Wyatt Earp Jubiläumsbox 7 – Western. Mark Belcher William. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mark Belcher William
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Box
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740932084
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bei dem Anblick des Fremden, der sich Holliday nannte. Aber Keaton war immer noch verblendet genug, die echte Gefahr, die auf ihn zugekommen war, nicht zu erkennen.

      Mit großen Schritten ging er auf den Fremden zu. Nur einen halben Yard vor ihm blieb er stehen.

      »Sie hören, Amigo, daß der Mayor etwas dagegen hat, wenn ich hier jemanden ins Jenseits befördere.«

      Der Fremde sah den Banditen unverwandt an.

      »Sie sind Wyatt Earp?«

      Keaton legte den Kopf ein wenig auf die Seite. »Yeah – ich hoffe, Sie haben nichts dagegen. Und von der Sache mit dem Spiel vorhin wollen wir mal schweigen. Ich erwarte nur, daß Sie hier in Atlantic-City keine Karte mehr anrühren und sich morgen schleunigst davonmachen. Hier in Atlantic-City herrscht Ordnung!«

      Nach diesen geradezu theatralisch ausgesprochenen Worten wandte der Hochstapler sich ab und ging auf den Saloon zu.

      Hal Brigger, der Keeper, sah ihm mit nicht mehr so enthusiastischen Blicken entgegen. Der Ausgang des Gunfights hatte sicher nicht dazu beigetragen, das Ansehen des trinkfreudigen Marshals in der Stadt zu heben. Trotzdem, er war ja Wyatt Earp.

      Als der Fremde in den Saloon kam und dem Keeper erklärte, daß er ein Zimmer nehmen wolle, log Brigger:

      »Es tut mir leid, Mister, mein Haus ist besetzt.«

      »Gibt es noch ein Boardinghouse in der Stadt?«

      Brigger schüttelte den Kopf. Das hieß ganz deutlich: Sieh zu, daß du weiterkommst, Brigant!

      Da erschien Keaton in der Tür vom Hof her.

      »He, Keeper, was soll das? Weshalb schicken Sie den netten Burschen weg? Ich hoffe, daß ihm das vorhin eine Lehre war und er es sich nicht mehr einfallen lassen wird, hier noch einmal eine Karte anzurühren, noch einen Mann zum Gunfight herauszufordern.«

      Das dünne Lächeln um die Lippen des eleganten Fremden sah Keaton nicht. Er belferte weiter:

      »Oben sind noch Zimmer frei. Er soll eine Nacht bleiben können. Und morgen früh, wenn ich aufgestanden bin, will ich ihn nicht mehr hier sehen.«

      Nach diesen Worten ging Keaton hinaus auf den Vorbau.

      Brigger war von der selbstsicheren Art des »Marshals« wieder einmal so sehr beeindruckt, daß er klein beigab und dem Fremden zuwinkte.

      »Vorwärts, tragen Sie sich ein!« Er schob ihm nicht eben freundlich das Buch hin. »Sie verdanken das nur Mister Earp. – Und wie gesagt, morgen vormittag sind Sie verschwunden. Der Marshal steht gegen zehn auf.«

      Der Fremde ergriff die Feder und tauchte sie in das Tintenfaß. In harten, steilen Buchstaben schrieb er seinen Namen unter den Namen, den der Verbrecher Keaton ins Gästebuch eingetragen hatte, unter Wyatt Earp.

      Brigger knurrte: »Gezahlt wird sofort!«

      Der Mann legte das Geld auf die Theke.

      Brigger zischelte: »Zimmer sieben! Und ich möchte bis morgen keinen Mucks mehr von Ihnen hören, ist das klar? Andernfalls…«

      Brigger brach ab. Er hatte das Buch herumgedreht und starrte mit geweiteten Augen auf das, was der Fremde da eingetragen hatte:

      Dr. John H. Holliday.

      Der Keeper sah auf, blickte hinter dem Mann her, der bereits auf der Treppe war.

      »He, Sie…!«

      Holliday wandte sich um.

      Brigger fauchte heiser: »Sind Sie – vielleicht wahnsinnig, Mister?«

      »Ich hoffe nicht. Wie kommen Sie zu dieser wenig angenehmen Vermutung?«

      »Lassen Sie den geschwollenen Stuß, Mann. Was fällt Ihnen ein? Wie können Sie sich unter falschem Namen eintragen?«

      Der Fremde kam langsam zurück.

      »Das würde ich mir nie erlauben, Mister.«

      Brigger sah ihn mit leicht zitterndem Unterkiefer an.

