Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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von Denny Lawrence hing ein abgegriffenes Schild mit der Aufschrift »Closed«.

      Da war das Sheriff-Office. Nein, er mochte nicht mehr zu den Kollegen gehen. Die Pleite von Douglas steckte noch zu sehr in seinen Knochen. Die Leute mußten ja über ihn lachen, über den sitzengelassenen Duellpartner. Daß ihm das nicht stattgefundene Duell merkwürdigerweise großen Ruhm eingetragen hatte, kam ihm nicht in den Sinn.

      Gleich neben der Saddlery Phil Robinsons war in einem schmalen Haus eine winzige Kneipe.

      Wyatt rutschte aus dem Sattel und ging mit steifgefrorenen Gliedern auf den Saloon zu.

      Gedämpftes rotes Licht kam durch die beschlagenen Scheiben.

      Als er die Tür geöffnet hatte, sah er, daß der kleine dunkle Schankraum fast leer war.

      In einer Ecke saßen zwei ältere Männer mit Felljacken und starrten in ihren Punch.

      Wyatt schloß die Tür und ging an die Theke.

      Ein schillernder Glasperlenvorhang wurde auseinandergeschoben, und eine blonde Frau von vielleicht dreißig Jahren kam heraus. Sie musterte ihn eingehen, hob den Kopf und erkundigte sich nach seinen Wünschen.

      Wyatt deutete auf die Ecke, dahin, wo die beiden Punchtrinker saßen. »So was – was da so duftet, das möchte ich auch haben.«

      Ein freundliches Lachen lag um die stark geschminkten Lippen der Frau.

      Und als der Mann jetzt genauer hinsah, stellte er fest, daß das ganze Gesicht mit einer dicken Puderschicht bedeckt war. Sie war sicher viel älter, als sie aussah, diese Frau.

      Sie ging an den Vorhang und rief etwas hindurch.

      Im Küchenraum klirrten Gläser.

      Die Frau kam an die Theke zurück, setzte sich auf einen hohen Hocker, stützte den linken Ellbogen auf die Theke und betrachtete den Mann.

      »Ich bin Judy Robinson.«

      »Hier heißen sicher eine ganze Menge Leute Robinson«, meinte Wyatt.

      »Nein. Nur wir.«

      »Na, hören Sie – nebenan wohnt zum Beispiel ein Sattler, der heißt auch Robinson…«

      Sie lächelte. »Sie haben gute Augen und anscheinend auch ein gutes Gedächtnis. Das sind aber wir, wie ich schon sagte. Papa repariert nebenan Sättel, und ich reparierte erfrorene Seelen.«

      »Seelen oder Herzen?« fragte er. Und plötzlich fiel ihm die Rooper-Ranch ein. Sofort verschwand das Lächeln von seinem Gesicht. Um Himmels willen nicht wieder mit einer Frau ein freundliches Gespräch anfangen, schoß es ihm durch den Kopf. Aus einer harmlosen Schäkerei konnte leicht eine furchtbare Geschichte werden. Er konnte schließlich ein Lied darüber singen.

      Dabei war er so froh, nach langer Zeit wieder einmal in ein lächelndes Menschengesicht sehen zu können. Wärme zu verspüren, und wenn sie auch nur aus zwei freundlichen Mädchenaugen kam.

      Der Punch kam. Eine alte, rundliche Negerin stellte ihn neben Judy auf die Theke.

      Sie schob das Glas vor den plötzlich verstummten Reiter hin.

      Er nahm es, trank ein paar Schlucke, setzte es ab und starrte in die rotflimmernde Flüssigkeit, in der sich die beiden Wandlampen spiegelten.

      Er dachte an Willa.

      Wann würde er sie wiedersehen?

      Ein tiefer Seufzer hob seine Brust.

      Ganz langsam trank er das Glas aus.

      »Noch einen?« hörte er die dunkle Stimme der Frau.

      Er nickte.

      Nach dem zweiten Punch wurde ihm besser. Eine wohlige Wärme zog in seinen Körper und trieb ihm sogar ein paar glitzernde Schweißperlen auf die Stirn.

      Aber er hob nicht den Kopf und blickte nicht in das Frauengesicht, das da vor ihm war.

