Wyatt Earp Jubiläumsbox 7 – Western. Mark Belcher William. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mark Belcher William
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Box
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740932084
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war der Mayor mit drei Männern aus dem Bürgerrat. Er trat an den Tisch der beiden Spielenden heran.

      »Marshal, ich…«

      »Augenblick!« Keaton hob die linke Hand. »Ich bin in einer Strähne, Mayor. Sie müssen sich noch gedulden. Dieser Gentleman hier hat mir bereits vierundzwanzig Böcke abgegrast.«

      McNally schnarrte von der Theke her:

      »Er ist aus dem Diamond-Joe-Park, und Richter ist er auch. Jedenfalls war er es, als es darum ging, einem armen Teufel den Strick zu drehen.«

      Der Fremde scherte sich an diese Reden überhaupt nicht.

      Er spielte.

      Und er gewann.

      Keaton hieb mit der Faust auf die Tischplatte, daß die Gläser tanzten.

      »Ich setze auf alles, was Sie gewonnen haben, den gleichen Part.«

      »Dreißig Dollar dagegen also?« fragte der Fremde.

      »Yeah!«

      Rory Keaton verlor auch dieses Spiel. Da sprang er auf und stieß seinen Stuhl polternd zurück.

      »Mister, Ihr Glück ist mir zu groß. Es wäre mir wirklich lieb, wenn Sie unsere schöne Stadt mit der nächsten Overland verlassen würden!«

      Der Fremde nippte an seinem Glas.

      »Da müssen Sie sich gedulden. Ich warte hier in Atlantic-City auf jemanden.«

      »Ach, auch das noch, no, Mister. Daraus wird nichts. Sie werden die Stadt verlassen. Wir brauchen hier keine verkrachten Richtern, die sich zu perfekten Falschspielern entwickelt ha…«

      Der Fremde federte hoch. In seinen Augen war glitzerndes Eis.

      »Wollen Sie damit sagen, daß ich falsch gespielt hätte?«

      »Genau das, Brother! Und nun plustere dich nicht so auf, sonst werde ich dich so rupfen, daß dir die Puste vergeht!«

      Der Fremde ging langsam um den Tisch herum. Sein Gesicht war blaßgrau geworden.

      »Kommen Sie mit auf die Main-street«, sagte er nur.

      Keaton stampfte sofort voran.

      Da packte der Mayor den Arm des Fremden.

      »Mister, es ist doch Wahnsinn. Sie haben keine Chance, er ist Wyatt Earp! Er…«

      Der Fremde, der sich schon losgemacht hatte und einen Schritt weitergegangen war, machte plötzlich Halt. Das Eis in seinem Gesicht zerschmolz. Er zog die Brauen zusammen und forderte den Bürgermeister in völlig verändertem Ton auf:

      »Ach, sagen Sie das doch bitte noch einmal, Mayor.«

      »Er ist Wyatt Earp.«

      »Ich denke, er ist hier der Marshal?«

      »Das wünschten wir sehr, Mister, aber er nimmt unser Angebot nicht an. Dabei sind wir ihm sehr zu Dank verpflichtet und haben das höchste Angebot gemacht, das man einem Townmarshal in einer solchen Stadt überhaupt nur machen kann, ja, wir haben es sogar verdoppelt. Hören Sie, Mister – es ist Wahnsinn, Sie haben keine Chance gegen ihn!«

      In den Augen des Fremden schien plötzlich ein heimliches Funkeln zu stehen.

      »Aha«, sagte er nur und ging weiter.

      McNally hatte ihn die ganze Zeit über beobachtet – und plötzlich war er stocknüchtern. Damned! Dieses spöttische Lächeln, die Karten, der Coltgurt unter dem eleganten Anzug. By Gosh! Das war nicht der Richter aus dem Diamond-Joe-Park. Aber wer – wer war er in Dreiteufelsnamen?

      Keaton! Ich muß ihn warnen! hämmert es in McNallys Hirn. Ich muß ihn sofort warnen. Der Mann ist – er ist ein Gunman – ein Gunman!

