Jesus sagt uns: „Folge mir. Ich werde dich auf eine Wanderung mitnehmen. Ich möchte, dass du nicht nach links und nicht nach rechts abbiegst. Du sollst mir folgen. Ich möchte, dass du mir voll und ganz vertraust und durch dick und dünn bei mir bleibst. Ich möchte, dass du nicht aufgibst und dich in allen Enttäuschungen und Widerwärtigkeiten an mich wendest. Ich werde dich an Orte führen, wo du sagen wirst: ,Was, um alles in der Welt, soll ich hier?‘ Selbst dann sollst du mir vertrauen.“
Der Weg, den Jesus Sie führt, kann Ihnen wie eine Serie von Sackgassen erscheinen. Aber der Faden funktioniert nur vorwärts. Sie müssen ihm folgen, ohne nach rechts oder links abzuweichen. Gehorchen Sie Jesus, und der Faden wird Sie ans Ziel bringen.
In einem anderen Buch drückt MacDonald es so aus: „Das große Geheimnis des Lebens und Wachsens besteht nicht darin, zu ersinnen und zu planen ... sondern jeden Augenblick das Recht zu tun, was getan werden muss ... und nicht das kommen zu lassen, was halt kommen wird (denn das gibt es nicht), sondern das, was der Wille des Ewigen für jeden von uns ist, ja was er von Anbeginn an für uns gewollt hat.“20 Und in einem dritten Werk: „Sie werden so lange tot sein, wie Sie zu sterben sich weigern.“21 Will heißen: Wir sind so lange tot, wie wir uns weigern, unserem Ich abzusterben. Wir müssen dem Faden folgen. Sie sagen: „Das ist harte Kost“, und da haben Sie recht. Dem Faden folgen – wie sollen wir das machen? Es ist eigentlich nicht schwer, aber es ist tief greifend. Absolut alles, wozu er uns wohin wir gehen müssen. beruft, tut Jesus selber. Als er Jakobus und Johannes aufforderte, ihren Vater in dem Boot zu lassen, hatte er selber schon den Thron seines Vaters verlassen. Wie es in einem Weihnachtslied heißt: „Er kommt aus seines Vaters Schoß und wird ein Kindlein klein .“ Später, am Kreuz, wird er die totale Trennung vom Vater erleben.
Manchmal wird es scheinen, als ob Ihr Faden Sie in eine Sackgasse führt, in Situationen, wo Sie sich die Finger blutig machen und die Steine beiseiteräumen müssen, um dem Faden weiter zu folgen. Aber versuchen Sie nie zurückzugehen oder abzubiegen. Die Königsherrschaft Christi wird Sie nicht erdrücken. Er hat sich selber für uns erdrücken und zerschmettern lassen. Er folgte seinem Faden bis zum Kreuz, damit Sie Ihrem Faden in seine Arme folgen können.
Jesus hat angefangen, öffentlich zu predigen und zu lehren. Seine Worte sind vollmächtig, seine Botschaft unwiderstehlich. Die Nachricht von ihm verbreitet sich wie ein Lauffeuer, und bald kommen die Menschen in Scharen, um ihn zu hören. Wie reagiert Jesus darauf? Markus schreibt:
Am nächsten Morgen stand Jesus vor Tagesanbruch auf und zog sich an eine einsam gelegene Stelle zurück, um dort allein zu beten. Petrus und die anderen suchten ihn. Als sie ihn gefunden hatten, sagten sie: „Alle Leute fragen nach dir!“ Aber er antwortete: „Wir müssen auch noch in die anderen Dörfer gehen, um dort die rettende Botschaft zu verkünden. Das ist meine Aufgabe.“ (Markus 1,35-38)
Jesus stand in aller Frühe auf, um alleine zu sein und zu beten. Die sprachliche Formulierung lässt darauf schließen, dass dies keine Fünfminutenandacht war, sondern Stunden dauerte; als Simon zu ihm kam, betete Jesus immer noch.
