Die wichtigsten Werke von Jacob Burckhardt. Jacob Burckhardt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jacob Burckhardt
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9788027213764
Скачать книгу
die Priester mussten ihnen die geheimsten Gewölbe öffnen. Es ist aber auch denkbar und wahrscheinlich, dass Constantin dergleichen nur in durchaus zuverlässigen, überwiegend christlichen Städten der nähern Umgebung seiner Residenz wagte. Er hätte wohl die Gold- und Silberstatuen gerne unangegriffen gelassen, allein sie lagen ihm zu bequem, und die Versuchung war zu stark gegenüber dem dringenden Geldbedürfnis, das bei den Herrschern dieser Art jeder andern Rücksicht vorangeht. In dieselbe Kategorie gehört ohne Zweifel das Ausheben von Türen und von Gebälken713, das bei mehrern Tempeln vorgekommen sein soll; diese Teile waren nämlich oft von massivem Erz und lohnten wohl die Mühe des Einschmelzens. Wenn damit der Anfang der Zerstörung gemacht und das Innere durch teilweisen Einsturz und Unbill der Witterung geschändet war, so konnte man es schwerlich mehr verhindern, dass die Anwohner sich auch an Säulen und andere Bauteile wagten, wäre es auch nur zum Behuf des Kalkbrennens gewesen. Dass dies seit dem Jahr 333 wenigstens an heidnischen Grabmonumenten geschah, ist offiziell714 bestätigt. Schon früher war die Reparatur verfallener oder unvollendeter Tempel durch ein Gesetz715 stillegestellt worden. Wie es mit den Tempelgütern ging, ist nicht näher bekannt; in einzelnen Fällen wurden sie sicher eingezogen, doch erst unter Constantins Nachfolgern in Masse und planmässig. Von einem Gesetz, welches die allgemeine Zerstörung der Tempel verfügt hätte, wie die Chronik des Hieronymus zum Jahr 335 erzählt, kann bei Constantin selber keine Rede sein. Was er tat und geschehen liess, geschah gelegentlich, aus frivoler Raubsucht und unter schwankender geistlicher Einwirkung, deshalb auch so ungleich. Ein konsequentes System wird man bei einem hierin mit Willen inkonsequenten Menschen vergebens nachweisen wollen.