      Aber der Kentucky-Mann vermochte sich nicht von der Stelle zu rühren.

      Keaton hatte zehn Yards von der Saloon-Vorbautreppe genau auf der Straßenmitte Aufstellung genommen.

      Der Rausch, der ihn seit Tagen überkommen war, war so stark, daß er völlig hemmungslos handelte.

      Ich bin der große Wyatt Earp! Ich werde ihn, den lächerlichen Richter schlagen! Ich muß ihn schlagen, weil er ein Nichts gegen mich ist!

      Der Fremde ging langsam auf die Straßenmitte.

      Keaton musterte ihn höhnisch.

      »Hör zu, Richter – höchstwahrscheinlich ist deine letzte Viertelstunde angebrochen. Hast du irgend etwas zu sagen? Vielleicht etwas, das wir dem Mann bestellen sollen, auf den du hier warten wolltest?«

      »No.«

      »Well, es tut mir leid! Und deshalb will ich dir eine Chance geben. Du kannst deine Aufforderung zurücknehmen. Ich bin Wyatt Earp, ich habe es nicht nötig, mich mit einem Greenhorn zu schießen!«

      »Ich bleibe dabei!«

      »Well!« Keaton spreizte die Beine.

      Oben standen die Männer mit verstörten Gesichtern auf den Vorbauten.

      Auch McNally schob sich jetzt durch die Schwingtür. Sein Blick haftete auf dem Gesicht des Fremden.

      »He, Greenhorn! Du hast den ersten Schuß frei!« rief Keaton prahlerisch.

      »Verzichte!« versetzte der Fremde kalt.

      »Hör zu, Mister – wie heißt du überhaupt?« Keaton meinte über diese Feststellung dröhnend lachen zu müssen und fuhr fort: »Schließlich müssen wir ja wissen, was wir auf deinen Grabstein kritzeln sollen. Also, sag uns deinen Namen.«

      »Holliday.«

      McNally hatte plötzlich den Mund offenstehen und die Augen sperrangelweit aufgerissen.

      »John Holliday«, ergänzte der Fremde mit eisiger Ruhe.

      Keaton nickte. »Aha – Holliday. Well…«

      McNally wich zurück zur Tür.

      Keaton bemerkte diese Bewegung.

      »Was gibt’s Kid?« rief der falsche Marshal.

      Dem Kentucky-Mann war es plötzlich wie Schuppen von den Augen gefallen.

      Jetzt endlich wußte er, wer dieser Mann da unten auf der Straße

      war.

      Yeah, er war ein Spieler, ein unübertrefflicher Spieler – und er hatte ganz sicher nicht falschgespielt vorhin.

      Und er war auch ein Revolverkämpfer, und zwar einer von den wenigen ganz großen, vielleicht der größte überhaupt. Jedenfalls ein Gunman, gegen den ein so mittelmäßiger Schütze wie Rory Keaton nicht die geringste Chance hatte.

      Dieser Mann war Doc Holliday.

      Plötzlich stieß Keaton den Kopf vor.

      »Holliday heißen Sie?« fragte er heiser.

      »Yeah.«

      »Wo kommen Sie her?«

      »Mit der Overland aus Colorado.«

      Keaton warf noch einen Blick in McNallys wächsernes Gesicht. Er wußte immer noch nicht, was wirklich los war, aber eine dumpfe, sehr ferne Ahnung stieg in ihm auf.

      Mit einem Ruck wandte er sich ab. Langsam ging er zur Treppe.

      Da blieb er stehen und wandte sich an den Mayor. »Ich glaube, es ist Ihnen lieber, wenn ich auf den Gunfight verzichte, Mayor.«

      Der Bürgermeister nickte hastig.

      »Auf jeden Fall, Marshal. Wir möchten nicht, daß ein Fremder hier nur wegen einiger kleiner Unregelmäßigkeiten gleich erschossen wird. So scharf wollen wir hier nicht vorgehen. Das brächte unserer Stadt einen Namen ein, den wir nicht haben wollen.«

      Keaton nickte und hatte McNallys erschrockenes Gesicht bereits vergessen.

      Drüben