      Er spürte, daß Judy ihn beobachtete.

      Plötzlich hörte er sie sagen: »Sie kommen aus Colorado?«

      »Nein«, erwiderte er, ohne aufzublicken.

      »Also aus Kansas?«

      »Aus Missouri. Aber… meine Frau lebt in Kansas.«

      »Ihre Frau…?«

      »Yeah.«

      »Sind Sie schon lange weg?«

      »Yeah…«

      Plötzlich war ein warmes Lachen an seinem Ohr. »Jetzt weiß ich wenigstens, woran Sie die ganze Zeit gedacht haben.«

      Er hob den Kopf. Sicher war er jetzt rot bis an den Haaransatz. »Ja, Sie haben recht. Ich habe an sie gedacht.«

      »Schreiben Sie ihr oft?« fragte die Frau und nahm aus einer rosa Schachtel eine lange Zigarette.

      Wyatt riß ein Zündholz an und reichte ihr Feuer. »Schreiben?« fragte er und blickte sie kopfschüttelnd an.

      »Ja! Oder schreiben Sie ihr etwa nie?«

      »Nein – das heißt… Ja…, ich habe noch nicht geschrieben.« Teufel auch, das war ja eine großartige Idee. Er würde Willa einen Brief schreiben.

      »Aber wo bekomme ich jetzt Tinte, Feder und Papier her?«

      Die blonde Judy blickte ihn lachend an. »Von mir natürlich.«

      Und dann saß Wyatt beim dritten Punch an einem der Tische und verfaßte einen langen Brief, in dem er seiner Willy von dem Ritt erzählte, ihr ewige Liebe schwor und versprach, daß er zurückkommen werde, daß er morgen seinen Ritt beenden wolle – damit sie endlich in ihr Heim hinüber nach Lamar fahren könnten.

      Als er den Brief beendet hatte, hatte er das Gefühl, eine große Leistung vollbracht zu haben.

      Der Umschlag war verschlossen und beschriftet, als Wyatt an die Theke ging. »So, jetzt kann er auf die Reise gehen!« sagte er frohgelaunt.

      »Kommen Sie, Sara wird ihn zur Post mitnehmen, sie hat ohnehin noch Post für den Lederhändler von Vater mitzunehmen.«

      Einen vierten Punch lehnte der Constabler dankend ab. Dafür erkundigte er sich, wo er hier in der Stadt schlafen könne.

      »Ein paar Häuser weiter ist Lotkeys Hotel«, erklärte Judy. »Da gibt’s zu dieser Jahreszeit genug freie Zimmer.«

      Die Tür ging auf, und ein untersetzter Mann mit grauem Haar betrat den Saloon.

      Er kam an die Theke und nickte Judy stumm zu.

      »Einen Brandy?« fragte sie.

      »Yeah, Miß Judy.«

      Die Blonde schenkte ihn ein und fragte: »Na, haben Sie alles überstanden?«

      Der Mann fuhr sich mit seiner schwieligen Hand durchs Gesicht. »Ach, Sie meinen den Faustschlag dieses Schweinekerls? Längst vergessen, Miß Judy. Ein Schmied ist schließlich nicht von Pappe! – Aber das steht fest, wenn mir der Kerl noch mal begegnet, schlage ich zuerst!«

      Der Schmied betrachtete den abgetragenen Rock des Constablers. »Na, Freund, wollen wir denn einen Drink zusammen nehmen?« fragte er gutmütig.

      Wyatt schüttelte den Kopf. »Nein, danke, hab’ schon drei Glas Punch hinter mir.«

      »Das ist doch nichts für einen Cowboy.«

      »Bein kein Cowboy, Mister – und morgen geht’s heim nach Kansas.«

      »Aus Kansas stammen Sie?«

      »Ja, eigentlich aus Missouri, aber meine Frau lebt in Kansas!« Wyatt warf zwei Silbergeldstücke auf das Thekenblech, winkte der blonden Judy zu und ging zur Tür.

      Ehe er sie öffnete, nahm er eine Zigarre aus der Tasche, zündete sie an und sog den Duft tief sein.

      In diesem Augenblick hörte er den