Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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starrte auf die Glasscheibe der Tür. Dann fuhr er herum. »War es ein Fuchs?«

      Der Mann an der Theke hob den Kopf zur Seite. »Yeah – wie kommen Sie darauf?«

      »Und der Mann war groß, noch fast einen Kopf größer als ich, breitschultrig, trug einen grauen Stetson und eine braune Jacke?«

      »Yeah…!« Der Mann kam auf Wyatt zu. »Kennen Sie ihn?«

      »Und ob. Dieser Mann heißt Silk Cassedy, und ich suche ihn seit einer Ewigkeit!«

      »He! Dann sind Sie wohl Wyatt Earp?«

      »Ja, das ist richtig!«

      Der Schmied nahm Wyatt wieder an die Theke. »Passen Sie auf, Mr. Earp. Er kann nicht sehr weit mit dem Eisen gekommen sein. Ich ahnte, daß er nicht zahlen würde, wenn ich auch im Traum nicht daran dachte, daß der Mann mich schlagen würde. Ich habe ihm nämlich einen Streich gespielt. Das Eisen taugt nicht viel. Und es wird sich bald lösen. Ich hab’ ihm einen sogenannten Klapphuf besorgt. Kapieren Sie?«

      Wyatt verstand. »Sie haben ihm das Eisen so aufgesetzt, daß es sich löst und doch nicht abfällt, weil es an ganz langen, nicht ganz eingeschlagenen Hufnägeln hängt.«

      »So ist es, Mr. Earp, genauso. Und dieser vertrackte Halunke wird seine reine Freude an der Klapperei haben, das steht fest!«

      »Haben Sie eine Ahnung, welche Richtung er genommen haben könnte?

      »Ja. Am späten Nachmittag sprach ich mit dem alten Wiggers. Der hockt immer bei gutem Wetter im Schaukelstuhl vor seiner Tür. Der Fremde hatte mit ihm gesprochen. Cassedy hatte Ihr Plakat gelesen, und den Alten gefragt, wie weit es von hier nach Douglas wäre. Dann war er jedoch in nördlicher Richtung durch die Livinghalde davongeritten. Jedenfalls erzählte es mir der alte Wiggers so.«

      Der Constabler nahm die Zigarre aus dem Mund.

      »Nach Norden also«, murmelte er.

      *

      Am Nachmittag des Silvestertages schlenderte Wyatt Earp zu Fuß durch die Straßen der Stadt Moorcroft.

      Hastig drängten und schoben sich die Menschen über die Stepwalks an ihm vorbei. Flaschen unter den Armen, Körbe mit Speisen für den Abend in den Händen. Frohe, strahlende Gesichter.

      Niemand achtete auf den Mann, der da in der schwarzen Jacke, ohne Mantel, durch die eisige Luft die Straße hinaufging.

      In einem kleinen Hotel nahm er ein Mittagessen zu sich. Danach saß er stundenlang am Fenster, wischte immer wieder die Eisblumen weg und starrte auf die Straße.

      Seit Stunden beschäftigte ihn wieder der Gedanke an die Umkehr.

      Silk Cassedy konnte hinauf nach Montana geritten sein. Und weiter noch hinauf in den Schnee der Bergriesen.

      Am Tisch des Constablers nahmen im Laufe des Nachmittags viele Leute Platz. Pelztierjäger, Trapper mit langen Bärten und Schlapphüten, eine Frau mit zwei Kindern und ein alter Mann, der eine heiße Suppe bestellte.

      Plötzlich schrak Wyatt zusammen.

      Der Tisch war seit einer Stunde leer geblieben.

      Und als der Mann jetzt einmal vom Fenster wegblickte, sah er neben sich ein Paar braunrote Hände liegen.

      Er nahm den Kopf zur Seite und sah in ein steinaltes Indianergesicht. Ein Gesicht, wie es wohl kein Maler malen konnte; rotbraun, von unzähligen Falten und Fältchen zerissen, ledern, wie gegerbt. Der Mund war nur ein schmaler Strich, die Nase hart und sehr gerade, das Kinn fest, die Stirn nur wenig fliehend. Die Augen kohlschwarz und seltsam flimmernd. Strähnig hing das silberweiße Haar an beiden Seiten des hageren Gesichtes nieder. Ein Stirnband aus Schlangenleder hielt eine große, gefleckte Feder am Hinterkopf fest.

