Liebe gegen jede Regel. Andrew Grey. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Andrew Grey
Издательство: Bookwire
Серия: Liebe-Serie
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958235069
Скачать книгу
sich drum.«

      »Ich wünschte bloß, ich hätte noch einmal mit ihm reden können.« Geoff stand auf und setzte sich wieder auf seinen Stuhl.

      »Während deines letzten Besuches ist er noch in der Lage gewesen, sich zu bewegen, deine Nähe zu genießen. So solltest du dich an ihn erinnern, so glücklich, lebhaft und liebevoll wie er zu dem Zeitpunkt war. Nicht an das, was der Krebs am Ende aus ihm gemacht hat.«

      Beide lehnten sich zurück, Geoff ließ seinen Geist verdauen, was er gerade erfahren hatte. Machte er Len für den Tod seines Vaters verantwortlich? Nein, das konnte er nicht. Was Len getan hatte, war wirklich menschlich. Ja, er vermisste seinen Vater unglaublich und so würde es vermutlich eine geraume Zeit lang sein. Aber nun mussten sie die nächsten paar Tage durchstehen und sich durch Besuche beim Bestattungsinstitut, die Beerdigung und den obligatorischen Leichenschmaus durchkämpfen.

      »Len, hast du nicht gesagt, wir haben einen Termin um zwei?«

      »Ja.« Len sah müde aus, sehr müde.

      »Dann sollten wir gehen.«

      Len zwang sich auf die Füße und sie verließen das Haus, stiegen in Lens Truck. Schweigend machte sie sich auf den Weg.

      Sie verbrachten den Großteil der nächsten paar Stunden damit, einen Sarg auszusuchen und die Details der Beerdigung festzulegen. Der Bestatter war sehr hilfreich, als er sie durch den Ablauf leitete.

      »Gibt es irgendetwas Besonderes, das ihr für die Gedenkfeier wollt?«

      »Ja. Cliff hat sich extra gewünscht, dass Geoff die Rede zur Beerdigung hält. Er wollte nicht, dass der Pfarrer das macht.«

      Geoff warf das vollkommen aus der Bahn. Würde er in der Lage sein, die Lobrede seines eigenen Vaters zu halten?

      »Ist es das, was Sie wollen, junger Mann?« Der Bestatter schien auch überrascht.

      »Ja.« Der Gedanke, dass ein Fremder oder jemand, der seinen Vater kaum gekannt hatte, die Lobrede auf dessen Trauerfeier hielt, schien nicht richtig. »Ja... ich werde das machen.«

      Endlich waren alle Vorbereitungen erledigt und sie fuhren zurück nach Hause. Geoff war im Gegensatz zu Len überrascht, ein Auto beim Haus geparkt zu sehen. Drinnen wartete seine Tante Mari, die Schwester seines Vaters, auf sie. Mari umarmte ihn fest und wanderte dann ruhelos im Wohnzimmer hin und her.

      »Setz dich, Mari, du machst mich nervös«, sagte Geoff.

      Sie ließ sich aufs Sofa fallen. »Sind die Vorbereitungen erledigt?«

      »Ja. Die Trauerfeier ist morgen um sechs und die Beerdigung ist um vier am Donnerstag.«

      »Hatte Cliff ein Testament?«

      Len nickte langsam. »Ja, da gibt es keine Probleme. Wir müssen es nur durch die nächsten paar Tage schaffen.«

      Geoff erhob sich. Er konnte einfach nicht mehr still sitzen und Trübsal blasen. »Len, komm, lass uns reiten gehen. Ich glaube, wir müssen unsere Köpfe frei kriegen.« Er wandte sich seiner Tante zu. »Wir sind später wieder da.«

      »Ich kümmer' mich um alles hier.« Darauf konnte Geoff sich verlassen. Tante Mari war etwas Besonderes. Sein Vater hatte noch zwei andere Schwestern und beide waren Miststücke erster Güte. Sie würden früher oder später auch auftauchen, aber Mari konnte mit ihnen umgehen.

      Geoff und Len gingen zusammen zum Stall, wo die Pferde mit majestätisch erhobenen Köpfen aus ihren Boxen schauten. Geoff verteilte an jeden Streicheleinheiten. An der letzten Box war es am schwersten. Hier stand Kirkpatrick, das Pferd seines Vaters. Geoff tätschelte die Nase und gab ihm ein paar Karotten.

      »Lust auf ein bisschen Bewegung, Junge?« Neben seinem Vater war Geoff die einzige Person, die er jemals auf seinem Rücken geduldet hatte.

      »Ich sattle ihn für Sie.« Geoff drehte sich um und sah einen der Stalljungen an der Tür stehen, mit Kirks Sattelzeug und Trense.

