Wyatt Earp Jubiläumsbox 7 – Western. Mark Belcher William. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mark Belcher William
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Box
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740932084
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mit krächzender Stimme: »Wo war er denn?«

      McNally schoß seinem Boß einen raschen Blick zu.

      Da versetzte Keaton rasch: »Ich hatte ihn mit einem Auftrag nach Jersey geschickt. Das war sein Glück, denn der Bursche hat einen Schlaf wie ein Bär. Nie und nimmer wär er aus dem engen Bau herausgekommen.«

      »Der eine Tote reicht auch völlig«, krächzte der Händler und kratzte seinen kahlen Schädel. »Sie haben ihn übrigens noch immer nicht gefunden. Er muß total verkohlt sein. Schrecklich!«

      Keaton blickte McNally triumphierend an. Er glaubte fest, daß der Fremde in dem Brand umgekommen sei.

      McNally rieb sich gedankenvoll das Kinn.

      Keaton schob sich eine frische schwarze Zigarre zwischen die Lippen.

      »So, Boy, und nun warte einen Augenblick hier. Ich gehe zum Mayor.«

      Als er nach wenigen Minuten zurückkam, trug er einen umrandeten fünfzackigen Stern auf der neuen Jacke.

      McNally schluckte.

      Es konnte keinen Zweifel mehr geben: Keaton war verrückt, dachte der Kentucky-Mann. Aber Rory Josuah Keaton war keineswegs verrückt. Er war im Gegenteil im Augenblick sehr klar.

      Als er seinem Komplicen auf der Mainstreet gegenüberstand, deutete er mit dem Zigarrenstummel auf den Trümmerhaufen der drei Häuser.

      »Da ist dein Doc Holliday, oder wie er sich auch immer nennen wollte, in Rauch aufgegangen, Kid. Und ich bin jetzt Marshal von Atlantic-City.«

      »McNally fragte vorsichtig: »Du wirst also hierbleiben?«

      »Weshalb nicht?«

      »Aber – ich dachte, Peacemaker hätte dir noch einige Städte genannt?«

      »Yeah, das hat er.« Keaton schob seine breite Brust heraus und polierte mit der Hemdmanschette den silbernen Stern. »Aber wer weiß, wie ich es da treffe.«

      McNally nickte. Die beiden großen Gläser Whisky, die er eben getrunken hatte, wirkten bereits wieder.

      »Was macht Piggers?« wollte Keaton wissen.

      »Er wird verdammt ungeduldig. Er sagt, daß er heute abend in die Stadt kommen will, um mit dir zu sprechen.«

      »Ausgeschlossen!«

      »Er kann doch aber nicht wochenlang da draußen auf uns warten?«

      »Weshalb nicht?« fauchte Keaton. An seiner Stirn schwoll eine große Ader. »Er hat zu warten. Schluß damit. Ich habe jetzt andere Sorgen. Der Stadtrat muß Geld für ein neues Jail ausspucken, bei der Gelegenheit werde ich auch das Office neu aufbauen lassen…«

      McNally hatte dicke Schweißperlen auf der Stirn stehen.

      Heavens, gab es in diesem Teufelskreis denn keinen Ausweg? Er spürte ganz deutlich trotz seines seit Tagen umnebelten Hirns, daß er hier in dieser Stadt auf einem Pulverfaß saß.

      Wie war das mit Doc Holliday gewesen? Er hatte die halbe Nacht darüber nachgedacht, wo er den Mann gesehen hatte. Vielleicht unten in Tucson? Damned, da irgendwo mußte es gewesen sein! Der Fremde war Doc Holliday! Keaton konnte ihn von diesem Gedanken nicht abbringen. Und jetzt sollte er tot sein?

      McNally ging hinüber zu den immer noch schwelenden Trümmern des Boardinghouses. Mehrere Männer kletterten auf der Brandstelle herum und stocherten mit langen Stangen darin herum.

      McNally beteiligte sich plötzlich wie wild an dieser Arbeit. Er wollte die Leiche Doc Hollidays sehen, eher würde er keine Ruhe in dieser Stadt finden.