      Der Salooner kam an den Tisch und fegte mit dem Handtuch ein paar Brotkrumen auf die Erde. »Mister?« fragte er Wyatt. »Noch einen Brandy?«

      Der Constabler nickte. Schließlich konnte er hier nicht stundenlang sitzen, ohne etwas zu verzehren.

      Plötzlich tat der Salooner, als sehe er den Indianer erst jetzt. »He, Rothaut! Was willst du denn hier?« fragte er bissig.

      Die Lippen des steinernen Gesichtes bewegten sich tatsächlich.

      »Tee«, sagte er mit dem gutturalen Ton seiner Rasse.

      »Tee? Wir haben nichts Warmes für Rothäute!«

      Der Alte hob nur die Lider und schoß ihm einen versengenden Blick zu. Dann stand er auf.

      Da legte Wyatt seine Linke auf den Unterarm des Indianers. »Bleiben Sie, Mister!« Und zu dem Salooner gewandt, meinte er eisig: »Tee!«

      Der ging kopfschüttelnd davon.

      Vorsichtig und in kleinen Schlucken nahm der Indianer von dem heißen Getränk. Als die Schale schließlich leer getrunken war, nahm er aus dem Gürtel ein kleines, blinkendes Metallstück und legte es vor sich.

      Wyatt blickte darauf. »He, Mister – was ist denn das?«

      »Gold«, sagte der Indianer in seiner stoischen Ruhe.

      »Gold? Sie wollen diesem unfreundlichen Patron da für eine dünne Tasse Tee ein Goldkorn geben?«

      Der Wirt war an den Tisch gekommen. »Was haben Sie sich in meine Angelegenheiten zu mischen, Mann!« fuhr er Wyatt an. »Es ist schließlich mein Geschäft und nicht das Ihre. Wenn die Rothaut mit einem winzigen Stückchen Gold seine Zeche bezahlen will, so ist das doch wohl in Ordnung!«

      Wyatt lehnte sich zurück und lachte den Salooner entwaffnend an. »Also, das war so schön, Mister – das müssen Sie direkt noch mal sagen!«

      Der Wirt hatte über dem rechten Oberschenkel einen tiefhängenden Colt sitzen. Jetzt legte er die Hand darauf. »Wenn Sie sich nicht benehmen können, Mann, werde ich Ihnen Sitten beibringen.«

      »Ja – zweifellos. Mit so einem Revolver ist schon manchem was beigebracht worden. Nur niemals was Gutes. So – hier ist Geld für meinen Verzehr. Und der Tee des Indianers ist mit drin!«

      Wyatt warf drei silberne Geldstücke auf den Tisch.

      Der Wirt starrte mit begehrlichen Augen auf das funkelnde große Goldkorn.

      Da stand der Indianer auf.

      Wyatt hielt ihn fest. »Stecken Sie das Gold wieder ein!«

      Der Rote blickte ihn nachdenklich an. Schließlich streckte er die Hand aus und griff nach dem Korn.

      Da hatte der Wirt den Revolver in der Faust. »Hände weg!«

      Wyatt stand ganz langsam auf, nahm das Gold und schob es dem Indianer in die Gürteltasche. Dann wandte er sich dem Salooner zu, indem er nahe an ihn herantrat: »Nimm die Kanone weg, Freund! Ich muß sonst wirklich noch ernstlich befürchten, daß du nicht ins neue Jahr kommst.«

      Der Wirt warf ihm einen galligen Blick zu, steckte die Waffe weg und wandte sich zur Theke.

      Der Indianer war schon gegangen.

      Leider mußte Wyatt nun auch seinen schönen Platz am Fenster aufgeben.

      Als er hinaustrat, wehte ihn eine eisige Luft an.

      Er schlenderte wieder wie am Vormittag durch die Straßen, blieb an den Ständen der fliegenden Händler stehen und überlegte gerade, ob er doch wieder in sein Quartier zurückgehen sollte, als er durch das Hoftor in einen Mietstall sah.

      Im Hof stand ein einzelnes Tier. Eine Fuchsstute.

      Wyatt ging in den Hof.

      Der Händler, ein krausköpfiger Mann mit dünnem Gesicht, scharfem Adamsapfel und borstigem Schnurrbart, sah ihm griesgrämig entgegen.

      »Was gibt’s?« brummte er.

      »Ist die Stute zu verkaufen?«

      »No.«

      »Schade. Ein hübsches