»Alles in Ordnung, Eli?« Joey hielt Elis Arm, bis dieser wieder sicher auf den Beinen stand.
Eli hielt still und die Farbe kehrte langsam in sein Gesicht zurück. »Ich bin es nicht gewohnt, in Autos zu fahren. Papa würde das nie erlauben. Als Mama krank war, hat er darauf bestanden, sie in der Kutsche zum Arzt zu bringen, selbst als ein Farmer auf der Straße angeboten hat, sie zu fahren.«
Das erschien Geoff kurzsichtig und ein wenig stur, aber er sagte nichts dazu. Elis Vater hatte offensichtlich strenge Grundsätze und dachte nicht daran, von ihnen abzuweichen.
»Lasst uns rein gehen.« Geoff lotste sie in das Geschäft und dort eine Etage tiefer in die Abteilung für Kleidung. »Eli, such dir aus, was du brauchst.«
Eli nickte und stöberte durch die Kleidung. Währenddessen nahm Geoff Joey mit zu den Schuhen. Er probierte ein paar an und Joey suchte sich ein paar schwarze Stiefel mit Lederriemen aus. Sie fanden einen passenden Cowboyhut und ein Paar Jeans. Joey grinste breit und hielt seine Geschenke, als wären sie aus reinem Gold, und Geoff suchte nach Eli. Er fand ihn vor einer Auslage mit Jeans, wo er Bauklötze in die Luft starrte. Er rührte sich nicht, als Geoff sich ihm näherte.
»Ich wollte immer ein Paar von denen haben, aber Papa hätte das niemals erlaubt, also habe ich nie gefragt.«
Geoff streckte sich und zog eine Jeans heraus, die Elis Größe sein könnte. »Probier die an und schau, ob sie dir passen.« Eli schaute ihn an, als wollte Geoff ihn auf den Arm nehmen. »Das ist die beste Art Hose für Farmarbeit. Sie halten was aus und schützen deine Beine.«
Geoff wies in Richtung Umkleide und Eli ging langsam hinein, als ob das zu schön wäre, um wahr zu sein. Ein paar Minuten später kam er wieder heraus. Geoff hatte recht behalten, die Jeans passte wie angegossen.
»Du brauchst vermutlich erst mal drei Paar und einige Hemden dazu.«
Eli suchte sich die einfachsten Jeans und drei dunkle, einfarbige Hemden raus. Geoff brachte ihn dazu, sich noch ein weiteres Paar Stiefel und Unterwäsche zu kaufen. Auf die Frage nach einem neuen Hut hin verneinte Eli jedoch. Er würde den nutzen, den er hatte. Selbstzufrieden scheuchte Geoff Joey und Eli zur Kasse.
»Geoff, ich bin's Ginny, Ginny Rogers.«
»Oh hey, Ginny.« Er erinnerte sich an sie aus seiner High-School-Zeit. »Ist 'ne ganze Weile her.«
Sie war damals ziemlich unscheinbar gewesen, hatte sich aber hübsch entwickelt.
»Wohl wahr. Kommt bei dir noch was dazu?« Sie schenkte ihm ein breites Lächeln, viel zu breit für so eine zufällige Begegnung. Er wurde offensichtlich ein bisschen angeflirtet. Beinahe hätte er gesagt, dass sie am falschen Baum schnüffelte, hielt dann aber doch den Mund.
»Das hier sind Joey und Eli.« Er zeigte ihr sein bestes Lächeln. »Jungs, das hier ist Ginny. Ich bin mit ihr zur Schule gegangen.«
Geschäftig tippte sie die Einkäufe ein und nahm Geoffs Kreditkarte entgegen. Ginny lächelte und wippte die ganze Zeit auf den Zehenspitzen.
Sie tütete alles ein und rief ihm noch ein »Lass von dir hören!« hinterher. Sie winkte und strahlte, während die Männer nach oben zum Haupteingang gingen... und direkt Tante Janelle in die Arme liefen.
»Geoff.« Sie versuchte, erfreut zu klingen, doch es wirkte viel zu gezwungen.
»Guten Morgen, Tante Janelle.« Geoff war fest dazu entschlossen, sie mit ausgesuchter Freundlichkeit zu strafen, weil das alles war, was sie je von ihm bekommen würde. Nur das Nötigste.
Ihre Augen wanderten prüfend über Joey und Eli. Sie weiteten sich sichtbar, als sie Elis Kleidung erkannte.
Ruhig stellte Geoff sie vor. »Geht und wartet im Truck auf mich. Ich komme sofort nach.« Auf keinen Fall würde er sie ihrem Gift aussetzen, worüber auch immer sie sich diesmal auslassen würde.
Ihre Augen funkelten dunkel. »Korrumpierst du die Amish?« Wäre sie ein Mann, hätte Geoff ihr noch hier im Geschäft eine verpasst. »Dass dein Vater und Len zusammengelebt haben, war schon schlimm genug und ich hatte irgendwie gehofft, dass du trotzdem normal werden würdest. Aber Kinder zu verderben ist...«
Also das war ihr Problem. Er hatte schon immer den Verdacht gehabt, dass das eine Rolle spielte, aber so unter die Gürtellinie zu gehen... Geoff beherrschte sich, bevor er etwas sagte, das er später bereuen würde.
»Nun hör mir mal gut zu: Len und mein Vater haben einander geliebt. Das ist etwas, das du niemals verstehen wirst. Also schlage ich vor, du behältst dein Gift und deine verqueren Ideen über die beiden für dich.«
Sie versuchte, vor den anderen Leuten im Laden den Anschein des Opfers zu erwecken, aber das funktionierte nicht. Die Leute in der Stadt wussten, wie sie war, und warfen Geoff mitleidige Blicke zu.
»Ich weiß nicht, was du willst, ein Quilt ist sicher nicht so viel Mühe wert, aber du wirst es nicht bekommen«, versprach Geoff.
Sie versuchte empört auszusehen. »Ich will gar nichts von dir!«
»Gut, dann gib mir deinen Schlüssel. Ich weiß, dass du seit Jahren einen Schlüssel zum Haus hast. Gib ihn mir jetzt.«
Sie fing an zu stottern. »Ich bin in dem Haus aufgewachsen. Du kannst nicht ‒«
»Natürlich kann ich. Es ist mein Haus und meine Farm.« Er hielt seine Hand auf und wartete. Sie plapperte und plapperte und endlich grub sie in ihrer Handtasche und zog ihren Schlüsselbund hervor. Nach einigem Herumfummeln übergab sie ihm endlich den Schlüssel. Ohne ein weiteres Wort drehte Geoff sich um und verließ den Laden, stieg in den Truck und legte seinen Kopf auf dem Lenkrad ab.
»Das ist eine bösartige Frau.«
»Das ist sie, Eli, das ist sie...« Geoff richtete sich wieder auf und startete den Truck in Richtung Eisenwarenhandlung. Er versuchte, seine Tante aus seinen Gedanken zu verbannen. Sie brauchten nicht lange, um Lens Liste abzuarbeiten.
»Habt ihr beide Lust, auf ein Milchshake im The Dairy Barn?« Ihr Lächeln war Antwort genug und vertrieb die letzten Überbleibsel von Tante Janelles Gift.
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