      *

      Nach zwei Stunden arbeitete der Kentucky-Mann völlig allein auf der Brandstätte. Die anderen Männer waren zum Essen gegangen, außerdem hatten sie auch ihrer täglichen Arbeit nachzugehen, um ihren Broterwerb zu sichern. Es war kein leichtes Leben in Atlantic-City. Die Menschen mußten hier schwer arbeiten. Die Berge ringsum boten wenig Möglichkeiten, den Erwerb der Stadt zu vergrößern. Wäre es sattes grünes Weideland gewesen, das diesen Teil des Fremont-Countys ausfüllte, dann wäre das Leben in Kentucky durch die Rinderzucht und all den damit verbundenen Zweigen bedeutend günstiger gewesen. In dieser Bergstadt aber hatte jeder einzelne Mühe, durchzukommen.

      Als McNally einmal aufsah, um sich den rinnenden Schweiß aus Gesicht und Nacken zu wischen, blickte er in ein dunkelblaues Augenpaar. Es gehörte zu einem Mann, der vorn auf der Straße auf einem hochbeinigen Schwarzfalben saß und dem wie wild in den Trümmern der Brandstelle herumwühlenden Tramp zusah.

      McNally richtete sein schmerzendes Kreuz auf und warf dem Reiter einen forschenden Blick zu.

      Es war ein sehr großer Mann mit wettergebräuntem, ernstem Gesicht, großen seltsam blauen Augen und blauschwarzem Haar. Der breitkrempige schwarze Hut saß ihm tief in der Stirn. Er trug ein leuchtendrotes Hemd und eine schwarze Lederweste zu seiner engen schwarzen Levishose. Unter dem Hosengurt saß ein breiter Waffengurt aus schwarzem Büffelleder, der an beiden Hüftseiten je einen großen Revolver hielt.

      Seine staubigen schwarzen Stiefel waren mit texanischen Steppereien besetzt.

      Es war eigentlich nichts Besonderes an dem Reiter. Und Kid McNally wollte sich auch wieder seiner Arbeit zuwenden, als er, einem merkwürdigen Zwang folgend, wieder in die tiefblauen Augen des Reiters sah.

      »Der Laden ist heute nacht niedergebrannt«, sagte er und wußte selbst nicht, weshalb er das tat.

      Der Reiter nickte, rutschte aus dem Sattel, ließ die Zügelleinen auf den Boden gleiten und kam näher.

      Jetzt sah Kid, daß der Mann tatsächlich weit mehr als sechs Fuß maß. Er griff mit der Linken in die Westentasche, nahm eine halbzerbröckelte lange schwarze Zigarre heraus, benetzte die losen Deckblätter und schob sie sich zwischen die Zähne. Das Zündholz riß er mit der Rechten am Daumennagel der gleichen Hand an.

      »War es das Boardinghouse?«

      »Yeah.«

      McNally fühlte sich unter dem Blick des Fremden nicht sonderlich wohl und begann seine Wühlarbeit fortzusetzen.

      »Sind Menschen zu Schaden gekommen?« fragte der Fremde.

      »Nein. Da drüben wohnte eine Familie mit neun Kindern, der Mann hat sie alle herausgeholt.«

      Schon im Abdrehen hörte der Fremde den Mann auf der Schutthalde noch sagen:

      »Ach ja, es war einer im Hotel, ein Mann – er hatte sich als Doc Holliday ausgegeben. Fast hätte er hier gestern noch einen Gunfight mit dem Marshal gehabt…«

      Der Fremde blieb stehen und wandte sich langsam um.

      McNally sah eine blaue Rauchwolke von der großen Zigarre vor seinem Gesicht stehen.

      »Was ist mit ihm?« fragte der Fremde ruhig.

      Der Kentucky-Mann versetzte: »Ich weiß es nicht. Es heißt, er ist in dem Brand umgekommen.«

      Langsam nahm der Fremde die Zigarette aus dem Mund. »Wo ist das Sheriffs-Office?«

      McNally wies nach Osten. »Aber der Marshal ist nicht da. Er war vorhin noch mit dem Townmayor hier, dann mußte er aus der Stadt reiten, weil er etwas oben in den Bergen zu besorgen hat.«

      »Wie heißt er?«

      »W…« McNally hielt inne. Dann sagte er stockend: »Ich bin nicht von hier, Mister. Ich kenne ihn auch nicht.«

      Der Fremde tippte an den Hutrand und zog sich in den Sattel.

      McNally sah ihm nach, wie er langsam weiter durch die Mainstreet nach Westen ritt.

      McNally stocherte weiter in den rauchigen, verkohlten Balken und Brettern herum, riß sie hoch und schleuderte sie zur Seite, kämpfte immer wieder gegen den Hustenreiz an, weil der feine Brandstaub ihm in die Lungen drang.

      *

      Es war genau drei Uhr am Nachmittag, als von Osten