Als Simon ihm sagt, dass eine große Menschenmenge auf ihn wartet, beschließt Jesus, sofort aufzubrechen und zu gehen. Er lässt die Welle der Popularität bewusst hinter sich. Warum? Weil es ihm viel mehr um die Qualität der Reaktion der Menschen auf ihn geht als um die Zahl seiner Bewunderer. Doch die Menschen strömen ihm weiter zu – die einen, um seine Lehre zu hören, einige, um Heilung zu finden, manche aus Neugierde, andere aus anderen Gründen. Warum auch immer, sie kommen in großer Zahl:
Nach einigen Tagen kehrte Jesus nach Kapernaum zurück. Es sprach sich schnell herum, dass er wieder im Haus des Simon war. Viele Menschen strömten zusammen, sodass nicht einmal mehr vor der Tür Platz war. Ihnen allen verkündete Jesus Gottes Botschaft. Da kamen vier Männer, die einen Gelähmten trugen. Weil sie wegen der vielen Menschen nicht bis zu Jesus kommen konnten, deckten sie über ihm
das Dach ab. Durch diese Öffnung ließen sie den Gelähmten auf seiner Trage hinunter. Als Jesus ihren festen Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: „Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!“ (Markus 2,1-5)
Was für eine dramatische Szene! Wenn plötzlich jemand durch die Decke herunterkäme, während ich predige, ich wäre sprachlos. Was wollten diese hartnäckigen Männer von Jesus? Zuerst scheint er sie ja nicht wirklich zu verstehen. Er sieht den Gelähmten an, und anstatt ihm zu sagen: „Steh auf und sei geheilt“, sagt er: „Deine Sünden sind dir vergeben.“ Wenn der Gelähmte heute leben würde, hätte er darauf vielleicht gesagt: „Äh, danke, aber darum hatte ich nicht gebeten. Ich hab ein dringenderes Problem, ich bin gelähmt.“
Doch Jesus weiß etwas, das der Kranke nicht weiß: dass er ein viel größeres Problem hat als seinen Gesundheitszustand. Jesus sagt ihm: „Ich verstehe deine Probleme. Ich habe dein Leiden gesehen, dazu komme ich gleich noch. Aber bitte verstehe, dass das Hauptproblem im Leben eines Menschen nie sein Leiden ist, sondern seine Sünde.“ Die Antwort von Jesus stößt Sie vor den Kopf? Dann stellen Sie sich bitte vor, jemand sagt Ihnen: „Das Hauptproblem in deinem Leben ist nicht das, was dir passiert ist und was die Menschen mit dir gemacht haben, sondern die Art, wie du darauf reagiert hast.“ Ironischerweise finden Sie das motivierend. Warum? Weil Sie an dem, was das Leben oder was die Menschen mit Ihnen machen, nicht viel ändern können, aber Sie können sich selber, Ihre Einstellung ändern. Wenn die Bibel von Sünde redet, meint sie nicht nur all das Böse, das wir tun – nicht nur unsere Lügen oder unsere Begierden oder was auch immer. Richtig verstanden bedeutet Sünde, dass ich Gott in der Welt, die er gemacht hat, ignoriere. Ich rebelliere gegen ihn, indem ich ihn aus meinem Leben ausschließe. Ich sage: „Wie ich lebe, das bestimme ich gefälligst selber.“ Und Jesus sagt, dass genau dies unser größtes Problem ist.
Jesus konfrontiert den Gelähmten mit seinem Hauptproblem. Er führt ihn gleichsam in die Tiefe. Er sagt ihm: „Du kommst zu mir, um mich zu bitten, deinen Körper zu heilen. Damit gehst du nicht tief genug. Du hast die Tiefe der Sehnsüchte deines Herzens unterschätzt.“ Wer gelähmt ist, der will mit jeder Faser seines Seins wieder aufstehen und laufen können; das ist nur natürlich. Aber dieser Mann setzte alle seine Hoffnungen auf diese eine Karte, wieder laufen zu können. In seinem Herzen sagte er sich höchstwahrscheinlich: „Wenn ich nur wieder laufen könnte, dann wäre alles gut. Ich wäre nie mehr unglücklich, ich würde nie mehr klagen. Wenn ich nur wieder laufen könnte ...“ Doch Jesus sagt ihm: „Mein Sohn, da irrst du dich.“ Das klingt hart, aber es ist zutiefst wahr. Jesus sagt: „Wenn ich nur deinen Körper heile, wirst du glauben, dass du nie mehr unglücklich sein wirst. Aber warte zwei Monate oder vier – das Hochgefühl wird nicht von Dauer sein. Die Wurzeln der Unzufriedenheit im menschlichen Herzen reichen sehr tief.“
Niemand hat den Schaden, den diese Unzufriedenheit anrichtet, besser beschrieben als Cynthia Heimel, die längere Zeit für das New Yorker Kulturmagazin Village Voice schrieb. Einen ihrer Artikel werde ich nie vergessen. Im Laufe der Jahre hatte sie etliche Menschen kennengelernt, die sich als Schauspieler durchschlugen, nebenbei in Restaurants und an Theaterkassen jobbten, um ihre Rechnungen bezahlen zu können, und dann plötzlich berühmt wurden. Jahrelang hatten sie gesagt: „Wenn ich nur Karriere machen könnte, wenn ich nur dies hätte und jenes schaffte, dann wäre ich glücklich.“ Sie waren wie so viele andere: gestresst, ruhelos, unzufrieden. Aber, so Heimel, als sich dann ihr tiefster Herzenswunsch erfüllte, wurden sie unerträglich: labil, launisch, manisch. Sie waren nicht nur, wie man vielleicht erwarten könnte, arrogant, es war viel schlimmer. Diese Menschen waren jetzt noch unglücklicher als zuvor. Heimel schreibt:
Ich habe Mitleid [mit den Stars]. Echt. Früher waren sie nette, umgängliche Menschen ... aber jetzt ... ist ihre Wut furchtbar. ... Sie waren die, die berühmt werden wollten. Sie arbeiteten und kämpften. ... Und als sie dann berühmt geworden waren, hätten sie am nächsten Morgen am liebsten eine Überdosis Tabletten geschluckt ... weil das Große, für das sie so gekämpft hatten, diese Berühmtheit, die alles