      »Danke ...«

      »Joey«, half ihm der Junge auf die Sprünge. Er trat in die Box, nachdem er die Decke und den Sattel über die halbhohe Tür gelegt hatte, und fing an, das Pferd zu bürsten. »Er liebt es, gestriegelt zu werden.«

      Kirk schien sich tatsächlich Joeys Strichen entgegen zu recken. Die Bewegungen des Stallburschen waren effizient und geübt und bald war das Pferd sauber, gesattelt und fertig für ihren Ausritt.

      Geoff dankte dem Jungen und führte Kirk auf den Hof, um dort auf Len und dessen Pferd zu treffen.

      »Lass uns zum Fluss reiten«, rief Len, während er seinen Fuchswallach bestieg. Geoff hob die Hand zum Einverständnis und stieg in den Sattel des schwarzen Hengstes. Sie lenkten ihre Pferde um den Stall herum und auf die weiten Grasflächen dahinter.

      Geoff fühlte sich frei und leicht, während sie ritten. Schon als Kind hatte er sich auf dem Rücken eines Pferdes am glücklichsten gefühlt. Auf dem sicheren Gelände der Weiden gab er die Zügel frei und ließ Kirk rennen. Der Wind peitschte durch sein Haar und sein Hemd, als das kräftige Tier über die grüne Ebene schoss. Einige der Sorgen des Tages lösten sich auf und der Knoten in seinem Inneren schien sich mit jedem von Kirks Schritten ein bisschen mehr zu lockern.

      Als sie sich der anderen Seite der Weide näherten, zügelte er sein Pferd. Kirk gehorchte und verlangsamt sein Tempo bis zum Schritt.

      »Du bist so ein guter Junge, weißt das das?« Geoff tätschelte den Nacken des Pferdes, während er auf Len wartete.

      »Das hab ich gebraucht«, bemerkte Geoff.

      »Das glaube ich dir gerne.« Len lächelte ein wenig. »Er würde wollen, dass wir glücklich sind.«

      »Ich weiß. Aber das fällt mir gerade noch ein wenig schwer.«

      »Komm, es gibt da etwas, das ich dir zeigen will.« Len lenkte sie auf den bewaldeten Weg, der zum Fluss hinunter führte. Er duckte sich unter hohen Bäumen entlang und schlängelte sich um Gestrüpp und Büsche herum. Als sie das Wasser erreichten, leitete er sie noch etwa zehn Meter weiter einen schmalen Pfad entlang, hielt dann an und stieg vom Pferd.

      »Hier ist es.«

      Geoff schaute sich um. Das Wasser schickte funkelnde Lichtpunkte über die Blätter. »Hier haben du und Dad ‒?«

      »Ja. Hier hatten er und ich viele unserer ersten Male und hier sind wir hergekommen, wenn wir mal nicht wollten, dass kleine Ohren uns hören.« Len schaute sich um. »Ich kann ihn fühlen... es ist so, als wäre er hier bei mir.« Er drängte die Trauer zurück und schaute Geoff mit sehr ernstem Gesichtsausdruck an. »Du musst eine Entscheidung fällen. Dein Vater hat vor ungefähr fünf Jahren das Land, die Farm und alle dazugehörigen Bankkonten auf euer beider Namen umschreiben lassen.« Geoff wollte etwas sagen, aber Len hielt ihn auf. »Sie gehören nun ganz dir und du musst die Entscheidung für dich treffen. Du könntest alles verkaufen – und es würde dir eine Menge Geld einbringen –, aber dann wäre es weg, zusammen mit deinem Erbe. Dieses Land gehörte deinem Urgroßvater und nun ist es deins.«

      »Hast du mich deswegen hierher gebracht? Um mir das zu erzählen?«

      »Nein. Ich wollte dir damit sagen, dass ich weiß, wie unglücklich du bist. Und bilde dir keine Sekunde lang ein, dass dein Vater und ich nicht wussten, dass du mit jedem verfügbaren Mann geschlafen hast.«

      Geoff schaute indigniert. »Woher...?«

      Len brachte ihn zum Schweigen. »Ich weiß, wie das ist, weil ich genauso war, bevor ich deinen Vater getroffen habe. Es ist leer, einsam und zutiefst unbefriedigend, besonders im Vergleich neben jemanden aufzuwachen, den man liebt.«

      Geoffs Ärger ebbte ab, als er die Wahrheit hinter dem, was Len sagte, erkannte.

      »Ich weiß, du magst deinen Job, aber ist es damit vergleichbar, mit Kirk wie eben über die Wiesen zu reiten?« Geoff hatte das Gefühl, dass Len etwas in seinem Gesicht suchte. »Dein Vater wollte, dass du die Farm übernimmst. Er hat nur nicht erwartet, dass es so früh sein würde.