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Автор: Markus Kompa
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783864896224
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verhören wir Zielpersonen mit härteren Methoden, und wir warten nicht erst ab, bis Terroristen zuschlagen. Wir bleiben unter dem Radar und sind bislang nie aufgefallen, unser Vorgehen wäre auch unpopulär. Die Leute wollen Frieden, aber sie hören nicht gerne, wie er gesichert wird. Alle wollen Fleisch essen, aber niemand will wissen, wie es produziert wird. Also ersparen wir der Öffentlichkeit gewisse Dinge, und alle sind glücklich. Im Moment haben wir ein Problem mit einem Terroristen, der im europäischen Ausland operiert. Die Amerikaner gehen davon aus, dass der Terrorist am US-Nationalfeiertag zuschlagen wird. Sie wollen, dass wir ihn erledigen.«

      »Wir?«

      »Die Amerikaner haben zugesagt, dass sie in Westeuropa nicht mehr letal operieren. Sie erwarten aber, dass wir unsere Angelegenheiten alleine regeln, und jetzt sind wir nach Meinung von Washington in der Pflicht. Die Terror-Zelle in Hamburg, wo 9/11 geplant wurde, halten die uns heute noch vor. Zuletzt, während der Snowden-Leaks, wurde wieder viel Porzellan zwischen den Diensten zerschlagen. Die Amis zweifeln an unserer Loyalität und erwarten, dass wir Nägel mit Köpfen machen.«

      »Weiter?«

      »Wir haben eine gefährliche Zielperson, die neutralisiert werden muss. Das ist nach unserer Rechtsauffassung durch übergesetzlichen Notstand gedeckt, wenn auch nicht nach der Rechtslage des Landes, in dem sich die Zielperson gerade aufhält. Washington will das Drittland da rauslassen, auch wir sehen diese Sache so, dass sie nur zufällig auf dessen Boden stattfindet. Wir können die Amis beeindrucken, indem wir ihnen beweisen, dass wir solche Sachen tatsächlich alleine erledigen können und dabei vor allem keine Spuren hinterlassen.«

      »Was genau wollen Sie von mir, und was haben Sie mir anzubieten?«

      »Wenn Sie mitmachen, dann garantiere ich Ihnen, dass Sie sich um Ihre Zukunft keine Gedanken machen müssen. Wir erledigen Ihren Vermögensaufbau, bezahlen Sie gut, stellen Ihnen Anwälte und halten unsichtbar unsere Hand über Sie. Sie bleiben offiziell beim KSK. Wenn Sie Urlaub oder Wochenende haben, erledigen Sie gewisse Aufträge, die offiziell nicht existieren. Sie bekommen dafür natürlich auch keine offiziellen Einsatzbefehle, Urkunden, Badges oder Orden. Es kann sein, dass Ihnen mal beim Ehrenempfang des KSK die Kanzlerin ganz besonders nett zuzwinkert. Vielleicht ist auch mal ein Essen mit dem Verteidigungsminister drin, wenn Sie etwas länger dabei sind. Wobei wir im Großen und Ganzen allerdings unabhängig von der jeweiligen Regierung arbeiten. Was wir tun, darf nicht zur Regierung zurückverfolgbar sein. Alle Kontakte laufen über mich. Sie selbst nehmen nie mit irgendeiner Dienststelle Kontakt auf. Sie können die Kooperation nach jedem ausgeführten Auftrag beenden, und wir sind uns nie begegnet. Sie müssen sich allerdings jetzt sofort entscheiden, eine zweite Ansprache machen wir aus Sicherheitsgründen nie. Wir arbeiten nur mit sehr wenigen Leuten zusammen, und zwar immer nur mit den besten ihres jeweiligen Faches. Im Moment suchen wir noch jemanden wie Sie mit Kampferfahrung, der zupacken kann und die Dinge, die er anfängt, auch zu Ende bringt. Wenn Sie beim aktuellen Auftrag dabei sind und einen brandgefährlichen Terroristen aus dem Spiel nehmen wollen, dann geht es für Sie schon in wenigen Tagen los! Schlagen Sie ein!« Der Fremde hielt Jörg die Hand hin. Offenbar wusste er, dass Jörg für den Urlaub weder Pläne noch Mittel hatte und die Gesellschaft seiner Mutter für die nächsten zwei Wochen nicht ganz das war, was man sich unter Erholung vorstellte.

      »Ich weiß nicht …«

      »Frank wusste es!«

      »Was wollen Sie damit sagen?«

      »Haben Sie sich nie gefragt, wie Ihr Kamerad sich das teure Haus und andere Dinge leisten konnte? Frank hat während seiner Heimaturlaube für uns gearbeitet. Er war unser Geheimagent mit der Lizenz zum Töten! Er war der Mann, der Deutschland sicher gemacht hat. Und nun bieten wir Ihnen an, seine Position einzunehmen. Sie haben die Chance, unschuldige Menschen zu retten und Terroristen zu geben, was sie verdienen! Sie können die Welt sicherer machen! Oder aber vorzeitig aus der Bundeswehr ausscheiden und als Türsteher verwöhnten Kindern der Neureichen bei ihren Diskobesuchen zuzusehen!« Erneut hielt ihm der Mann die offene Hand hin. Jörg schlug ein.

