäßen Ermessens ist die Polizei befugt, im Einzelfall auch ohne Verwarnungsgeld zu verwarnen. Die Verwarnung wegen des ordnungswidrigen Zustandes Fahren ohne Licht gilt dann dennoch als erteilt.

      Die mittlerweile stark angewachsene Aktionsgemeinschaft plus5 versteht sich als Partnerschaftsaktion pro Radfahrer