      »Sie haben hier Doktor John H. Holliday hingeschrieben.«

      »Yeah, ich erinner mich dessen.«

      Brigger stieß den Kopf vor. »Mann, halten Sie uns alle für verrückt. Bilden Sie sich vielleicht ein, wir kennen diesen Namen nicht? Doc Holliday! Mann, da hätten Sie sich etwas Gescheiteres einfallen lassen sollen. Der Marshal hat recht, Sie scheinen wirklich ein ganz ausgekochter Bruder zu sein! Los, streichen Sie das gefälligst aus und kritzeln Sie einen anderen Namen dahin, Mann, wenn Sie keinen neuen Ärger haben wollen.«

      Keaton erschien in der Schwingtür.

      »Was gibt’s denn, Keeper?«

      »Wissen Sie, was Ihr Freund da in unser Gästebuch eingetragen hat? Sie werden es nicht glauben. Er war so unverschämt, sich als Doc Holliday einzutragen!«

      Keaton blickte sekundenlang vor sich hin, dann flog sein Blick forschend über den Fremden.

      Doc Holliday! Heavens! War das das Loch in Bill Peacemakers großem

      Tip?

      Ausgeschlossen! Keaton schüttelte diesen Gedanken wieder ab. Der Snob da vorn war nie und nimmer der berühmte Doc Holliday. Aber eines schien dem Banditen jetzt klarzuwerden: Dieser Mann wußte, daß er, Keaton, nicht Wyatt Earp war. Und nun wollte er ihm mit dem »Doc Holliday« eins auswetzen.

      Rory Keaton brach in eine schallende Lache aus und stampfte mit polternden Schritten auf Holliday zu. Hart ließ er seine schwere Pranke auf die Schulter des anderen fallen.

      »All right, Amigo, ich habe verstanden. Kommen Sie, wir werden oben zusammen einen Drink nehmen! Keeper!«

      Brigger schrak zusammen.

      »Geben Sie uns eine gute Flasche. Dieser Mann hier versteht sein Handwerk. Er versteht vor allem zu scherzen!«

      Er nahm die Flasche und ging seitlich hinter Holliday die Treppe hinauf. Oben stieß er McNallys Tür auf.

      Der Kentucky-Mann wich mit bleichem Gesicht in die Zimmermitte zurück, als er sah, wen der Boß da heranschleppte.

      Keaton warf die Tür donnernd hinter sich ins Schloß.

      »He, Kid, nimm den Hut ab. Weißt du, wen ich dir in deine muffige Bude bringe? Das weißt du natürlich nicht, deshalb will ich es dir sagen…«

      »Doc Holliday!« kam es heiser von den Lippen McNallys.

      Keaton zog die Brauen zusammen.

      »Wie kommst du darauf? Ach…«, und wieder lachte er dröhnend, »du hast an der Treppe gelauscht! Yeah, es ist Doc Holliday. Oder jedenfalls ein geriebener Junge, der etwas dagegen hat, daß ich Wyatt Earp bin.«

      McNallys wächsernes Gesicht veränderte sich nicht.

      Keaton zischte ihn an: »Steh nicht so angeleimt da, Mensch. Begreifst du denn nicht? Es ist ein Gauner, der uns foppen will!«

      Keaton wandte sich mit einem Ruck dem Fremden zu.

      »Hören Sie, Mister. Ich bin ein empfindlicher Bursche. Trotzdem, ich will Ihren Scherz nicht ernstnehmen. Sie haben geglaubt, ich hätte mir einen Spaß mit Ihnen gemacht. Deshalb wollten Sie sich auch einen Spaß mit mir machen. Aber Sie haben Pech gehabt: Ich bin Wyatt Earp!«

      McNally wagte nicht mehr zu atmen. Seine Augen hafteten an dem eiskalten Gesicht des Spielers. Was würde jetzt geschehen?

      Keaton erklärte: »Es bleibt dabei, Amigo: Morgen vormittag sind Sie aus der Stadt verschwunden, sonst mache ich Ihnen Beine! Los, verschwinden Sie jetzt. Und zwar schnell!«

      Der Gambler warf ihm einen seltsam nachdenklichen Blick zu und ging dann zur Tür. Als er draußen war, lachte Keaton auf, so lange, bis er McNallys Gesicht sah.

      »He, Kid, was ist mit dir los? Bist du krank? Mensch, nun kipp mir nicht gleich aus den Stiefeln…«

      McNally