      »In diesem Rucksack hier finden Sie weitere zehntausend Euro. Sie bezahlen von den damit insgesamt zwanzigtausend Euro die Kosten der Mission und können den Rest behalten. Außerdem haben wir Ihnen ein Krypto-Handy eingepackt sowie etliche SIM-Karten. Sie benutzen für jeden Anruf eine neue SIM-Karte. Absolute Priorität muss für Sie Ihre Unsichtbarkeit haben. Für Ihren ersten Auftrag haben wir Ihnen Tarnpapiere mit Ihrem Passbild gemacht. Die Reiseapotheke enthält Sprühverband. Der ist dazu gedacht, Fingerabdrücke zu vermeiden. Weitere genaue Instruktionen finden Sie auf dem Krypto-Handy. Sie müssen nur auf die Wetter-App gehen und abfragen, wie das Wetter in Pullach ist. Und dieser Autoschlüssel gehört zu einer Garage in Baden-Baden. Darin finden sie einen VW Golf mit mehreren Tarnkennzeichen. Und noch weitere Ausrüstung. Sie werden begeistert sein.«

      Der Anwalt, der sich Jörgs Geschichte weitgehend kommentarlos angehört hatte, sah ihn ungläubig an. »Über die Wetter-App kommt man zum Geheimdienst? Das klingt ja wie in einem schlechten Film!«

      »Das hat aber wirklich funktioniert! Und dann wollte er, dass ich schon am nächsten Tag konspirativ nach Griechenland fahre und den Terroristen töte. So, dass es keine Spuren gibt und es eben wie ein Unfall aussieht, also ohne Waffen. Dem war die OpSec total wichtig.«

      »OpSec?«

      »Operationssicherheit. Ich sollte nicht direkt nach Griechenland reisen, wo sich meine Zielperson aufhielt, sondern das Auto in Salzburg abstellen und mit dem Zug weiterfahren. Ab Salzburg habe ich dann die gefälschten österreichischen Ausweise eines Victor Halaschka benutzt, den es tatsächlich gibt. Der macht in gebrauchte Mähdrescher und benutzt angeblich am Wochenende kein Handy. Im Hotel in Athen bin ich also unter dem Namen Halaschka eingecheckt und hatte auch Prospekte mit Mähdreschern in diesem Rucksack dabei, die dann am andern Tag dort irgendwo tatsächlich real versteigert wurden. War da sogar angemeldet.«

      Griechenland und Athen waren gelogen. Tatsächlich hatte die Operation in Prag stattgefunden. Doch das brauchte der Anwalt nicht zu wissen.

      »Kann ich die Papiere mal sehen?«

      »Hier in dieser Brieftasche waren Führerschein, Ausweis, Kundenkarten, alles mit meinem Bild drin. Nachdem ich ausgereist war, musste ich alles vernichten. Die wollten, dass ich mit dem extra eingepackten Feuerzeug zuerst mein Passbild anzünde. Das musste ich mit diesem Krypto-Handy fotografieren. Ich musste das alles dokumentieren. Dann habe ich die verschmorten Ausweise weggeworfen.«

      »Also keine Beweismittel übrig … Was war das denn für eine Ausrüstung, die in der Garage deponiert war?«

      »Das spielt erst mal keine Rolle.«

      »Wenn ich Sie recht verstehe, haben Sie keine Tötungshandlung begangen?«

      »Nehmen wir mal an, dass es so ist.«

      »Bei Tötungsdelikten ist bereits die Zusage strafbar, ein solches auszuführen. Wenn die Tat sogar in ein Versuchsstadium gelangt ist, kommt es für die weitere Strafbarkeit darauf an, ob die Tat freiwillig abgebrochen wurde.«

      »Und wenn man es doch gemacht hat? Theoretisch, meine ich.«

      »Bei Mord und Totschlag entschuldigt auch ein Handeln auf staatlichen Befehl innerhalb einer Organisation nicht. Es gab zwar mal den berühmten Fall des KGB-Agenten Staschinsky, aber auch die Mauerschützen wurden verurteilt. Sofern bei der Tötung Mordmerkmale wie zum Beispiel ein ›hinterlistiger Angriff‹ erfüllt wurden, ist mit einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe zu rechnen. Was vielleicht helfen könnte, wäre die Kronzeugenregelung. Wenn Sie sich einer staatlichen Stelle offenbaren, könnte etwa eine lebenslängliche Haftstrafe auf zehn Jahre abgemildert und dann irgendwann in einen offenen Vollzug überführt werden.«

      »Die Frage war nur theoretisch.«

      »Natürlich. Nichts für ungut, aber es ist schon spät und wir werden heute ohnehin nicht fertig. Wir machen morgen weiter. Ich habe vormittags einen Gerichtstermin, reden wir also um 14:00 Uhr weiter.«

      »Das geht nicht. Ich muss immer in Bewegung bleiben.«

      »OpSec?«

      »OpSec!«