Wyatt Earp Jubiläumsbox 7 – Western. Mark Belcher William. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mark Belcher William
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Box
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740932084
Скачать книгу
hinter dem vermeintlichen Wyatt Earp respektvoll inne.

      Keaton richtete sich aus seiner gefährlich wirkenden typischen Schießerstellung – die er wochenlang vor dem Spiegelscherben in seinem Hotelzimmer unten im Mohave County geübt hatte – auf und ging mit raschen Schritten über den Vorbau.

      Mitten vor der Gassenmündung lag der Geldsack.

      Keaton blickte auf ihn nieder.

      Da war der Sheriff neben ihm. Er warf nur einen kurzen Blick auf die Staubwolke, die der längst entschwundene »Bankräuber« aufgewirbelt hatte. Dann ging er auf den Geldsack zu und hob ihn auf.

      Mit fast feierlichen Schritten kam er mit der Beute zurück zum Vorbau.

      »Sie haben ihm das Geld abgejagt! Ihre Kugel hat ihn erwischt – Marshal!«

      Marshal!

      Die beiden Silben klangen in den Ohren des Desperados wie Glockengeläut. Unwillkürlich richtete er sich auf.

      Marshal! Der Sheriff von Atlantic-City hatte ihn Marshal genannt.

      Hinter ihnen vor der Saloontür standen die anderen.

      Alle hatten sie die Worte des Sheriffs vernommen. Und niemandem kamen sie verrückt vor. Denn sie hatten ja gehört, wie der Bandit den Fremden genannt hatte.

      Soren hatte sich besonnen.

      »Ich muß dem Kerl folgen. He, Boys, wer kommt mit. Ich…«

      Da zerriß eine donnernde Explosion die Luft.

      Hundertzwanzig Yards weiter östlich stieg eine schwarze Qualmwolke über einem Vorbau hoch. Entgeistert blickten die Menschen auf den Rauchpilz hinüber.

      »Das Depot der Wells-Fargo!« stieß Soren hervor. Dann rannte er auch schon los.

      Die anderen folgten ihm.

      Keaton trat langsam mitten auf die Straße.

      Aus allen Häusern kamen Menschen.

      Als Keaton zufällig zum Undertekings-Büro hinüberblickte, sah er rechts neben der Hausfront in der Seitengasse einen Mann lehnen, desse Anblick ihm das Blut in den Adern fast stocken ließ.

      Kid McNally.

      Lässig lehnte der Bursche an der Hauswand und drehte sich in seiner unnachahmlichen Manier eine Zigarette.

      Keaton schoß ihm einen galligen Blick zu.

      War der Mann denn verrückt geworden? Wie kam er so schnell dahin? Und weshalb war er dort – und nicht längst verschwunden?

      Niemand würde je diesen Kentucky-Mann begreifen können.

      *

      Es gab etwas in Atlantic-City, das schwerer eingeschlagen hatte als die drei Sprengstoffexplosionen, die shon eine erhebliche Unruhe in die Stadt gebracht hatten, – nämlich die Nachricht, daß der berühmte Marshal von Dodge da war. Und daß er gleich einen Banditen angeschossen und einen geraubten Geldsack wieder abgejagt hatte, das trug natürlich ganz gewaltig dazu bei, das Auftauchen des Marshals noch aufzubauschen.

      Nachdem der Sheriff sich das Loch in der Wells-Fargo-Depotwand angesehen hatte, kam er zurück zum Saloon, wo er den vermeintlichen Dodgeer-Marshal sah und mit ausgestreckter Hand auf ihn zukam.

      »Marshal!«

      Keaton sog die Luft tief ein, er mußte sich direkt beherrschen, daß er nicht die Augen schloß. Jonny Soren sah plötzlich auch den dunklen Fleck auf der Jacke. Es war ihm sofort klar, daß dort der Marshalstern gesessen hatte. Und links im Halfter steckte ein überlanger Revolver, mit dem der Marshal vorhin den Meisterschuß abgegeben hatte. Zounds! Soren war kein Dummkopf, er hatte schon eine Menge von Wyatt Earp gehört, und ihn als Sternträger hatten natürlich insbesondere die Waffen seines populären Kollegen interessiert. Der Mann, der da vor ihm stand, war Wyatt Earp. Jonny Soren war nun fest davon überzeugt.

      Heavens, und mit ihm hatte er sich drinnen im Saloon angelegt! Welch eine Blamage hätte das gegeben!

      Joe Happeny, der Townmayor, kam und streckte dem »Marshal« beide Hände entgegen.

      »Mister Earp – ich habe alles gehört! Ganz zweifellos haben Sie die Banditen, die uns seit zwei Tagen verrückt machen, vertrieben…«

      Es kamen im Laufe der nächsten Stunde immer mehr Männer, alte und junge, um dem vermeintlichen großen Mann die Hand zu schütteln. Sogar Frauen und Kinder kamen.

      Keaton hielt sich im Saloon auf. Er genoß dies alles mit tiefster Befriedigung.

      Es gab eigentlich nur eines, was ihn an diesem Nachmittag störte: Das Gesicht des Kentucky-Mannes, der lässig an der Theke lehnte und einen kleinen Whisky nach dem anderen trank. Erstens war Keaton ärgerlich darüber, daß McNally sich einfach in der Stadt aufhielt, und zum anderen war er wütend darüber, daß sein Kumpan ständig trank und noch keinen Cent auf die Theke gelegt hatte; das konnte er auch gar nicht, da er völlig abgebrannt war.

      Plötzlich stand der Sheriff wieder im Saloon. Er musterte McNally von der Tür her.

      Dann rief er schneidend: »He, wer sind Sie eigentlich?«

      »McNally«, versetzte der Kentucky-Mann gelassen, »Kid McNally, Sheriff, wenn Sie nichts dagegen haben.«

      »Ob ich nichts dagegen habe, das soll sich erst herausstellen. Kommen Sie mal mit ins Office. Ich…«

      McNally schob sich den Hut aus der Stirn und unterbrach den Sheriff:

      »Mister Earp, haben Sie gehört, was der Sheriff gesagt hat?«

      Keaton hob den Kopf und zog die Brauen zusammen.

      Jonny Soren wurde flammendrot. Heavens! Hatte er etwa wieder eine Dummheit gemacht?

      »Sie kennen den Mann, Marshal?« erkundigte er sich stockend.

      Keaton warf einen raschen ärgerlichen Blick auf McNally, dann meinte er halblaut: »Yeah.«

      Soren wischte sich durchs Gesicht. Dann nickte er: »Sorry, Mister McNally. Aber Sie müssen verstehen, daß ich mich jetzt ganz besonders um alle Fremden in der Stadt kümmern muß.«

      McNally nickte. »Right, Sheriff, das ist Ihre Pflicht.«

      Keaton hätte seinem Komplizen eine Ohrfeige geben können. Was nahm McNally sich heraus! Wenn ihn nun irgend jemand gesehen hatte! Da trieb er sich in der Stadt herum, stand ohne einen Cent an der Theke und ließ sich ein Glas Whisky nach dem anderen geben.

      »Hallo, Marshal, ich lade Sie zu einem Drink ein!« rief der kaltstirnige Kentucky-Mann jetzt.

      Keaton erhob sich langsam und kam an die Theke.

      »Bist du wahnsinnig?« flüsterte er McNally zu, als er dicht neben ihm war.

      Der Keeper schenkte ein.

      »Es geht alles auf meine Rechnung, was die Gents trinken!« rief er geschäftig.

      McNally grinste schief.

      »Du verschwindest augenblicklich aus der Stadt«, flüsterte Keaton, als er sein Glas hob.

      »Weshalb denn?« zischelte Kid zurück.

      »Wir treffen uns heute nacht wie verabredet bei der Krüppelfichte. Verschwinde jetzt…«

      *

      Sie trafen sich um die vereinbarte Zeit oben in den Bergen.

      Keaton nahm das Geld, das Piggers in dem Beutel hatte, an sich und gab den beiden ihren Anteil.

      McNally schob die Bucks in die Tasche. »Und wie geht es jetzt weiter?«

      »Ihr haltet euch aus der Stadt.«

      »Und weshalb?« fragte McNally.

      Keaton blitzte ihn an. »Weshalb? Du fragst wie ein Dummkopf. Piggers ist gesehen worden, und auch dir mißtraut der Sheriff…«

      »Aber kein Gedanke.